Denn wer hat, dem wird gegeben Potenzialanalysen vor- und nachbereiten Carolin Kunert, Programmstelle Berufsorientierung im BIBB 28.10.2019 in Essen
Agenda Potenzialanalyse: Was ist das eigentlich? Prozessbegleitung: Was ist gemeint und warum ist sie wichtig? Vorbereitung Nachbereitung: wie kann das funktionieren?
Was ist eine Potenzialanalyse?
Potenzialanalyse als Instrument zur Prozessbegleitung
Potenzialanalyse als Türöffner Potenzialanalyse Phase des Einstimmens Besonders bedeutsam: Selbstwissen Betroffenheit Eigenverantwortung Zuversicht
Potenzialanalyse als Türöffner Potenzialanalyse: Bezeichnung der Kompetenzfeststellung innerhalb der Bildungsketten (Kompetenzfeststellung ist übergeordneter Begriff)* *Angelehnt an: INBAS 2013, Glossar Stärkenorientierung, Selbsterkundung und Selbstreflexion Ziel: Kompetenzen entdecken und entwickeln und Eigenverantwortung fördern Fokus auf überfachlichen Kompetenzen: sozial, personal, methodisch; (NRW: + praktische Potenziale) Kernelement: Handlungsorientierte Beobachtungsaufgaben Selbst-und Fremdeinschätzung Feedback Erste Erkundung beruflicher Interessen und Neigungen
Einsatz von Fragebögen oder Tests Zur Selbst- und Fremdeinschätzung Zur ersten Erkundung beruflicher Interessen und Neigungen In der Regel: Fragebögen, schriftlich oder am PC Interessenfragebogen aus Selbsterkundungstool der BA Selbst- und Fremdeinschätzungsbogen aus dem Berufswahlpass
Handlungsorientierte Aufgaben Simulation von Situationen, in denen die Jugendlichen Anforderungen bewältigen müssen Systematische Beobachtung nach vorab definierten Verhaltensmerkmalen An AC angelehnte Verfahren Arbeitsproben
Übung: Teamstift
Prozessbegleitung: Was ist gemeint und warum ist sie wichtig?
Forschungsergebnisse aus dem BOP (zum Thema Potenzialanalyse/Kommunikation) Potenzialanalysen wirken stärker (auf die Berufswahlkompetenz), wenn Sinn und Zweck sowie der Bezug zur Beruflichen Orientierung deutlich wird Durch eine entsprechende thematische Vor- und Nachbereitung durch die Schule Durch die Einbeziehung beruflicher Bezüge in die Potenzialanalyse wenn Erfahrungen reflektiert werden und die Kommunikation der Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern und anderen Beteiligten gefördert wird: vorbereitend, nachbereitend und begleitend. Wenn Erkenntnisse regelmäßig wieder aufgegriffen und eingeordnet werden Eigene Schlussfolgerungen sind besonders nachhaltig Sowohl Gruppenreflexionsphasen als auch individuelle Gespräche fördern wichtige Aspekte der Berufswahlkompetenz in besonderem Maße.
Einbindung von Eltern Mittlere Erhöhung der Identität zwischen 7. und 9. Klasse differenziert nach Einbindung: 0,4 Ich habe meinen Eltern ausführlich von meinen Erfahrungen (im BOP) berichtet 0,3 0,311 0,2 0,227 0,1 0,106 0,148 0 trifft nicht zu (n=41) trifft kaum zu (n=155) trifft eher zu (n=294) trifft genau zu (n=156) -0,1 Quelle: Befragung Schülerinnen und Schüler 2014-2015 im Rahmen der BOP Evaluation, nur IG Folie 12
Auf die Qualität des Feedback kommt es an Zitat einer Schülerin auf die Frage, ob sie sich so eingeschätzt habe, wie die Anleiterin in der Potenzialanalyse Nee, (...) weil, als wir das mit der Brücke gemacht haben, und da war das ja alles durcheinander und ich habe das bisschen versucht, das so zu regeln, so dass wir doch was schaffen und dann meinte am Ende die die Frau da, ja, dass ich keine Idee von den Anderen zulasse. Das fand ich, das stimmt gar nicht. Ich hab sie ja zugelassen, nur die Eine wollte das halt designen und ich meinte: Was möchtest du denn da designen? Denn wir hatten nichts auf dem Papier, gar nix. Und erstmal sollte ja die Brücke stehen und dann haben wir ein bisschen rum diskutiert und, ja das fand ich ein bisschen, nicht richtig. Eigenes Erleben ist für die fast wichtiger als die pädagogischen Schlussfolgerungen des Anleitungspersonals. Quelle: Evaluation des Programms zur Förderung der Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten Vortrag Jahrestagung 2014
Vorbereitung Nachbereitung: wie kann das funktionieren?
Chance und Notwendigkeit: Zusammenhänge herstellen Standardinstrumente der Studien- & Berufsorientierung Potenzialanalyse Schulische Beratung Portfolioinstrument Berufsfelderkundung Betriebspraktikum Vernetzt denken, Erfahrungen in einen Zusammenhang stellen Curriculare Verknüpfung, z.b. Inhaltliche Bezüge im Fachunterricht Selbstreflexionsanteile im Fachunterricht Lernentwicklungsgespräche Individuelle Förderung Weitere Schulentwicklungsthemen, z.b. Individualisierung Kompetenzorientierung Inklusion Chancengerechtigkeit etc.
Reflexion (oder auch Feedback lernwirksam gestalten ) Bilder: Manuel Hetzinger
Prozessbegleitung durch die Schule Vorbereitung der Potenzialanalyse: Erarbeitung der Kompetenzmerkmale in Klassenverband, Auseinandersetzung mit Fähigkeiten und Interessen z.b. über Arbeit mit Steckbrief Nachbereitung der Potenzialanalyse: Auswertung der Ergebnisse in Einzel- und Kleingruppenarbeit durch Abgleich des eigenen Kompetenzprofil mit den möglichen Kompetenzen: Woran möchte ich weiterarbeiten? Was heißt das für die Berufsfelderkundung? Begleitete Auswahl der Berufsfelder für Praxisphasen vor dem Hintergrund festgestellter Interessen und Kompetenzen im Klassenverband (z.b. Portfolioinstrument) oder im Beratungsgespräch (z.b. Beratungskonzept Arnsberg) Anknüpfungspunkte in der weiteren Berufsorientierung: Einbindung festgestellter Kompetenzen in Bewerbungsanschreiben, Aufnahme der Kompetenzmerkmale in die Praktikumsberichte, regelmäßige Aktualisierung des Kompetenzprofils im Portfolioinstrument.
Vorbereitung: Schulung der Merkmale Quelle: Kompetenzanalyse Profil AC
Methodensammlung für Prozessbegleitung und Reflexion Kompetenzen verstehen: Eigenschaften versenken Aktionssoziometrische Aufstellen zum Meinungsbild Selbsteinschätzung Biografisch arbeiten: Steckbrief Lebensfluss Wappen Stärkenorientierung: Reframing Gruppenauswertung: Sonnenreflexion Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Potenzialanalyse waren Daran möchte ich weiterarbeiten Wenn ich mich morgen für ein Berufsfeld entscheiden müsste, wäre das... Fähigkeiten reflektieren: Was genau machst Du/macht Spaß daran? Wie lange schon/oft? Was genau gelingt Dir dabei richtig gut? Was brauchst Du dafür für Fähigkeiten für? Welche Rolle hast Du bei? Zielfindung: Blitzentscheidungen
Methodenbeschreibung Sonnenreflexion Methode Vorgehen Variante Sonnenreflexion Klassengröße und mehr Zeit: Ca. 10 Min. Benötigt werden ein großes Papier und Stifte. Ein Kreis (Sonne) wird aufgezeichnet und darin ein Statement notiert. In der Sonne wird zum Beispiel ein Satz angefangen wie Die wichtigste Erkenntnis aus der Potenzialanalyse ist für mich oder Dafür möchte ich die Berufsfelderkundung nutzen Die Schüler*innen vervollständigen die Sätze mit ihren Gedanken und schreiben sie als Strahlen um den Sonnenkreis. Die Methode kann in Einzel- oder Kleingruppenarbeit eingesetzt werden. Bei der Einzelarbeit wird entsprechend mit kleinen Blättern gearbeitet. Es kann parallel an mehreren Statements gearbeitet werden.
Methodenbeschreibung Aktionssoziometrische Aufstellung Methode Vorgehen Variante Aktionssoziometrische Aufstellung Klassengröße Zeit: Variabel 15-45 Min Mit Klebeband wird eine Linie mit den jeweiligen Endpunkten trifft zu trifft nicht zu auf den Boden geklebt. Der Moderator/Die Moderatorin stellt verschiedene Fragen, zu denen sich die Schüler*innen entlang der markierten Linie positionieren sollen. Nachdem sie sich positioniert haben, werden Einzelne gebeten ein kurzes Statement zur Erklärung (Wie kommst du zu dieser Einschätzung?) abzugeben. Mögliche Fragen: Bei der/durch die Potenzialanalyse habe ich neue Stärken von mir entdeckt. interessante Rückmeldungen zu mir bekommen. Ideen erhalten, wo meine Stärken im Beruf eine Rolle spielen könnten. Lust bekommen, mich mit der Berufsorientierung zu beschäftigen. Ideen erhalten, woran ich weiter arbeiten/was ich jetzt mal ausprobieren möchte. Die Methode variabel zur Meinungsabfrage oder zur Selbsteinschätzung eingesetzt werden. Eine andere mögliche Variante ist, die verschiedenen Aufgaben/Elemente der Potenzialanalyse chronologisch auf den Boden zu legen und Fragen zu stellen wie: Welche Aufgabe hat Dir am meisten Spaß gemacht? Bei welcher Aufgabe hast Du am meisten gelernt? Weitere Variation: Blitzentscheidung (siehe Folgefolie)
Methodenbeschreibung Blitzentscheidungen Methode Vorgehen Fragestellungen Blitzentscheidungen Klassengröße und mehr Zeit: Ca. 10-20 Min. Mit Klebeband wird eine Linie auf den Boden geklebt. Der Moderator/Die Moderatorin stellt verschiedene Fragen, zu denen sich die Schüler*innen entweder links oder rechts der markierten Linie positionieren sollen. Nachdem sie sich positioniert haben, werden Einzelne gebeten ein kurzes Statement zur Erklärung (Wie kommst du zu dieser Entscheidung?) abzugeben. In der Zukunft möchte ich lieber...ein eigenes Haus haben oder öfter in den Urlaub fahren viel Geld haben oder mehr Zeit für mich (meine Freunde, Freizeit, Familie). hier in der Gegend bleiben oder woanders hingehen. in der Stadt wohnen oder auf dem Land wohnen. mit anderen Menschen zusammenarbeiten oder allein. im Job unterwegs sein oder einen festen Arbeitsort haben. mit den Händen arbeiten oder mit dem Kopf. einen Job haben, bei dem ich viel in Bewegung bin oder im Büro mit dem Computer arbeiten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Wenn Sie Fragen im Nachhinein haben: kunert@bibb.de