Kognitive Verhaltenstherapie: Methodisches Vorgehen und Wirksamkeit



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Transkript:

Kognitive Verhaltenstherapie: Methodisches Vorgehen und Wirksamkeit Vortrag am Kinder- und Jugendpsychiatrischen Nachmittag des Uniklinikums Giessen und Marburg, 29.11.2007 J. Pauschardt, Marburg

Gliederung 1. Definition, Konzepte und Merkmale der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) 2. Ablauf und Struktur der Therapie 3. Therapeutische Techniken 4. Wirksamkeit

Definitionselemente nach Margraf (1996) transparent kooperativ Hilfe zur Selbsthilfe problembezogen und zielorientiert handlungsorientiert empirisch fundiert 1. Definition, Konzepte und Merkmale

Rolle des Patienten aktive Beteiligung in und außerhalb der Therapie Eigenverantwortung Entscheidungsfreiheit praktisches Handeln und Erproben 1. Definition, Konzepte und Merkmale

Rolle des Therapeuten gemeinsame Identifikation des Problems gemeinsame Bestimmung des Ziels Stärkung der Eigenverantwortung Vermittlung von Fertigkeiten Strukturierung des Therapieablaufs bei gleichzeitiger Flexibilität vorsichtiger Optimismus 1. Definition, Konzepte und Merkmale

KVT mit Kindern und Jugendlichen System (Patient, Familie, Schule) Motivation und Freiwilligkeit handlungsorientiert entwicklungsstandbezogen 1. Definition, Konzepte und Merkmale

Therapieablauf 1. Vorstellung 2. Diagnostik 3. Fallkonzeptualisierung mit Indikationsstellung und Therapieplanung 4. Beratung 5. Durchführung der Therapie 6. Evaluation 2. Ablauf und Struktur der Therapie

Fallkonzeptualisierung 1. Was sind die wichtigsten Probleme? 2. Worin liegen die Hauptursachen? 3. Was erhält das Problem aufrecht? 4. Verhaltensanalyse 2. Ablauf und Struktur der Therapie

Fallkonzeptualisierung 1. Was sind die wichtigsten Probleme? Angst und Bauchschmerzen bei Schulbesuch 2. Worin liegen die Hauptursachen? Hänseln, verzerrte Wahrnehmung 3. Was erhält das Problem aufrecht? mangelnde soziale Kompetenzen, enge mütterliche Bindung mit kindlicher Schonung 4. Verhaltensanalyse 2. Ablauf und Struktur der Therapie

Verhaltensanalyse und Therapieansatz Situation Körper Gefühle Verhalten Gedanken 2. Ablauf und Struktur der Therapie

morgens vor dem Schulbesuch Körper Gefühle - Übelkeit - Sorge - Bauchschmerzen - Unwohlsein - Harndrang - Angst Verhalten Gedanken - Vermeidung des Schul- Alle werden mich heute besuchs fertigmachen! - Opposition (katastrophisierend) 2. Ablauf und Struktur der Therapie Ich schaff es heute sowieso nicht! (handlungsunfähig)

Therapieablauf 1. Vorstellung 2. Diagnostik 3. Fallkonzeptualisierung mit Indikationsstellung und Therapieplanung 4. Beratung 5. Durchführung der Therapie 6. Evaluation 2. Ablauf und Struktur der Therapie

Ablauf einer Therapiestunde aktuelles Befinden Hausaufgabenbesprechung konkrete Therapieinhalte/ Aufgaben/ Übungen Ableiten der Hausaufgaben Spieltherapeutische Elemente Elterneinbindung 2. Ablauf und Struktur der Therapie

Interventionen I Selbstbeobachtung Entspannung Soziale Kompetenz kognitive Selbstkontrolle 3. Therapeutische Techniken Interventionen I

Selbstbeobachtung Wann und wo treten meine Probleme auf? Wie verhalte ich mich? Was fühle ich? Was denke ich? 3. Therapeutische Techniken Interventionen I

3. Therapeutische Techniken Interventionen I

Entspannung Progressive Muskelentspannung Kontrolliertes Atmen 3. Therapeutische Techniken Interventionen I

Soziale Kompetenz für internalisierende Kinder Selbstbehauptung trainieren mittels Rollenspiel/ Puppenspiel (sicheres Auftreten, Ignorieren, dem Ärgernden den Spaß nehmen) für externalisierende Kinder Einfühlung in andere Kinder, Training der Wahrnehmung, nicht-aggressives Problemlösen 3. Therapeutische Techniken Interventionen I

Kognitive Selbstkontrolle Externalisierung der Angst Dialoge mit der Angst führen 3. Therapeutische Techniken Interventionen I

Interventionen II Kognitive Umstrukturierung Problemlösefertigkeiten Exposition 3. Therapeutische Techniken Interventionen II

Kognitive Umstrukturierung - Entkatastrophisieren (Was ist das Schlimmste, was passieren kann?) - Realitätstestung von Übergeneralisierungen oder falschen Schlussfolgerungen - Reattribuierung von falschen Annahmen 3. Therapeutische Techniken Interventionen II

aus LISA-Programm (Pössel, P., Horn, A. B., Seemann, S. & Hautzinger, M., 2004). 3. Therapeutische Techniken Interventionen II

Reattribuierung ( Kuchentechnik ) Falsche Annahme: Ich alleine bin schuld, dass die anderen mich ärgern! Uncoole Jacke Mein Verhalten Andere Zufall 3. Therapeutische Techniken Interventionen II

Exposition sich der Angst stellen bzw. aussetzen lernen, negative Gefühle bewältigen zu können und handlungsfähig zu sein Aufbau von Selbstvertrauen/ -wirksamkeit 3. Therapeutische Techniken Interventionen II

Exposition bedarf guter Vorbereitung zunächst mit Hilfe des Therapeuten der Patient bestimmt das Tempo möglichst realitätsnah 3. Therapeutische Techniken Interventionen II

Wirksamkeit von KVT Angst sehr gute Wirksamkeitsnachweise für KVT in Meta-Analysen und kontrollierten Studien (z.b. In Albon, Schneider, 2007; Soler, Weatherall, 2005) Depression gute Wirksamkeitsnachweise für KVT in Meta-Analysen und kontrollierten Studien (z.b. Preiß, Remschmidt, 2007) 4. Wirksamkeit

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!