Konjunkturlagebericht Herbst 2007 Bergische Wirtschaft bleibt gut in Form und optimistisch Im Herbst 2007 sehen sich die bergischen Unternehmen weiterhin in guter Verfassung. Dies zeigen die Antworten von 440 Unternehmen, die insgesamt mehr als 28.000 Mitarbeiter beschäftigen. 40 Prozent von ihnen bezeichnen ihre Geschäftslage als gut, 56 Prozent als befriedigend und nur noch 4 Prozent als schlecht. Die Differenz aus den Bewertungen gut und schlecht ergibt einen hohen Saldowert von jetzt plus 37, der aber unter dem zum Jahresbeginn erreichten Rekordwert von plus 44 liegt. Dies liegt daran, dass der Aufschwung in Wuppertal (Saldowert: plus 27) deutlich weniger Kraft hat als in den Nachbarstädten Remscheid (plus 66) und Solingen (plus 39). Viele bergische Unternehmen berichten über eine anhaltend gute Umsatzentwicklung und eine weiter verbesserte Ertragslage. Im Durchschnitt sind sie sogar noch optimistischer als zum Jahresanfang. Dies gilt sowohl für die erwartete Geschäftslage im nächsten Jahr als auch für die künftige Entwicklung ihrer Umsätze und Betriebsergebnisse. Gleichwohl wird die bereits eingetretene Entspannung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt - mit Ausnahme von Remscheid - nur noch langsam voran schreiten. Immerhin suchen die Unternehmen erheblich mehr Auszubildende als zuvor und werden ihre Ausbildungsplätze deutlich steigern. Sie werden auch ihre Investitionsbudgets weiter aufstocken. Die Konjunktur brummt derzeit im Großhandel, im Dienstleistungsgewerbe und in der Industrie. An Dynamik verloren hat der Aufschwung im Kreditgewerbe und im Einzelhandel, Rückgang vermelden das Gastgewerbe und die Verkehrswirtschaft. Industrie ist gut ausgelastet... Der Aufschwung hat sich in der bergischen Industrie voll entfaltet. Kaum ein Unternehmen ist mit seiner Geschäftslage unzufrieden. Je etwa die Hälfte der Unternehmen beurteilt ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Allerdings wurde die Note gut zum Jahresbeginn von 63 Prozent der Unternehmen vergeben, jetzt nur noch von 49 Prozent. Die Zukunft wird zeigen, ob der Höhepunkt der Industriekonjunktur bereits überschritten ist und sich der nächste Abschwung ankündigt. Drei Viertel der Unternehmen berichten von gestiegenen Umsätzen. Die Entwicklung der Inlandsnachfrage hat sich der guten Exportkonjunktur angenähert. Auslands- und Inlandskonjunktur weisen keine signifikanten Unterschiede mehr auf. Nur bei je-
2 dem zehnten Unternehmen liegt die Auslastung der Produktionskapazität niedriger als normal. Insgesamt sind die Industrieunternehmen wie bereits zum Jahresbeginn gut ausgelastet. Ihre Ertragslage und damit ihre Eigenfinanzierungsmöglichkeiten haben sich weiter verbessert.... und investiert in Ausbildung Die gute Industriekonjunktur nährt eine positive Erwartungshaltung. Dies gilt nicht nur für die künftige Umsatzentwicklung, sondern auch für die Ertragserwartung. Mehr als die Hälfte der Unternehmen rechnet damit, dass sich ihre Geschäftslage weiter verbessern wird. Nur drei Prozent sehen eine Verschlechterung voraus. Der Optimismus der Industrieunternehmen hat sich damit im Vergleich zu den letzten Umfragen noch gesteigert. Sie sehen künftige Marktchancen durch Innovationen und neue Sortimente, mit denen sie alte und neue Kunden und Märkte erfolgreich bearbeiten können. Asien bzw. China werden nicht nur als Konkurrenz gesehen, sondern immer stärker auch als Absatzgebiete. Dies gilt in gleicher Weise für Osteuropa und zeigt, dass die bergische Industrie von der Globalisierung zunehmend profitiert. Immer mehr Unternehmen können für die eigenen Produkte bessere Preise durchsetzen. Auf der anderen Seite werden Preisrisiken auf der Beschaffungsseite gefürchtet. Dies gilt insbesondere für Energie und Rohstoffe, insbesondere Stahl. Zudem gelten die aktuelle Dollarschwäche bzw. der starke Euro als Risiko für das Exportgeschäft. Trotz guter Aussichten ist ein Beschäftigungsboom nicht in Sicht. Die Zahl der Arbeitsplätze wird insgesamt in etwa konstant bleiben. Denn jeweils ein gutes Viertel der antwortenden Industrieunternehmen planen mit steigenden oder sinkenden Beschäftigtenzahlen. Über einen Mangel an Arbeitskräften klagen 30 Prozent. Ganz überwiegend werden Ingenieure gesucht, nämlich in 86 Prozent der Fälle. 13 Prozent suchen IT-Fachleute und neun Prozent kaufmännische Fachkräfte. Einem künftigen Fachkräftemangel wollen die Industrieunternehmen insbesondere durch mehr Aus- und Weiterbildung, aber auch durch Einstellung älterer Arbeitnehmer begegnen. Immerhin jeweils knapp 35 Prozent erwägen auch Maßnahmen zur Rationalisierung und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Ausbildungsstellenmarkt wird expandieren. Denn ein Drittel der Unternehmen plant eine Ausweitung, die restlichen zwei Drittel wollen ihre Ausbildungsplätze konstant halten. Hingegen sind Arbeitskräfte ohne abgeschlossene Ausbildung bei den Industrieunternehmen kaum gefragt. Die Industrie- Investitionen werden ausgeweitet. Dies gilt für 42 Prozent der Unternehmen, während knapp die Hälfte ihre Investitionsbudgets konstant halten werden. Für die Investitionen spielt die Reinvestition von Gewinnen, also die Eigenfinanzierung, eine ganz entschei-
3 dende Rolle. Die Reihenfolge der Investitionsmotive hat sich nicht verändert. 69 Prozent nennen weiterhin Ersatzbedarf als Hauptmotiv, 64 Prozent Rationalisierung, 44 Prozent Produktinnovation und 40 Prozent Kapazitätserweiterung. Nur Kapazitätserweiterung hat an Bedeutung gewonnen. Licht und Schatten bei den Dienstleistern Auch im Großhandel ist eine gute konjunkturelle Lage zu verzeichnen. Drei Viertel der Großhändler sehen ihre Geschäftslage als gut an, nur acht Prozent als schlecht. Die weitaus ü- berwiegende Mehrheit konnte im ersten Halbjahr 2007 ein Umsatz- und Ergebniswachstum gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum erzielen. Die Unternehmen blicken zudem optimistisch in die Zukunft und rechnen damit, dass sich ihre Geschäfte weiterhin gut entwickeln. Dagegen leiden die Einzelhändler - abgesehen von einzelnen positiven Firmenkonjunkturen - unter der zum Jahresanfang eingeführten Mehrwertsteuererhöhung. Obwohl die Umsätze gestiegen sind, mussten die meisten Läden Ertragseinbußen hinnehmen. Auch die strukturellen Probleme des Einzelhandels machen sich bemerkbar: Die Flächenproduktivität im Einzelhandel sinkt, die Einwohnerzahl des Bergischen Städtedreiecks nimmt ab und die Bürger tragen einen immer kleineren Anteil ihres verfügbaren Einkommens in die Geschäfte. Die Reisebüros profitieren von den Präferenzverschiebungen in der Konsumstruktur der privaten Haushalte. Drei Viertel von ihnen bezeichnen ihre Geschäftslage als gut. Die Umsätze und Betriebsergebnisse haben sich tendenziell verbessert. Auch für die Zukunft erwarten die Reisebüros zum überwiegenden Teil eine weiterhin positive Lage. Der Wermutstropfen: Immerhin jedes fünfte Reisebüro befürchtet eine Verschlechterung des Betriebsergebnisses. Im Gastgewerbe hat sich die Geschäftslage gegenüber dem Frühjahr 2007 deutlich eingetrübt. Fast zwei Drittel der Unternehmen verzeichnen ein rückläufiges Betriebsergebnis. Auch der Ausblick auf die kommenden zwölf Monate verheißt nichts Gutes: Mehr als 40 Prozent der Gastwirte erwarten eine weitere Verschlechterung ihrer Lage. Die unternehmensnahen und sonstigen Dienstleister spüren den Rückenwind der guten konjunkturellen Lage. 57 Prozent der Unternehmen weisen aktuell eine gute Geschäftslage auf. Lediglich vier Prozent bezeichnen ihre Auftragslage als schlecht. Die Umsatzsituation ist ähnlich, das Betriebsergebnis verschlechterte sich allerdings für rund ein Sechstel der Betriebe. Die Ingenieurbüros, Personalvermittler, Werbewirtschaft oder auch Unternehmensberater sind zuversichtlich, dass die günstige Entwicklung weiter anhalten wird. Dementsprechend will auch ein Drittel seine Investitionen erhöhen. Die Antworten lassen sogar auf eine erhöhte Einstellungsbereitschaft schließen.
4 Verkehrsgewerbe blickt optimistischer in die Zukunft Die wirtschaftliche Lage im bergischen Verkehrsgewerbe hat sich etwas verschlechtert, der Aufschwung hat viele Unternehmen noch nicht vollständig erreicht. Immerhin bezeichnen fast 80 Prozent der Unternehmen die derzeitige Geschäftslage als befriedigend oder gut. Über 30 Prozent berichten von Umsatzsteigerungen, nur 22 Prozent von Rückgängen. Das ist nur wenig schlechter als vor einem halben Jahr. Damals berichteten 37 Prozent von wachsenden und 18 Prozent von sinkenden Umsätzen. Spitzenreiter innerhalb des Gewerbes sind die Speditionen. 37 Prozent berichten von einer guten Lage, nur noch 11 Prozent von einer schlechten. Damit hat sich die Zahl der negativen Beurteilungen seit der letzten Konjunkturumfrage halbiert. Über die Hälfte der Betriebe berichtet zudem über gestiegene Umsätze. Die Omnibusunternehmen bewerten ihre Lage ausnahmslos als befriedigend und damit positiver als vor sechs Monaten. Allerdings berichten 60 Prozent von niedrigeren Umsätzen. Bei den Güterkraftverkehrsunternehmen halten fast 71 Prozent ihre Lage für befriedigend, nur noch knapp 11 Prozent für gut. Damit ist die Situation hier etwas schlechter als vor sechs Monaten, als immerhin 28 Prozent von einer guten Lage berichteten. Die Umsatzzahlen blieben allerdings überwiegend stabil. Hauptgrund für die Entwicklung ist ein schwächeres Wachstum des Frachtvolumens in den vergangenen Monaten. Die Taxen- und Mietwagenbranche kämpft weiter mit sinkenden Fahrgastzahlen. Die Geschäftslage bleibt daher bei über zwei Dritteln der Unternehmen schlecht, hat sich aber zumindest nicht weiter verschlimmert. Immerhin 71 Prozent sprechen von gleich gebliebenen Umsätzen, bei sieben Prozent stiegen die Umsatzzahlen sogar erstmals wieder. Die Unternehmen blicken insgesamt recht optimistisch in die Zukunft: Über die Hälfte erwartet eine unveränderte Situation, etwa ein Viertel rechnet mit einer besseren Geschäftslage und steigenden Umsätze. Bei der Betrachtung der einzelnen Sparten zeigt sich, dass die Busunternehmen besonders hoffnungsvoll sind: Hier erwarten 60 Prozent der Befragten eine bessere Geschäftslage. Optimistisch sind auch die Speditionen. Fast die Hälfte der Unternehmen erwartet steigende Umsätze und Erträge. Bei den Güterkraftverkehrsunternehmen rechnen über 50 Prozent mit einer gleichbleibenden Lage. Immerhin 16 Prozent - und damit deutlich mehr als vor einem halben Jahr erwarten eine Verbesserung. Bei den Taxi- und Mietwagenunternehmen scheint die Talsohle erreicht zu sein. Immerhin ein Fünftel erwartet eine bessere Geschäftslage vor einem halben Jahr tat dies noch kein Betrieb. 57 Prozent gehen von einer unveränderten Situation aus.
5 Privatkunden fragen weniger Kredite nach Die überwältigende Mehrheit der Kreditinstitute im Bergischen Städtedreieck sehen ihre Geschäftslage als befriedigend an. Dies bedeutet eine Verschlechterung gegenüber der vorangegangenen Umfrage, als noch über die Hälfte der Banken und Sparkassen von einer guten Lage berichteten. Die Privatkunden haben weniger Darlehen zur Baufinanzierung nachgefragt. Seit der Abschaffung der Eigenheimzulage steht der private Wohnungsbau unter Druck. Auch die Nachfrage nach Konsumentenkrediten ist gesunken. Die Sparer interessieren sich vornehmlich für kurz- bis mittelfristige Kapitalanlagen, die ihnen dank des gestiegenen Zinsniveaus eine attraktive Rendite bieten. Im Firmenkundengeschäft macht sich die gestiegene Investitionstätigkeit der Unternehmen bemerkbar. Sie fragen in zunehmendem Maße längerfristige Kredite nach. Bei der insgesamt guten konjunkturellen Lage stellt die Kapazitätserweiterung ein wichtiges Investitionsmotiv dar. Längerfristige Kredite zur Umschuldung haben angesichts der Zinsentwicklung an Bedeutung verloren. Die Kreditinstitute sind sich einig, dass das Zinsniveau in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich steigen wird. Sie sind optimistisch, dass die Unternehmen ihre Kreditnachfrage weiter erhöhen und rechnen mit eine stagnierenden Nachfrage der Privatkunden. Trotz des anhaltenden Beschäftigungsabbaus planen die Banken und Sparkassen, die Anzahl der Ausbildungsplätze in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen. Auch ihre eigenen Investitionen werden voraussichtlich zulegen.