ADHS= Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung



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ADS= Aufmerksamkeitsdefizit-Störung ADHS= Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung Die Diagnose AD(H)S wird gestellt, wenn Betroffene unaufmerksames und impulsives Verhalten mit oder ohne Hyperaktivität motorische Unruhe) zeigen, das nicht ihrem Alter oder sonstigen Entwicklungsstand entspricht und zu deutlichen Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen führt. Die Diagnosestellung fordert auch, dass die Auffälligkeiten länger als 6 Monate bestehen, Krankheitszeichen vor dem Alter von sieben Jahren erkennbar waren und die Symptome nicht besser durch eine andere Störung erklärt werden können. Standard Diagnostiken sind: * Ausführliche Exploration mit den Eltern und dem Kind * Verhaltensbeobachtung (Spielsituation) * Information aus Kindergarten und Schule * Körperlich-neurologische Untersuchung * Ggf. Zusatzuntersuchungen wie Labor, EEG; MRT, CT * Beurteilungsfragebögen * Ausführliche psychologische Test-Diagnostik ( Intelligenz-, Konzentrations-, Entwicklungs-, Teilleistungsstörungen, Emotionalität)

Ursachen: - Einfluss der Gene - Schädigungen des zentralen Nervensystems vor, während und nach der Geburt, können Symptome auslösen, sind aber von geringer Bedeutung. (Alkohol-, Nikotin-, Drogenkonsum in der Schwangerschaft, Frühgeburt mit geringem Geburtsgewicht mit gleichzeitigen Hirnblutungen, Sauerstoffmangel im Gehirn oder Infektionen. - Kinder betroffener Erwachsener sind in 40-60% selbst betroffen. - Umwelteinflüsse, in denen ein Kind aufwächst, haben maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung von AD(H)S. Dazu gehören ungünstige psychosoziale Faktoren (wie emotionale und körperliche Vernachlässigung in der frühen Kindheit), die das Auftreten der Störung wahrscheinlicher macht, genauso wie eine intakte, unterstützende und psychisch gesunde Familie das Auftreten von Symptomen oder eine Verschlechterung vermeiden. Begleitstörungen 70% der Kinder und 80% der Erwachsenen habe Begleitstörungen in Form von Lernstörungen und Teilleistungsschwächen, aber auch Beeinträchtigungen in umschriebenen Bereichen ihrer Entwicklung bspw. der Sprache. Die häufigste psychische Begleitstörung bei Kindern und Jugendlichen sind Störungen des Sozialverhaltens (ca. 50%), depressive Störungen und Ängste. Bei Erwachsenen gehören Depressionen (ca. 60%), Angststörungen (20-60%), Suchterkrankungen (bis zu 60%) und Persönlichkeitsstörungen (10-20%) dazu. Während beim hyperaktiv-impulsiven AD(H)S Subtyp vermehrt Störungen des Sozialverhaltens auftreten, sind beim unaufmerksamen Subtyp, der insbesondere bei Mädchen und Frauen vorkommt, häufiger Depressionen, Ängste und Lernstörungen zu finden. Begleitstörungen sind keine Folgen von AD(H)S, sondern Störungen die gleichzeitig bestehen. Einige wesentliche Begleitstörungen scheinen durch eine ausgeprägte AD(H)S Symptomatik mehr oder weniger stark begünstigt zu werden. Das gilt besonders für Störungen des Sozialverhaltens. Fachleute berichten von ca. zehn Mal häufigerem dissozialem oder aggressiven Verhalten. Wenn Eltern von ADSlern auch psychische Störungen, wie etwa AD(HS), Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen aufweisen, steigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Begleitstörungen. Vermehrt scheinen sie auch aufzutreten, wenn Familien über ein geringes Einkommen verfügen, nicht intakt sind und lediglich ein eingeschränktes Interesse an der Entwicklung ihrer Kinder zeigen.

Über die Langzeitprognose des einzelnen Betroffenen, entscheiden in hohem Maße die Art und das Ausmaß der bestehenden Begleitstörungen. Kinder und Jugendliche mit AD(H)S und einer begleitenden, besonders früh einsetzenden, ausgeprägten Störung des Sozialverhaltens, haben ein deutlich höheres Risiko für spätere Straffälligkeit, Drogensucht und die Entwicklung einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Man spricht von drei ADS-Subtypen: - dem hyperaktiv-impulsiven Unaufmerksamkeit schlechte Konzentration leichte Ablenkbarkeit Vergesslichkeit - dem unaufmerksamen - dem kombinierten Impulsivität ständiges Unterbrechen und Stören anderer Herausplatzen mit Antworten nicht warten können Hyperaktivität extremer Bewegungsdrang motorische Unruhe ständiges Laufen und Klettern Ruhelosigkeit / Getriebenheit Schweregrade *Der leicht Betroffene hat eine nicht so stark ausgeprägte Symptomatik, dass er behandlungsbedürftig wäre. Er besitzt eine höhere Kreativität, ist etwas weniger impulsgehemmt als normal und kann sich nicht so gut konzentrieren wie andere Menschen. Er bekommt am Rande liegende Details sehr viel besser mit. * Der mittelschwere Betroffene ist behandlungsbedürftig und leidet neben ADHS zunehmend unter Begleiterkrankungen. Er entwickelt aber keine Störung des Sozialverhaltens oder andere soziale Auffälligkeiten. Unter Umständen ergreift er einen Beruf, für den er geistig deutlich überqualifiziert ist. Das Suizidrisiko ist ohne Behandlung erhöht. Die Wahrscheinlichkeit von Schulversagen und Versagen im Beruf nimmt zu.

* Ein schwer Betroffener hat ein gestörtes Sozialverhalten und ein stark erhöhtes Risiko, ein Suchtverhalten zu entwickeln oder in die Kriminalität abzurutschen. Ohne Behandlung ist er nur sehr schwer zu (re-) sozialisieren. Behandlung Medikamente Medikamentöse Behandlung bezieht sich auf das Verabreichen, von Psychostimulanzien, die den Dopaminstoffwechsel im Gehirn beeinflussen. Sie verbessern die Verfügbarkeit dieses Botenstoffs für die Informationsweiterleitung von Nervenzelle zu Nervenzelle und gleichen damit den relativen Mangel an Dopamin in den betroffenen Regelkreisen aus. Nebenwirkungen sind hauptsächlich in Appetitminderung, Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Missstimmung, Weinerlichkeit oder, seltener, das Auftreten oder die Verschlechterung von Tics. Seit 2005 wird auch der Wirkstoff Atomoxin eingesetzt. Dieser wirkt im Gegensatz zu MPH über 25 Stunden, allerdings tritt die volle Wirkung erst einige Wochen nach Einnahmebeginn ein. Nebenwirkungen hier sind das Auftreten von Suizidgedanken und erhöhten Leberwerten. Beide Medikamente sind nur für Kinder zugelassen. Für Erwachsene nur dann, wenn sie schon vor dem 18. Lebensjahr eingenommen wurden. Verhaltenstherapie Verhaltenstherapeutische Maßnahmen im Kindesalter orientieren sich daran, den Eltern Informationen zu ADHS und geeignete Hilfen zum Aufbau von festen Regeln und Strukturen zu vermitteln. Die Verbesserung der Selbststeuerung und der Aufbau bzw. die Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder- und Jugendlichen gehört ebenfalls dazu. Es wurden Therapieprogramme entwickelt, die speziell auf die Verhaltensprobleme und die Aufmerksamkeit der betroffenen Kinder ausgerichtet sind. Das Verhalten und die Aufmerksamkeit werden durch verschiedene Materialien und Übungen versucht zu verbessern. Es werden Pläne verwendet und den Kindern das Wissen um Aufmerksamkeit und strategisches Handeln vermittelt. Dabei sind die Eltern der Kontrollbestandteil in diesen Programmen. Tiefenpsychologische Ansätze finden meist nur Anwendung, wenn Begleitstörungen und Folgeerkrankungen wie z.b. Ängste, Depressionen, Essstörungen, Suchtprobleme, Persönlichkeitsstörungen behandelt werden sollen. In der Familientherapie werden positive Veränderungen und Entwicklungen der Beziehungen zwischen den Mitgliedern von Familien angestrebt. Man vermutet, dass die Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess die Effektivität einer psychotherapeutischen Behandlung steigert. Bei Schulproblemen oder im Kindergarten können neben der Beratung von Lehrern und Erziehern in Kooperation mit den Eltern verhaltenstherapeutische Interventionen installiert werden. Hier können Token-Systeme, eine Selbstmanagement-Therapie oder die vom Lehrer erteilte Auszeit verwendet werden. Bei Kindern, die an ADHS leiden, muss sorgfältig geprüft werden, welche

Schulform ihrer grundlegenden Leistung entspricht. Dabei muss immer geprüft werden, ob sie schulisch unter- oder überfordert sind. Bei massiven Verhaltensauffälligkeiten kann auch der Besuch einer Integrativen Klasse oder Schule für Erziehungshilfe notwendig werden. Eine weitere Form der Hilfe kann für interessierte Eltern durch die Jugendhilfe kommen. Diese bieten als unterstützende Maßnahmen Hilfen zur Erziehung (Erziehungsberatung, sozialpädagogische Familienhilfe, Tagesgruppen) an. Dabei wird versucht mit erzieherischen Methoden und einer speziellen Förderung die oft existierenden Defizite im Verhalten zu verringern und darüber eine Verbesserung der schulischen Leistung zu bewirken. Beim Coaching steht dem Betroffenen außer Arzt und Therapeut noch eine Vertrauensperson zur Verfügung, die ihn unterstütz, mit ihm Ziele entwirft und mit ihm gemeinsam Strategien entwickelt, wie diese Ziele zu erreichen sind. Ergotherapie schafft Abhilfe, bei der häufigen Neigung zur Grobmotorik und der Störung der Feinmotorik. Außerdem bietet Ergotherapie eine Unterstützung in alltäglichen Problemen. Z.B. dem Erlernen von kompensierenden Strategien, angemessenem Sozialverhalten, sowie Elterntraining und Beratung zur Förderung des Kindes im Alltag. Folgeerkrankungen/Störungen des Sozialverhaltens/Komorbiditäten Werden als anhaltendes Muster von unkontrollierten, dissozialen, aggressiven und aufsässigen Verhaltensweisen bezeichnet. Es wird aufgrund des häufigen gemeinsamen Vorkommens diskutiert, ob es sich bei diesen beiden Störungsbildern tatsächlich um zwei getrennte Störungen handelt. Die Störung des Sozialverhaltens ist aufgeteilt in verschiedene spezifische Diagnosen: * Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens (nicht in der Schule oder im Freundeskreis) * Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen *Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen *Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten Diese Störungen gelten als Vorform der Störung des Sozialverhaltens. Sie kommen meist bei jüngeren Kindern vor und sind selten von Gewalt geprägt. *Sonstige Störungen des Sozialverhaltens *Störungen des Sozialverhaltens, nicht näher bezeichnet Umschriebene Entwicklungsstörungen, schulische Leistungsdefizite und Hinweise auf Teilleistungsschwächen. Dazu gehören Lese-Rechtschreibstörung, isolierte Rechtschreibstörung, Rechenstörung oder Dyskalkulie, kombinierte Störungen schulischer Fertigkeiten, sonstige Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten etc.

Weitere komorbide Störungen sind Intelligenzminderung, Tic-Störungen, negatives Selbstkonzept oder depressive Störungen, Angst-Störungen (Soziale Phobie), beeinträchtigte Beziehungen, Sprachund Sprechstörungen (motorische Störungen bei der Lauterzeugung, Stottern, Poltern), Zwangsstörungen. Im Erwachsenenalter sind komorbide Störungen z.b. Sucht, Affektive Störungen (Störungen der Grundstimmung Depression), Angststörungen (Soziale Phobie, Platzangst, Klaustrophobie etc.), Persönlichkeitsstörungen und Somatisierungsstörungen (körperliche Störungen, die nicht organischen Ursprungs sind) Positive Motivation Verhalten Sie sich immer positiv, d. h. freundlich, liebevoll und motivierend gegenüber dem Kind. Loben Sie nicht nur Erfolge, sondern bereits die Anstrengungsbereitschaft. Gehen Sie grundsätzlich immer nur auf eine Sache ein. Fordern Sie immer nur eine Handlung ein, nicht mehrere zugleich. Halten Sie dem Kind keine Fehler aus der Vergangenheit vor. Dies wirkt demotivierend und führt zu einer negativen Grundeinstellung. Stärken Sie das Selbstbewusstsein des Kindes durch die Übertragung sinnvoller Aufgaben. Appellieren Sie an die positiven Eigenschaften des Kindes: Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeitssinn. Fördern Sie Kontakte mit Gleichaltrigen. Oft kapseln sich betroffene Kinder ab, weil Sie Angst haben, unbeliebt zu sein. Strukturen und Sicherheit schaffen Strukturieren und planen Sie den Tag/die Woche und legen Sie genaue Uhrzeiten für einzelne Handlungen fest. Legen Sie gemeinsam mit dem Kind klare Verhaltensregeln fest und fixieren Sie diese schriftlich. Formulieren Sie auch Konsequenzen (nicht: Strafen!) bei Nichteinhaltung. Führen sie ein Punktesystem mit Belohnungspunkten für bestimmte Handlungen ein. Bei Erreichen einer bestimmten Anzahl von Punkten kann es eine besondere Belohnung oder ein kleines Geschenk für das Kind geben. Sorgen Sie dafür, dass alle Erziehungs- und Bezugspersonen im Hinblick auf die Erziehung des Kindes einig sind. Dazu gehören auch Lehrkräfte.

Klare, einfache Kommunikation Sprechen Sie mit dem Kind grundsätzlich in fester, ruhiger und bestimmter Art ( freundlich aber bestimmt ). Vermeiden Sie ironische, zynische oder aggressive Aussagen. Unterstützen Sie die Kommunikation möglichst oft durch nonverbale Mittel, wie zum Beispiel kurzes Berühren an der Schulter. Dies löst eine Orientierungsreaktion beim Kind aus. Arbeiten Sie mit kurzen Feedbacks, wie zum Beispiel okay, gut oder Stopp!. Vertreten Sie immer einen klaren Standpunkt und behalten Sie diesen bei besonders bei Anweisungen. Diskutieren Sie nicht unmittelbar nach Konflikten bzw. einem Streit darüber. Dies führt sofort zu neuen Auseinandersetzungen. Beenden Sie einen Konflikt lieber durch Schaffen von Fakten oder Regeln. Fordern Sie Regeln immer mit Entschlossenheit in Mimik, Gestik und Tonfall ein. Stellen Sie sich vor, Sie würden dem Kind eine wichtige Regel im Straßenverkehr erklären. Tipps für Hausaufgaben Vereinbaren Sie für Hausaufgaben eine feste Uhrzeit. Achten Sie darauf, dass das Kind einen eigenen, aufgeräumten und ungestörten Arbeitsplatz hat. Führen Sie ein Hausaufgabenheft und kontrollieren Sie es regelmäßig. Teilen Sie die Hausaufgaben in überschaubare Lerneinheiten ein. Legen Sie kurze Pausen ein. Fordern Sie nur Wesentliches ein. Vermeiden Sie es, Kleinigkeiten wie zum Beispiel eine unordentliche Handschrift zu kritisieren. Beginnen Sie mit leichten Aufgaben, dann die schwierigen, zum Schluss wieder leichtere. Loben Sie das Kind, auch wenn es Fehler macht. Vermeiden Sie Kritik während der Hausaufgaben. Vermeiden Sie überflüssiges Reden. Lassen Sie nach Fertigstellung der Hausaufgaben das Kind den Ranzen für den nächsten Tag packen.