ゼミ 論 008 前 期 (8.07.008) 0686 Mizuno, Nobutaka Ist das Aussprachelernen nach der kritischen Periode eigentlich erfolglos? - Aussprachefähigkeit bei zweisprachigen Kindern vor der Pubertät und bei Fremdsprachenlernern nach der Pubertät -. Einleitung Für Fremdsprachenlerner ist es sicherlich eine der wichtigsten und interessantesten Sachen, ob man mit fortgeschrittenem Alter auch das gleichen Niveau erreichen kann, das Nativespeakers und mehrsprachige Leute erreichen. Es ist auch ein großes interessantes Problem, mit welchem Alter der Lerner am besten ein Fremdsprachenlernen anfangen soll, um die Zielsprache annähernd so fließend wie ein Nativespeaker zu sprechen. Heutzutage wird der Englischunterricht in den japanischen Schulen (mit 7 Jahren) nach und nach eingeführt. Es gibt darüber verschiedene Ansichten, die viele Diskussionen herbeiführen. Diese Maßnahme beruht wahrscheinlich auf dem berühmten Gerücht, dass je jünger man ist, desto leichter und besser man eine Fremdsprache beherrschen lernen kann. Ist das aber richtig? Kann man eine Fremdsprache eigentlich nicht gut erwerben, wenn man mit fortgeschrittenem Alter Sprachlernen beginnt? In diesem Aufsatz möchte ich den Fremdsprachenerwerb, vor allem Ausspracheerwerb nach der Pubertät behandeln. Ich werde mit verschiedenen Daten untersuchen, ob es möglich ist, dass man Aussprache bis zum Muttersprachenniveau erwerben kann, auch wenn man nach der Pubertät mit dem Fremdsprachenlernen anfängt. Zuerst werde ich verdeutlichen, was die kritische-periode-hypothese ist. Dann werde ich mit einigen Forschungsergebnissen die Sprachfähigkeit bei bilingualen Kindern und bei Fremdsprachenlernern nach der Pubertät vergleichen. Zum Schluss möchte ich meine Meinung äußern.
. Die kritische-periode-hypothese Ich stellte in der Einleitung die Gerücht vor, aber es ist eigentlich kein unverantwortliches empirisches Gerücht, sondern es gründet auf der berühmten Hypothese, der so gennanten Kritischen Periode Hypothese (KPH). Die KPH stellten Penfield und Roberts (Penfield und Roberts 959: )auf und Lenneberg (Lenneberg 967: 76, 377) popularisierte sie (D. Birdsong 999: 3). Zur Erklärung der KPH: Es gibt eine bestimmte Frist und wenn man bis zu dieser Frist eine Fremdsprache beherrscht, kann man die Sprache so fließend wie die Muttersprache benutzen. Mit anderen Worten drückt die KPH die Zeitdauer aus, in der man ausschließlich eine vortreffliche Sprachfähigkeit hat. Aber nach der kritischen Periode lässt diese günstige Fähigkeit allmählich nach und man kann ein so gutes Fremdsprachniveau wie das Muttersprachniveau nicht erreichen. Die KPH trifft auf die Aussprache besonders zu (D. Birdsong 999: ). Penfield und Roberts behaupten, dass die kritische Periode im Alter von etwa Jahren endet, weil die kortikalen Zentren ( cortical centers Penfield u. Roberts 959: 07), die für den Spracherwerb wichtig sind, ihre Plastizität verlieren. Und Lenneberg behauptete, dass die Grenze der Periode die Pubertät ist, weil die sprachliche Reife ( Readiness ), die im Alter von etwa Jahren beginnt, mit der Großhirnreife abnimmt. Lenneberg vermutete, dass Erwachsene zwangsläufig eine Fremdsprache mit Akzent sprechen, wenn sie nach der Kindheit mit dem L-Lernen beginnen, weil die Fähigkeit, neue Ausspracheform zu lernen, wegen der festen Strukturierung der Axons ( neural processes ) behindert wird, d.h. Erwachsene verlieren eine wichtige Fähigkeit zum Aussprachelernen, die Kinder besitzen (J.E. Flege 987: 63). Die Kritische Periode ist auch die Phase, in der man ausschließlich sinnlich und praktisch die Sprache lernen kann. Nach der kritishcen Periode benötigt man (erwachsene Lerner) Grammatikregelerklärungen und andere kognitive Hilfen.
3. Forschungsergebnisse zur Aussprache, die die KPH unterstützen Oyama (976) ließ 60 italienische Immigranten in den USA (6-0 Jahre alt, 5-8jähriger Aufenthalt) eine kleine Geschichte lesen und persönliche Erlebnisse erzählen und sammlte Daten der Aussprache und untersuchte englische Aussprachefähigkeiten der Immigranten ( 竹 内 003: 0). Als Ergebnis fand Oyama, dass das Alter, in dem die Immigranten nach den USA einwanderten, auf die Aussprachefähigkeit großen Einfluss hat. Immigranten, die nach dem Alter von Jahren einwanderten, hatten keine so gute Aussprachefähigkeit, wie sie Nativespeakers haben. Es beeinflusste die Aussprache nicht, wie lange die Immigranten in den USA gelebt hatten. Nach dem Ergebnis des Experiments kann man sagen, dass es keine Rolle spielt, wie lange der Lerner im zielsprachlichen Land ist. Oyama untersuchte auch die Hörverständnisfähigkeiten der Immigranten und fand, dass die Länge des Aufenthalts auf das Hörverständnis keinen Einfluss hat und die Immigranten, die vor dem Alter von Jahren eingewanderten, das gleiche Hörverständnisniveau hatten, wie Nativespeaker. Pathowski (Pathowski 990: 73-89) ließ 67 Immigranten, die Englisch lernen, freiwillig auf Englisch sprechen. Er teilte die Lerner in zwei Gruppen, in einer waren nur die Lerner, die vor dem Alter von 5 Jahren Englisch zu lernen angefangen haben (so genannte Bilinguals ), und in der anderen Gruppe waren nur die Lerner, die nach dem Alter von 5 Jahren mit Englisch begonnen haben. Pathowski ließ englische Nativespeakers die Aussprache der Lerner hören und urteilen, wie hoch das Ausspracheniveau ist (vgl. Abb.). Das Ausspracheniveau hat 5 Niveaus. Niveau + und 5 sind ein so hohes Niveau wie das Ausspracheniveau von Nativespeakers ( 竹 内 003: ). Dem Ergebnis nach, hatten fast alle bilingualen Lerner das Niveau + oder 5. Im Gegensatz dazu hatten die Lerner, die nach dem Alter von 5 Jahren Englisch begonnen haben, verschiendene Niveaus und niemand darunter wurde als Niveau 5 beurteilt. 3
Accent rating Bar chart for 'child' L acqyisition (age < 5 years) Accent ratring Bar chart for 'adult' L acquisition (age > 5 years) 6 0 8 6 0 5 3 0 0 0 0 + + 3 3+ + 5 0 8 6 0 7 9 8 0 + + 3 3+ + 5 Abb. (Patkowski, 990: 78) Auch mit diesem Experiment entdeckte Patkowski keine Beziehung zwischen der Länge des Aufenthalts/ Sprachlernzeit der Lerner und den Fähigkeiten.. Forschungsergebnisse der Aussprache, die die KPH ablehnen Zwar zeigen die Ergebnisse der Untersuchungen, dass die Lerner, die vor der Pubertät mit dem Sprachlernen anfingen (Bilinguals), ein besseres Sprachniveau hatten, aber es gab auch unter den Lernern, die nach der Pubertät mit dem Fremdsprachenlernen begonnen hatten, einen, bei dem in der Untersuchung der Aussprache fast muttersprachliches Niveau (+) festgestellt wurde. Ist es nur eine Ausnahme? Oder bedeutet es, dass es noch Möglichkeiten und Weisen gibt, wie man nach dem Pubertät ein so hohes Aussprachniveau wie das Muttersprachniveau erreichen kann? Moyer (Moyer 999: 5-86) versammelte amerikanische Studenten, die Germanistik studieren, und machte eine Untersuchung über die kritische Periode. Alle Studenten fingen nach dem Pubertät mit dem Deutschlernen an und nahmen im Durchschnitt.7 Jahre an einem immersion programm (= eine Methode, bei der die Lerner mit der Zielsprache leben oder am Unterricht teilnimmt, um die Sprache zu beherrschen) teil, d.h. sie sind keine Bilinguals. Moyer ließ die Studenten Wörterlisten und Sätzelisten lesen und frei
sprechen und nahm es auf Tonband auf. Nach den Aufgaben machte sie eine Umfrage über ihre Motivation usw. Das Tonband hörten Deutsche und bewerteten Aussprachefähigkeiten der Lerner ( 竹 内 003: ). Zum Ergebnis fand Moyer, dass die Beziehung zwischen beruflicher Motivation und dem Sprachniveau viel stärker ist, als die Beziehung zwischen dem Alter, mit dem die Lerner mit Spracherwerb begannen, und dem Sprachniveau. Deshalb behauptete sie, dass das Alter zwar auf das Sprachniveau einen Einfluss hat, aber die Motivation und Trainingweise wichtiger für Spracherwerb sind und mehr betrachtet werden sollten. In einem anderen Experiment machte Neufeld (978) ein Videoprogramm, um japanische und chinesische Aussprache zu erlernen, und ließ 0 Studenten (9- Jahre alt) mit dem Videoprogramm japanische und chinesische Aussprache üben. Für die Studenten war es das erste Mal, Japanisch oder Chinesisch zu lernen. In der Übung wurde den Studenten gar keine Grammatikerklärung oder Bedeutung der Sätze beigebracht und sie mussten nur die Aussprache und Akzente konzentriert üben. Aber das Videoprogramm war so gemacht, dass der Lerner gut motiviert wird. Zum Ende ließ Neufeld die Studenten 0 verschiedene vier bis achtsilbige Sätze lesen (nach -maligem Übungen mit den Sätzen) und nahm es auf Tonband auf. Die Aussprache beurteilten drei Japaner und drei Chinesen mit 5 Niveaustufen. Im Ergebnis in Japanisch wurden 9 Studenten (5%) und in Chinesich wurden 8 (0%) Studenten als muttersprachliches Niveau (Niveau und 5) beurteilt und nur 5 Studenten in Japanisch (5%) und Studenten (0%) in Chinesisch wurden als Niveau oder beurteilt. 5. Schluss Wie die Untersuchungen zeigten, gibt es eigentlich viele Erwachsene, die nach der Pubertät mit Fremdsprachlernen anfingen und eine ausgezeichnete Aussprachefähigkeit haben, und wir können nicht sagen, dass sie nur Ausnahmen der kritischen Periode sind. Lamendella (Lamendella 977: 55-96) schlug die sensitive Periode vor. Die sensitive Periode erklärt, dass es eine effektive Phase gibt, in der man 5
leichter bis zum muttersprachlichen Niveau eine Fremdsprache erwerben kann, aber man auch nach der Pubertät eine hochgradige Fremdsprachenfähigkeit erwerben kann und dies abhängig von Lernmethode und Umgebung ist. Flege, Scovel und Seliger haben hinzugesetzt, dass die sensitive Perioden der Aussprache und der Grammatik nicht gleichzeitig sind, sondern es verschiedene sensitive Perioden gibt (D. Birdsong 999:, 竹 内 003: 7). Das ist heutzutage vielleicht eine überzeugendere Theorie als die der kritischen Periode. Der Unterschied zwischen den Untersuchungen (pro und kontra) ist, dass nicht klar ist, wie die Lerner die Aussprache gelernt haben. In der Untersuchung Moyers lernten die Lerner intensiv nur die Aussprache und in den ersten Untersuchungen Oyamas und Pathowskis wurden verschiedene Lerner versammelt, die Aussprache als einen Teil des ganzen Fremdsprachenlernens (einschließlich der Grammatik usw.) mit verschiedenen Methoden gelernt haben. Daraus kann man schließen, dass die Art und Weise, wie man übt, beim Aussprachlernen wichtig ist. Ich glaube, Ausspracheübungen sind wie Sporttraining, weil es stark mit Muskelbewegungen zusammenhängt und es eher eine körperliche Sache ist. Deshalb denke ich, Ausspracheübungen müssen konzentriert und regelmäßig getan werden und unbedingt immer wieder wiederholt werden. Und man muss beim Ausspracheerwerb nach der Pubertät auch berücksichtigen, dass nicht alle Lerner gleichmäßig ihre Fähigkeiten verlieren, sondern der Grad der Fähigkeitsabnahme sehr abhängig von z.b. Methode, Motivation, Situation oder sogar Charakter, Begabung oder biologischen Faktoren, wie z.b. Muskelflexibilität ist. Alter spielt beim Fremdspracherwerb eine wichtige Rolle und es ist eine deutliche Tatsache, dass man ab einer bestimmten Zeit neue Sache nicht so wirksam lernen kann, wie man es in der Kindheit gelernt hat. Aber ich denke, dies bedeutet nicht, dass man ab einer bestimmten Zeit die fremdsprachliche Aussprache fließend und ohne Akzent nicht erlernen kann, sondern man ab einer bestimmten Zeit nur die Methode des Lernens ändern und immer mehr üben muss. 6
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