------------------------------------------------------------------------------------------------------- Dr.-Ing. Matthias Dürr Kompetenzzentren Elektromobilität NRW Projektträger ETN im Forschungszentrum Jülich Karl-Heinz-Beckurts-Straße 13 52428 Jülich Tel: 02461 690 190 Fax: 02461 690 690 Email: duerr@elektromobilitaet.nrw.de www.elektromobilitaet.nrw.de 16 STELLUNGNAHME 16/1865 A18 ------------------------------------------------------------------------------------------------------- Dr. Matthias Dürr (PhD Dipl.-Ing.) Leiter der AG Elektromobilität NRW Kompetenzzentren Elektromobilität NRW Projektträger ETN im Forschungszentrum Jülich Karl-Heinz-Beckurts-Straße 13 52428 Jülich Tel: 02461 690 190 Fax: 02461 690 690 Email: duerr@elektromobilitaet.nrw.de www.elektromobilitaet.nrw.de
Beantwortung der Fragen zur Vorbereitung der öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk zum Thema Elektromobilität ermöglichen Sehr geehrte Damen und Herren, nachfolgend finden Sie einige Stellungnahmen bezüglich der Fragen aus dem Fragenkatalog für die oben genannte öffentliche Anhörung am 25. Juni 2014 im Landtag. Die Fragen geben wieder die Meinung der zu Frage 1: Potentiale: - revolutionäre Veränderungen der Mobilität möglich, Emobilität bietet technische und ökologische Vorteile verglichen mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Vorteile: - neue Fahrzeugkonzepte möglich, z.b. Paralleleinparken bei PkWs - Effizienzsteigerung des Antriebsstranges vgl. mit Verbrenner - weniger Teile, daraus folgend potentiell geringere Kosten für Anschaffung und Wartung - durch Nutzung von Erneuerbarem Strom ökologische Verbesserung des Verkehrssektors - Verknüpfung von Mobilität- Wohnen möglich - Verknüpfung Mobilität und Stromwirtschaft Hemmnisse: - Noch zu hohe Fahrzeugkosten, hauptsächlich durch teure Batteriesysteme - Weitere Standardisierung und Normierung der Systeme und Dienstleistungen notwendig - Elektromobilfreundliche Rahmenbedingungen müssen für die Markthochlaufphase verbessert werden Zu Frage 2) - Zentrale Koordination des Themas in NRW durch Stärkung der Marke Elektromobilität NRW - NRW als Innovationsstandort für Elektromobilität stärken durch Ausbau der Kompetenzzentren Elektromobilität NRW - F&E Themen, z.b. Batterietechnik und IKT, in vielen Leitmärkten fördern - Zusammenarbeit auf NRW-, Bundes- und internationaler Ebene vertiefen - Ausbau der relevanten Forschungsinfrastruktur in NRW
- Systeminnovation weiter erforschen (Geschäftsmodelle, Strom-Mobilität-Wohnen, Intermodalität) - Fahrzeugzahl in NRW erhöhen in jetziger Markthochlaufphase, z.b. Vorreiterrolle der Bundes- und Landesregierung bei Nutzung der Elektromobilität, Unterstützung von Kommunen bei Anschaffung von E-Fahrzeugen - Imagekampanie Elektromobilität verstärken, Akzeptanz erhöhen - Entwicklung eines Infrastrukturplans für den öffentlichen Raum - Elektromobilitätsgesetz kurzfristig umsetzen (von Kennzeichnung, Parkraumnutzung bis Abschreibung von Dienstfahrzeugen für Markthochlaufphase) mit Unterstützung des Landes NRW - Modellregion Rhein-Ruhr stärken - Standardisierung und Normierung vorantreiben Zu Frage 3) Elektromobilität NRW mit seinen Partnerorganisationen Kompetenzzentren NRW, Autocluster NRW, EnergieAgentur NRW und Projektleitstelle Modellregion haben einen Masterplan Elektromobiliät für NRW entwickelt. Dieser Masterplan enthält eine Bestandsaufnahme, eine Umfeldanalyse, eine Technologieanalyse und daraus ableitend Handlungsfelder und empfehlungen für NRW. Ziel muss es sein NRW als bundesweiten Vorreiter bei der Elektromobilität zu etablieren. Wichtige Punkte sind hier auch der weitere Ausbau der nationalen und internationalen Zusammenarbeit koordiniert durch Elektromobilität NRW. Zu Frage 5) - Ausbau der zentralen Informationsplattform elektromobilitaet.nrw.de - Imagekampagne Elektromobilität sollte ausgebaut werden - Emobilität muss erfahrbar gemacht werden, z.b. Fahrevent - Vorreiterrolle öffentliche Hand, 10% Landesflotte elektrisch gestalten - Emobilität in speziellen Geschäftsmodellen stärken, z.b. ÖPNV, z.b. elektrische Busse, Carsharing, Lieferservice, gewerbliche Flotten, Handwerksinitiative für elektrische Lieferfahrzeuge etc. Zu Frage 6) - Arbeit der NPE ist gut, jedoch muss Öffentlichkeitsarbeit und Informationspolitik verbessert werden, zu starke Konzentration auf Schaufensterregionen und projekte wäre nicht sinnvoll. Leuchtturmforschungsprojekte gut ausgewählt anhand der offenen und dringenden F&E Fragestellungen, z.b. im Bereich IKT. Elektromobilität NRW muß bis 2020 (erwartete Markreife) weiterhin das Thema in NRW koordinieren und pushen. Weiterer Ausbau der nationalen und internationalen Zusammenarbeit notwendig. Es sollten durch das Land NRW finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden um den Markthochlauf in NRW zu unterstützen.
Zu Frage 7) - Wichtig ist es dass das Innovationsthema Elektromobilität in einer Vielzahl von Leitmärkten gefördert werden kann. Neben dem Hauptleitmarkt Mobilität und Logistik sollten auch 4 weitere Leitmärkte zur Förderung von F&E-Projekten der Emobilität genutzt werden. Das sind Energie- und Umweltwirtschaft, IKT, Produktion und Neue Werkstoffe. Weiterhin könnten weitere Mittel aus dem EFRE-Programm genutzt werden um das Thema zu unterstützen, z.b. aus Säule 3 (CO2-Reduktion) könnte man ein Ziel 10% Landesflotte elektrisch finanziell unterstützen um Kostennachteile derzeitiger E-Fahrzeuge zu verringern. Zu Frage 8) - Stärkung der Landeskoordinierungsstelle Elektromobilität NRW um Masterplanstrategie des Landes umzusetzen - Stärkung der 3 Kompetenzzentren Elektromobilität NRW um Innovationsfähigkeit in NRW weiter auszubauen - Förderprogramm für Early-adapters aufsetzen um so finanzielle Nachteile der Elektromobilität beim Markthochlauf zu verringern, z.b. Haushaltstitel für 10% Landesflotte elektrisch Zu Frage 9) - Bitte keine Zelleproduktion in NRW anstreben (zu spät, zu teuer) - F&E Aktivitäten speziell für post-li-ionen-batterien (z.b. Li-S, Li-Luft) unterstützen - Bündelung der F&E Player Zu Frage 10) - Förderung sollte eingesetzt werden: o A) Koordinierung und Umsetzung aller Arbeiten in NRW (Elektromobilität NRW) o B) für Akzeptanzerhöhung, Stichwort Imagekampagne inklus. Fahrevents o C) F&E-Themen definiert im Masterplan zu Themen, Batterie, Infra&Netze, Fahrzeugtechnik und Begleitforschung o Beschaffungsunterstützung während Markthochlauf, Stichwort Kreditprogramm NRW.Bank, 10% Landesflotte o ÖPNV-Programm? Zu Frage 11) - Elektromobilität schafft die Verbindung zwischen Mobilitätsmarkt und Energiemarkt. Wichtigstes Thema der Energiewende ist neben dem Netzausbau, der Ausbau der elektrischen Speicher, da regenerativer Strom nicht bedarfsgerecht erzeugt wird. Die Batterien können über einen SmartGrid-Ansatz hier eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen. Weiterhin können intelligente Ladeszenarien, z.b. Laden bei Überschuß Sonnen- und Windenergie, die elektrischen Netze entlasten. Stichpunkt hier ist der systemische Ansatz.
Zu Frage 13) Bei Forschung im bereich Elektromobilität handelt es sich aufgrund der noch nicht gegebene Marktumsetzung zum einen um sehr konstenintensive Forschung. Zum anderen ist durch den Eintritt neuer Brachen und Akteuer in den Autoimibnilzulierermarkt noch keine ausrecihende Vernetzung und Zusammenarbeit der unternehmen gegeben. Grundsätzlich ist eine finanzielle und eine organsiatorische Unterstützung notwendig, sinnvoll und möglich: Das bedeutet: - Weitere finanzielle Unterstützung derunternehmen über Forschungsförderung, wie bereits im Rahmen zweier Förderwettbewerbe Elektromobilität NRW sowie weiterer Wettbewerbe geschehen. Hier wurden durch das NRW-EU-Ziel-2-Programm Entwicklungsprojekte mit einem Projektvolumen von ca. 115 Mio. mit mehr als 60 Mio. Landes- und EU-Mitteln gefördert (Laufzeiten bis 2015). Neue Projekte können momentan nicht gefördert werden, hierzu muss zunächst die Leitmatrkt Initiative gestartet werden, oder weitere Fördertöpfe geöffnet werden. - Organisatorische Unterstützung kann die interministerielle Arbeitsgruppe ElektroMobilität NRW mit allen beteiligten Initiativen geben. Die Arbeitsgruppe präsentiert sich und ihre Arbeit unter dem gemeinsamen Label bei zahlreichen Veranstaltungen sowohl landes- als auch bundesweit, um den Bekanntheitsgrad von ElektroMobilität NRW zu steigern, über Ziel und Arbeit zu informieren und das Netzwerk der Elektromobilität stetig zu erweitern und zu verstärken. Ziel ist es alle Akteure aus Forschung & Entwicklung, Institutionen und Unternehmen im Bereich der Elektromobilität zu vernetzen und Synergien zu schaffen. Zum beispiel wurden im Rahmen dreier Kompetenztreffen Elektromobilität (27. November 2012, 4. Dezember 2013 und 27. November 2014) Ergebnisse der in NRW durchgeführten Projekte der vorgestellt. Zu Frage 16) Elektromobilität NRW Arbeit mit einer Reihe Kommunen eng zusammen, die das Thema Elektromobilität auch voran bringen wollen. Probleme bei der praktischen Umsetzung von Lösungen sind: -fehlende Haushaltsmittel, Vergaberichtlinien (Kostenaspekt von Fahrzeugen) und fehlende Rahmenbedingungen, z.b. Parkraumbewirtschaftung, Kennzeichnung von E-Fahrzeugen. Das Elektromobilitätsgesetz wird hier helfen. Zusätzlich sollte wäre eine Beschaffungsinitiative für die Erhöhung der Fahrzeuganzahl in kommunalen Flotten sinnvoll. Dies müsste jedoch finanziell unterstützt werden. Zu Frage 17) Private Initiativen, z.b. in Hagen und in Wuppertal, zeigen, dass das Thema Elektromobilität auf Interesse stößt. Die wichtigesten Punkte zur Unterstützung dieser Initiative sind: - Bei Vernetzung helfen - Informationen bereitstellen, z.b. Bürgerbroschüre Wie funktioniert Elektromobilität - fachliche Unterstützung anbieten, z.b. welche Ladeinfrastruktur brauche ich
- Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit leisten, z.b. bei Fahrevents um Emobilität erlebbar zu machen All diese Sachen werden durch Elektromobilität.NRW geleistet und sollen in den nächsten Jahren verstärkt werden. Weiterhin müssen die Rahmenbedingungen für Elektromobilität schnell verbessert werden, Stichwort Elektromobilitätsgesetz, um Nutzung zu vereinfachen. Um Markthochlauf zu beschleunigen sollten auch finanzielle Anreize geschaffen werden, z.b. schnellere Abschreibung für E-Fahrzeuge für eine bestimmte Zeitdauer. Zu Frage 34) Über Reichweiten von Elektroautos eine allgemeine Aussage zu treffen ist schwierig. Zum einen gibt es eine große Spanne der Angaben und zum anderen sind die Reichweiten auch von äußeren Umständen abhängig Im Allgemeinen werden von den Herstellern Reichweiten von 100-200 km angegeben. Einzelne Fahrzeugkonzepte ermöglichen eine sehr viel höhere Reichweite: Ein Beispiel ist der Tesla Model S: 390 mit über 500 km. Die Reichweite kann sich signifikant ändern durch - Fahrverhalten - Streckenprofil - Nutzung weiterer elektrischer Verbraucher - Alter und Zustand der Batterie - Außentemperatur Etwa 70% aller PKW-Fahrten Bundesweit sind nicht länger al 40km, daher sind die bisher möglichen Reichweiten von Elektrofahrzeugen grundsätzlich ausreichend. Zudem ist dies ein bundesweiter Schnitt in Ballungsgebieten liegt dieser Anteil noch höher, beispielweise sind in Hamburg über 60 % der Wege kürzer als 10 km sind: Mehr als doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Entsprechend geringer ist auch der Anteil der wirklich langen Wege, nur zwei Prozent der Wege in Hamburg sind länger als 50 km. Quelle: Studie MOBILITÄT IN DEUTSCHLAND! 2008, infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, bau und Stadtentwicklung. Aufgrund der Forschungsaktivitäten im Bereich - Batteriemanagementkonzepte - Zellkonzepte - Neue Materialien - Leichtbau - Antriebeffizienz Ist eine weitere Ausdehnung der Reichweite zu erwarten. Einen nicht repräsentativen Überblick über Reichweiten ermöglicht die nachfolgende Tabelle:
Modell (Variante) Reichweite (km) Energiespeicher (kwh) Ladedauer an 230-V-/ 400-V- Anschluss (h) Leistung (PS) Max. Geschwindigkeit (km/h) Tesla Model S 500 85 20 / ca. 8 367 200 Tesla Roadster 340 400 53 20 / 1,5 2 292 200 Renault ZOE bis 210 22 6-9 / 0,5 88 135 Renault Kangoo Z.E. 170 200 22 6-8 / - 60 130 Nissan Leaf ca. 175 24 12 / 0,5 109 140 Volkswagen e-up! 160 18,7 5 6 / 0,5 82 130 Mitsubishi i-miev ca. 150 16 6 / 0,5 67 130 smart fortwo electric drive (3. Gen.) 140 17,6 8 / - 75 120 BMWi i3 130 160 22 6-8 / 0,5 170 150 Renault Twizy (Urban) 100 7 3,5 / - 17 80 Quelle: http://www.elektroauto-news.net/wiki/elektroauto-vergleich Zu Frage 35) Gerade im innerstädtischen Verkehr bietet Elektromobilität viele Vorteile da sie lokal emmissionsfrei ist. (CO2, Feinstaub und Lärm). Insbesondere zu nächtlichen Ladezeiten ist die geringe Geräuschbelastung ein hoher Asset Ideal für den Betrieb von Elektromobilität sind - Viele Stopps und Anfahrten (Elektroantrieb ist hier deutlich effizienter als ein Verbrenner) - Kurze bis mittellange Strecken - Voraussehbare und planbare Strecken - Hohe Fahrfrequenz/ Auslastung des Fahrzeugs - Planbare Ladezyklen Diese Punkte sind speziell im Bereich City Logistik gegeben, so dass sich hier Elektromobilität als gute Alternative anbietet. Bez. Car Sharing ist noch ein weitere Punkt anzumerken: Elektrofahrzeuge sind heutzutage in der Anschaffung noch wesentlich teurer als ein vergleichbares Verbrennermodell, dafür aber im betrieb deutlich günstiger. Daher ist eine hohe Auslastung der Fahrzeuge betriebswirtschaftlich sinnvoll und notwendig. Eine Solche Auslastung ist bei dem Betrieb eines Privatfahrzeuges meist nicht gegeben dagegen aber bei der gemeinschaftlichen Nutzung im Car- Sharing.
Bez. Taxiverkehr ist eine differenziertere Betrachtung notwendig. Die meisten Fahren finden auch innerhalb Ballungsräumen statt, daher ist grundsätzlich die Reichweite als ausreichend zu betrachten. Jedoch ist es essentiell, dass Taxis schnell, effizient und an zentralen Haltepunkten nachladen können. Hierfür muss noch eine ausreichende Infrastruktur geschaffen werden. Zu Frage 36) Es gibt diverse Forschungsprojekte zu diesem Thema Beispielweise : - EFBEL VRR - Erweiterte Forschungsbegleitung von energieeffizienten Linienbussen - H2-Bus NRW Fuel-Cell Bus mit dualem Energiespeicher - SEB - Schnellladesysteme für Elektrobusse im ÖPNV Viele dieser Projekte sind bereits Erprobungsprojekte, so dass diese Thema bereits im Demonstrationsstadium ist Wie in Frage 34 dargestellt eignet sich der ÖPNV besonders zur Nutzung von Elektromobilität. Wichtig ist, dass die entsprechende Infrastruktur aufgebaut wird und im Alltagsgebaut auch handhabbar ist Mögliche Variationen - Batteriewechselstationen für Busse - Induktionsschleifen an längeren Haltepunkten - Schellladestationen an längeren Haltepunkten Die im Zusammenhang mit dem ÖPNV aufgebaute Infrastruktur sollte sinnvollerweise auch weiteren Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Ein Beispiel ist die GreenStation in Bielefeld: Seit April 2014 Zusatzangebot an der Stadtbahn Haltestelle Sieker - Flüssiggas-Tankstelle - Stromlade-Station - Verleih von Elektro-Autos und Rädern - P&R-Parkplatz - überdachte Ständer und abschließbare Boxen für Räder Diese kurzen Antworten auf einige ausgewählte Fragen verstehen sich als Diskussionsgrundlage für die öffentliche Anhörung und sind keinesfalls umfassend. Weiter Fragen werden schriftlich durch meine Kollegen aus den Kompetenzzentren Elektromobilität NRW und durch das Autocluster.NRW beantwortet.
Freundliche Grüße Matthias Dürr