Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen



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Transkript:

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen BEST-PRACTISE-BEISPIELE ERFOLGREICHER GRÜNDERINNEN IM KLEINSTKREDITSEGMENT (BIS 25.000,- EURO) & RATING VON KLEIN- UND MITTELUNTERNEHMEN (KMUs) Mag. Thomas Vondrak Mag a Sylvie Cormier Gefördert aus den Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen Best-Practise-Beispiele erfolgreicher Gründerinnen im Kleinstkreditsegment (bis 25.000,- Euro) & Rating von Klein- und Mittelunternehmen (KMUs) Herausgeber: Mag. Thomas Vondrak Templstr. 3 6020 Innsbruck

Das vorliegende Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischen oder ähnlichen Wege, durch Fotokopie, Mikrofilm oder anderen elektronischen Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei der nur auszugsweisen Verwertung, dem Herausgeber vorbehalten. Alle Angaben in diesem Buch wurden von den AutorInnen und vom Herausgeber sorgfältig geprüft. Eine Garantie für die Richtigkeit der Daten kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der AutorInnen bzw. des Herausgebers für Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen VondiConsulting, Vondrak KEG, 6020 Innsbruck Graphische Gestaltung: Kerstin Liedtke/ omicsense, Schuselkagasse 4/3, 1150 Wien Druck und Bindung: Studia GmbH, Herzog-Sigmund-Ufer 15, 6020 Innsbruck Bilder: http://www.photocase.com

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen Best-Practise-Beispiele erfolgreicher Gründerinnen im Kleinstkreditsegment (bis 25.000,- Euro) & Rating von Klein- und Mittelunternehmen (KMUs) erstellt im Rahmen der EQUAL-Partnerschaft Mag. Thomas Vondrak VondiConsulting thomas.vondrak@vondi.eu Maga Sylvie Cormier VondiConsulting sylvie.cormier@vondi.eu

Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG 13 1. Basel II & Ratingsysteme für Gründerinnen 21 1.1. Was ist Basel II? 23 1.2. Das Rating (=die Bewertung) 24 1.3. Was bedeutet Basel II für Gründerinnen? 26 2. Ein paar Eckdaten zum Thema Gründerinnen und Finanzierung - Wie finanzieren österreichische Gründerinnen ihre Firmen? 31 2.1. Kapitalbedarf und Verhältnis von Eigenmittel / Fremdkapital 33 2.2. Fremdfinanzierung durch Banken 34 2.3. Bankkontakte 36 2.4. Geschäftsplan/Businessplan 38 2.5. Zufriedenheit mit der Beratung 39 3. Qualitative Untersuchung: Interviews mit Unternehmensgründerinnen/Best Practise Beispiele von erfolgreichen Gründerinnen 43 3.1. Vorstellung der Unternehmerinnen 46 3.2. Wie die befragten Gründerinnen die Finanzierung meisterten 48 3.3. Erfahrungen beim Kreditgespräch 51 3.4. Rückblick und Ausblick 58 4. Praktische Tipps und Leitfäden für eine erfolgreiche Finanzierung 61 Seite 9

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen 4.1. Die Finanzierung - Eigenkapital / Fremdkapital - und geeignete, bzw. nicht geeignete Kredite und allgemeine Finanzierungsformen für Gründerinnen 63 4.2. Eine gute Vorbereitung auf das Kreditgespräch 77 4.3. Wie finden Sie die geeignete PartnerInnenbank 84 4.4. Kreditkonditionen 87 4.5. Tippliste für Gründerinnen zum Einstellen auf die Bank als VerhandlungspartnerIn 91 4.6. Die 7 größten Fehler bei der Fremdfinanzierung von Klein- und Mittelbetrieben 95 5. Abschließende Worte und weitere Infos 99 LITERATURVERZEICHNIS 103 Fußnoten 105 Anhang 5.1. Mögliche Wirtschaftsförderungen (für KMU s) - Stand März 2007 (siehe dazu auch www.tirol.gv.at/wirtschaftsfoerderung) 107 a) Informationsblatt zur Tiroler Beratungsförderung 107 b) Informationsblatt zur Forschungs-, Entwicklungsund Innovationsförderung 109 c) Informationsblatt zum Impulspaket Tirol 110 d) Informationsblatt zur Tiroler Internationalisierungsförderung 111 e) Informationsblatt zur Tiroler Kleinunternehmerförderung 112 f) Informationsblatt zur Tiroler Kooperationsförderung - In den Bereichen Innovation und Technologie 113 g) Informationsblatt zur Tiroler Nahversorgungsförderung 115 h) Informationsblatt zur Tiroler Privatzimmerförderung 116 5.2. Leitfaden: Interview mit Unternehmensgründerinnen 117 Seite 10

Einleitung Liebe Gründerin, In Österreich gab es im Jahr 2005 31.625 (und damit erstmals über 30.000) Unternehmensgründungen, davon entfielen 2.142 auf Tirol. Auffällig ist ein bundesweites Ost-West-Gefälle während österreichweit die Gründungen um 6,3 % gestiegen sind, war die Entwicklung in Tirol von 2004 auf 2005 rückläufig. Basierend auf diesem Hintergrund wurde die Initiative.Frauen.Gründen ins Leben gerufen: Die Initiative.Frauen.Gründen setzt neue Maßnahmen für Frauen, die ein Unternehmen gründen wollen. Interessentinnen werden noch bis Juni 2007 KOSTENLOS betreut, begleitet und qualifiziert. Frauen werden darin bekräftigt, ihre Talente und Stärken zu erkennen, zu fördern und in eigene Lebenswege und Lebensräume einzubauen, um als Unternehmerinnen erfolgreich auftreten zu können. Seit Juli 2005 wurden über 100 Frauen bei der Planung und Umsetzung ihres eigenen Unternehmens unterstützt. Einige von ihnen haben bereits erfolgreich gegründet, andere stehen kurz davor. Unsere Angebote und Leistungen: Wir bieten Beratungen und Fortbildungen, die unterschiedlichste Themen, von der Geschäftsidee über die Finanzierung bis in die Nachgründungs- Seite 13

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen phase, umschließen. Weiters wird die Wissenslandkarte (eine interaktive Internetplattform) geschaffen, auf der alles Wissenswerte über die Geschäftsgründung zu finden ist. Auf www.freiraum.at finden Unternehmerinnen übersichtlich freie Büro- und Geschäftsflächen in Innsbruck. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Vernetzung von Gründerinnen in regelmäßigen Treffen sowie ein Mentoring Angebot, bei dem jede Gründerin einer erfahrenen Unternehmerin über die Schulter sehen kann. Neben diesen Maßnahmen leistet die Initiative einen wichtigen Beitrag zum Gender Mainstreaming, mit dem Ziel, eine größere Geschlechte rgerechtigkeit in der Arbeitswelt zu erreichen und Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen aufgrund des Geschlechtes aufzuheben bzw. zu verringern. Die Initiative.Frauen.Gründen ist ein Projekt im Rahmen der EU- Gemeinschaftsinitiative EQUAL und wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit gefördert. Wir versuchen vor allem jene Frauen anzusprechen, die am Arbeitsmarkt benachteiligt werden und die die berufliche Selbständigkeit als Beschäftigungsalternative in Betracht ziehen: zum Beispiel Frauen ohne Erwerbsarbeit; Mütter, die nach der Babypause keine entsprechende Anstellung finden; Frauen, die nach einer längeren Arbeitspause wieder in den Beruf einsteigen möchten; Absolventinnen von Hoch- bzw. Fachschulen ohne Beschäftigung. Folgende PartnerInnen arbeiten aktiv im Projekt mit: Land Tirol, Hafelekar Unternehmensberatung, Wirtschaftskammer Tirol, B.A.T. - Bildungsagentur Wenzel GmbH, Aktion Tagesmütter, ibis acam Bildungs GmbH, VondiConsulting Unternehmensberatung Vondrak KEG, Innsbrucker Stadtmarketing GmbH, Institut FBI. Strategische PartnerInnen sind das AMS und der ÖGB Tirol. Weitere Informationen finden Sie unter www.frauengruenden.info. Seite 14

Einleitung Kontakt: Mag. a Ingrid Kemper ibis acam gemeinnützige Bildungs GbmH Tel.-Nr. 0512 34 36 60 25 E-mail: info@frauengruenden.info Unser Handbuch für Sie als Gründerin: Dieses Handbuch richtet sich an alle Gründerinnen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen und sich über die Finanzierung Gedanken machen. Seite 15

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen Das Bankgespräch Klein- und Mittelunternehmen sind ein wichtiges Fundament der österreichischen Wirtschaft, da sie 97 % der 30 000 Tiroler Betriebe ausmachen und 50% der MitarbeiterInnen beschäftigen 1. Um ein Unternehmen zu gründen ist die Finanzierung eine wichtige Frage, mit der sich die zukünftigen UnternehmerInnen beschäftigen müssen. Vor allem seit der Umsetzung der Vorschriften von Basel II (wir werden in Kapitel 1 näher darauf eingehen) ist die Angst der Klein-UnternehmerInnen groß, dass die Bedingungen für den Erhalt eines Kredites noch schwieriger werden. Besondere Bedeutung haben die Basel II Regelungen gerade deshalb, weil viele der Kleinund Mittelunternehmen ihre Firmen hauptsächlich über Kredite und Darlehen finanzieren. Zu Beginn möchten wir die Situation in einem Kreditgespräch bei der Unternehmensgründung näher betrachten. Das Kreditgespräch ist immer ein Meinungsaustausch zwischen der Kreditwerberin 2 und der/dem BankberaterIn. Im Folgenden finden Sie allgemeine Behauptungen und Hintergründe, die beide GesprächspartnerInnen mitbringen 3. Seite 16

Einleitung Die Situation in einem Kreditgespräch Zwei ungleiche PartnerInnen Eigenschaften vieler Gründerinnen Unternehmensgründerinnen versuchen es lieber allein Sie gehen weniger Risiken ein Gründerinnen agieren oft im Dienstleistungsbereich und weniger im Produktbereich Gründerinnen starten kleiner Sie arbeiten häufig von zuhause aus Gründerinnen sind zuverlässiger als Gründer Sie lassen sich eher beraten als Männer Fehlende Sicherheiten Geringe Finanzierungsvolumina (ca. 5.000 Euro) Fehlende Businesspläne Mangelhafte Kenntnisse über Finanzierungsmöglichkeiten Verhandlungen Eigenschaften vieler BankberaterInnen Finanzieren eher ungern kleine Gründungen und Einzelunternehmen Partner- Innen sind wichtig Tragen ein Risiko, das sie finanziell abdecken müssen Unterliegen strengen Regelungen und sind betriebswirtschaftlich orientiert Wollen nicht fördern sondern finanzieren Finanzieren nicht Gründer- Innen sondern Gründungen Sie bewerten das Geschäftsmodell, Führungsqualität der Chefin/des Chefs und das Unternehmensrisiko Wenn wir die obigen Beschreibungen der PartnerInnen vergleichen, stellen wir fest, dass beide Personen während des Kreditgespräches unterschiedliche Ausgangspositionen mitbringen und deshalb auch unterschiedlich handeln werden. Das heißt, dass Sie sich als Gründerin auf diese Ausgangssituation in einem Kreditgespräch vorbereiten und auf die Hintergründe und Ziele der Bank einstellen sollten, um dieselbe Sprache zu sprechen und um Ihre Erfolgschancen auf einen Kredit zu erhöhen. Seite 17

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen Sie müssen sich, um ein erfolgreiches Kreditgespräch zu führen, 1) über Ihre eigenen Ziele, Stärken und auch Schwächen, im Klaren sein 2) sich über die Ziele und Rahmenbedingungen der Banken informieren 3) Ihr Gespräch an diesen Kenntnissen orientieren und aufbauen. In diesem Handbuch haben wir Informationen rund um die Kreditfinanzierung für Unternehmensgründungen aufbereitet: Im ersten Abschnitt werden wir näher auf die (gesetzlichen) Regelungen der Kreditvergabe eingehen, das heißt es stehen die Bestimmungen von Basel II und auch der Begriff Rating im Mittelpunkt. Danach werden in Kapitel 2 die Ergebnisse einer Österreichischen Untersuchung zur Finanzierung von Unternehmen gegeben. Anschließend erfahren Sie in Kapitel 3 von erfolgreichen Unternehmerinnen, wie diese Ihre Unternehmen finanziert und Kreditgespräche geführt haben. Sie erhalten wertvolle Ratschläge. Zum Schluss in haben wir für Sie Leitfäden und Checklisten rund um das Thema Kreditgespräch aufbereitet. Seite 18

Einleitung Wie Sie dieses Handbuch nützen können? Die Informationen in Kapitel 1 3 liefern Ihnen einen kurzen Einblick und Überblick in die Situation der Gründerin bei Kreditgesprächen. Diese Inhalte sind eine gute Informationsgrundlage, um mit den nachfolgenden Checklisten zu arbeiten. Sie sind motiviert und bereit, sich näher mit dem Thema Finanzierung und dem Kreditgespräch auseinanderzusetzen - dann starten wir direkt ins Thema! Zu Beginn werden wir erläutern, was hinter dem Begriff Basel II steht, der seit einigen Monaten in aller Munde ist. Seite 19

Kapitel 1: Basel II & Ratingsysteme für Gründerinnen

1.Basel II & Ratingsysteme für Gründerinnen 1.1. Was ist Basel II? Wer in Zukunft einen Kredit aufnehmen will, lernt fast zwangsläufig eine neuen Begriff kennen: Basel II. Gemeint sind damit alle Vorschriften, die vorgeschlagen wurden, um das Risiko im Bankensystem abzusichern. So soll die Kreditvergabe vereinheitlicht werden und dadurch auch mehr Sicherheit und Stabilität am Kreditmarkt erreicht werden. Die Vorschriften traten zu Beginn des Jahres 2007 in allen EU-Staaten in Kraft 4, sie werden aber bereits seit längerem von den Banken angewendet. Banken müssen von nun an die Kreditwürdigkeit der Kreditansucher- Innen (Betriebe und auch PrivatkundInnen) stärker bewerten, das bedeutet, dass sie abschätzen müssen, ob der/die KreditnehmerIn die ausgeliehene Summe auch zurückzahlen kann. Allgemein befürchten viele Klein- und MittelunternehmerInnen einen erschwerten Zugang zu Krediten bzw. dass die Kredite teurer werden. Allerdings muss man sagen, dass diese Aussage nicht vereinheitlicht werden kann, sondern dass Unternehmen, die eine gute Kreditwürdigkeit aufweisen, auch eine Verbesserung der Bedingungen erwarten können. Je risikoreicher das Unternehmen ist, desto mehr Eigenkapital wird von den Banken für ihre eigene Absicherung benötigt. Für den/die KreditnehmerIn bedeutet dies, dass dann der Kredit teurer wird und er/sie einen höheren Zinssatz zahlen muss. Das schließt aber auch mit ein, dass bei einer guten Einschätzung des/der KreditwerberIn der Zinssatz sinkt und der Kredit billiger wird. Einen zentralen Bestandteil der Basel II Bestimmungen bildet das Rating, auf das wir nun näher eingehen. Seite 23

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen 1.2. Das Rating (=die Bewertung) Um die Unternehmen zu beurteilen und das Risiko der Kreditvergabe zu bewerten, verwenden BankberaterInnen das so genannte Rating System. Bei diesem versuchen sie, die Unternehmen objektiv und einheitlich zu bewerten und zu schätzen, ob diese ihre Zahlungsverpflichtungen vereinbarungsgemäß erfüllen werden können 5. Dabei werden die Kreditansucher-Innen mit Punkten bewertet und benotet. Je wahrscheinlicher eine pünktliche und vereinbarungsgemäße Rückzahlung geschätzt wird, desto mehr Punkte erhält ein Unternehmen und desto besser fällt die Benotung aus. Wie werden Sie als Unternehmerin bewertet? Zielsetzung des Rating- Verfahrens ist, dass bei jedem Kreditansuchen dieselben Kriterien und Fakten untersucht werden. Im Allgemeinen laufen die Ratings folgendermaßen ab: alles in allem kann gesagt werden, dass zwei große Informationsblöcke bewertet werden. Quantitative Kriterien (Hard facts) & qualitative Kriterien (Soft facts) Grundlage für die quantitative Beurteilung sind Daten aus dem Finanzund Rechnungswesen. Es werden Berechnungen angestellt und Kennzahlen ermittelt. Beispiele sind eine Analyse der Eigenkapitalausstattung (Berechnung der Eigenkapitalquote), die Beurteilung der Finanzlage und der Zahlungsfähigkeit, oder auch die Abschätzung der zukünftigen Erträge. Aus diesem Grunde benötigen die BankkundenbetreuerInnen von Ihnen auch Unterlagen wie Einnahmen-Ausgaben-Rechnungen, Bilanzen, den Finanzteil der Businesspläne etc. (In den Leitfäden zur Vorbereitung auf das Kreditgespräch des Kapitels 4 gehen wir noch einmal näher auf die erforderlichen Unterlagen ein.) Seite 24

1.Basel II & Ratingsysteme für Gründerinnen Neben diesen Berechnungen ist es für die Kreditvergabe ebenso wichtig, die Soft Facts, dh. die Qualität der Unternehmensgründung und des Rechnungswesens zu ermitteln. Kriterien sind beispielsweise Managementfähigkeiten, das heißt, die Persönlichkeit der Unternehmerin/des Unternehmers bzw. seine/ihre Erfahrungen und Stärken, die angebotenen Produkt- und Dienstleistungen, Abhängigkeit von KundInnen und LieferantInnen oder das wirtschaftliche Umfeld. Oft wird auch die KundIn-Bank-Beziehung als wichtiger Anhaltspunkt gesehen. Anhand der qualitativen Bewertung können Banken besonders gut die zukünftige und dauerhafte Leistungsfähigkeit der Unternehmung beurteilen. Bei der Kreditvergabe sind Kreditsicherheiten (zb Versicherungen, Sparbücher, etc.) ebenfalls wesentlich. Sie werden zwar im Ratingverfahren selbst nicht direkt berücksichtigt, jedoch können sie die Kreditkonditionen, das bedeutet den Preis für das Darlehen 6, maßgeblich beeinflussen 7. Besonders wichtig ist den Banken, dass der/die zukünftige UnternehmerIn alle wichtigen Informationen übersichtlich zur Verfügung stellt. Ein gutes Verhältnis und ein offenerer Informationsaustausch zwischen der/dem GründerIn und der/dem BankberaterIn werden angestrebt. 8 Abschließend soll noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Rating-Systeme der einzelnen Banken unterschiedlich sein können und man sich deshalb das Rating-System der jeweiligen Bank erklären lassen sollte. So werden die Auswertungen (= Rating-Ergebnisse) bei verschiedenen Banken vergleichbar 9. Seite 25

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen 1.3. Was bedeutet Basel II für Gründerinnen? Sind die Regelungen von Basel II wirklich feindlich für GründerInnen von Kleinstunternehmen? Dass gerade für Unternehmen mit einer guten Kreditwürdigkeit die Chancen auf einen Kredit nicht schlechter werden, haben wir oben schon erwähnt. Um allgemein den Klein- und Mittelunternehmen die Finanzierungs- Chancen nicht unmäßig zu erschweren, wurden weitere Erleichterungen bewirkt. Es wurde beschlossen, dass Unternehmenskredite, die weniger als 1 Million Euro betragen, den Privatkrediten gleichgestellt werden. Bei diesen wird im Vergleich zu Unternehmenskrediten weniger Eigenkapital verlangt und ein geringerer Risikoaufschlag gefordert. Somit werden diese Kredite billiger. Es wurden ebenfalls günstige Kreditbedingungen für Unternehmen, die weniger als 50 Mio. Umsatz machen, sowie für einige spezielle Kleinkredite (zb für Kreditkartenforderungen), beschlossen. All diese Regelungen sollen Klein- und Mittel-Unternehmen fördern 10. Auch wenn die Regelungen, wie wir beschrieben haben, nicht in jedem Fall eine Verschlechterung für GründerInnen darstellen, betreffen sie Gründerinnen/Unternehmerinnen dennoch bei jedem Kreditgespräch durch das Ratingverfahren. Deshalb sollten Sie sich beim Kreditgespräch auf die Rating-Anforderungen vorbereiten, um die Erfolgschanchen Ihres Unternehmens im Bankgespräch nachzuweisen. Seite 26

1.Basel II & Ratingsysteme für Gründerinnen Wie sind Sie als Unternehmerin gerüstet für Basel II 11 : Sie verfügen über eine durchdachte und erfolgreiche Unternehmensführung Ihre Daten sind immer auf dem laufenden Stand Ihre Finanzstruktur ist sehr gut (vor allem das Eigenkapital) bzw. nützen Sie Förderungen zur Verbesserung Ihrer Kreditwürdigkeit Sie können einen guten Businessplan vorweisen Sie besitzen Kreditsicherheiten Im Gegensatz dazu möchten wir hier kurz noch einmal darauf eingehen, warum viele Kredite von den Banken abgelehnt werden 12 : Mangelnde persönliche Qualifikation Keine ausreichenden Kenntnisse über Markt und Wettbewerb Keine ausreichende Finanzierungsplanung (Umlaufvermögen, Startkosten) Mangelndes Eigenkapital Die Unternehmensidee- und das Geschäftskonzept wurden nicht überzeugend genug präsentiert Unklare bzw. unverständliche und unübersichtliche Geschäftspläne Denken Sie besonders daran, jene Kriterien zu verbessern, die für Banken Seite 27

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen bei der Kreditvergabe im Rahmen des Ratings wichtig sind. Im Folgenden sind einige Punkte näher dargestellt: Bei den Quantitativen Faktoren (Hard Skills oder Hard Facts): Finanzierung und Zahlungen: Besonders wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität eines Unternehmens ist die ausreichende Ausstattung mit Eigenkapital. Allerdings ist in Österreich die Eigenkapitalquote eher niedrig 13. Während Kleinst- und Klein-Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 7 Mio in Österreich durchschnittlich 13 % Eigenkapital aufweisen, sind es in anderen europäischen Ländern deutlich mehr (Belgien 40 %, Frankreich 34 %, Italien 26 %, Deutschland 14 %) 14. Überlegen Sie sich, wie Sie die Eigenkapitalstruktur Ihres Unternehmens verbessern können. Denken Sie über andere KapitalgeberInnen, Förderungen, etc. nach. Ein weiterer Punkt bei der Finanzierung ist die fristengerechte Finanzierung (=Goldene Finanzierungsregel), das heißt dass langfristig benötigtes Kapital auch langfristig finanziert werden soll 15. Auch eine gut überdachte Handhabung und Kontrolle der Forderungen an Ihre KundInnen und der Bezahlung von Schulden an Ihre LieferantInnen hat positiven Einfluss auf Ihre Rating-Bewertung. Kontrollieren Sie Ihre KundInnenzahlungen stetig und begleichen Sie Ihre Schulden/ Verbindlichkeiten an LieferantInnen möglichst mit Skontoabzug. Die Führung Ihres Betriebsmittelkontos (aber auch des Privatkontos) ist für die Bank eine gute Informationsquelle und Anhaltspunkt. Vermeiden Sie Überziehungen, Zahlungsverzögerungen, etc. Seite 28

Bereiten Sie einen Zahlungsplan vor, und stellen Sie sicher, dass Sie jederzeit alle fälligen Zahlungen gut begleichen können. Ermöglichen Sie Kennzahlenberechnungen (Renditekennzahlen, Ertragskennzahlen, Umsatzkennzahlen, Kosten- und Leistungskennzahlen, Schuldentilgungspotenzial): Umsatz, Ihre Ausgaben, Erträge, Einnahmen und Gewinn Ihrer Unternehmung müssen aus Ihren Unterlagen gut ersichtlich sein. Berücksichtigen Sie auch Ihre privaten Ausgaben und Verhältnisse. Bei den Qualitativen Faktoren (Soft Skills oder Soft Facts): Eine gute Möglichkeit zur Verbesserung der eigenen Kredit-Chancen ist die Erstellung eines Business Plans. Ein guter Businessplan (=Geschäftsplan) enthält alle notwendigen Informationen über die GründerIn, den Markt, das Umfeld etc. Mehr Informationen zum Thema Businessplan finden Sie in unserem Handbuch Chancen und Risiken für Frauen als Kleinstkreditnehmerinnen in Tirol, das auf der seite www.frauengruenden. info herunter zu laden ist Seite 29

Kapitel 2: Ein paar Eckdaten zum Thema Gründerinnen und Finanzierung - Wie finanzieren österreichische Gründerinnen ihre Firmen?

2. Wie finanzieren österr. Gründerinnen ihre Firmen? In den folgenden Seiten stellen wir die Ergebnisse einer Umfrage vor, in der untersucht wurde, wie österreichische Unternehmerinnen ihre Firma finanziert haben. Zugleich wurde erforscht, wo die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Gründungsfinanzierung liegen. 2.1. Kapitalbedarf und Verhältnis von Eigenmittel / Fremdkapital Die Höhe des benötigten Gründungs-Kapitals: Ein wenig mehr als die Hälfte aller Frauen benötigen weniger oder bis zu 5.000 Euros für ihre Selbständigkeit. Ungefähr jede 5. Frau (18%) benötigt zwischen 5.000 und 10.000 Euros. In Summe kann gesagt werden, dass fast ¾ aller Frauen mit einem Gesamtbetrag von 10.000 Euros auskommen 16. Hier gibt es Unterschiede in Hinsicht auf die Unternehmensform/ Rechtsform. Besonders bei der Gründung von Einzelunternehmen wird weniger Geld benötigt als bei der Gründung von Personenunternehmen (OHG, KG) oder Kapitalgesellschaften (GmbH, AG). Ein weiterer Unterschied kann in den unterschiedlichen Branchen festgestellt werden: so benötigen Unternehmerinnen als neue Selbständige, in den Gebieten Bank und Versicherung, Information und Consulting deutlich weniger Kapital als zum Beispiel Frauen, die im Tourismus, Gewerbe und Handwerk und im Handel gründen möchten. In der Gründungsphase müssen die Unternehmerinnen für ihren Lebensunterhalt aufkommen. Etwas mehr als die Hälfte der Frauen leben in der Gründungszeit von ihren bisherigen Ersparnissen (54%), jede 4. Frau (24%) lebt vom Gehalt des Partners/der Partnerin. Was an dieser Stelle hervorge- Seite 33

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen hoben werden soll, ist, dass ca. 21 % der Frauen aus der Unselbständigkeit heraus gründen, das heißt dass sie während der Gründungsphase noch arbeiten. Eigenkapital oder Fremdkapital 57 % der Frauen geben an, ihr Unternehmen gänzlich durch Eigenkapital zu finanzieren, was wahrscheinlich durch den relativ geringen Kapitalbedarf begründet werden kann 17. Im Vergleich dazu nehmen ca. 1/3 der Gründerinnen einen Bankkredit auf. Wenn dies der Fall ist, dann beläuft sich der Anteil des Fremdkapitals bei ca. 60 % der Gesamtfinanzierung und das Eigenkapital bei ungefähr 40 %. Beim Vergleich zwischen Männern und Frauen zeigt sich, dass Frauen weniger oft einen Kredit aufnehmen als Männer. Als Gründe können der höhere Kapitalbedarf der Männerunternehmen und die angeblich besseren Erfolgschancen bei den Banken angenommen werden 18. Frauen hingegen greifen mehr auf informelle Finanzierungsquellen zurück, zb leihen sie sich Geld von Familienmitgliedern. Relativ wenige der Gründer und Gründerinnen (7 bis 8 %) gaben an, Förderzuschüsse wie zum Beispiel des aws, Land, AMS etc. in Anspruch zu nehmen. 2.2. Fremdfinanzierung durch Banken Art der gewährten bzw. genützten Kredite: Am häufigsten nutzen Frauen Überziehungskredite auf neuen Geschäftsgirokonten (ca. 36 %). Vor allem, wenn die Frauen über 25 000 Euro benötigen aber auch bei kleineren Summen, nützen sie am Seite 34

2. Wie finanzieren österr. Gründerinnen ihre Firmen? öftesten Investitionskredite in Verbindung mit Geschäftsgirokonten mit Überziehungsrahmen (insgesamt 30 % der Befragten). 26 % nützen ausschließlich Investitionskredite, und schließlich richten 21 % Überziehungskredite auf den bisherigen Girokonten ein. Positiv anmerken lässt sich, dass Frauen geförderte Kredite öfter beanspruchen als Männer. Abb. 1: Finanzierungsformen nach Geschlecht 19 geförderte Investitions- und/ oder Betriebsmittelkredit 14% 20% Männer Frauen Investitionskredit mit Rückzahlungsrate plus Geschäftskonto mit Überziehungsrahmen 30% 35% Investitionskredit mit Rückzahlungsrate 20% 26% Überziehungskredit auf neuem Geschäftsgirokonto 36% 41% Überziehungskredit am bisherigen Girokonto 21% 28% Anmerkung: Mehrfachnennungen möglich 0% 10% 20% 30% 40% 50% Seite 35

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen 2.3. Bankkontakte Anzahl der kontaktierten Kreditinstitute Viele Frauen wenden sich nur an eine einzige Bank. In Österreich sind es 53 % der Gründerinnen. Hier möchten wir die Unterschiede zwischen Männern und Frauen unterstreichen, denn männliche Gründer wenden sich tendenziell öfter an 2 oder mehr Banken. Nur jeweils 20 % der Frauen kontaktierten 2 bzw. 3 Banken. Idealerweise sollte jede Gründerin sich jedoch an mehrere Banken wenden, wie sie in den Unterlagen zur Vorbereitung auf das Bankgespräch (siehe Kapitel 4) noch einmal lesen werden. Gründe für eine Kredit-Absage 20 31% der befragten GründerInnen geben an, dass ihr Kreditansuchen (einmal od. mehrmals) von einer Bank abgelehnt wurde. Meist stehen folgende Argumente im Vordergrund: 1. mangelnde Sicherheiten (ca. ¾ aller Frauen) 2. zu geringes Kreditvolumen 3. negativ beurteilter Businessplan 4. sonstige Gründe, zb Basel II / Umsatz, Branche nicht garantiert, fremde Branche Seite 36

2. Wie finanzieren österr. Gründerinnen ihre Firmen? Abb. 2: Gründe für die Ablehnung bei Banken 21 negativ beurteilter Businessplan etc. 5% sonstige Gründe 19% zu geringes Kreditvolumen 3% mangelnde Sicherheit 73% Sicherheiten 22 : Im vorherigen Absatz haben wir bemerkt, dass viele der Ansuchen für Bankkredite aufgrund von fehlenden Sicherheiten abgelehnt wurden. Dadurch zeigt sich die Bedeutsamkeit von Sicherheiten im Bankgespräch auf. Bei mehr als ¾ der Kreditansuchen verlangen die KreditberaterInnen Sicherheiten; und es ist nicht überraschend, dass die Wichtigkeit der Sicherheiten mit der Höhe des Kapitalbedarfs zunimmt. Seite 37

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen Die Banken verlangen beispielsweise folgende Sicherheiten: Bürgschaften, entweder durch Familienmitglieder/ Verwandte oder FreundInnen/ Bekannte Risikoversicherungen Hypotheken Sonstige Arten von Sicherheiten: (Ab-)Lebensversicherungen, Blankowechsel, Eigenkapital (Sparbücher, Aktien usw.), Bausparverträge, Grundbucheinträge, Aufträge, persönliche Haftung, Wohnung 2.4. Geschäftsplan/Businessplan 23 Der Businessplan, oder auch Geschäftsplan genannt, ist unbestritten ein nützliches und wichtiges Werkzeug und Unterlage für das Kreditgespräch. Bei ungefähr der Hälfte aller Kredit-Beratungen in Österreich wird ein Geschäftsplan verlangt. Ein guter Geschäftsplan ist umso wichtiger, umso höher die Finanzierungssumme ist. Manche KreditnehmerInnen müssen/können jedoch den Banken anstelle des Businessplans andere Dokumente, wie zb eine Einnahmen-Ausgaben- Rechnung, eine Bilanz oder auch Unternehmenskonzepte vorlegen. Seite 38

2. Wie finanzieren österr. Gründerinnen ihre Firmen? 2.5. Zufriedenheit mit der Beratung 24 In der Umfrage erörterte man auch die Zufriedenheit der GründerInnen mit den Beratungsleistungen der Banken. Ca. 70 % aller Gründer & Gründerinnen waren mit der Bankberatung zufrieden. Diejenigen, die dies nicht waren, gaben folgende Gründe an: Gründe für Unzufriedenheit mit Finanzierungsberatung der Banken 25 schlechte bzw. keine Beratung 51% keine Fachleute in der Bank 16% Bank verfolgt nur eigene Interessen 9% zu viele Sicherheiten und Eigenkapital verlangt 9% zu hohe Zinsen 9% Ablehnung weil EinzelunternehmerIn bzw. kleines Unternehmen 4% Ablehnung weil Frau 3% 100% Tipps der GründerInnen für Verbesserungen bei der Finanzierung: Wenn man die GründerInnen nach Vorschlägen für Änderungen/ Verbesserungen der Finanzierung ihrer Unternehmen befragt, dann stimmen viele dafür, mehr Eigenkapital anzusparen. Als nächster Ratschlag, sollten GründerInnen bei mehreren Banken Kreditangebote einholen. Erwähnenswert ist auch der Tipp, sich über Förderungen besser zu informieren und diese zu Seite 39

Handbuch für zukünftige Unternehmensgründerinnen beanspruchen. Ein Teil der Befragten würde auch versuchen, bei den Banken selbstbewusster und kompetenter aufzutreten. Dies ist vor allem bei Frauen ein wichtiger Punkt. Was die Befragten heute bei der Finanzierung anders machen würden (nach Geschlecht) sonstige 6% 14% Männer Frauen Förderungen beanspruchen 9% 8% im größeren Rahmen gründen 2% 0% nicht mehr gründen 5% 5% besser planen 3% 5% besser informieren 3% 5% keine Finanzierung durch Banken 3% 6% selbstbewußter und kompetenter auftreten 2% 4% bei mehreren Banken anfragen, mehr Infos über Finanzierungsmöglichkeiten mehr Eigenkapital ansparen 14% 10% 15% 11% längerfristigen, höheren Kredit 8% 5% nichts 30% 28% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% Seite 40