Zertifizierung von Wissensmanagement



Ähnliche Dokumente
Was geht Qualitätsmanagement/ Qualitätsicherung die Physiotherapeutenan? Beispiel einer zertifizierten Abteilung

Wissensmanagement ISO-gerecht implementieren

Roadshow Wissensbilanz

Zertifizierung gemäß ISO/IEC 27001

Immaterielle Werte im Unternehmen erfassen, bewerten und steuern Wissensbilanz - Made in Germany GPM Regionalgruppe Hamburg, 11.

Knowledge Loss Risk Assessment Kritisches Wissen nachhaltig sichern

Praxis des Wissensmanagements

Arbeitskreis Berlin Brandenburg 46. AK-Tagung

Flexibilität in der Aus- und Weiterbildung. Ansätze und Ergebnisse der Modellversuche

ISIS12 Tipps und Tricks

Wissensbilanz - Made in Germany

Wissensmanagement für KMU mehr als nur Daten sammeln.

Kundendaten als wichtige Quelle für das Wissensmanagement

Corporate Governance

ISO 9001:2015 Praxis-Check Anni Koubek

Norm Revision ISO 9001:2015. Konsequenzen für Unternehmung, Prozesseigner und Auditoren

Wissensmanagement in der betrieblichen Praxis - Erfahrungen aus einem Ingenieurbüro -

Bewertung und Entwicklung von Erfolgspotenzialen

Unser Leitsatz, unsere Grundwerte und Prinzipien

Vorwort. Zum Inhalt. bei Ausschreibungen sogar verbindlich vorgeschrieben werden

Die neue DIN EN ISO 9001:2015. Struktur-Inhalt-Änderungen

7. Tag der Versicherungswirtschaft IHK Lippe zu Detmold Zertifiziertes Qualita

Smart Energy imsys und Gateway Administration

Energiemanagement DIN EN ISO 50001

Zertifizierung gemäß ISO/IEC 27001

Qualitätsmodelle: ungeliebte Zusatzarbeit oder Hebel zum Erfolg?

ANHANG 17-G FRAGENKATALOG ZU NACHWEISEN INTERNATIONALER NORMEN UND ZERTIFIZIERUNGEN

HERZLICH WILLKOMMEN. Revision der 9001:2015

Wirkungsanalyse und IC Benchmarking zur Bewertung des Intellektuellen Kapitals

Anforderungen an das Reinraumpersonal: Verhalten, Mitarbeiterqualifikation und Dokumentation

Wissensmanagement als Grundlage für Wertschöpfung Vortrag zum 10 jährigen Jubiläum des DGQ-Regionalkreises Elbe-Weser

GEFMA FM-Excellence: Lösungen für Betreiberverantwortung im Facility Management

ISO 9001:2015 ANFORDERUNGEN IM UMGANG MIT WISSEN UND KOMPETENZEN

Praktisches Beispiel RKW Baden-Württemberg

Wissensmanagement. Knowledge Management meets Quality Management

Eine Einführung in die Idee des Wissensmanagements

Wissensmanagement. Thema: ITIL

Wissensmanagement ist Programm in der Raiffeisen-Leasing. Ein Erfahrungsbericht aus der KMU-Praxis von Petra Schmid

Wissensmanagement. Thema: ITIL

5. Konferenz Professionelles Wissensmanagement

Das EFQM-Modell Bernhard Schmucker, Stefan Theil 1

Daten für Taten - Wirkungsorientierte Dokumentation und Datenerfassung

Fragen eines Auditors zur ISO 9001:2015

Im Dialog mit den Entscheidern

ESPRIX 2016 / ESPRIX C2E A - Leitfaden für Bewerber Seite 1

European Foundation for Quality Management

Offenlegung des Vergütungssystems der. Bayern Card-Services GmbH - -Finanzgruppe. nach 7 Instituts-Vergütungsverordnung

Wissensmanagement. Alexandra Nolasco, IHK-Expertakademie


Überblick über Managementsysteme

Einführung in Managementinformationssysteme

Die DGUV Vorschrift 2. in der Pflegebranche

Leitlinien für ein Unternehmen im Wandel DIE WELT VON MORGEN. Aus Visionen Werte schaffen.

Wissen richtig managen DR. MAIK H. WAGNER FÜR DEN DGQ-REGIONALKREIS DARMSTADT

Entwicklung eines prozessorientierten Wissensmanagementsystems

1. Wie lässt sich das, was man heutzutage unter dem Begriff Qualitätsmanagement versteht, am treffendsten beschreiben?

Service Beschreibung IT Service Management

TÜV SÜD AG. Die Tops und Flops des Veränderungsmanagements aus Sicht eines ISO-Auditors KVP Schikane oder Chance?

wien mags wissen Die Wissensstrategie der Stadt Wien Mag. a Anabela Horta und Mag. a Ulla Weinke

VERGABE. des Labels Valais excellence PHASE 2

Die Wissensbilanz als. der Lageberichterstattung. Kassel, 13. Juni Dr. Marco Kern. Guido Pfeifer. Guido Pfeifer. Unternehmenssteuerung

Grundsätze zur Ausübung der Fachaufsicht der Bundesministerien über den Geschäftsbereich

Zertifizierung Auditdauer und Preise

Kompetenzstandards unterstützen Transparenz und Qualität der Personalentwicklung in Großunternehmen

WISSEN TEILEN UND MANAGEN

Alle Neuerungen auf einen Blick

Wissensbilanz Steuerungsinstrument und Kommunikationsmittel

Certified Bodybuilder Program. Nutzen und Ablauf der Zertifizierung - Aufbauhersteller

Wissenssicherung beim Ausscheiden von MitarbeiterInnen

Wohin du auch gehst, gehe mit deinem ganzen Herzen. Grundwerte und Leitbild. Inhalt

Fuhrparkmanager (DEKRA)

anreizsysteme im wissensmanagement motivation knowledge meets hans-jörg bullinger marc rüger alexander koch mark staiger

Erfolge steuern. Business Excellence mit System!

Die Werte von CSL Behring

Prozessorientiertes Qualitätsmanagement

Fitnessprogramm für erfolgreich wachsende Bildungsnetzwerke. Matrix GmbH & Co. KG Düsseldorf Thomas Kruse kruse@matrix-gmbh.de 0211 /

Risikomanagement in Versicherungen

Qualitätsmanagement Beratung für ISO9001, VDA6.3 und IATF16949

Modellprojekt LERNSTÜCK. AGBFN-Workshop, 18. September 2009

ISO 9001:2015 Delta Audits und Neuerungen der Norm. Claus Engler, Produktmanager für Risikomanagementsysteme, TÜV SÜD Management Service GmbH

Wissensbilanz Österreich und Agenda Wissen Das Modell eines transdiszipinären Wissensbilanzierungsprozesses

Lisa WARTH Department of Ageing and Life Course

Digitales Marketing. Link Management. Die Basis des SEO: Ein besseres Ranking durch relevante Links.

WARUM ORGANISATIONEN PECB-KURSE BENÖTIGEN

Mitarbeitergespräch. Auswertungsbogen zur Überprüfung der Umsetzung des Mitarbeitergesprächs

Bundesfreiwilligendienst (BFD) Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Engagement tut gut.

Softwareentwicklung nach der ISO9001?

Internet: Telefon: A-4952 Weng im Innkreis. Gewerbegebiet Pirath 16

Technische Universität Hamburg-Harburg Institut für Technologie- und Innovationsmanagement. Die POINT-Analyse. Block 4: Unternehmenskultur

Verordnung über das Risikomanagement

Das Qualitätsmanagementsystem. der DW-AKADEMIE

BMBF-Förderprojekt Enabling Innovation Erprobung des Management-Tools Informationen zur Zielstellung und Beantragung

Vorstellung der Plattform

ISO 14001:2015 die Änderungen aus der Sicht der Unternehmen

Ziele, Erfahrungen und Erkenntnisse des Projektes Zukunft Wissen

Das Familienunternehmen hat Zukunft. Wir sind ein eigenständiges, inhabergeführtes Fa milien unter nehmen.

Unterstützung des Wissensmanagements durch Informations- und Kommunikationstechnologie

Produkt Information Effizienz-Audit Projekt-Controlling/Projekt-Management

Prozessmanagement: Ausgewählte Projektbeispiele und Referenzen

Transkript:

Zertifizierung von Wissensmanagement 12. Treffen der Wissenspartnerschaft Wien, 16. Mai 2013 Landespolizeidirektion Wien Dr. Andreas Brandner, Dr. Manfred Kofranek, DMath. Reinhard Höhn KMA Knowledge Management Associates www.km-a.net

Die Säule des Wissens: Exzellenz und Innovation KM Award: Die Säule des Wissens, Helmut Margreiter 2008 KMA 2

Zertifizierung Wortbedeutung (lat.): Etwas verlässlich, gewiss, sicher machen Wortgebrauch: Zertifikate bescheinigen die Konformität von Produkten und Verfahren in Bezug auf anerkannte Normen und Standards Kritische Fragen dazu: In welchen Bereichen ist Konformität sinnvoll und nützlich? Welche Standards sind für uns relevant? Konformität ist kein Garant für Sicherheit und Verlässlichkeit von Produkten und Dienstleistungen! KMA 3

Motive eines Kunden Vertrauensmotiv: Verlässlichkeit der Leistungserbringung auf Dauer der Zusammenarbeit. Absicherungsmotiv: Sicherungsanforderungen an das Unternehmen werden an Lieferanten weitergegeben und müssen ggf. nachgewiesen werden können. Beispiel: Eine Reederei verlangt von einem technischen Ingenieursbüro, dass bestimmte Wartungsaufgaben über den gesamten Lebenszyklus der Bestandteile ordnungsgemäß erbracht werden können und dass das dabei entstandene Wissen für das Unternehmen nachhaltig verfügbar und nutzbar ist. KMA 4

Motive von Aufsichtsbehörden Schutz- und Sicherheitsmotive (im Interesse der Gesellschaft) Marktregulierung Beispiel: die IAEA möchte sicherstellen, dass alle Einrichtungen, die Nukleartechnologien nutzen, Wissen als Ressource zielorientiert und integriert managen und dass das erforderliche Wissen für die gesamte Laufzeit (also über Generationen hinaus) verfügbar ist und das Risiko des Wissensverlustes gering ist. KMA 5

Motive von Eigentümern, Kapitalgebern und Aufsichtsrat Wertsicherungsmotiv: Überzeugende Wissensstrategie und Umsetzung zur Unternehmensentwicklung (Vergleich, Benchmarking) Kontrollmotiv (gegenüber dem Management): Strategie- bzw. widmungskonformer Kapitaleinsatz in Wissen. Beispiel: Die Ministerien möchten sicherstellen, dass die Universitäten und Forschungseinrichtungen die öffentlichen Mittel zweckgemäß einsetzen, dass eine überzeugende (vereinbarte) Strategie umgesetzt wird, dass die entsprechenden Leistungen erbracht und Wirkungen erzielt werden. KMA 6

Motive des Managements Motiv der Steuerbarkeit: Möglichkeiten und Chancen des Wissensmanagements bestmöglich nutzen, Wissensziele vereinbaren. Erreichung von Wissenszielen überprüfen. Behebung konkreter Probleme, z.b.: Wissenssicherung bei Mitarbeiterwechsel. Aneignung neuen Wissens bei Regelveränderungen, z.b. ein neues Gesetz. KMA 7

Zusammenfassung Motive Wirksamkeit von Wissensmanagement sicherstellen: Professionelle Produkte und Dienstleistungen Profitabilität und Stabilität des Unternehmens/der Organisation Orientierung in Bezug auf einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen In der Praxis heißt das: 1. Sicherstellen, dass Wissen gezielt und integriert gesteuert wird. 2. Sicherstellen, dass das Unternehmen eine geeignete Wissensmanagementstrategie verfolgt und diese verlässlich umsetzt. 3. Sicherstellen, dass spezifisches Wissen verfügbar ist, um eine bestimmte Leistung erbringen zu können oder einer bestimmten Anforderung zu entsprechen. KMA 8

1. Sicherstellen, dass Wissen gesteuert wird Ansätze zur Standardisierung: Entwicklung und Anwendung branchenspezifischer Standards und Normen (Beispiele: IAEA Sicherheitsstandards, Universitätsgesetz 2002) Anwendung branchenunabhängiger Managementstandards wie z.b. ISO- NORMEN (Beispiele: Schiffsfahrt, Produktionsbetriebe) Anwendung eines Wissensmanagement-Reifegradmodells (Beispiel: Softwareunternehmen) Nachweis einer Wissensbilanz oder eines ähnlichen Managementinstruments (Beispiele: Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Länder) KMA 9

Konformitätsprüfung Nachweis einer adäquaten Wissenssteuerung: Optimierung der Geschäfts- und Wissensprozesse Optimierung des Einsatzes von Tools und Informationstechnologie Schaffung einer wissensfreundlichen Kultur Standardisierbar sind aber letztlich nur Managementprozesse Die Konformität kann 1) intern hergestellt werden, 2) von der Behörde / vom Kunden geprüft oder 3) von zertifizierten Auditoren geprüft und bestätigt werden. KMA 10

Beispiel für Reifegraddefinitionen (Wissens)Prozesse Reifegrad Beschreibung 1 Initial Der Prozess ist intuitiv, chaotisch, ad hoc, dominiert von persönlicher Expertise. 2 Wiederholbar Der Prozess ist zumindest ausreichend dokumentiert, sodass eine Wiederholung möglich ist. 3 Definiert Der Prozess ist definiert und als Standardprozess in der Organisation verankert. 4 Managed Der Prozess wird mit vereinbarten Zielen und Indikatoren verknüpft. 5 Optimiert Der Prozess enthält Schritte zur kontinuierlichen Verbesserung. KMA 11

2. Geeignete Wissensmanagement- Strategie sicherstellen Überprüfung der Strategie in Bezug auf definierte Qualitätsstandards (keine Normierung der Strategie!): Präsentation einer Wissensstrategie und eines geeigneten Wissensmanagement-Konzeptes Darstellung einer Wissensbilanz Ergänzung durch ein Wissensmanagement-Assessment KMA 12

Beispiel Wissensbilanz WISSENS MANAGEMENT INTELLEKTUELLES KAPITAL LEISTUNGEN WIRKUNGEN Finden, Erwerben, Entwickeln Verteilen, Nutzen, Erneuern Sichern, Bewahren Kernkompetenzen Humankapital Strukturkapital Beziehungskapital Leistung 1 Leistung 2 Leistung 3 Leistung n Kunden Eigentümer Mitarbeiter Stakeholder Lernen Evaluieren Modell der Wissensbilanz KMA 13

Leitsätze ordnungsgemäßer Wissensbilanzierung Die Leitsätze ordnungsgemäßer Wissensbilanzierung sind die erste Grundlage für einen externen Bestätigungsvermerk der Wissensbilanz: Leitsatz der strategischen Relevanz Leitsatz der Bilanzklarheit Leitsatz der Validität Leitsatz der Bilanzkontinuität Quelle: Brandner et al.: Wissensbilanz A 2006, Wien 2006 KMA 14

3. Spezifische Anforderungen an das Wissensmanagement prüfen Überprüfung der Wirksamkeit konkreter Maßnahmen, z.b.: Schutz vor Wissensverlust beim Mitarbeiterwechsel -> Knowledge Loss Risk Assessment, Stellvertreterregelungen Verfügbarkeit von Mitarbeiterqualifikationen -> Kompetenzmatrix, Personalplanungsinstrumente Formelle Befähigungsnachweise, z.b. Qualifizierungsnachweise wie akademische Grade, Bildungszertifikate, etc. Nachweis einer technischen Dokumentation Prozess-Analysen Kunden-, Mitarbeiter-, Stakeholderbefragungen KMA 15

Das Knowledge Loss Risk Assessment besteht aus einem einfachen 3-stufigen Prozess: Schritt 1: Wissensanalyse Relevante Wissensträger erkennen Wissensverlustrisiko bewerten Schritt 2: Wissenssicherung Wissenssicherung planen Konkrete Sicherungsmaßnahmen umsetzen Schritt 3: Nachverfolgung Nachverfolgung der Maßnahmen Sicherstellen des Erfolges KMA 16

Abschluss Nachhaltige Sicherheit wird nur durch die Fähigkeit zu Lernen und zu Verlernen erreicht. Wissensarbeit basiert zunehmend auf der Freiraum und Verantwortung der WissensarbeiterInnen. -> Lernen sowie Freiraum und Verantwortung sollten fixer Bestandteil eines Zertifizierungsprozesses sein. KMA 17