Immunsystem Lymphatische Organe SS 2016 Prof. Dr. med. Ingo Bechmann Institut für Anatomie Universität Leipzig
Gliederung: 1. Einführung in das Immunsystem 2. Differentialdiagnose lymphatischer Organe Lymphe/Lymphgefäße Lymphknoten Milz Thymus Tonsillen MALT 3. Antigenpräsentation und MHC 4. Induktion einer Immunreaktion: Infektion 5. Immunologischer Toleranz und Autoimmunität 6. Differentialdiagnostische Übung
Das Immunsytem eliminiert unerwünschte Eindringlinge und fördert Heilungsprozesse
Das Immunsystem zerstört infizierte Zellen und setzt dabei Waffen ein, die einen erheblichen Kollateralschaden hinterlassen.
Es gibt keine Krankheit, die nichts mit dem Immunsytem zu tun hat: Heilung braucht Entzündung aber Entzündung fordert Opfer
Inflammation Kosten Nutzen Aus ärztlicher Sicht interessiert uns die Bilanz
Das Immunsystem hat sich offenbar auch im Hinblick auf den Schaden entwickelt, den es anrichten kann.
Aus evolutionsbiologischer Sicht erlaubt unser Immunsystem das Überleben unserer Spezies, aus medizinischer Sicht braucht das Individuum oft Hilfe, um überleben zu können: Niediger evolutionsbiologischer Druck Neue Bedingungen
Evolutionsmedizin Wir haben uns nicht entwickelt, um - einhundert Jahre alt zu werden - Pommes und Currywurst zu essen - uns nicht zu bewegen - Keimen der ganzen Welt zu begegnen
Aus evolutionsbiologischer Sicht erlaubt unser Immunsystem das Überleben unserer Spezies, aus medizinischer Sicht braucht das Individuum oft Hilfe, um überleben zu können: Niediger evolutionsbiologischer Druck Neue Bedingungen
Was ist das Immunsystem (I)?
Das Immunsystem besteht aus Leukozyten & Signalmoleküle: Granulozyten Monozyten NK-Zellen Lymphozyten B-Lymphoyzyten T-Lymphozyten T-Killerzellen T-Helferzellen Th1-Zellen Th2-Zellen Th17-Zellen Th0-Zellen Defensine Cytokine Chemokine Komplement Antikörper Todesliganden Perforine
Blut ist eine Zellsuspension in einer eiweißhaltigen Elektrolytlösung
Für Leukozyten ist das Blut nur Transportmittel.
Immunsystem Angeborenes Immunsystem Antigenpräsentation Adaptives Immunsystem humoral Antikörper zellulär T-Zellen
Follikel: Ort der Antigenpräsentation
Primärfollikel: Keine Antigenerkennung-keine Proliferation Vor allem vor der Geburt oder unter sterilen Bedingungen Sekundärfollikel: Antigenerkennung-Lymphozytenproliferation Keimzentren und Randwall
Einteilung nach Leukozytenproduktion vs. Besiedelung Primäre lymphatische Organe: Ort der Zellbildung (Knochenmark, Tymus) Sekundäre lymphatische Organe: Ort der Antigenpräsentation (LK, Milz, Tonsillen, MALT )
Einteilung nach Gewebeart Lympho-epitheliale Organe Thymus Tonsillen Lympho-retikuläre Organe Lymphknoten Milz
Gliederung: 1. Einführung in das Immunsystem 2. Differentialdiagnose lymphatischer Organe Lymphe/Lymphgefäße Lymphknoten Milz Thymus Tonsillen MALT 3. Antigenpräsentation und MHC 4. Induktion einer Immunreaktion: Infektion 5. Immunologischer Toleranz und Autoimmunität 6. Differentialdiagnostische Übung
Differentialdiagnose Organ Kapsel Epithel Afferente Lymphgefäße HEV Zentral- arterie Hassall- Körper Lymph- follikel Rand- sinus Thymus Lymphknoten + - + + - - + + Milz Tonsilla pharyngea Tonsilla palatina Peyer- Plaques
Gliederung: 1. Einführung in das Immunsystem 2. Differentialdiagnose lymphatischer Organe Lymphe/Lymphgefäße Lymphknoten Milz Thymus Tonsillen MALT 3. Antigenpräsentation und MHC 4. Induktion einer Immunreaktion: Infektion 5. Immunologischer Toleranz und Autoimmunität 6. Differentialdiagnostische Übung
Lymphknoten: Schaltstelle zwischen Lymphe und Blut
LK: Randsinus!
Lymphknoten Vas afferens Kapsel Randsinus Rinde straffes kollagenes Bindegewebe, Trabekelbildung Retikulumzellen Lymphfollikel (sekundär) Randwall Lymphozyten; kleine heterochromatische Zellkerne, schmaler Zytoplasmasaum Intermediärsinus Reaktionszentrum Plasmazellen; großer euchromatische Zellkerne, Radspeicher Kern, leicht basophiles Zytoplasma Mark Vas efferens Lymphfollikel Gefäßanschnitte Arteriolen Venulen (epitheloide) Lymphgefäße
Differentialdiagnose Organ Kapsel Epithel Afferente Lymphgefäße HEV Zentral- arterie Hassall- Körper Lymph- follikel Rand- sinus Thymus Lymphknoten + - + + - - + + Milz Tonsilla pharyngea Tonsilla palatina Peyer- Plaques
Gliederung: 1. Einführung in das Immunsystem 2. Differentialdiagnose lymphatischer Organe Lymphe/Lymphgefäße Lymphknoten Milz Thymus Tonsillen MALT 3. Antigenpräsentation und MHC 4. Induktion einer Immunreaktion: Infektion 5. Immunologischer Toleranz und Autoimmunität 6. Differentialdiagnostische Übung
Milz Zwei Organe in einem: Erythrozytengrab & Leukozytenlager
Milz: Topographie
Topographie der V. lienalis Pankreas heißt Alles-Fleisch : Unklare Darstellung in der Sonographie
Rote Pulpa: Erythrozytenmauserung Weiße Pulpa (blau!): Periarterielle lymphatische Scheiden =PALS ="Malpighische Körperchen"
Milz: Zirkulation
Weiße Pulpa "Malpighische Körperchen" Rote Pulpa Milzsinus erweitertes unregelmäßiges Lumen, Öffnungen im Epithel
Rote Pulpa
Rote Pulpa Phagozytose von Erythrozyten in den Pulpasträngen
Erythrozyten haben eine normale Lebensdauer Von 120 Tagen!
Diagnose: Lymphatisches Organ mit Kapseltrabekeln
Milz Peritoneum Kapsel einschichtiges Plattenepithel lockeres Bindegewebe, Trabekel, Arterien + Venen Milzpulpa rote Pulpa Gesamtheit der Sinusoiden weiße Pulpa Gesamtheit der Folliculi lymphatici (malpighische Körperchen) Blutkreislauf der Milz Balkenarterie (Trabekelarterie) Zentralarterie (periarterielle Lymphscheide T-B-T) Pinselarterie Hülsenarterie (Makrophagen) Milzsinus (fenesteriete Kapillaren) Balkenvene
Differentialdiagnose Organ Kapsel Epithel Afferente Lymphgefäße HEV Zentral- arterie Hassall- Körper Lymph- follikel Rand- sinus Thymus Lymphknoten + - + + - - + + Milz + Peritoneum - - + - + (um Arterien) - Tonsilla pharyngea Tonsilla palatina Peyer- Plaques
Gliederung: 1. Einführung in das Immunsystem 2. Differentialdiagnose lymphatischer Organe Lymphe/Lymphgefäße Lymphknoten Milz Thymus Tonsillen MALT 3. Antigenpräsentation und MHC 4. Induktion einer Immunreaktion: Infektion 5. Immunologischer Toleranz und Autoimmunität 6. Differentialdiagnostische Übung
Thymus Ort der T-Zellreifung & Zentraler Toleranz
Thymus: 0rt der ZENTRALEN TOLERANZ Positive Selektion: Nur die T-Zellen überleben, deren T-Zellrezeptor das MHC erkennt: MHC-Restriktion Negative Selektion: Nur die T-Zellen überleben, deren T-Zellrezeptor MHC+ Antigen nicht erkennt: Zentrale Toleranz
Endogene Proteine: MHC-I zu CD8 (Killer) Zytotoxischer Weg Exogene Proteine: MHC-II zu CD4 (Helfer) Aktivierung von Makrophagen & B-Zellen (humoraler Weg)
Thymus: Ort der ZENTRALEN TOLERANZ
Was Sie bitte wissen müssen: 1. T-Zellen verändern die Genabschnitte, die den antigenbindenden Abschnitt des T-Zellrezeptors kodieren (Somatische Rekombination). 2. Es werden dann diejenigen T-Zellen selektiert, die an MHCs binden: Positive Selektion MHC Restriktion 3. Danach müssen jene T-Zellen sterben, deren Rezeptor an MHC+Antigen bindet: Negative Selektion Zentrale Toleranz 4. Es stehen dadurch T-Zellen zur Verfügung, die mit APZ interagieren können, aber keine Selbstantigene am MHC erkennen sollten. 5. Dieser Prozeß ist unvollkommen: Es gibt T-zellvermittelte Autoimmunität! 6. Die im Thymus entstandenen T-Zellen sind naiv und müssen erst durch APZ aktiviert (oder tolerisiert) werden.
Thymus: Hassalsche Körperchen
Blut-Thymusschranke
Differentialdiagnose Organ Kapsel Epithel Afferente Lymphgefäße HEV Zentral- arterie Hassall- Körper Lymph- follikel Rand- sinus Thymus + - - - - + - - Lymphknoten + - + + - - + + Milz + Peritoneum - - + - + - Tonsilla pharyngea Tonsilla palatina Peyer- Plaques