##41## Möglichkeiten einer Nachholung vonunterlassenen Zuführungen zu einer Pensionsrückstellung. 4Abs. 2Satz 1, 6aAbs. 3, Abs.



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Transkript:

6aNr. 1/2012 Jg. 2012 EStG Möglichkeiten einer Nachholung vonunterlassenen Zuführungen zu einer Pensionsrückstellung 4Abs. 2Satz 1, 6aAbs. 3, Abs. 4Satz 1EStG 6aNr. 1/2012 1 A. Grundsätzliche Anmerkungen In der vorliegenden Begutachtung geht es um die Bewertung des Ausmaßes des sog. Nachholverbotes für nicht vorgenommene Zuführungen zu Pensionsrückstellungen. Dabei ist ebenfalls fraglich, welchen Spielraum eine laufende Außenprüfung für nachträgliche Korrekturen dieser Bilanzposition bietet. Nicht zuletzt wird auch geklärt, ab welchem Zeitpunkt eine in der Pensionszusage enthaltene Anwartschafts- und Rentendynamik überhaupt in der Pensionsrückstellung abzubilden ist.für die Beantwortung der vorliegenden Fragen kommt es insbesondere auf die Auslegung des 6aAbs. 3und 4EStG an. B. Sachverhalt und Fragestellung I. Sachverhalt Eine GmbH erteilte ihrem 56-jährigen Gesellschafter-Geschäftsführer am 29.9. 2004 eine Pensionszusagedes Inhalts, dass von einem Pensionsalter von 67 Jahren an eine Altersrente i.h.v. monatlich 4500 E, im Invaliditätsfall eine Invalidenrente i.h.v. 80 % der Altersrente und im Todesfall eine Witwenrentei.H.v. 60 %der Altersrente gezahlt werden soll, wobei die Rentenbeträge sowohl während des Zeitraums der Anwartschaft als auch während des Zeitraums des Rentenbezugs der Inflation pauschal mit 2% p.a. angepasst werden sollen. Bei der Bilanzierung der Pensionsrückstellung berechnete die GmbH die jährlichen Teilwerte grundsätzlich entsprechend der Vorschrift des 6a Abs. 3EStG, berücksichtigte dabei jedoch zu den Bilanzstichtagen des 31.12. 2004 und des 31.12.2005 die in der Zusage enthaltene Anwartschafts- und Rentendynamik nicht. Diesen Fehler berichtigte sie in der Bilanz zum 31.12. 2006, indem sie der Rückstellung nicht nur die Differenz zwischen den objektiven Teilwerten zum 31.12.2006und zum 31.12.2005 i.h.v. 59823 E,sondern auch die Fehlbeträge aus den Vorjahren i.h.v. 89150 E, insgesamt also 148 973 E, zuführte. Dies beanstandet das Finanzamt bei einer die Veranlagungszeiträume 2005 bis 2009 betreffenden Außenprüfung. Esvertritt dazu folgende Auffassung: Die Fehlbeträge aus den Vorjahren von insgesamt 89150 E könnten der Pensionsrückstellung wegen des sich aus 6aAbs. 4 Satz 1EStG ergebenden Nachholverbots nicht vor Eintritt des Versorgungs- DStP Lfg. 259 März 2012 1 ##41## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite1/10 23.2.2012 16:3

EStG Jg. 2012 Nr. 1/2012 6a falles zugeführt werden. Ausnahmen von dem Nachholverbot gebe es nur, wenn die Rechtsprechung eine Pensionsrückstellung zunächst für unzulässig erachtet und diese Auffassung später revidiert habe oder wenn die Finanzverwaltung dem Versorgungsverpflichteten einen bestimmten Sachverhalt aufgedrängt habe. Diese Voraussetzungen lägen hier nicht vor. II. Fragestellung 1. Steht das Nachholverboteiner Zuführung der aus den Vorjahren stammenden Fehlbeträge zu der Pensionsrückstellung zum Bilanzstichtag des 31.12. 2006 entgegen? 2. Kann die Rückstellung zum Bilanzstichtag des 31.12.2005 deshalb noch berichtigt werden, weil der Veranlagungszeitraum 2005 Gegenstand der Außenprüfung ist? 3. Wirkt sich die in der Pensionszusage enthaltene Anwartschafts- und Rentendynamik bereits auf den Teilwert der Pensionsverpflichtung am Bilanzstichtag des 31.12.2004 oder erst auf den Teilwert an einem späteren Bilanzstichtag aus? C. Stellungnahme I. Nachholverbot für Zuführungen zu Pensionsrückstellungen Gemäß 6aAbs. 4Satz 1EStG darf eine Pensionsrückstellung in einem Wirtschaftsjahr höchstens um den Unterschied zwischen dem Teilwert der Pensionsverpflichtung am Schluss des Wirtschaftsjahres und am Schluss des vorangegangenen Wirtschaftjahres erhöht werden. Die Bedeutung dieser Vorschrift besteht darin, dass sie die jährlichen Zuführungen zu einerpensionsrückstellung der Höhe nach beschränkt, 1 und zwar auf die sog. Teilwert-Differenz. 2 Der Zweck dieser Beschränkung bestand ursprünglich darin, willkürliche Gewinnverschiebungen zu verhindern. 3 Daraus ergibt sich das sog. Nachholverbot für 1 Vgl. FG BW, Urt. v. 18.7.2007 3K82/03, EFG 2007, 1863, rkr.; FG Rh.-Pf., Urt. v. 8.9.2005 6K1613/04, EFG 2005, 1848, rkr.; Dommermuth in Herrmann/Heuer/Raupach, EStG und KStG, Kommentar, 6aEStG, Rz. 150; Weber-Grellet in Schmidt, EStG, Kommentar, 30. Aufl., 6a Rz. 1. 2 Vgl. FG Baden-Württemberg, Urt. v. 18.7.2007, a.a.o.; Dommermuth, a.a.o., Rz. 150; Kauffmann in Frotscher, EStG, Kommentar, 6a Rz. 88; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61. 3 Vgl. BFH, Urt. v. 13.2.2008 IR44/07, BStBl.II2008, 673 =GmbHR 2008, 774 m. Anm. Hoffmann =FR2008, 1164 m.w.n.; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61. 2 ##42## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite2/10 23.2.2012 16:3

6aNr. 1/2012 Jg. 2012 EStG Zuführungen, die in früheren Wirtschaftsjahren unterlassen wurden. Denn da das Gesetz den jährlichen Zuführungsbetrag nicht an den tatsächlich vorgenommenen Bilanzansatz des vorangegangenen Wirtschaftsjahres, sondern an die Differenz der objektiv richtigen Teilwerte knüpft,kann sich als Differenz kein Zuführungsbetrag ergeben, der eine in einem früheren Wirtschaftsjahr unterlassene Zuführung umfasst. 4 Allerdings ist der Anwendungsbereich des Nachholverbots umstritten. Nach einem Teil der Literatur hat sich der Anwendungsbereich des im Jahre 1974 unter der Geltung des Passivierungswahlrechts für Pensionszusagen in 6a EStG aufgenommenen Nachholverbots durch die Einführung der Passivierungspflicht für nach dem 31.12.1986 erteilte Versorgungszusagen (sog. Neuzusagen) stark verringert. Da nunmehr der Spielraum für willkürliche Gewinnverschiebungen fehle, soll das Nachholverbot für Neuzusagen gegenstandslos geworden sein 5 und nur noch für Altzusagen gelten 6 bzw. sich auf Missbrauchsfälle beschränken. 7 Dagegen vertreten die höchstrichterliche Rechtsprechung und ihr folgend ein anderer Teil der Literatur die Auffassung, dass das Nachholverbot auch nach Wegfall des Passivierungswahlrechts und Einführung der Passivierungspflicht uneingeschränkt weitergelte. Zwar könne das NachholverbotimEinzelfall der Passivierungspflicht von Neuzusagen widersprechen; jedochsei sowohl nach dem Wortlaut des Gesetzes als auch nach dem erkennbaren Willen des Gesetzgebers davon auszugehen, dass das Nachholverbot der Passivierungspflicht vorgehe. 8 Denn dieser habe das Verbot bis heute unverändert gelassen, obwohl er die Vorschrift des 6aEStG inzwischen durch das Steueränderungsgesetz1998 9 geändert habe. 10 Daher sei das Nachholverbot nicht nur auf 4 Vgl. Ahrend/Förster/Rößler, Steuerrecht der betrieblichen Altersversorgung, Bd. I, 2. Teil, Rz. 908, 936; Dommermuth, a.a.o., Rz. 151; Höfer in Höfer/Veit/Verhuven, BetrAVG, Kommentar, 7. Aufl., Band II, Rz. 609; Höfer in Littmann/Bitz/Pust, ESt, Kommentar, 6aRz. 240; Höfer, DB2011, 140; Kauffmann, a.a.o., Rz. 88; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61. 5 Vgl. Otto in Blomeyer/Otto, Betriebsrentengesetz, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, 5. Aufl., StR A, Rz. 504; Riemer, BetrAV 2000, 425. 6 Vgl. Höfer, DB2011, 140. 7 Vgl. Büchele, DB1999, 67. 8 Vgl. BFH, Beschl.v.14.1.2009 IR5/08, BStBl.II2009,45=FR 2009, 905 m. Anm. Buciek = GmbHR 2009, 558. 9 Steueränderungsgesetz v. 19.12.1998, BGBl. I1998, 3816. 10 Vgl. BFH, Beschl. v.14.1.2009, a.a.o. DStP Lfg. 259 März 2012 3 ##43## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite3/10 23.2.2012 16:3

EStG Jg. 2012 Nr. 1/2012 6a Altzusagen, sondern auch Neuzusagen anzuwenden. 11 Nach dieser Auffassung ist das Nachholverbot unabhängig davon anzuwenden, ob die Wertansätze in den Vorjahresbilanzen zulässig waren oder gegen zwingende Bilanzierungsvorschriften verstießen. 12 Ohne Bedeutung ist insbesondere, obdie Minderzuführung darauf beruht,dass der Steuerpflichtige von einerzulässigen Berechnungsmethode im Vorjahr zueiner anderen zulässigen Berechnungsmethode übergeht, die zu einem höheren Teilwert führt, 13 oder ob es sich um einen Bilanzierungsfehler handelt. Das Nachholverbot greift grundsätzlich auch bei Fehlern des Steuerpflichtigenaller Art ein, 14 z.b. wenn der Fehlbetrag auf einem Rechtsirrtum beruht 15 oder wenn die Rückstellung aufgrund einesberechnungsfehlers zuniedrig gebildet worden ist 16 (sog. Sphärengedanke ). Aus dem Umstand, dass 6a Abs. 4EStG für derartige Fälle imgegensatz zur anderen Sachverhalten keine Ausnahme vom Nachholverbot vorsieht, muss geschlossen werden, dass dieses auch bei Berechnungsfehlern uneingeschränkt gelten soll. 17 Der Umstand, dass dem SteuerpflichtigenimEinzelfallder Vorwurf einer willkürlichen Gewinnverschiebung nicht gemacht werden kann, ändert daran nichts. 18 Zwar besteht der Zweck des Nachholverbots grundsätzlich darin, solche Manipulationen zu verhindern; im Gesetz kommt dieser Zweck jedoch allenfalls intypisierter Weise zum Ausdruck, eine subjektive Voraussetzung 11 Vgl. BFH, Urt. v. 13.2.2008, a.a.o.; Beschl. v.14.1.2009, a.a.o.; ebenso: Ahrend/Förster/Rößler, a.a.o., Rz. 938; Dommermuth, a.a.o., Rz. 151; a.a. Büchele, a.a.o.; Höfer, DB 2011, 140; Riemer, BetrAV 2000, 425. 12 Vgl. FG BW, Urt. v. 18.7.2007, a.a.o. 13 Vgl. BFH, Urt. v. 10.7.2002 IR88/01,BStBl.II2003,936 =GmbHR 2002,1082 m. Anm. Anders; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61. 14 Vgl. FG BW, Urt. v. 18.7.2007, a.a.o., m.w.n.; FGRh.-Pf., Urt. v. 8.9.2005, a.a.o.; Kauffmann, a.a.o., Rz. 88b; Dommermuth, a.a.o., Rz. 152. 15 Vgl. BFH, Urt. v. 10.7.2002, a.a.o.;urt. v. 13.2.2008 IR44/07, GmbHR2008, 774 m. Anm. Hoffmann =FR2008,1164, a.a.o.;fgbw, Urt. v. 18.7.2007, a.a.o.;bmf, Schr. v. 11.12.2003 IVA6-S-2176-70/03, BStBl.I 2003, 746; Ahrend/Förster/Rößler, a.a.o., Rz. 938; Gosch in Kirchhof, EStG, Kommentar, 8. Aufl., Rz. 47; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61; a.a. Büchele, a.a.o.; Förster in Blümich, EStG, KStG, GewStG, Kommentar, 6aEStG, Rz. 444; Höfer in Höfer/Veit/Verhuven, a.a.o., Rz. 636; Höfer, DB 2011, 140; Stuhrmann in Bordewin/Brandt, EStG, Kommentar, 6aRz. 197; Weiland in Lademann, EStG, Kommentar, 6aRz. 324. 16 Vgl. BFH, Beschl. v.14.1.2009, a.a.o.; FGBW, Urt. v. 18.7.2007, a.a.o.; Kauffmann, a.a.o., Rz. 88b; FG Rh.-Pf., Urt. v. 8.9.2005, a.a.o.; Ahrend/Förster/Rößler, a.a.o., Rz. 938; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61. 17 Vgl. BFH, Beschl. v.14.1.2009, a.a.o. 18 Vgl. BFH, Urt. v. 10.7.2002, a.a.o.; Urt. v. 13.2.2008, a.a.o. 4 ##44## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite4/10 23.2.2012 16:3

6aNr. 1/2012 Jg. 2012 EStG für das Nachholverbot enthält esnicht. 19 Allerdings greift das Nachholverbot nach der Rechtsprechung dann nicht ein, wenn die Minderzuführung durch staatliche Stellen veranlasst worden ist 20,z.B. wenn die Bildung der fraglichen Rückstellung wegen einer entgegenstehenden, inzwischen jedoch geänderten Rechtsprechung unterlassen wurde 21 oder wenn das Finanzamt dem Steuerpflichtigen einenzuniedrigen Rückstellungsbetrag aufdrängte. 22 Diese Ausnahmen sind jedoch auf besondere Sachverhalte beschränkt; eine generelle Ausnahme für entschuldbare Rechtsirrtümer lässtsich dem nichtentnehmen und ist nicht zuzulassen. Insbesondere fehlt es an einer Regelungslücke, die durch eine Gesetzesanalogie geschlossenwerden müsste. 23 Kein Falldes Nachholungsverbots ist gegeben, wenn die Pensionszusage, also der Verpflichtungsumfang während der Anwartschaft, nachträglich erhöht wird. Die insoweit entstandene Teilwertänderung darf voll zugeführt werden. 24 Auch auf dem Weg über eine Bilanzberichtigung kann das Nachholverbot nicht umgangen werden.wegenderbilanzierungspflichtfürneuzusagenkommtes wie im vorliegenden Fall bei einer Minderzuführung zu einem Bilanzierungsfehler. Dieser Fehler kann zwar nach 4 Abs. 2Satz 1EStG im Fehlerjahr berichtigt werden, wenn die Steuerfestsetzung für dieses Jahr noch geändert werden kann. 25 Ist das jedoch nicht mehr möglich, dann scheidet eine Berichtigung nach den Grundsätzen des formellen Bilanzenzusammenhangs in einem späteren Jahr aus, weil 6aAbs. 4Satz 1EStG als Spezialregelung den allgemeinen Grundsätzen der Bilanzberichtigung und des formellen Bilanzenzusammenhangs vorgeht. 26 19 Vgl. BFH, Urt. v. 10.7.2002, a.a.o.; Urt. 13.2.2008, a.a.o. 20 Vgl. BFH, Beschl. v.14.1.2009, a.a.o. 21 Vgl. BFH, Urt. v. 24.7.1990 VIII R39/84, BStBl. II 1992, 229 =FR1990, 718; Urt. v. 7.4.1994 IVR56/92, BStBl. II1994, 740 =FR1994, 541 m.w.n.; BFH, Beschl. v. 14.1.2009, a.a.o.; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 62. 22 Vgl. BFH, Urt. v. 9.11.1995 IVR2/93, BStBl. II1996, 589 =FR1996, 139 = GmbHR 1996, 224; BFH, Beschl. v. 14.1.2009, a.a.o.; Buciek, a.a.o.; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 62. 23 Vgl. BFH, Urt. v. 10.7.2002, a.a.o. 24 Vgl. Dommermuth, a.a.o., Rz. 151; Demuth/Fuhrmann, KÖSDI 2011, 17618. 25 Vgl. BFH, Beschl. v. 13.6.2006 IR58/05, BStBl. II2006, 928 =GmbHR 2006, 943 m. Anm. Hoffmann =FR 2006, 929; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61. 26 Vgl. BFH, Urt. v. 13.2.2008, a.a.o.;beschl.v.14.1.2009, a.a.o.;h6a (20) EStR; Buciek, FR 2009, 907; Dommermuth,a.a.O.,Rz. 151; Gosch,a.a.O., 6a Rz. 47; Kauffmann, a.a.o., Rz. 90a; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61; a.a. Höfer in Höfer/Veit/Verhuven, a.a.o., Rz. 641, 643, 644; Otto, a.a.o. DStP Lfg. 259 März 2012 5 ##45## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite5/10 23.2.2012 16:3

EStG Jg. 2012 Nr. 1/2012 6a Aufgrund des Nachholverbots dürfen nicht passivierte Beträge erst im Wirtschaftsjahr der Beendigung des Dienstverhältnisses unter Aufrechterhaltung der Pensionsanwartschaft oder des Eintritts des Versorgungsfalles passiviert werden. 27 Nach allen genannten Grundsätzen ist das Nachholverbot im vorliegenden Fall anzuwenden. Es steht einer Zuführung der aus den Wirtschaftsjahren 2004 und 2005 stammenden Fehlbeträge zu der Pensionsrückstellung zum 31.12.2006 entgegen. Dabei kommt es grundsätzlich nicht darauf an, auf welchen Umständen diese Fehlbeträge beruhen. Entscheidend ist nur, dass es keine Hinweise auf eine Veranlassung durch staatliche Stellen gibt. Schließlich gibt es auch keine Anhaltspunkte dafür, dass der aus der Pensionszusage berechtigte Geschäftsführer der GmbH im Wirtschaftsjahr 2006 sein Dienstverhältnis unter Aufrechterhaltung seiner Pensionsanwartschaft beendet hat oder dass der Versorgungsfall in diesem Jahr eingetreten ist. II. Berichtigung der Pensionsrückstellung aufgrund Außenprüfung Ob die Rückstellung zum Bilanzstichtag des 31.12.2005 deshalb noch berichtigt werden kann, weil der Veranlagungszeitraum 2005 Gegenstand der Außenprüfung ist, richtet sich nach den zunächst von der Rechtsprechung aufgestellten und mit Wirkung vom Jahre 2007 an in die Vorschrift des 4Abs. 2Satz 1 EStG 28 aufgenommenen Grundsätzen der Bilanzberichtigung. Danach darf der Steuerpflichtige die Bilanz auch nach ihrer Einreichung beim Finanzamt ändern, soweit sie den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung unter Befolgung der Vorschriften des EStG nicht entspricht; diese Änderung ist jedoch dann nicht zulässig, wenn die Bilanz einersteuerfestsetzungzugrunde liegt,die nicht mehr aufgehoben oder geändert werden kann. Die Bilanz der GmbH zum 31.12.2005 und auch zum 31.12.2004 widerspricht insoweit den Grundsätzen ordnungsmäßigerbuchführung unter Befolgung der Vorschriften des EStG, als dortdie Pensionsrückstellung entgegen der bestehenden Passivierungspflicht zu niedrig angesetzt worden ist. Da bei der Berechnung der Teilwerte der Pensionsverpflichtung zum 31.12.2004 und 31.12.2005 nach 6aAbs. 3EStG die in der Pensionszusage vereinbarte Anwartschafts- und Rentendynamik nicht berücksichtigt worden war, wurde der Rückstellung in den Wirtschaftsjahren 2004 und 2005 eine zu geringe Teilwertdifferenz i.s.d. 6a Abs. 4Satz 1EStG zugeführt. 27 Vgl. R6a(20), H6a(20) EStR; Weber-Grellet, a.a.o., Rz. 61. 28 EStG i.d.f. des Jahressteuergesetzes 2007 v. 13.12.2006, BGBl. I2006, 2878. 6 ##46## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite6/10 23.2.2012 16:3

6aNr. 1/2012 Jg. 2012 EStG Ob eine Steuerfestsetzung aufgehoben oder geändert werden kann, richtet sich nach den 129, 164, 165 und 172ff. AO und der Voraussetzung, dass die Festsetzungsfrist noch nicht abgelaufen ist, 169 Abs. 1 Satz 1 AO. Letzteres unterstellt ergibt sich für den Veranlagungszeitraum 2004 kein Hinweis, dass die Voraussetzungen einer dieser Vorschriften im Hinblick auf die Körperschaftsteuerfestsetzung der GmbH vorliegen. Insbesondere ist nicht ersichtlich, dass der fehlerhafte Bilanzansatz auf einem Schreibfehler, einem Rechenfehler oder einer ähnlichen offenbaren Unrichtigkeit i.s.d. 129 AO beruht; die genannte Steuerfestsetzung ist auch nicht unter dem Vorbehalt der Nachprüfung gem. 164 AO oder vorläufig gem. 165 AO ergangen. Ebenfalls gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, dass wie in 172 Abs. 1Nr. 2Buchst. a) AO für eine Änderung zugunsten des Steuerpflichtigen vorausgesetzt die Einspruchsfrist gegen den Körperschaftsteuerbescheid 2004 noch nicht abgelaufenist oder ein Einspruchs- oder Klageverfahren im Hinblick auf diesen noch anhängig ist. Von den Änderungsvorschriften der 172ff. AO könnten hier allenfalls die 173 und 177 AO in Betracht kommen. Nach 173 Abs. 1Nr. 2Satz 1AOsind Steuerbescheide aufzuheben oder zu ändern, soweit (der Finanzbehörde) Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer niedrigeren Steuer führen und den Steuerpflichtigen kein grobes Verschulden daran trifft, dass diese erst nachträglich bekannt werden. Dabei ist nach herrschender Meinung dem Steuerpflichtigen ein Verschulden seines Vertreters (z.b. seines Steuerberaters) zuzurechnen. Grobes Verschulden liegt vor, wenn der Steuerpflichtige oder sein Vertreter die Sorgfalt, zu der er nach seinen persönlichen Kenntnissen und Fähigkeiten verpflichtet und imstande ist, in ungewöhnlichem Maße und in nicht entschuldbarer Weise verletzt. Die Feststellungslast dafür, dass keine Pflichtverletzung dieser Art vorliegt, trägt der Steuerpflichtige. Da sich aus dem mitgeteilten Sachverhalt kein Hinweis auf die Ursache des Bilanzierungsfehlers ergibt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass er auf einer Pflichtverletzung der beschriebenen Art beruht. Daher kann auch nicht festgestellt werden, dass die Voraussetzungen für eine Änderung des Körperschaftsteuerbescheides 2004 nach 173 Abs. 1 Nr. 2Satz 1AOvorliegen. Zwar ist nach Satz 2der genannten Vorschrift ein Verschulden des Steuerpflichtigen oder seines Vertreters dann unbeachtlich, wenn die nachträglich bekannt gewordenen Tatsachen oder Beweismittel in einem unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit Tatsachen oder Beweismitteln stehen, die zu einer höheren Steuer führen. Der hiernach erforderliche sachliche Zusammenhang besteht jedoch nur, wenn der steuererhöhende Vorgang nicht ohne den steuermindernden denkbar ist, d.h. die nachträglich bekannt gewordene Tatsache muss sowohl für die höhere als auch für DStP Lfg. 259 März 2012 7 ##47## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite7/10 23.2.2012 16:3

EStG Jg. 2012 Nr. 1/2012 6a die niedrigere Steuer ursächlich sein. 29 Mangels entsprechender Anhaltspunkte kann nicht festgestellt werden, dass sich die Korrektur des hier in Rede stehenden Bilanzierungsfehlers nicht nur steuermindernd, sondern zugleich steuererhöhend auswirken würde. Schließlichkönnteeine Änderung des Körperschaftsteuerbescheides 2004 noch nach 177 Abs. 1AOinBetracht kommen. Danach sind, wenn die Voraussetzungen für die Aufhebung oder Änderung eines Steuerbescheides zu Ungunsten des Steuerpflichtigen vorliegen,soweitdie Änderung reicht,zugunsten und zu Ungunsten des Steuerpflichtigen solche materiellen Fehler zu berichtigen, die nicht Anlassder Aufhebung oder Änderungsind. Diese Regelung führt zu einer betragsmäßig begrenzten Wiederaufrollung des Steuerfallesinder Weise, dass sich die Korrektur des für den Steuerpflichtigen nachteiligen Fehlers (nur) bis zur vollständigen Neutralisierung der sich aus der Änderung ergebenden Steuererhöhung steuerlich auswirken darf.fraglich ist allerdings, ob hier die Voraussetzungen für eine Änderungdes Körperschaftsteuerbescheides2004 zu Ungunsten der GmbH vorliegen. Eine solche Änderung wäre z.b. nach 173 Abs.1 Nr. 1 AO möglich, wenn dem Finanzamt durch die laufende Außenprüfung Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt geworden sind oder noch bekannt werden, die zu einer Steuererhöhung führen. Für einen solchen Vorgang ergeben sich allerdings aus dem mitgeteilten Sachverhalt keine Anhaltspunkte. Für eine Berichtigung des in Rede stehenden Bilanzierungsfehlers für den Veranlagungszeitraum 2004 ist somit keinerechtsgrundlage ersichtlich. Die Steuerfestsetzung der GmbH für den Veranlagungszeitraum 2005 steht jedoch laut Sachverhaltsangabe unter dem Vorbehalt der Nachprüfung gem. 164 AO und kann damit in vollem Umfang und damit auch zugunsten der GmbH aufgehoben oder geändert werden. Allerdings darf die Erhöhung der Pensionsrückstellung nicht auf den vollen Teilwert zum 31.12.2005 erfolgen. Wegen des Nachholverbots nach 6aAbs. 4Satz 1EStG kann der Pensionsrückstellung höchstens die Differenz zwischen dem Teilwert zum 31.12.2005 und dem Teilwert zum 31.12.2004 zugeführt werden 30 und damit auch die Anwartschafts- und Rentendynamik für das Wirtschaftsjahr 2005. Die Minderrückstellung aus dem Wirtschaftsjahr 2004 kann jedoch auch bei einer Berichtigung der Steuerfestsetzungfür 2005 nicht ausgeglichen, sondern erst im Wirtschaftsjahr der Beendigung des Dienstverhältnisses oder des Eintritts des Versorgungsfalles passiviert werden. 29 Vgl. Loose in Tipke/Kruse, AO, FGO, Kommentar, 173 AO Rz. 86. 30 Vgl. auch Demuth/Fuhrmann, a.a.o. 8 ##48## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite8/10 23.2.2012 16:3

6aNr. 1/2012 Jg. 2012 EStG III. Zeitpunkt der Auswirkung einer Anwartschaft- und Rentendynamik Der Teilwert einer Pensionsverpflichtung, die wie hier vor Beendigung des Dienstverhältnisses des Pensionsberechtigten vereinbart wird, entspricht der Differenz zwischen dem Barwert der künftigen Pensionsleistungen und dem Barwert betragsmäßig gleich bleibender Jahresbeträge am Schluss des Wirtschaftsjahres, 6aAbs. 3Satz 2Nr. 1Satz 1EStG. Die Jahresbeträge sind so zu bemessen, dass am Beginn des Wirtschaftsjahres, in dem das Dienstverhältnis begonnen hat, ihr Barwert gleich dem Barwert der künftigen Pensionsleistungen ist; die künftigen Pensionsleistungen sind dabei mit dem Betrag anzusetzen, der sich nach den Verhältnissen am Bilanzstichtag ergibt, 6a Abs. 3Satz 2Nr. 1Satz 2EStG. Diese Regelung bewirkt, dass die Belastung des Steuerpflichtigen aus der Pensionsverpflichtung, die sich aus den Verhältnissen am jeweiligen Bilanzstichtag ergibt, rechnerisch bereits auf die Wirtschaftsjahre seit dem Beginn des Dienstverhältnisses des Pensionsberechtigten vorgezogen wird. Aus der Maßgeblichkeit der Verhältnisse am Bilanzstichtag folgt, dass alle für die Höhe der künftigen Pensionsleistungen relevanten Tatsachen, die am Bilanzstichtag vorliegen, in die Berechnung ihres Barwerts und damit in die Berechnung des Teilwerts der Pensionsverpflichtung einfließen. Diese Gesetzesauslegung wird durch die Regelung des 6aAbs. 3Satz 2Nr. 1 Satz 4EStG bestätigt. Danach sind Erhöhungen oder Verminderungen der Pensionsleistungen nach dem Schluss des Wirtschaftsjahres, die hinsichtlich des Zeitpunkts ihres Wirksamwerdens oder ihres Umfangs ungewiss sind, bei der Berechnung des Barwerts der künftigen Pensionsleistungen und der Jahresbeträge erst zu berücksichtigen, wenn sie eingetreten sind. Hieraus folgt im Umkehrschluss, dass künftige Erhöhungen der Pensionsleistungen, die hinsichtlich des Zeitpunkts ihres Wirksamwerdens und ihres Umfangs bereits im Zeitpunkt der Zusage gewiss sind, bei der Berechnung des Teilwerts der Pensionsverpflichtung schon am nächsten auf die Zusage folgenden Bilanzstichtag berücksichtigt werden müssen. Zusolchen nach Zeitpunkt und Umfang gewissen Erhöhungen zählen insbesondere Anwartschafts- und Rentenerhöhungen auf Grund einer in der Zusageenthaltenen Wertsicherungsklausel, nach der die Rente alljährlich um einen fest vereinbarten Prozentsatz zu erhöhen ist. 31 Die Rentenerhöhung tritt zwar erst ein, wenn die Versorgungsleistung 31 Vgl. BFH, Urt. v. 17.5.1995 IR105/94, BStBl. II1996, 423; Urt. v. 25.10.1995 IR 34/95, BStBl. II 1996, 403; Urt. v. 31.3.2004 I R 79/03, BStBl. II 2004, 940; Urt. v. 15.9.2004 IR62/03, BStBl. II2005, 176; R6a(17) EStR; Ahrend/Förster/Rößler, a.a.o., Rz. 776; Doetsch, BB1994, 327; Dommermuth, a.a.o., Rz. 114; Förster, a.a.o., Rz. 358; Höfer in Littman/Bitz/Pust, a.a.o., Rz. 194; Kauffmann, a.a.o., Rz. 85; Otto, a.a.o., Rz. 350; Stuhrmann, a.a.o., Rz. 212. DStP Lfg. 259 März 2012 9 ##49## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite9/10 23.2.2012 16:3

EStG Jg. 2012 Nr. 1/2012 6a ausgezahlt wird; sie liegt jedoch nach dem Zeitpunkt ihres Wirksamwerdens und ihrem Umfang bereits am ersten auf die Zusage folgenden Bilanzstichtag fest. Um eine solche Klausel handelt es sich hier. Nach der Pensionszusage vom 29.9.2004 sollen die Rentenbeträge sowohl während des Zeitraums der Anwartschaft als auch während des Zeitraums des Rentenbezugs der Inflation pauschal mit 2%p.a. angepasst werden. Diese Formulierung ist so konkret, dass die für künftige Wirtschaftsjahre zugesagten Anwartschafts- und Rentenerhöhungen bereits im Zeitpunkt der Zusage am 29.9.2004 nach dem Zeitpunkt ihreswirksamwerdens und ihrem Umfang rechnerisch eindeutig bestimmbar sind. Schon zu diesem Zeitpunkt steht fest, dass die Rentenanwartschaft oder -zahlung jeweils zubeginn des ersten auf die Zusage folgenden Jahres (2005) und aller folgenden Jahre jeweils um2% p.a. zu erhöhen ist. Demnach wirkt sich die in der Pensionszusage enthaltene Anwartschafts- und Rentendynamik bereits auf den Teilwert der Pensionsverpflichtung am Bilanzstichtag des 31.12.2004 aus. D. Fazit 1. Das Nachholverbot steht einerzuführung der aus den Vorjahren stammenden Fehlbeträge zu der Pensionsrückstellung zum 31.12.2006 entgegen. 2. Die Rückstellung zum Bilanzstichtag des 31.12.2005 kann gem. 4Abs. 2 Satz 1EStG i.v.m. 164 AO um die Differenz der Teilwerte zum 31.12. 2005 und 31.12.2004 erhöhtwerden und damit auch um die Anwartschaftsund Rentendynamikdes Wirtschaftsjahres 2005. Die Minderrückstellung aus dem Veranlagungszeitraum 2004 ist innerhalb dieser Berichtigung jedoch nicht ausgleichbar. 3. Die in der Pensionszusage enthaltene Anwartschafts- und Rentendynamik wirkt sich bereits auf den Teilwert der Pensionsverpflichtung am Bilanzstichtag des 31.12.2004 aus. 10 ##50## X:/osv/DStP/259/ESTG_006A_0001 0010.3d Seite10/10 23.2.2012 16:3