Vorwort. Dr. Reinhard Wieczorek Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München



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Transkript:

Vorwort Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Phase anhaltender Schwäche. Mit einem Zunahme von 0,2% in Deutschland im vergangenen Jahr ist die Volkswirtschaft nunmehr mit dem niedrigsten Wert seit 1993 gewachsen. Dabei treffen die dämpfenden Einflüsse der Weltwirtschaft, die insbesondere durch den Irakkonflikt belastet wurde, auf gestiegene bundesdeutsche Steuern und Sozialabgaben sowie auf eingetrübte Exportaussichten als Folge der Stärke des Euro. Sowohl das ifo Institut als auch der Bundesverband der deutschen Industrie sehen jedoch Mitte des Jahres 2003 erste Anzeichen einer Erholung. Die wirtschaftliche Entwicklung Münchens verlief im Jahr 2002 bei bundesweit negativen Konjunkturtendenzen vergleichsweise stabil. Dank eines weiterhin wachsenden Dienstleistungssektors konnte der Beschäftigtenstand auf nahezu gleichem Niveau gehalten werden, im Umland nahm er sogar leicht zu. Trotzdem ist auch in München die Arbeitslosenquote 2002 auf jahresdurchschnittlich 5% gestiegen, wobei in den Bereichen Medien, Werbung und IT-Berufe erstmals ein Beschäftigungseinbruch hingenommen werden musste. Die turbulente Entwicklung gerade in der sog. New Economy ist nach den Jahren des Wirtschaftbooms unter anderem durch einen Prozess der Marktbereinigung ausgelöst worden. Wenn die allgemeine Konjunkturlage sich verbessert hat, wird das große Potential der neuen Märkte im Wirtschaftsraum München wieder rasch positiv zum Tragen kommen. Aufgrund der internationalen Bedeutung des Raumes Münchens, auch als führender Wissensstandort, investieren Unternehmen zukünftig weiterhin überdurchschnittlich am Standort. Im Jahr 2002 hat die Landeshauptstadt ihre im deutschen und internationalen Vergleich gute Position behauptet. Um diese Spitzenposition zu halten, wird die Stadt trotz der aktuell angespannten Haushaltslage vor allem im Verkehrsbereich hohe Investitionen in die Zukunft tätigen. Zum Bewahren des städtischen Handlungsspielraums ist eine Umgestaltung der Gemeindefinanzierung unabdingbar. Setzen sich die von allen kommunalen Spitzenverbänden befürworteten Reformen bei der Gewerbesteuer durch, so wird eine solide Finanzierungsgrundlage geschaffen, mit der München dann auch in der Zukunft für die Wirtschaftsentwicklung wichtige Projekte der städtischen Infrastruktur finanzieren kann. Dr. Reinhard Wieczorek Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München i

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort i Abbildungsverzeichnis iii Tabellenverzeichnis vi 1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 1 2 Wirtschaftliche Lage in München und in der Region 3 3 Branchenentwicklung 12 3.1 Verarbeitendes Gewerbe 14 3.2 Baugewerbe 16 3.3 Handwerk 18 3.4 Dienstleistungssektor 20 3.5 Tourismus 24 3.6 Einzelhandel 26 3.7 Entwicklung neuer Branchen 28 3.8 Kulturwirtschaft 30 4 Der Münchener Arbeitsmarkt 32 4.1 Entwicklungen auf dem Münchener Arbeitsmarkt 32 4.2 Die Entwicklung der betrieblichen Erstausbildung 39 4.3 Zur Situation der Frauen auf dem Münchener Arbeitsmarkt 43 4.4 Arbeitsmarktprognosen für München 44 5.1 Der Büroimmobilienmarkt 46 5.2Der Wohnungsmarkt 51 5.3 Städtebauliche Entwicklungsprojekte 53 6 Der Beitrag der ausländischen Bevölkerung am Wirtschaftsstandort München 55 7 Soziale Probleme in München 58 8Wirtschaftliche Entwicklung und finanzielle Situation der Landeshauptstadt München 61 9 Der Wirtschaftsstandort München - Ausblick 67 10 Fazit 68 Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik des Referates für Arbeit und Wirtschaft 70 ii

Abbildungsverzeichnis Seite 4 Beschäftigungsentwicklung in Deutschland, Region München und Stadt München Veränderung 2001 2002 und Bestand 2002 4 5 Arbeitslosenquoten in deutschen Großstädten 2002 5 6 SV-Beschäftigte in deutschen Großstädten 2002 6 6 Verschuldung und Investitionen in deutschen Großstädten 6 7 Anteil der SV-Beschäftigung des Münchener Umlandes an der Region München 7 7 Entwicklung der SV-Beschäftigung im Wirtschaftsraum München 7 8 Entwicklung der SV-Beschäftigung im Dienstleistungsbereich im Wirtschaftsraum München 8 10 Insolvenzen und von Insolvenzen betroffene Arbeitnehmer 10 11 Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte 11 13 Beschäftigungsanteil des Dienstleistungssektors in München 1974 2002 13 14 Verteilung der SV-Beschäftigung in der Landeshauptstadt München 14 15 Umsatz und Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe in München 15 17 Umsatzverteilung im Münchener Baugewerbe 2002 17 19 Umsatzentwicklung des Handwerks in München und im Münchener Umland 19 20 Beschäftigungsentwicklung im Handwerk in München und im Münchener Umland 20 iii

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 22 Verteilung der Beschäftigung im Münchener Dienstleistungssektor 22 24 Gästeankünfte und Übernachtungen in München 24 26 Durch Tourismus ausgelöste Umsätze in München 2002 26 28 Absolute und relative Kaufkraft je Einwohner 2002 28 34 Arbeitslosenquoten in München und Deutschland 34 37 Zahl der Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk München 37 37 Arbeitslosenquoten im Arbeitsamtsbezirk München 37 38 Veränderung der Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vorjahresmonat 38 41 Unbesetzte Ausbildungsplätze 41 46 Erwerbstätige in München 1996 2015 46 47 Vermietungen nach Branchen in München 47 48 Entwicklung des Leerstandes in München 48 49 Leerstandsraten von Büroflächen im Städtevergleich 49 50 Büromieten in München 50 51 Höchstmietpreise deutscher Bürostandorte im Überblick 51 52 Wohnungsmieten im Städtevergleich 52 55 Ausländische Bevölkerung in München im Jahr 2002 55 61 Stadthaushalt München 2003 61 iv

62 Steueraufkommen - Entwicklung von Gewerbesteuer, Einkommensteuer und Grundsteuer 62 63 Investitionsvolumen des Haushalts der Landeshauptstadt München 63 65 Kommunale Pro-Kopf-Verschuldung in deutschen Großstädten 65 v

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Tabellenverzeichnis Seite 1 Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland 1 4 Münchens Position im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten 4 5 Entwicklung der SV-Beschäftigung im Städtevergleich 5 9 Bruttoinlandsprodukt in Bayern, der Region München und München 9 9 Gewerbean- und -abmeldungen in München 9 12 Entwicklung der SV-Beschäftigung in München nach Sektoren 12 13 Entwicklung der SV-Beschäftigung in der Stadt München für 2001 und 2002 13 15 Umsatz und Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe in München 15 17 Umsatz im Münchener Baugewerbe 17 23 Entwicklung der SV-Beschäftigung im Dienstleistungssektor 23 39 Entwicklung der Arbeitslosenquoten in deutschen Großstädten 39 39 Zahl der Arbeitslosen in deutschen Großstädten 39 40 Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 40 42 Schulische Vorbildung der Auszubildenden der HWK 42 42 Arbeitslose Jugendliche unter 20 Jahren 42 43 SV-Beschäftigung von Frauen in München 43 vi

44 Arbeitslosigkeit von Frauen 44 45 Prognose der Erwerbstätigenentwicklung 1998-2005-2010-2015 in der Stadt München nach Wirtschaftssektoren 45 56 Entwicklung der ausländischen SV-Beschäftigung 56 57 Arbeitslosigkeit von Ausländern 57 57 Arbeitslosigkeit von ausländischen Jugendlichen 57 58 Eingliederung von Sozialhilfeempfängern in das Erwerbsleben 58 59 Empfänger laufender Leistungen zum Lebensunterhalt 59 59 Leistungsempfänger für Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe 59 64 Kommunale Investitionen im Städtevergleich 64 64 Finanzkennziffern im Städtevergleich 64 65 Schuldenentwicklung Hoheitshaushalt 65 66 Städtevergleich wichtiger Finanzdaten 66 66 Gewerbesteuer- und Grundsteuerhebesätze im Städtevergleich 66 vii

1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Die deutsche Wirtschaft befindet sich nun seit Mitte 2000 im dritten Jahr in Folge in einem Umfeld stagnierender Tendenzen. Das Bruttoinlandsprodukt verharrte 2002 mit einem Anstieg von 0,2% nahezu auf seinem Niveau. Beginnend mit den Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten im Jahr 2000 kam es zu massiven Vermögensverlusten, die zu einer pessimistischeren Grundhaltung, Investitionsstop und sinkendem privaten Konsum führten. Mit einer steigenden Abgabenlast bei Steuern und Sozialausgaben, sinkenden Exporten wegen des starken Euro sowie unvorhersehbaren externen Effekten wie Ölpreissteigerungen als Folgen des Irakkrieges und die Auswirkungen durch SARS, wurde der Rahmen für eine nun schon im dritten Jahr dauernde konjunkturelle Krise verfestigt. Tabelle 1 Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent * 2003 und 2004 Prognosewerte 2000 2001 2002 2003* 2004* BIP 3,0 0,6 0,2 0,5 1,8 Private Konsumausgaben 1,4 1,1-0,4 0,3 0,9 Konsumausgaben des Staates 1,2 1,7 0,3 0,2 0,0 Anlageinvestitionen 2,4-5,2-1,4 0,0 0,4 Ausrüstungen und sonst. Anlagen 9,4-4,4-0,8 0,2 0,5 Bauten -2,6-5,9-0,7-0,2-0,1 Inlandsnachfrage 2,0-1,0-1,4 0,6 1,5 Exporte 13,2 4,7 0,9 1,1 2,3 Importe 10,0 0,1 0,7-1,2-2,0 Erwerbstätige 1,6 0,2-0,6-1,0 0,0 Arbeitslose in Mio. 3,89 3,85 4,06 4,45 4,50 Arbeitslosenquote 9,1 9,1 9,5 10,4 10,5 Verbraucherpreise 1,9 2,5 1,3 1,3 1,2 Quelle: Frühjahrsgutachten 2003 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und eigene Berechnungen von Daten des Statistischen Bundesamtes Letztendlich bleibt aber die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland seit längerem hinter der Entwicklung im gesamten Euroraum zurück, was neben den konjunkturellen auch auf strukturelle Probleme hinweist. Die anhaltenden Diskussionen um nötige Reformen in den sozialstaatlichen Kernbereichen Krankenversicherung, Rentenversicherung und in der Sozialversicherung verdeutlichen dies. Solange hier nicht wesentliche Impulse und Ergebnisse des Reformprozesses erkennbar werden, wird sich Deutschland weiter von der gesamteuropäischen Wirtschaftsentwicklung abkoppeln. Mit einem durchschnittlichen Wachstum von 0,8 % und einem Finanzierungsdefizit von 2,2% liegen die europäischen Eckdaten deutlich über den deutschen Werten mit 0,2% Wachstum und 3,6% Neuverschuldung. Die öffentliche Finanzsituation hat sich tendenziell verschlechtert. Nahezu täglich neue Schuldenhöchststände verdeutlichen den eingeschränkten Handlungsspielraum staatlicher Finanzpolitik. Das Defizitkriterium, das die Neuverschuldung auf max. 3% begrenzt wird 2003 voraussichtlich erneut überschritten. Wesentliche Teile des Bundeshaushaltes werden schon heute für den Schuldendienst verwendet und Weiter rückläufige Anlageinvestitionen 1

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Anlageinvestitionen erneut gesunken Kaum Impulse durch privaten Konsum Sinkende Exportnachfrage Arbeitsmarktentwicklung Öffentlicher Sektor engen so den Handlungsspielraum ein. Dennoch werden zunehmend Rufe nach neuer Kreditaufnahme laut, um so von staatlicher Seite die Nachfrage anzukurbeln, welche einen sich selbst tragenden Aufschwung erzeugen soll, eine Empfehlung, die noch aus der Zeit keynesianischer Wirtschaftspolitik stammt, nach der der Staat durch antizyklisches Verhalten die Wirtschaft stabilisieren soll. Direkt oder indirekt hängt jeder fünfte Arbeitsplatz in Deutschland vom Export ab. Für 2002 werden die Exporte auf 648 Mrd. Euro geschätzt. Lange war der Export die Säule, auf der die Hoffnungen des Aufschwunges ruhten. Durch die Aufwertung des Euro wurden die Exporte allerdings reduziert, was aber nicht durch eine steigende inländische Nachfrage aufgehoben werden konnte. Die Hoffnung liegt nun auf den Exportchancen nach Osteuropa. Die deutschen Exporteure erhoffen sich, mit einer breiten Angebotspalette und aufgrund der geografischen Nähe schnell etablieren zu können. Die Anlageinvestitionen sind erneut gesunken, allerdings im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer. Die Investitionsverschiebung als Anpassungsmaßnahme an die schwache Konjunktur dürfte im Wesentlichen erfolgt sein. Nach Stagnation in 2003 wird ab 2004 wieder mit schwachen Zuwächsen gerechnet. Der private Konsum wurde nicht zuletzt wegen der ungünstigen wirtschaftlichen Erwartungen reduziert. Anhebungen bei Sozialabgaben und indirekten Steuern sowie die Angst vor Arbeitsplatzverlust oder Einkommens- und Umsatzeinbußen führen immer mehr dazu, dass auch im privaten Bereich Ersatz- oder Neuanschaffungen verzögert oder gestrichen werden. 2002 hat sich ein dramatischer Einbruch bei der Entwicklung des Arbeitsmarktes vollzogen. Die Zahl der Erwerbstätigen hat in 2002 um 230.000 abgenommen, die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland auf 4,1 Mio., die Arbeitslosenquote auf 9,5 % (2001 9,0%) gestiegen. Die Konjunkturschwäche führt beim Staat zu Mindereinnahmen bei Steuern und Abgaben und zu Mehrausgaben bei den Sozialleistungen und den arbeitsmarktbedingten Ausgaben. Um ein weiteres Überschreiten des Defizitkriteriums zu vermeiden, sind Ausgabenkürzungen geplant, so dass vom öffentlichen Sektor kaum wesentliche Impulse zur Belebung der wirtschaftlichen Nachfrage erwartet werden dürfen. 2

2 Wirtschaftliche Lage in München und in der Region Obwohl die Krise des Neuen Marktes gerade in München, dem wichtigsten High- Tech-Standort Deutschlands, seine Spuren hinterlassen hat, bleibt die Region weiterhin ein Motor des Wachstums. München konnte vor dem Hintergrund seines stabilen Branchenmix, seiner gut ausgebauten Infrastruktur und dem weiteren Ausbau seines Dienstleistungssektors auch im Jahr 2002 eine gute Wirtschaftsposition behaupten. In der Ausgabe 2/2003 hat die Zeitschrift Capital die Stadt München mit einem hauchdünnen Abstand zu Düsseldorf zum Wirtschaftsstandort Nummer zwei in Deutschland gekürt. Bei den ökonomischen Kriterien Arbeitsmarkt, Bevölkerungsentwicklung sowie der Kaufkraft der Region lag München weiterhin auf der Spitzenposition. Im Vergleich mit europäischen Städten ergibt sich für München inzwischen ein differenziertes Bild. Im Verhältnis zu Lyon, Barcelona, Wien und Stockholm weist die Stadt zwar in Bezug auf die Arbeitslosigkeit noch die geringsten Werte auf, besonders bei der Zahl der Langzeitarbeitslosen und arbeitslosen Jugendlichen; bei der Beschäftigungsentwicklung kursiert München jedoch nur auf Platz drei hinter Barcelona und Lyon. Deutliche Spuren hinterlässt die anhaltende konjunkturelle Flaute in Deutschland insbesondere bei der Dynamik der Wirtschaftsleistung, die sich laut der Europäischen Studie ERECO 2002 zwischen 1995 und 2000 in München nur um 1,6% steigerte und damit die Stadt auf Platz vier verweist. München hat in 2002 einen Beschäftigungsrückgang von rd. 0,2% zu verzeichnen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SV-Beschäftigten) blieb damit erstmals seit Jahren praktisch konstant (-1.091). Die Landeshauptstadt liegt mit dieser Beschäftigungsentwicklung genau parallel zur bayerischen Entwicklung, welche deutlich positiver verläuft als der bundesweite Trend. Allerdings liegt München hinter der Beschäftigtenentwicklung des Umlandes und der Region. Wegen der unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene ist ein Vergleich Münchens mit anderen deutschen Großstädten häufig aussagekräftiger. Hier konnte München seine gute Position der vergangenen Jahre zwar halten, der Einbruch bei Münchens wichtigen Branchen Medien, Biotechnologie und IT macht sich aber durch einen schrumpfenden Abstand bemerkbar. München wirtschaftsstarkes Ballungszentrum Standort München München im internationalen Städtevergleich SV-Beschäftigungsrückgang um 0,2% 3

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Abbildung 1 Beschäftigungsentwicklung in Deutschland, Region München und Stadt München Veränderung 2001 2002 und Bestand 2002 SV-Beschäftigte jeweils zum 30.06. Umland von München 415.220 1,3% 0,4% Region München (Reg. 14) 1.109.775-0,2% Stadt München 694.555-0,2% Bayern 4.420.624-0,9% Deutschland 27.571.147 Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Tabelle 2 Münchens Position im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten Arbeitslosenquote Kaufkraft SV Beschäftigte Kommunale Investitionsleistung pro Einwohner Kommunale Pro-Kopf-Verschuldung Quelle: Referat für Arbeit und Wirtschaft Niedrigste Arbeitslosenquote höchste Kaufkraft Zweithöchste Zahl (nach Berlin) Höchste Investitionen je Einwohner mittlere Position Arbeitslosenquote bei 5,0% Mit einer Arbeitslosenquote von 5,0% bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 1 muss München eine deutliche Zunahme um 1 Prozentpunkt hinnehmen. Die Arbeitslosenquoten in den anderen Großstädten folgen ebenfalls dem steigenden Bundestrend, wobei München zwar immer noch die niedrigste Arbeitslosenquote aufweist, relativ gesehen aber die stärkste Steigerung im Jahr 2002 hinnehmen musste. 4 1 Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen umfasst die SV-Beschäftigten, die geringfügig Beschäftigten, Beamte, Selbständige und mithelfendefamilienangehörige sowie Arbeitslose. Diese Quote wurde 1997 im Zuge der Anpassung an EU-Standards eingeführt. Davon unterscheidet sich die Arbeitslosenquote auf Basis der abhängig zivilen Erwerbspersonen (SV-Beschäftigte, geringfügig Beschäftigte, Beamte und Arbeitslose), d.h. die Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen werden hier nicht berücksichtigt. Diese Quote wird in der Übergangsphase weitergeführt. Arbeitslosenquoten für spezielle Personengruppen liegen i.d.r. nur auf Basis der abhängig zivilen Erwerbspersonen vor.

Abbildung 2 Arbeitslosenquoten in deutschen Großstädten 2002 Arbeitsamtsbezirke Jahresdurchschnitte; alle zivilen Erwerbspersonen Quelle: Arbeitsamt München 16,0% 16,9% 14,0% 12,0% 10,0% 8,0% 10,6% 9,0% 7,9% 6,0% 4,0% 5,8% 5,6% 5,0% 2,0% 0,0% Berlin Köln Hamburg Düsseldorf Frankfurt Stuttgart München Tabelle 3 Entwicklung der SV-Beschäftigung im Städtevergleich Arbeitsamtsbezirke, jeweils zum 30.06. 1998 1999 2000 2001 2002 Veränderung 2001-2002 absolut in % Berlin 1.132.570 1.124.150 1.139.041. 1.125.714 1.103.776 3.002 0,6% Düsseldorf 450.596 455.141 467.554 473.468 473.485 17 0,0% Frankfurt 666.996 680.295 711.693 732.459 728.594 2.722 0,5% Hamburg 731.363 739.674 762.483 774.869 768.687-3.865-0,5% Köln 430.399 440.569 457.839 463.451 466.453-6.182-0,8% München 897.603 919.228 959.666 989.493 992.023 2.530 0,3% Stuttgart 481.342 485.097 503.948 513.722 516.444-21.938-2,0% Quelle: Arbeitsamt München Der Beschäftigungsanstieg für den Arbeitsamtsbezirk München liegt mit 0,3% etwas über dem Wert für die Landeshauptstadt. Ursache ist das stärkere Beschäftigungswachstum im Umland, das über die im Arbeitsamtsbezirk enthaltenen Landkreise Schwacher Beschäftigungszuwachs zur Jahresmitte 5

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Münchens Investitionen im Städtevergleich Quelle: Arbeitsamt München 1.103.776 992.023 728.594 768.687 466.453 473.485 516.444 Köln Düsseldorf Stuttgart Frankfurt Hamburg München Berlin mit Bei einfließt. Investitionen Der Zuwachs und Neuverschuldung ist geringer als ist im ein Vorjahr Städtevergleich (3,1%) und lediglich liegt auch auf hinter Basis der positiven Rechnungsergebnisse Entwicklung in möglich, Berlin und die Frankfurt bis zum Jahr zurück. 2001 Abgesehen vorliegen. von Diese Berlin Zahlen hat sich spiegeln die Beschäftigtenentwicklung nicht die stark rückläufigen in Einnahmen allen Städten und im die Jahr hohe 2002 Neuverschuldung deutlicht verringert wider, die ist sogar im Jahr rückläufig. 2002 durch Es den ist aber Einbruch zu beachten, bei der Gewerbesteuer dass diese Zahlen in München den Stand aus- zur bzw. Jahresmitte gelöst wurden. widerspiegeln. In 2001 ist in Da München sich die die Situation Verschuldung danach verschlechtert je Einwohner leicht hat, ist gestiegen, von für 1.705 2002 Euro nicht in mehr 2000 von auf einem Euro 1.716 Beschäftigungsanstieg je Einwohner. Damit auszugehen. war 2001 das ers- insgesamte Jahr, in dem sich die Stadt wieder einer steigenden Verschuldung gegenüber Abbildung sah. Ebenso 3 ist das Investitionsvolumen pro Kopf 2001 gegenüber dem Vorjahr von SV-Beschäftigte 694 Euro auf 774 in Euro deutschen gestiegen. Großstädten Im Jahr 2002 wurden die Investitionen in München zurückgeschraubt - Jahresdurchschnitte (622 Euro pro Kopf), doch schon im Jahr 2003 tätigt Arbeitsamtsbezirke München wieder sehr hohe Investitionen in notwendige Infrastrukturmaßnahmen. Um diese Investitionen zu finanzieren und auch die Einnahmeausfälle zu kompensieren, plant die Stadt für 2003 eine Nettokreditaufnahme von 914 Mio. Euro. Abbildung 4 Verschuldung und Investitionen in deutschen Großstädten 2001 Rechnungsergebnisse Quelle: Stadtkämmerei Hannover 208 1.327 Dortmund München 383 774 1.643 1.716 Beschäftigung in Stadt und Umland Jährliche Investitionen in Euro je Einwohner Nürnberg Leipzig 302 583 1.764 1.790 Schuldenstand in Euro je Einwohner Städtedurchschnitt 446 1.981 6 Düsseldorf Köln 221 762 2.110 2.597 Frankfurt am Main 335 2.902

Etwa die Hälfte der Bevölkerung und knapp zwei Drittel der Arbeitsplätze der Region 14 entfallen auf das Stadtgebiet Münchens. Zum ersten Mal seit 1998 ist ein Beschäftigungsrückgang in der Stadt München zu verzeichnen (-2%), das Umland (+1,3%) und die Region 14 (+0,4%) konnten aber weiterhin ein leichtes Wachstum realisieren. Der Anteil der SV-Beschäftigten im Umland von München an der Beschäftigung der Gesamtregion ist weiterhin leicht gestiegen und liegt jetzt bei 37,1%. Münchens Entwicklung passt sich im Jahr 2002 der Entwicklung in Bayern an, ist aber deutlich positiver als die gesamtdeutsche Entwicklung. Abbildung 5 Anteil der SV-Beschäftigung des Münchener Umlandes an der Region München jeweils 30.06. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Bundesanstalt für Arbeit 37,7% 37,4% 35,5% 36,9% Umland 415.216 410.003 394.804 389.670 368.371 356.242 29,3% 31,6% 33,7% München 23,7% Region 14 1974 1975 Abbildung 6 25,5% 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1976 1977 1978 1979 1980 1981 28,0% 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 694.559 695.650 676.137 643.380 632.982 637.155 1991 1992 1993 1994 1995 1996 Entwicklung der SV-Beschäftigung im Wirtschaftsraum München jeweils 30.06. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Bundesanstalt für Arbeit 1.109.775 1.105.653 1.070.941 1.033.050 1.001.353 993.397 1997 1998 1999 2000 2001 2002 7

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Abbildung 7 Entwicklung der SV-Beschäftigung im Dienstleistungsbereich im Wirtschaftsraum München jeweils 30.06. Umland 289.661 281.682 268.864 265.506 240.598 226.937 München 2002 2001 2000 1999 1998 1997 524.410 520.454 499.277 468.570 464.559 471.887 Region 14 814.071 802.136 768.141 734.076 705.157 698.824 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Bundesanstalt für Arbeit Anteil des Dienstleistungssektors weiter gestiegen Der Dienstleistungssektor hat auch im Jahr 2002 an Bedeutung zugenommen. Sein Anteil an den Gesamtbeschäftigten ist sowohl in der Stadt München (+4.000 Beschäftigte) als auch im Umland (+17.000 Beschäftigte) und in der Region 14 (+12.000 Beschäftigte) gestiegen. Besonders deutlich fiel diese Steigerung im Umland mit 6,0% aus. Das bayerische BIP zu Marktpreisen beträgt im Jahr 2002 360,7 Mrd. Euro. Im Vorjahr wurden 352,6 Mrd. Euro erwirtschaftet. Die regionale Auswertung des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung zur Münchener Bruttowertschöpfung liegt nur bis 2001 nach Branchen gegliedert, als vorläufige Berechnung vor. Die Bruttowertschöpfung betrug 2001 in der Stadt München 65,7 Mrd. Euro, bzw. gut 18% des bayerischen BIP. Nach Branchen gegliedert erkennt man auch hier die Dominanz des Dienstleistungsbereiches, der rund 72% des Münchener BIP erwirtschaftet (Anteil bayernweit: 63,7%). Der Produzierende Bereich trägt knapp 21,6% und der sogenannte Primäre Sektor, der u.a. die Land- und Forstwirtschaft beinhaltet, 0,3% bei. Rund 72% der Münchener Bruttowertschöpfung im Dienstleistungssektor 8

Tabelle 4 Bruttoinlandsprodukt in Bayern, der Region München und München Millionen Euro zu Marktpreisen Bayern Landeshauptstadt München Region 14 Umland 1992 273.631 50.842 77.539 26.697 1993 276.827 51.334 79.031 27.697 1994 289.192 53.003 82.382 29.379 1995 297.984 54.697 86.001 31.304 1996 305.227 56.067 88.962 32.895 1997 312.335 56.802 91.485 34.683 1998 326.900 59.151 96.351 37.070 1999 337.628 61.093 100.200 39.107 2000 352.620 62.741 107.046 44.305 2001 360.782 65.673* 111.652* 45.979 2002 370.700 65.423** 114.917*** 49.494 *vorläufige Berechnungen Stat. Landesamt, ** Schätzung unter der Annahme, dass der Anteil Münchens am BIP Bayerns bei 17,6% liegt. *** Schätzung unter der Annahme, dass der Anteil der Region München am BIP Bayerns wie 2001 bei 31,0% liegt. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Gewerbeanmeldungen zurückgegangen Auch bei der Zahl der Gewerbeanmeldungen in München wird ersichtlich, dass die dynamische Entwicklung der letzten Jahre deutlich gebremst ist. Wie bereits im Jahr 2001 (-6%) ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen im Jahr 2002 weiter zurückgegangen (um 7% bzw. 1.144 Gewerbeanmeldungen). Gleichzeitig sind auch die Gewerbeabmeldungen zurückgegangen (um 1.249). Tabelle 5 Gewerbean- und -abmeldungen in München Gewerbeanmeldungeabmeldungen Gewerbe- Saldo Betriebsstätten zum Jahresende 1997 16.440 15.700 740 130.601 1998 17.005 15.094 1.911 132.852 1999 16.557 15.614 943 135.206 2000 17.266 15.444 1.822 135.803 2001 16.225 15.169 1.056 138.177 2002 15.081 13.920 1.161 139.360 Quelle: Statistisches Amt der Landeshauptstadt München Die Zunahme der Insolvenzen im Jahr 2002 ist Besorgnis erregend. Nach dem drastischen Anstieg um 36% im Vorjahr, wurde 2002 nochmals eine deutliche Steigerung der Insolvenzen um 45% registriert, das sind 440 Betriebe. 9

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Abbildung 8 Insolvenzen und von Insolvenzen betroffene Arbeitnehmer eröffnet und mangels Masse abgelehnt Insolvenzen betroffene Arbeitnehmer 4.525 5.547 1.423 723 958 983 2000 2001 2002 Quelle: Statistisches Amt der Landeshauptstadt München Die Zahl der von Insolvenzen betroffenen Arbeitnehmer hat sich mit einem Anstieg von rund 23% ebenfalls deutlich erhöht (+ 1.022), der Anstieg ist erfreulicherweise gegenüber 2001 deutlich geringer. Während im Jahr 2001 auch relativ große Unternehmen von der Insolvenz betroffen waren, scheinen im Jahr 2002 vermehrt kleine Betriebe zur Existenzaufgabe gezwungen worden sein. Insolvenzen steigen um knapp 36% Der Preisindex für die Lebenshaltung ist im Bundesgebiet und im Freistaat Bayern gegenüber 2001 wieder langsamer gestiegen. Der Index liegt im Bundesgebiet für 2002 bei 1,3%, im Freistaat Bayern bei 1,6% und nur in der Stadt München relativ hoch bei 2,7%. In München schlagen besonders die hohen Kosten des Wohnungsmarktes durch, der 2002 noch keine wesentlichen Preisnachlasse bei den Mieten realisiert hatte. Sinkende Inflationsrate in Bayern und Deutschland 10

Abbildung 9 Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte Basis 1995; prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr Deutschland Bayern München 2,7% 2,7% 2,5% 2,4% 1,9% 1,9% 1,9% 1,6% 1,3% 2000 2001 2002 Quelle: Statistisches Amt der Landeshauptstadt München 11

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 3 Branchenentwicklung Für die Beurteilung der Branchenentwicklung ist die Statistik der SV-Beschäftigten die wesentliche Datengrundlage. Hierzu lässt das Referat für Arbeit und Wirtschaft jährlich eine Sonderauswertung durch die Bundesanstalt für Arbeit durchführen. Diese Zahlen sind nach der neuen Wirtschaftssystematik (WZ 93) gegliedert, deren Grundlage die Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft darstellt Die neuesten Zahlen der SV-Statistik beziehen sich auf den Stand Juni 2002. Obwohl auch München die konjunkturelle Schwächung des Jahres 2002 spürt, ist die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen zunächst bis zur Jahresmitte relativ robust. Die Anzahl der Beschäftigten blieb nahezu konstant bzw. das Beschäftigungswachstum weist nur einen leichten Negativtrend von -0,16% auf. Im Dienstleistungssektor liegt nach wie vor ein Beschäftigungswachstum vor (+0,8%). Mit einer absoluten Zunahme von rund 4.000 Stellen hat dieser Bereich aber deutlich an Dynamik verloren. Der kontinuierliche Beschäftigungsrückgang im Produzierenden Gewerbe in 2002 mit -2,8% konnte damit nicht kompensiert werden. Tabelle 6 Entwicklung der SV-Beschäftigung in München nach Sektoren jeweils 30.06. 1998 1999 2000 2001 2002 INSGESAMT 632.982 643.380 676.137 695.650 694.559 Produzierendes Gewerbe 166.355 172.525 174.482 172.959 168.072 Dienstleistungssektor 464.559 468.570 499.277 520.454 524.410 Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Auswertung der SV-Beschäftigung Kein Beschäftigungswachstum in 2002 SV-Beschäftigung im Dienstleistungssektor steigt weiterhin an Obwohl der Beschäftigungsanteil des Dienstleistungssektors in München damit auf 75,5% steigt, sind gerade die personalintensiven und wertschöpfungsstarken Branchen wie die Bereiche IuK-Technologien, Banken, Versicherungen, Forschung und Entwicklung, Biotechnologie und Medien von konjunkturellen Schwächen getroffen. Es ist davon auszugehen, dass die vorliegende SV-Statistik, die sich auf den Stand 30.06.02 bezieht, diese Entwicklung nur in abgeschwächter Form widerspiegelt. 12

Abbildung 10 Beschäftigungsanteil des Dienstleistungssektors in München 1974 2002 jeweils 30.06. 57,7% 60,5% 63,4% 66,2% 71,7% 73,4% 73,8% 74,8% 75,5% Dienstleistungssektor 1974 Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Tabelle 7 Produzierender Bereich 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Entwicklung der SV-Beschäftigung in der Stadt München für 2001 und 2002 jeweils 30.06. 2001 2002 Veränderung 2001-2002 absolut in % Land- und Forstwirtschaft, Bergbau 1.964 2.035 71 3,62% Verarbeitendes Gewerbe 150.394 146.431-3.963-2,64% Baugewerbe 22.565 21.641-924 -4,09% Handel, Gastgewerbe und Verkehr 151.075 148.361-2.714-1,80% dar. Handel 92.167 90.354-1.813-1,97% dar. Gastgewerbe 26.291 26.501 210 0,80% dar. Verkehr und Nachrichtenübermittlung 32.617 31.506-1.111-3,41% Sonstige Dienstleistungen 367.631 374.270 6.639 1,81% dar. Kredit- und Versicherungsgewerbe 62.076 62.614 538 0,87% dar. Grundstückswesen, Vermietung 11.613 11.874 261 2,25% dar. Datenverarbeitung und Datenbanken 26.347 24.563-1.784-6,77% dar. Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 33.614 36.601 2.987 8,89% dar. Erziehung und Unterricht 22.713 23.665 952 4,19% dar. Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 63.127 64.697 1.570 2,49% dar. Sonstige öff. Dienstleistungen (Kirchen etc.) 46.958 47.792 834 1,78% Private Haushalte und ohne Angabe 2.021 1.821-200 -9,90% Insgesamt 695.650 694.559-1.091-0,16% Quelle: Bundesanstalt für Arbeit 13

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Abbildung 11 Verteilung der SV-Beschäftigung in der Landeshauptstadt München 30.06.2002 Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 9,3% Erziehung und Unterricht 3,4% Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherungen 5,3% Beratung, Planung, Reinigung und Sonstiges 13,6% Datenverarbeitung und Datenbanken 3,5% Sonstige öffentliche Dienstleistungen (Interessenvertretung, Kirchen etc.) 6,9% Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung 1,7% Private Haushalte, ohne Angabe 0,3% Sonstige 1,2% Kredit- und Versicherungsgewerbe 9,0% Verarbeitendes Gewerbe 21,1% Land-, Forst-, Fischwirtschaft, Bergbau 0,3% Handel 13,0% Baugewerbe 3,1% Gastgewerbe 3,8% Verkehr und Nachrichtenübermittlung 4,5% Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Neue Herausforderungen für den Mittelstand Die sogenannte "Münchner Mischung" wird stark von den kleineren und mittleren Unternehmen geprägt. Diese Gruppe macht in Deutschland 99,7% der Unternehmen aus, beschäftigt 69,7% der Erwerbstätigen und erwirtschaftet 48,8% der Bruttowertschöpfung. Die Mittelstandskonjunktur verlor in den letzten 3 Jahren jedoch ebenfalls zunehmend an Tempo und um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, stehen die kleinen und mittleren Unternehmen nun vor der Notwendigkeit weitreichender Änderungen ihrer Finanzierungsstruktur. Insbesondere muss die Eigenkapitalausstattung von kleinen und mittleren Unternehmen deutlich verbessert werden. 3.1 Verarbeitendes Gewerbe In 2002 konnte im Verarbeitenden Gewerbe bayernweit bei den Auftragseingängen ein Plus von 2,9% und bei den Umsätzen ein Plus von 1,7% realisiert werden. Die Produktion lag insgesamt leicht über dem Vorjahreswert. Während die Investitionsgüterindustrie dabei weiterhin eine Stütze der industriellen Fertigung in Bayern bleibt, sinken die Investitionen als Folge des sinkenden privaten Konsums bei den Gebrauchs- und Verbrauchsgütern deutlich. Wirtschaftlich stabile Lage 2002 Gemäß den ifo-konjunkturberichten wird das Geschäftsklima in den letzten Monaten in der gewerblichen Wirtschaft in Bayern jedoch insgesamt eher skeptisch beurteilt, wobei insbesondere die Hoffnungen auf die Belebung des Exportgeschäftes geringer geworden sind. 14

Tabelle 8 Umsatz und Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe in München Betriebe mit über 20 Beschäftigten 1999 2000 2001 2002 Veränderung 2001-2002 Umsatz in 1.000 Euro 36.476.850 44.817.339 44.466.761 48.137.055 3.670.294 8,3% Beschäftigte (Jahresdurchschnitt) 123.880 126.844 130.158 125.563-4.595-3,5% Zahl der Betriebe 407 393 390 379-11 -2,8% (Jahresdurchschnitt) Quelle: Statistisches Amt der Landeshauptstadt München Abbildung 12 Umsatz und Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe in München Betriebe mit über 20 Beschäftigten Umsatz in 1.000 Euro Beschäftigte 50.000.000 45.000.000 40.000.000 Umsatz in 1.000 Euro Beschäftigte 170.000 160.000 35.000.000 150.000 30.000.000 140.000 25.000.000 20.000.000 130.000 15.000.000 120.000 10.000.000 5.000.000 110.000 0 100.000 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Statistisches Amt der Landeshauptstadt München München konnte im Jahr 2002 wieder ein Umsatzwachstum von 8,3% realisieren und liegt damit deutlich über dem bayernweiten Umsatztrend. Bei der Beschäftigtenentwicklung konnte trotz der positiven Umsatzentwicklung ein Rückgang um 3,5% nicht verhindert werden. Dieser Beschäftigungsrückgang ist im Verhältnis zur gesamten SV-Entwicklung überproportional hoch und geht mit einem Rückgang der Zahl der Betriebe um 2,8% einher. Steigende Umsätze und Beschäftigungsrückgang 15

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 3.2 Baugewerbe Die Situation im Baugewerbe in Bayern ist insgesamt weiterhin schwierig. Sowohl die Auftragslage (-11,7%), die Produktion (-5,7%) und die Umsätze (-7,4%) mussten weitere Rückgänge hinnehmen. Dementsprechend frostig beurteilten die Bauunternehmen das Geschäftsklima und auch die Erwartungen hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung sind von Skepsis geprägt. Angespannt bleibt auch die Personalsituation im Baugewerbe, man rechnet mit einem erneuten Abbau von Arbeitsplätzen. Das Münchener Baugewerbe ist mit einem Umsatzrückgang von 12,5% von den Entwicklungen im Baugewerbe im Jahr 2002 besonders deutlich betroffen. Die erhoffte verstärkte Bautätigkeit v.a. im Wohnund Gewerbebau in der Stadt hat sich nicht eingestellt, sondern gerade der öffentliche Bau und der Verkehrsbau wurde 2002 unter anderem angesichts der Finanzschwierigkeiten der öffentlichen Haushalte deutlich reduziert. Obwohl die Stadt weiterhin an ihren attraktiven und großen Bauprojekten wie z.b. dem Neubau des Stadions in Fröttmaning und den Infrastrukturinvestitionen für die Erschließung und den Bau des Medienzentrums festhält, konnten 2002 daraus keine wesentlichen Impulse in die Münchener Bauindustrie gegeben werden. In den letzten Jahren erfolgt in München eine stetige Verschiebung der Umsatzverteilung. Insbesondere der öffentliche Bau und der Verkehrsbau verliert 2002 erneut Anteile am Gesamtumsatz und erwirtschaftet Weiterhin sinkende Nachfrage im Baugewerbe Umsatzrückgang im Baugewerbe Umsatzanteile des öffentlichen Baus und des Verkehrsbau sinken inzwischen nur noch 22,9% des Münchener Umsatzes im Baugewerbe (1998 knapp 35%). Der Wohnungsbau stabilisierte sich nach einem starken Anteilsrückgang 2001 auf 14,2% und die Verschiebung zu Gunsten des Gewerbe- und Industriebaus erhöht dessen Anteil auf nunmehr 62,9% gegenüber 58,1% in 2001. 16

Abbildung 13 Umsatzverteilung im Münchener Baugewerbe 2002 Betriebe mit über 20 Beschäftigten Quelle: Statistisches Amt der Landeshauptstadt München Wohnungsbau 14,2% Öffentlicher Bau und Verkehrsbau 22,9% Gewerbe- und Industriebau 62,9% Diese veränderten Umsatzanteile spiegeln sich in den Wachstumsraten der einzelnen Bereiche wider: öffentlicher Bau und Verkehrsbau erleiden Umsatzeinbußen von knapp 27%; das entspricht absoluten Umsatzrückgängen in Höhe von 140 Mill. Euro, während der Gewerbe- und Industriebau um rund 59 Mill. Euro und der Wohnungsbau um rund 38 Mill. Euro rückläufig sind. Tabelle 9 Umsatz im Münchener Baugewerbe in 1.000 Euro - Betriebe mit über 20 Beschäftigten 2000 2001 2002 Veränderung 2001-2002 Wohnungsbau 354.410 274.125 236.236-13,8% Gewerbe- und Industriebau 899.386 1.103.383 1.044.226-5,4% Öffentlicher Bau und Verkehrsbau 489.123 520.550 380.319-26,9% Gesamtumsatz 1.742.919 1.898.058 1.660.781-12,5% Anteil am Gesamtumsatz Wohnungsbau 20,3% 14,5% 14,2% Gewerbe- und Industriebau 51,6% 58,1% 62,9% Öffentlicher Bau und Verkehrsbau 28,1% 27,4% 22,9% Quelle: Statistisches Amt der Landeshauptstadt München Kontinuierlicher Der Beschäftigungsrückgang im Baugewerbe hat sich 2002 weiter verschärft. Mit 22.641 hat sich die Zahl der im Baugewerbe Beschäftigten Beschäftigungsabbau um 924 bzw. 4,1% verringert. Damit hat das Baugewerbe nur mehr einen Anteil von 3,1% an allen SV-Beschäftigten. Die schlechte Finanzlage der Kommunen bereitet den Bauunternehmen zusätzliche Sorgen. 17

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 3.3 Handwerk Verschlechterung der Wirtschaftslage des Handwerks Pläne für Handwerksreform Auswirkungen auf alle Handwerksbereiche Umsatzeinbrüche von 5% und ein Abbau von mehr als 300.000 Stellen in Deutschland in 2002 haben die Diskussionen um die Stellung des Handwerks in Deutschland, das sich in der größten Krise der Nachkriegszeit sieht, intensiviert. Auf bundespolitischer Ebene wird zur Zeit die Reform der Handwerksordnung diskutiert. Ziel ist die Förderung von Existenzgründungen durch diejenigen Handwerksgesellen, die nicht die Meisterprüfung ablegen. Gleichzeitig soll die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks durch den Erwerb von Qualifikationen außerhalb der handwerklichen Meisterprüfungen und durch größere Flexibilität verbessert werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft steht dabei im Dialog mit den Handwerkskammern, genaue Details sollen im Sommer 2003 festgelegt werden. Die Lage im Münchener Handwerk hat sich wie bereits 2001 ebenfalls weiterhin verschlechtert, die Umsatzentwicklung lag deutlich unter den Vorjahreswerten. Neben dem Bauhandwerk mussten auch die konsumnahen Handwerkszweige und das Investitionsgüterhandwerk empfindliche Umsatzeinbußen und Produktionseinschränkungen hinnehmen. Nach Angaben der Handwerkskammer für München und Oberbayern wurden beim Auftragsbestand (durchschnittliche Reichweite: 4,9 Wochen) und bei der Auslastung (71%) historische Tiefpunkte erreicht. Dementsprechend lag der Geschäftslage-Index 2002 mit 57 Punkten deutlich unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau (73 Punkte). Die Umsätze sind zurückgegangen, in der Stadt München (-4,3%) etwas stärker als Umsätze im Umland (-3,7%). Insbesondere der Vergleich mit den städtischen Zuwächsen in den Jahren 2000 (4,0%) und 2001 (1,8%) verdeutlicht, dass das Jahr 2002 zu einer Trendwende geführt hat. Umsatzentwicklung 18

Abbildung 14 Umsatzentwicklung des Handwerks in München und im Münchener Umland in Mio. Euro 6.442 Stadt München 6.478 6.591 6.790 7.276 6.427 Umland (Region 14 ohne München) 7.874 7.414 8.094 8.165 7.490 8.053 7.398 7.368 7.184 7.235 7.414 7.669 4.193 7.976 4.668 8.503 8.508 8.293 8.319 8.120 7.690 5.067 5.583 8.539 8.840 9.168 9.323 8.873 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Handwerkskammer für München und Oberbayern 19

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Verstärkter Beschäftigungsrückgang Im Jahr 2002 setzte sich der seit Jahren zu beobachtende Abwärtstrend bei der Beschäftigung mit beschleunigtem Tempo fort. Während der Personalbestand im Jahr 2001 noch um rund 1% sank, reduzierte sich die Anzahl der Beschäftigten 2002 um 5,6% bzw. 6.000 Personen auf 102.000. Vor allem das Bauhauptgewerbe hat seine Belegschaft nochmals drastisch verkleinert, doch auch das bis 2002 expandierende Dienstleistungshandwerk musste erstmals Einbußen bei den Beschäftigten verzeichnen. Nach Angaben der Handwerkskammer für München und Oberbayern stellt die schlechte Ertragslage das Haupthindernis für Neueinstellungen ein, auf der Kostenseite gelten die Steuern und zunehmenden Sozialabgaben als Belastung. So äußerten bei einer Umfrage der Handwerkskammer im Herbst 2002 88% der Münchener Handwerksbetriebe, dass zuallererst die Lohnnebenkosten gesenkt werden müssten, um Neueinstellungen zu erleichtern. Abbildung 15 Beschäftigungsentwicklung im Handwerk in München und im Münchener Umland Jahresdurchschnitte Stadt München Umland (Region 14 ohne München) 74.200 120.000 77.300 119.000 80.500 119.700 84.400 120.400 88.400 121.300 91.800 121.700 96.400 121.800 98.900 120.800 102.800 120.300 102.100 119.000 99.800 116.000 97.600 114.200 97.400 114.200 94.600 109.800 93.900 108.800 92.900 108.000 88.200 102.000 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Handwerkskammer für München und Oberbayern 3.4 Dienstleistungssektor Der Dienstleistungssektor in München erwies sich auch im Jahr 2002 als relativ robust und realisierte - gemessen an den Beschäftigtenzahlen - eine positive Wachstumsrate von 0,8%. Dies ist umso erstaunlicher, da die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gerade in den in München so wichtigen Bereichen New Economy und dem Finanzsektor deutlich gebremst war. Die Stadt ist mit fast 90 ansässigen Unternehmen der größte Versicherungsplatz Deutschlands und die Präsenz von rund 170 Banken unter- Stärken des Dienstleistungs-sektors 20

streicht die Bedeutung, die München als Finanzplatz einnimmt. Die Dynamik des IT- Sektors wird durch die große Anzahl deutscher Kapitalgebergesellschaften unterstützt, die München zum bundesdeutschen Venture-Capital Zentrum machen und enorme Sogwirkungen auf die internationale Venture-Capital-Szene ausüben. Als Medienstandort kann München auf ein breit angelegtes Potential von Unternehmen im Bereich Printmedien, audiovisuelle Medien und Werbung zurückgreifen. Die genannten Dienstleistungssektoren konnten sich dennoch dem allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungstrend nicht entziehen und mussten ihr starkes Beschäftigtenwachstum der letzten Jahre zum Teil wieder rückgängig machen. Besonders deutlich war diese Entwicklung im Bereich Werbung, in der eine Wachstumsrate von 9,1% (2001) einer Rate von 11,0% (2002) gegenübersteht und auch im Bereich Datenverarbeitung und Datenbanken steht der hohen Wachstumsrate von 13,0% im Jahr 2001 eine negative Rate von 6,8% in 2002 gegenüber. Dass Münchens Dienstleistungssektor trotzdem um 3.956 SV-Beschäftigte wachsen konnte, lässt sich im Jahr 2002 insbesondere auf den Bereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung mit einem Zuwachs von 8,9% und den Bereich Erziehung und Hochschulen mit einem Anstieg um 5,0% zurückführen. Stetig expandierende Beschäftigtenverhältnisse zeigen aber auch die Dienstleistungen für Unternehmen mit den Bereichen Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatungen und das Reinigungswesen. New Economy gebremst Stabile Bereiche stützen die Gesamtentwicklung 21

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Abbildung 16 Verteilung der Beschäftigung im Münchener Dienstleistungssektor 30.06.2002 Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen 12% Erziehung und Unterricht 5% Öffentliche Verwaltung und Sozialversicherungen 7% Erbringung sonst. öffentlicher Dienstleistungen 9% DL für Unternehmen (Vermietung, Datenverarbeitung, Beratung etc.) 27% Quelle: Bundesanstalt für Arbeit 524.000 SV-Beschäftigte im DL-Sektor DL für private Haushalte 0,3% Handel 17% Gastgewerbe 5% Verkehr- und Nachrichtenübermittlung 6% Kredit- und Versicherungsgewerbe 12% 22

Tabelle 10 Entwicklung der SV-Beschäftigung im Dienstleistungssektor jeweils 30.06. 2000 2001 2002 Veränderung 2001-2002 absolut in % Handel 90.707 92.167 90.354-1.813-2,0% dar. Kfz-Handel und Reparatur 10.694 11.064 11.384 320 2,9% dar. Handelsvermittlung und Großhandel 31.146 31.925 30.000-1.925-6,0% dar. Einzelhandel (ohne Kfz u. Tankstellen) 48.867 49.178 48.970-208 -0,4% Gastgewerbe 25.521 26.291 26.501 210 0,8% Verkehr- und Nachrichtenübermittlung 30.210 32.617 31.506-1.111-3,4% Kredit- und Versicherungsgewerbe 61.295 62.076 62.614 538 0,9% dar. Zentralbanken und Kreditinstitute 32.535 32.169 31.561-608 -1,9% Grundst.-, Vermietung, DL für Unternehmen 129.263 139.143 138.901-242 -0,2% dar. Grundstücks- u. Wohnungswesen 11.296 11.613 11.874 261 2,3% dar. Datenverarbeitung und Datenbanken 23.325 26.347 24.563-1.784-6,8% dar. Erbringung v. Dienstleistungen 87.945 94.288 94.176-112 -0,1% davon Rechts-, Steuer-, Unternehmensber. 30.366 33.229 34.499 1.270 3,8% davon Architektur- und Ingenieurbüros 11.818 12.144 12.572 428 3,5% davon Werbung 6.042 6.594 5.866-728 -11,0% davon Reinigg. v. Gebäuden, Inventar, Verkehr. 12.877 14.058 14.544 486 3,5% davon Erbringg. sonst. Dienstleistungen 7.179 9.021 8.884-137 -1,5% Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialvers. 31.665 33.614 36.601 2.987 8,9% Erziehung und Unterricht 21.919 22.713 23.665 952 4,2% dar. Hochschulen 7.928 8.114 8.523 409 5,0% Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen 61.812 63.127 64.697 1.570 2,5% dar. Gesundheitswesen 43.844 44.645 45.595 950 2,1% Erbringung sonst. öffentl. Dienstleistungen 45.296 46.958 47.792 834 1,8% dar. Interessenvertretungen 19.816 20.506 21.501 995 4,9% dar. Kirchliche und religiöse. Vereinigungen 15.646 16.262 17.182 920 5,7% dar. Kultur, Sport und Unterhaltung 16.939 17.739 17.825 86 0,5% Private Haushalte 1.589 1.748 1.779 31 1,8% Dienstleistungen insgesamt 499.277 520.454 524.410 3.956 0,8% Quelle: Bundesanstalt für Arbeit 23

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 3.5 Tourismus Der deutsche Reisemarkt litt und leidet unter den negativen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen besonders, da der potenzielle Urlauber in Deutschland sensibler reagiert als in anderen europäischen Ländern. V2002 war auch für die Münchener Hotellerie ein schwierigeres Jahr. Langfristig betrachtet erweist sich das Fundament des München-Tourismus dennoch als insgesamt solide. Nach wie vor gehört München zu den führenden Tourismusdestinationen Europas und ist die beliebteste deutsche Stadt bei internationalen Gästen. Insgesamt wurden 3,4 Mill. Gästeankünfte (- 5,2%) und 6,9 Mill. Übernachtungen (- 8,5%) verzeichnet. Große Zurückhaltung zeigten die Gäste aus Deutschland mit knapp 59% die größte Besuchergruppe in München, auch noch in der zweiten Jahreshälfte (Rückgang bei den Ankünften gegenüber 2001 5,9%, Rückgang bei den Übernachtungen 7,6%). Die hochpreisigen Vier- und Fünf-Sterne-Hotels bekommen die Auswirkungen der schwachen Konjunktur am ehesten zu spüren. Geschäftsreisen werden abgesagt, bzw. um zu sparen billigere Hotelkategorien gebucht. Nachdem in den Vorjahren durchweg Preissteigerungen zu verzeichnen waren, sank der Zimmerpreis 2002 von durchschnittlich 118,53 Euro auf 113,17 Euro je Nacht. Auch die Bettenauslastung verschlechterte sich von 73,6% auf 64,9%. Angesichts der Bundesgartenschau 2005 und der Fußballweltmeisterschaft 2006 wurden 2002 diverse Neubauprojekte abgeschlossen, die schon länger in Planung bzw. in Bau waren: 2002 gab es sechs Neueröffnungen mit einem Angebot von über 900 Zimmern. Weitere 800 Zimmer in vier Hotels der Drei-Sterne Kategorie kommen 2004 dazu. München ist mit 1,4 Mill. Auslandsankünften (-4,1%) und 3,0 Mill. Auslandsübernachtungen (-3,6%) weiterhin die führende Destination in Deutschland für ausländische Gäste, vor der Bundeshauptstadt Berlin. Der Anteil der Gäste aus dem Ausland an den Gesamtankünften lag bei 41% und ist ein Indikator für die Internationalität des Tourismus in München. Die stärkste ausländische Besuchergruppe kam auch 2002 aus den USA. Die Gäste aus Italien lagen an zweiter Stelle der Auslandsstatistik, gefolgt von den Gästen aus Großbritannien und Nordirland. Abbildung 17 Gästeankünfte und Übernachtungen in München Quelle: Fremdenverkehrsamt München München ist führende Tourismusdestination in Europa Kapazitäten gestiegen, Auslastung gesunken München ist Nummer Eins bei ausländischen Gästen Durchschnittliche Aufenthaltsdauer 8.000.000 7.000.000 6.000.000 5.000.000 4.000.000 3.000.000 6.540.787 3.178.724 Übernachtungen 6.094.976 5.932.506 2.923.407 2.963.601 6.126.930 3.080.923 Ankünfte 6.194.667 6.428.470 3.130.193 3.192.651 6.881.120 3.388.826 7.275.530 3.548.973 7.756.152 3.742.710 7.595.227 3.636.940 3.448.599 6.949.233 2.000.000 24 1.000.000 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag im Zeitraum Januar mit Dezember 2002 bei 2,02 Tagen. Dabei verweilten die Gäste aus dem Ausland mit 2,11 Tagen zumeist etwas länger in München als die Besucher aus Deutschland mit 1,95 Tagen Trotz dieser gebremsten Entwicklung liegt der Tourismusindex (Anzahl der Übernachtungen pro 100 Einwohner) mit 550 in München höher als in der Bundeshauptstadt Berlin (330) und unter den europäischen Millionenstädten nimmt München nach wie vor Rang 3 beim Tourismusindex ein, nach London und Prag. Im Jahresdurchschnitt waren in München 39.600 Betten in allen Betriebsarten verfügbar (2001: 39.009). Nummer Drei in Europa beim Tourismusindex 25

Münchener Jahreswirtschaftsbericht 2002 Abbildung 18 Durch Tourismus ausgelöste Umsätze in München 2002 Umsatzanteile nach Branchen; Veranstaltungen/ Ausstellungen 6% verschiedene touristische Anbieter 5% öffentliche/private Verkehrsbetriebe 3% Gesamtumsatz 3,0 Mrd. Euro Gastgewerbe 53% Einzelhandel 33% Quelle: Fremdenverkehrsamt München Für die bayerische Landeshauptstadt hat die touristische Nachfrage eine enorme Bedeutung. Neben den knapp 7 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben kann München in der gleichen Größenordnung nicht registrierte Übernachtungen bei Freunden, Verwandten und Bekannten verzeichnen. Zusätzlich zu den übernachtenden Gästen kommen pro Jahr noch rund 56 Millionen Tagesausflügler und Geschäftsreisende nach München. Nach Untersuchungen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München und aktuellen Hochrechnungen lag der touristisch bedingte Umsatz 2002 bei rund 3,0 Milliarden Euro. Der Anteil der geschäftlich motivierten Übernachtungen bei den München-Reisen liegt bei 55%, rein privater Natur sind dementsprechend 45%. Tourismus als Wirtschaftsfaktor 3.6 Einzelhandel 26 Die Absatzflaute des Einzelhandels in (West-) Deutschland hält im Jahr 2002 mit einem Umsatzrückgang um 2,0% weiterhin an, so dass rund 10.000 Ladenbesitzer aus finanziellen Gründen aufgeben mussten. Zwar ist mit einer leichten Verbesserung im Einzelhandel zu rechnen, da im mittel- und langfristigen Bereich vielfach Käufe zurückgestellt wurden, die nachgeholt werden müssen. Maßgebend wird dabei jedoch die Stimmung der Verbraucher sein, die von politischen und gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen beeinflusst wird. Dementsprechend zurückhaltend ist die Prognose des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, die für 2003 immer noch ein Minus im Einzelhandel von 1,5 % erwartet. Das Jahresergebnis der bayerischen Einzelhandels stellt sich im Vergleich zu den deutschlandweiten Zahlen mit einem Umsatzrückgang von nominal 0,7% etwas besser dar. Insbesondere nimmt München als Einzelhandelsstandort nach wie vor eine herausragende Stellung ein. Rund 2,2 Prozent des ge- Sinkende Umsätze in 2002 Zentrale Position Münchens