Shuntflussmessung. Bernd Krumme Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden Fachbereich Nephrologie und Hypertensiologie



Ähnliche Dokumente
Die Duplexsonographie als Shuntdiagnostikum (10 Minuten)

SITZUNG I - HÄMODIALYSESHUNT Chronischer Shuntverschluss. PD Dr. K. Wilhelm Radiologische Universitätsklinik Bonn

Shuntmonitoring mit der Ultraschall-Dilutions-Technik (UDT) einevalidierteund anerkannte MöglichkeitzurErhaltungder Dialysequalität

Shunt Monitoring WARUM???

Max Ramsauer Thema/Bereich/Anlass Hämodialyse St. Gallen 22:41. Referent / Bereich

Schulungselemente zum Aufbau einer pflegerischen Shuntkompetenz

Der Umgang aller Beteiligten mit dem Dialyseshunt in Malmö, Schweden

Shunt-Monitoring durch Flussmessung mit Doppler- Sonographie oder Transonic-Messung

Diagnostik bei Shuntproblemen

Eigene interventionelle Ergebnisse am Dialyseshunt Follow-up 2014

Nephrologie Update Compact - Hämodialyseshunts -

Der Dialysekatheter aus nephrologischer Sicht. 7. Symposium für Dialyseshuntchirurgie Weimar Gabriele Schott HELIOS Marienklinik Duisburg

Duplexsonographie des Dialyseshunts

Die Bedeutung des Shuntvolumens bei linksventrikulärer Funktionseinschränkung

Das richtige Timing zur Dialyseshuntanlage aus shuntchirurgischer Sicht

HELIOS Klinik Blankenhain

Qualitätssicherung in der Dialyse

Extrakorporale Behandlung auf der Intensivstation - GENIUS im Vergleich zur CVVHD

Der akute Shuntverschluss aus nephrologischer Sicht

Prä Shuntdiagnostik. Welche Untersuchungen? Bei Wem?

20. Heißes Eisen, Heidelberg, Stealsyndrom. VOLKER MICKLEY Fachbereich Gefäßchirurgie am Klinikum Mittelbaden Standort KKH Rastatt

Akute Dekompensation der Niere bei Herzinsuffizienz. Uwe Heemann Abteilung für Nephrologie Klinikum rechts der Isar Technische Universität München

Punktion des Dialysezuganges und die Probleme an der Dialyse. FKN Zehra Gerber

Zentrale Venenkatheter

Arterioarterielle Interponate. als Gefäßzugang für die HD

Departement Innere Medizin

Extremshunts als letzte Shuntanlagemöglichkeit

Technik leicht und verständlich.

Der logistische Aufbau eines Shuntzentrums

Renale Anämie und kardiale Morbidität bei Niereninsuffizienz

ULTRASCHALLDIAGNOSTIK ZUR SHUNTPLANUNG. Christoph Schwarz Innere Medizin 1, Kardiologie, Nephrologie, Intensivmedizin LKH Steyr

Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen. Prof. J. Radermacher Bochum JWK Minden, UK-RUB

DAS KARDIORENALE SYNDROM

Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik WIE ENTSTEHT WISSEN? EVIDENZBASIERTE MEDIZIN

Einsatz von Blocklösungen. Dr. Thorsten Sonnentag Abteilung für allgemeine Innere Medizin und Nephrologie Robert-Bosch-Krankenhaus

zu beeinflussen?? Ist die Entwicklung der postanastomotischen Stenose nach Erstanlage einer nativen Fistel 2. Symposion Dialyseshuntchirurgie

Langzeitfolgen durch Dialysebehandlung. Langzeitfolgen durch bei Dialysebehandlung. Probleme der Langzeitdialyse

Sonografie in der Shuntchirurgie

Terminale Niereninsuffizienz

Die Weiterbildung des Dialysepersonals unter besonderer Berücksichtigung der Shuntproblematik aus Sicht einer Dialyseschwester

Thromboseprophylaxe mit NMH auf der Intensivstation und Niereninsuffizienz Was muss ich beachten?

Komplikationen des Dialysezugangs HD versus PD

Indikationen zur VAC Therapie bei gefäßchirurgischen Krankheitsbildern

3. Symposion Dialyseshuntchirurgie Weimar, 27. November 2010

Welche Faktoren sind für die Auswahl der Nierenersatztherapie entscheidend?

Perioperative Nierenprotektion

Sinnvolles Tumorscreening -beim Dialysepatienten

Ultraschallgesteuerte Punktion der Niere und von Gefäßen zur Katheteranlage

Komplikationen der Transplantat-Nephrektomie

Hauptstammstenose: OP oder Intervention? 3. Interventionsworkshop Mittwoch, Michael Dreher

Ist Evidenced-based Medicine in der Dialyseshuntchirurgie überhaupt realisierbar?

erstellt von Dr. in Anna Glechner

Händehygiene Off the beaten track Dialyse und Co.

Evidenz der koronaren Revaskularisation

Leitlinien in der Medizin

Berliner DialyseSeminar, Anke Schwarz Abteilung Nephrologie

Welche Klinikpfade eignen sich. besonders für die Gefäßchirurgie?

2 State of the art lectures

Therapie-resistente Hypertonie Blutdrucksenkung durch elektrische Baroreflex-Stimulation

Veränderte Shuntstrategie bei verändertem Patientenklientel - Alter - Adipositas - Diabetes mellitus - Hypertonie

Dissertation zur Erlangung des Akademischen Grades Dr. med. vorgelegt der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Vernetzt in die Zukunft

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR KARDIOLOGIE HERZ- UND KREISLAUFFORSCHUNG e.v. German Cardiac Society

Stellenwert der operativen Therapie bei kritischer Extremitätenischämie

Harnwegsinfektionen von der Hausarztpraxis bis zur Intensivstation. Professor Christian Ruef Institut für Infektiologie und Spitalhygiene

Inspired by life. B. Braun Dialysatoren

Moderne Kontrollsysteme für die Optimierung der Qualität und Effizienz der Dialysebehandlung

Shunt interventions. Spektrum. Indikationen. Material. Material. Lokalisation Shuntstenosen 2/16/16. access patency recanalization acute.

Kosteneffizienz der Anlage und Intervention am AV Gefäßzugang

Antithrombotische Therapie nach Koronarintervention bei Vorhofflimmern

Brauchen wir Vitamin D an der Dialyse? Pro. Peter M. Jehle Ev. Krankenhaus Paul Gerhardt Stift KfH Nierenzentrum Lutherstadt-Wittenberg

Gebrochene Seele gebrochenes Herz

Up-Date Divertikulose & Divertikulitis. News aus Diagnostik & Therapie

Crohnstenosen-operieren A. Stift, Univ. Klinik für Chirurgie

2. Symposium Dialyse-Shuntchirurgie. Auswirkung der Punktionstechnik auf Lebensdauer u. Veränderungen der Shuntvene (nephrologische Aspekte)

Therapie des Hyperparathyreoidismus nach Nierentransplantation

Neue Biomarker in der Nephrologie- sind sie hilfreich?

Der Dialysekatheter aus chirurgischem Blickwinkel

MRT des Herzen: Vitalität

Evidenzbasierte Chirurgie. Evidenzbasierte Chirurgie - Wirksame Strategien zur Umsetzung in die Praxis

Physiotherapeutische Massnahmen bei degenerativen Veränderungen der Gelenke

Schlafstörungen bei Dialysepatienten

Niereninsuffizienz und die Elimination von jodhaltigem Kontrastmittel per Dialyse

4.3 Farbkodierte Duplexsonographie

Prof. Dr. Dr. Martin HärterH

Nachsorge beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom. Die neuen zukünftigen ATA und ETA Richtlinien was ändert sich für uns?

Hypertonie. Prof. Dr. David Conen MPH Innere Medizin

Hämodynamische Folgen von Dialyseshunts

Max. Sauerstoffaufnahme im Altersgang

Multimodale Therapie des Pankreaskarzinoms

KHK bei Dialysepatienten aktuelle Aspekte / Antianginöse Therapie

Dipl.-Ing. Uwe K. H. Korst

Einfluss der Hämodialyse auf Mikrozirkulation und Entzündungsreaktion

CKD Stadien sind GFR-orientiert

Update! Periphere Intervention! Revaskularisierung. konservativ, interventionell, operativ oder kombiniert? Christoph Feldmann

Flussreduktion bei Hyperflow von. av-fisteln und Shunts

Eiweiß in der Ernährung welche Empfehlung gilt für wen? Dr.oec.troph. Astrid Tombek

Hb-Cycling Ein Phänomen und seine Konsequenzen. Wie kann ANKo helfen?

Bildgebende und interventionelle Strategien bei pavk und akutem peripheren Arterienverschluss

Transkript:

Shuntflussmessung Bernd Krumme Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden Fachbereich Nephrologie und Hypertensiologie

Empfehlung 5.1. AV-Fisteln und Prothesenshunts sollten vor jeder Punktion klinisch untersucht werden (Evidenz Level IV). Empfehlung 5.2. Ein objektives Monitoring der Shuntfunktion sollte durch regelmäßige Flussmessungen erfolgen (Evidenz Level II).

Shunt-Monitoring Shuntvolumen-Messung als Prädiktor für das Auftreten von Shuntthrombosen Shahin, Kidney Int 2005, 68

Methoden des Monitorings Flussvolumenmessung: Temperaturdifferenzbestimmung (z.b. BTM) Ultraschalldilution (z.b. Transonic) Farbkodierte Duplexsonographie Hämoglobin - Dilution Technik

Temperaturdifferenzbestimmung E. Weijnen et al.: KI 2007 (72): 736-741

Normaler Dialysebetrieb Messungen sind möglich mit dem BTM-Modul der Fresenius-Maschine 5008 37 C 33 C 37 C E. Weijnen et al.: KI 2007 (72): 736-741

Vertauschte Schläuche Messungen sind möglich mit dem BTM-Modul der Fresenius-Maschine 5008 33 C 36,6 C QDialysemaschine 300 ml/min QShunt 3000 ml/min 37 C E. Weijnen et al.: KI 2007 (72): 736-741

Transonic Flussvolumenmessung im Dialyseshunt 1. 2. 3. Shuntflussvolumen Rezirkulation Herzzeitvolumen

Transonic Flussvolumenmessung im Dialyseshunt Dialysator NaCl 0,9% Qb 258 ml/min Luftfalle Shuntfluß 1260ml/min Ultraschall-sensoren HD01 Blutschläuche vertauscht Flußrichtung Kochsalz-Blut-Vermischung Blutpumpe

Fallbeispiel: 77-jähriger Patient mit unkompliziertem Shunt

Fallbeispiel: 64j Patient ohne Shunt-Intervention seit 4 Jahren

Fallbeispiel: 69j Patient mit zwei ShuntInterventionen (PTA) PTA PTA

Farbkodierte Duplexsonographie Anastomosennahe Stenosen Sivanesan, Nephrol Dial Transplant 1999, 14

74j chronischer HD-Patient ohne klinische Probleme Kontrolle in 4-6 Wochen

McKarley, Kidney Int 2001 Grafts Stationäre Aufenthalte Thromboserate pro Jahr Zentrale Katheter Phase I : Phase II: Phase III: kein Monitoring Messung dynamischer Drücke Transonic Monitoring (monatlich)

Meta-Analyse zum Shuntmonitoring 1613 Zitate 69 Arbeiten 12 randomisierte Studien ( n = 1.164 Patienten) US vs. Standard Care 4 Studien mit AV-Fisteln 8 Studien mit Grafts

Meta-Analyse zum Shuntmonitoring Tonelli et al. Am J Kid Dis 2008, 51: 630-640 Relatives Risiko für Shuntthrombose

Impact of a quality improvement programme based on vascular access flow monitoring on costs, access occlusion and access failure E. Wijnen et al. NDT 2006, 21: 3514-3519 RP : 1996-1998 N = 119 (Standard) QIP : 2001-2003 N=117 (Transonic ) Access loss: RP: N = 17 QIP:N = 17

Monitoring des Dialyseshunts Vorteile für Patienten: Weniger ungeplante stationäre Aufenthalte Weniger temporäre Dialysekatheter (mit ihren Komplikationen) Weniger notfallmäßige OPs Intervention planbar Koordination der Behandlung bleibt in einer Hand (relevante Vorinfos werden bei Planung eher berücksichtigt) Effektiveres Arbeiten durch Standardisierung

Workflow Shuntmonitoring Inspektion / Palpation / Venöser Druck bei Blutfluss 200 ml/min Dilutionsverfahren (BTM / Transonic): 1 x / Quartal und nach Intervention: Flussvolumen Rezirkulation Flussvolumen > 400 ml/min mit akuter oder progredienter Flussreduktion Stenose lokalisierbar Chirurgie DSA-Angiographie in PTA-Bereitschaft Flussvolumen < 400 ml / min Farbkodierte Duplexsonographie? Keine Stenose lokalisierbar

Impact of a quality improvement programme based on vascular access flow monitoring on costs, access occlusion and access failure E. Wijnen et al. NDT 2006, 21: 3514-3519

Impact of a quality improvement programme based on vascular access flow monitoring on costs, access occlusion and access failure E. Wijnen et al. NDT 2006, 21: 3514-3519

Monitoring des Dialyseshunts Ziele: Detektion von progredienten Stenosen zur Prävention schlechter Dialysequalität Shuntthrombosen mit dem Ziel der präemptiven PTA / OP Erfolgskontrolle nach Intervention Diagnostik bei - high output Herzinsuffizienz - Differentialdiagnostik bei Stealsyndrom

Monitoring des Dialyseshunts Mehr Tool als Toy!

Workflow Shuntmonitoring (nach M. Hollenbeck) Bei auffälligen klinischen Befunden - Punktionsprobleme - Auffällige Drücke - Flussprobleme - niedriges Kt/V - lange Nachblutung Engmaschig nach jeder Intervention Farbkodierte Duplexsonographie Flussvolumen < 400 ml/min oder progrediente Flussreduktion Stenose lokalisierbar Chirurgie Flussvolumen > 400 ml/min Keine Stenose lokalisierbar DSA in PTA-Bereitschaft Punktionstechnik überdenken ggf. DSA

Fazit I Genaue klinische Beobachtung! Flussmessung Duplex-Sonographie Dilutionsverfahren (BTM, Transsonic) wünschenswert für alle Patienten notwendig für Risikopatienten: Punktionsprobleme auffällige Drücke Flussprobleme niedriges Kt/V lange Nachblutung nach Intervention

Hämoglobin - Dilution Technik K Tiranatanagul et al. Kidney Int 2008; 73: 1082 Theoretisch interessant! Hämoglobin - Dilution Technik BislangNormal aber flächendeckend eingeführt. Salinenicht Setup

Monitoring des Dialyseshunts Kritisch niedrige Shuntfluss-Volumina: Nativer AV-Shunt: < 300 450 ml/min Dysfunktion, Rezirkulation? Prothesen-Shunt: < 500 800 ml/min steigendes Thromboserisiko! Abnahme des Shuntvolumens > 33 % gegenüber der Vormessung signifikanter Hinweis auf einen interventionsbedürftigen Befund! Shahin, Kidney Int 2005, 68; Ram, Semin Dial 2005 18 ;May, Kidney Int 1997 ;Strauch, Am J Kidney Dis 1992; Johnson, Surgery 1998; Bay, Am J Nephrol 1998; Besarab, ASAIO J 1997;Bay, A J Nephrol 1998

Arif Asif et al. N = 142 Patienten: - Zuweisung wegen einer Shunt-Dysfunktion in die nephrologische Abteilung der Universitätsklinik Miami, Florida. - Vergleich der klinischen Untersuchung mit dem angiographischen Ergebnis

Farbkodierte Duplexsonographie Shuntvolumen-Messung in der A. brachialis Time Averaged Velocitiy [cm/s] x Fläche [cm2] x 60 = Shuntvolumen [ml/min]

Gute Korrelation zw. Temperaturdifferenz-Methode und Ultraschall-Dilution (Transonic ) - Duplexsonographie - Temperaturdifferenz (BTM) - Ultraschalldilution (Transonic ) Alle drei Methoden sind gleich gut. Man sollte sich für eine entscheiden und diese konsequent anwenden E. Weijnen et al., Kidney Int 2007 (72): 736-741

Meta-Analyse zum Shuntmonitoring Tonelli et al. Am J Kid Dis 2008, 51: 630-640 Relatives Risiko für Shuntverlust