Verzahnung medizinischer und beruflicher Rehabilitation ein Modellprojekt



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Transkript:

salus klinik Friedrichsdorf Dr. Dietmar Kramer Leitender Arzt salus klinik Friedrichsdorf Verzahnung medizinischer und beruflicher Rehabilitation ein Modellprojekt 23. Kongress des Fachverbandes Sucht e.v. 15. Juni 2010

Themen Berufliche Reintegration als wesentlicher Baustein einer Entwöhnungsbehandlung Vorstellung des Kooperationsprojektes zwischen dem BFW Frankfurt und der salus klinik Friedrichsdorf Erste Erfahrungen

Bedeutung von Arbeit Arbeitslosigkeit verschlechtert die Erfolgsprognose einer Entwöhnungsbehandlung dramatisch! Rückfallquoten 6 Monate nach Abschluß einer stationären Entwöhnungsbehandlung: Erwerbstätige: 26,9% Arbeitslose: 55,7% nach DGSS 3 Standart, Henkel et al. 2004 FVS-Katamneseergebnisse: T1: Entlasszeitpunkt T2: Katamnesezeitpunkt Erwerbstätig (T1 und T2): 84,0% Erwerbslos (T1 und T2): 59,7% Therapieerfolg nach DGSS 3 (abstinent und abstinent nach Rückfall; alle Antworter) nach Missel et al., Sucht aktuell 1 2009 T1: erwerbslos, T2 erwerbstätig: 83,4%

Maßnahmen zur Reintegration in Arbeit während medizinischer Rehabilitation Arbeitsbezogene Diagnostik (Berufsanamnese, AVEM, MELBA ) Arbeitstraining (Büroarbeitsplatz, Dienstleistung, Handwerk) EDV-Schulung Bewerbertraining Kontakte zur Arbeitsagentur noch während der Behandlung Externe Betriebspraktika Adaption

Patienten mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit Leistungsfähigkeit bei Entlassung (2007) Letzter Beruf: 6 Std. und mehr 88% 3-6 Std. 1% unter 3 Std. 8% Allgemeiner Arbeitsmarkt 6 Std. und mehr 94% 3-6 Std. 1% unter 3 Std. 2%

Probleme bei der beruflichen Reintegration Lange Wartezeiten!

Kooperationspartner salus klinik Friedrichsdorf 264 Betten, ca. 1400 Patienten/Jahr S-Bahn-Bereich von Frankfurt, Stadtmitte Berufliche Situation: 40,3% erwerbstätig, 45,1% arbeitslos Arbeitsunfähigkeit bei Aufnahme: 50,1% Berufsförderungswerk Frankfurt Bad Vilbel: S-Bahn-Bereich von Frankfurt Erwerbstätige, die aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf oder ihre derzeitige Tätigkeit nicht mehr ausüben können.

Integriertes Assessment im BFW Ffm salus klink Abklärung der Indikation für eine Arbeitserprobung Medizinisch/psychologische Diagnostik Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt. Berufliche Eignung ist unklar, Notwendigkeit von LTA ist unklar Woche 1 Rehaberater Woche 2 BFW Woche 5 Rehaberater Beratungsgespräch mit Rehabilitanden Bestätigt Notwendigkeit der Arbeitserprobung und genehmigt die Maßnahme Integriertes Assessment Dauer 4 Tage, tägliche Anreise mit öff. Verkehrsmitteln (40Min), Arbeitspsychologische Untersuchung (ergänzend zur Klinik) Arbeitspraktische Erprobung in diversen Erprobungsfeldern Abschlußbericht Abschlußgespräch Wenn nötig, werden Leistungen zur Teilhabe beantragt salus klink Übersendung des BFW-Abschlußberichts an DRV Bund Evt. Einleitung geeigneter Trainingsmaßnahmen Einbindung der Ergebnisse in den Entlassbericht der salus klinik

Erste Erfahrungen (Herr M.) Patient Herr M. 34jähriger Rettungssanitäter. Realschulabschluß. Arbeitet seit ca. 10 Jahren in diesem Beruf. Arbeitsplatz vorhanden. Seit 6 Monaten arbeitsunfähig. Diagnosen: Alkoholabhängigkeit Posttraumatische Belastungsstörung ADHS

Erste Erfahrungen (Herr M.) Alkoholabhängigkeit: Abhängigkeit seit ca. 10 Jahren mit Kontrollverlust, Entzugserscheinungen, Toleranzentwicklung, häufige Fehlzeiten am Arbeitsplatz. 6-10 Bier/Tag, Alkoholexzesse mit stationärer Einweisung, bislang keine organischen Folgeschäden. 2 stationäre Entzugsbehandlungen. Jetzt erste Entwöhnungsbehandlung; Behandlungsdauer 14 Wochen. Posttraumatische Belastungsstörung: Bilder von verstümmelten Unfallopfern, nächtliches Erwachen aus Alpträumen, zunehmende Reizbarkeit und Schreckhaftigkeit, vermeidet Konfrontation (liest keine Zeitung und sieht nicht fern), häufige Suizidphantasien. ADHS: Seit der Kindheit bekannt. Zeitweise Behandlung mit Ritalin. Motorische Unruhe. Impulsivität und Konzentrationsstörungen. Probleme, Ordnung zu halten.

Erste Erfahrungen (Herr M.) Sozialmedizinische Leistungseinschätzung: In der letzten Tätigkeit als Rettungssanitäter leistungsunfähig (< 3 Std) Auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt > 6 Std leistungsfähig Qualitativ: Triggersituationen im Rahmen der PTBS sollten vermieden werden. Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben prüfen

Erste Erfahrungen (Herr M.) 4-tägiges Assessment: erfolgreiche Erprobung im kaufmännischen Bereich Wunschziel: Sport- und Fitnesskaufmann Adaptionsmaßnahme: erfolgreiche Absolvierung eines Praktikum in einem Fitnessstudio Von Deutscher Rentenversicherung werden LTA genehmigt

Korrekturmaßnahmen nach Bilanzierung von 6 Monaten Ausweitung der Maßnahmen auf bis zu 12 Tage Noch engere Einbindung der Rehaberatung. Entscheidung über LTA bereits während medizinischer Rehabilitation Sollten Erprobungsdauern von mehr als 2 Wochen notwendig sein, werden die Maßnahmen schon während der Medizinischen Reha beantragt und möglichst schon genehmigt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!