Begutachtung von Kopfschmerzen Bedeutung von Kopfschmerzen in der gesetzlichen Rentenversicherung Dr. med. Susanne Amberger Bundesversicherungsanstalt für Angestellte
Bedeutung von Kopfschmerzen für die gesetzliche Rentenversicherung?
Volkswirtschaftliche Kosten der Migräne (http://migraene.msd.de) Jährliche Kosten der Migräne: ca. 3,7 Milliarden Euro Direkte Kosten: 66,6 Mio. Arzneimittel 73,9 Mio. ambulante Behandlung 23,9 Mio. stationäre Behandlung 250 Mio. stationäre Entzugsbehandlung und Dialyse Indirekte Kosten: 1,9 Mrd. als Folge von Arbeitsunfähigkeit 1,4 Mrd. jährlicher Produktionsausfall
Gesetzliche Rentenversicherung Alters- und Hinterbliebenenrenten Renten aufgrund verminderter Erwerbsfähigkeit Leistungen zur Teilhabe: medizinische Rehabilitation Teilhabe am Arbeitsleben Unterhaltssichernde und ergänzende Leistungen Übergangsgeld, Haushaltshilfe, Reisekosten...
Rentenzugänge wegen Erwerbsminderung (BfA) Anteil der Erstdiagnosegruppen (Frauen) 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Geschäftsberichte der BfA Neubildungen Krankheiten des Kreislaufsystems Krankheiten d. Muskel-/ Skelettsystems u. Bindesgewebes Psychische und Verhaltensstörungen Krankheiten des Nervensystems u. Sinnesorgane
Rentenzugänge aufgrund Erwerbsminderung (BfA) Anteil der Erstdiagnosegruppen (Männer) 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Geschäftsberichte der BfA Neubildungen Krankheiten des Kreislaufsystems Krankheiten d. Muskel-/ Skelettsystems u. Bindegewebes Psychische und Verhaltensstörungen Krankheiten des Nervensystems u. Sinnesorgane
Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit 2000-2002 (ICD-10: G43 Migräne, G44 Sonstige Kopfschmerzsyndrome) Männer 90 80 70 69 64 60 2000 50 40 30 26 38 23 42 2001 2002 20 10 0 Männer (G43) Männer (G44) Quelle: VDR-Statistik Rentenzugänge 2000, 2001, 2002
Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit 2000-2002 (ICD-10: G43 Migräne, G 44 sonstige Kopfschmerzsyndrome) Frauen 90 80 70 60 57 80 64 2000 2001 2002 50 40 33 41 36 30 20 10 0 Frauen (G 43) Frauen (G 44) Quelle: VDR-Statistik Rentenzugänge 2000, 2001, 2002
Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit 2000-2002 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung (ICD-10: F45.4) 1400 1294 1275 1200 1000 800 2000 2001 2002 809 600 436 448 400 306 200 0 Männer Frauen
Sozialmedizinische Begutachtung für Fragen die Rentenversicherung für den Gutachter Ist die Ursache der Kopfschmerzen geklärt? Ist eine ambulante (fach-) ärztliche Behandlung ausreichend und geeignet, die Kopfschmerzen zu lindern? Leistungen der GKV? Leistungen der Unfallversicherung / BG? Leistungen aus dem Sozialen Entschädigungsrecht? Gefährden die Kopfschmerzen die Erwerbsfähigkeit erheblich oder ist die Erwerbsfähigkeit durch die Kopfschmerzen bereits gemindert? Leistungen der GRV? Kann die letzte berufliche Tätigkeit noch ausgeübt werden?
Sozialmedizinische Begutachtung für die Rentenversicherung In welchem zeitlichen Umfang kann die letzte oder eine andere berufliche Tätigkeit ausgeübt werden? Welche beruflichen Belastungsfaktoren sind ggf. zu vermeiden? Kann durch eine Leistung zur Teilhabe die Erwerbsfähigkeit wesentlich gebessert oder wiederhergestellt werden? Reha-Ziel der GRV? Welche Leistungen zur Teilhabe sind geeignet? Besteht Rehabilitationsfähigkeit? Medizinische Rehabilitation? Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben? Motivation? Belastbarkeit? Suchtproblematik?
ICF-Klassifikation Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit, WHO 2001 Gesundheitsproblem Nach ICD-10-GM-2004 Körperfunktionen u. Aktivitäten Teilhabe -strukturen Kontextfaktoren Umweltfaktoren personbezogene Faktoren
Wichtige Angaben aus medizinischen Unterlagen, der Anamnese und dem Untersuchungsbefund Beginn / Ursache der Kopfschmerzen Art der Kopfschmerzen Dauer, Ausprägung, Häufigkeit der Kopfschmerzepisoden/-attacken Art und Umfang der (vegetativen, sensorischen, motorischen, mentalen) Symptomatik ICF: Körperfunktionen Auslösende/verstärkende/lindernde Faktoren bisherige Diagnostik und Behandlung Psychische Komorbidität Körperliche Begleiterkrankungen Medikamentennebenwirkungen ICF: Gesundheitsproblem nach ICD-10, Körperstrukturen ICF: Kontextfaktoren
Wichtige Angaben aus der Berufsanamnese und der sozialen Anamnese Welche Tätigkeit wird ausgeübt? Welche Belastungsfaktoren oder Anforderungen hat die berufliche Tätigkeit und wie wirken sich diese auf die Kopfschmerzsymptomatik aus? Welche (beruflichen) Anforderungen können (ggf. nicht mehr) geleistet werden? ICF: Aktivitäten Gibt es wegen der Kopfschmerzen Konflikte am Arbeitsplatz? Gibt es Unterstützung? ICF: Partizipation/Teilhabe Gibt es wegen der Kopfschmerzen Konflikte im häuslichen Bereich? Gibt es Unterstützung? Wie wirken sich die Kopfschmerzen auf die Wahrnehmung sozialer, gesellschaftlicher Kontakte oder Hobbys aus?
ICF-Klassifikation Gesundheitsproblem: Migräne (ICD-10-GM-2004: G43) Körperfunktionen u. Aktivitäten: Teilhabe: -strukturen: Kommunikation, Häusliches Leben, Mentale, kognitive Funktionen, Schmerz, Allgemeine Aufgaben u. Interpersonelle Sinnesfunktionen, Anforderungen Beziehungen; Muskelkraft, Brechreiz Mobilität berufliches Leben Strukturen des Nervensystems (...) Umweltfaktoren: Ärztliche Versorgung, Klima, Licht, Gerüche, Geräusche personbezogene Faktoren: Motivation, Unterstützung, Lebensstil, Alter, Geschlecht Dauerhaft eingeschränkte funktionale Gesundheit? Behinderung?
BKZ Ärztliches Gutachten - Schlussblatt Teil 1 - Ausfertigung für die BfA Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung A Letzte berufliche Tätigkeit Bezeichnung der Tätigkeit B 1 Beurteilung des zeitlichen Umfanges, in dem die letzte berufliche Tätigkeit ausgeübt werden kann 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Positives und negatives Leistungsbild (allgemeiner Arbeitsmarkt) (zutreffendes bitte ankreuzen (x), Mehrfachnennungen möglich) Positives Leistungsbild: Folgende Arbeiten können verrichtet werden leichte bis Körperliche Arbeitsschwere schwere Arbeiten mittelschwere mittelschwere leichte Arbeitshaltung im Stehen im Gehen im Sitzen über zeit- über- zeit- über- zeitständig wiegend weise ständige wiegend weise ständig wiegend weise Arbeitsorganisation Tagesschicht Früh- / Spätschicht Nachtschicht 2 Keine wesentlichen Einschränkungen Negatives Leistungsbild Einschränkungen beziehen sich auf (Art / Ausmaß müssen differenziert unter Ziffer 3 beschrieben werden) geistig / psychische Belastbarkeit (Zu beachten sind insbesondere Konzentrations- / Reaktionsvermögen, Umstellungs-, Anpassungsvermögen, Verantwortung für Personen und Maschinen, Publikumsverkehr, Überwachung, Steuerung komplexer Arbeitsvorgänge.) Sinnesorgane (Zu beachten sind insbesondere Seh-, Hör-, Sprech-, Tast- und Riechvermögen.) Bewegungs- / Haltungsapparat (Zu beachten sind insbesondere Gebrauchsfähigkeit der Hände, häufiges Bücken, Ersteigen von Treppen, Leitern und Gerüsten, Heben, Tragen und Bewegen von Lasten, Gang- und Standsicherheit, Zwangshaltungen.) Gefährdungs- und Belastungsfaktoren (Zu beachten sind insbesondere Nässe, Zugluft, extrem schwankende Temperaturen, inhalative Belastungen, Allergene, Lärm, Erschütterungen, Vibrationen, Tätigkeiten mit erhöhter Unfallgefahr, häufig wechselnde Arbeitszeiten.) 3 Beschreibung des Leistungsbildes (insbesondere der unter Ziffer 2 genannten Einschränkungen) Beurteilung des zeitlichen Umfanges, in dem eine Tätigkeit entsprechend dem positiven und negativen Leistungsbild ausgeübt werden kann: 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Bitte alle Blätter ausfüllen und jeweils mit Seitenzahl und Versicherungsnummer kennzeichnen.
Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung A Letzte berufliche Tätigkeit Bezeichnung der Tätigkeit B 1 Beurteilung des zeitlichen Umfanges, in dem die letzte berufliche Tätigkeit ausgeübt werden kann 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Positives und negatives Leistungsbild (allgemeiner Arbeitsmarkt) (zutreffendes bitte ankreuzen (x), Mehrfachnennungen möglich) Positives Leistungsbild: Folgende Arbeiten können verrichtet werden leichte bis Körperliche Arbeitsschwere schwere Arbeiten mittelschwere mittelschwere leichte Arbeitshaltung im Stehen im Gehen im Sitzen über zeit- über- zeit- über- zeitständig wiegend weise ständige wiegend weise ständig wiegend weise Arbeitsorganisation Tagesschicht Früh- / Spätschicht Nachtschicht Keine wesentlichen Einschränkungen
2 Negatives Leistungsbild Einschränkungen beziehen sich auf (Art / Ausmaß müssen differenziert unter Ziffer 3 beschrieben werden) geistig / psychische Belastbarkeit (Zu beachten sind insbesondere Konzentrations- / Reaktionsvermögen, Umstellungs-, Anpassungsvermögen, Verantwortung für Personen und Maschinen, Publikumsverkehr, Überwachung, Steuerung komplexer Arbeitsvorgänge.) Sinnesorgane (Zu beachten sind insbesondere Seh-, Hör-, Sprech-, Tast- und Riechvermögen.) Bewegungs- / Haltungsapparat (Zu beachten sind insbesondere Gebrauchsfähigkeit der Hände, häufiges Bücken, Ersteigen von Treppen, Leitern und Gerüsten, Heben, Tragen und Bewegen von Lasten, Gang- und Standsicherheit, Zwangshaltungen.) Gefährdungs- und Belastungsfaktoren (Zu beachten sind insbesondere Nässe, Zugluft, extrem schwankende Temperaturen, inhalative Belastungen, Allergene, Lärm, Erschütterungen, Vibrationen, Tätigkeiten mit erhöhter Unfallgefahr, häufig wechselnde Arbeitszeiten.)
3 Beschreibung des Leistungsbildes (insbesondere der unter Ziffer 2 genannten Einschränkungen) Beurteilung des zeitlichen Umfanges, in dem eine Tätigkeit entsprechend dem positiven und negativen Leistungsbild ausgeübt werden kann: 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Bitte alle Blätter ausfüllen und jeweils mit Seitenzahl und Versicherungsnummer kennzeichnen.
Indikation für eine Leistung zur medizinischen Rehabilitation Chronifizierung der Symptomatik anhaltende Funktionsstörungen chronische Fixierung auf die Schmerzsymptomatik Psychische Komorbidität Schwierigkeiten in der Krankheitsverarbeitung deutliche Auswirkung auf die berufliche Leistungsfähigkeit Keine Rehabilitationsfähigkeit bei missbräuchlichem Schmerzmittelgebrauch: Vorrangig Schmerzmittelentzug Stationäre Krankenhausbehandlung!!
Leistungen zur medizinischen Rehabilitation durch die GRV 2000-2002 (Männer u. Frauen) Migräne, sonstige Kopfschmerzen und anhaltende somatoforme Schmerzstörung 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 2000 2001 2002 F45.4 G44 G43 VDR-Statistik Rehabilitation, 2000, 2001, 2002
Leistungen zur medizinischen Rehabilitation durch die GRV 2000-2002: Männer Migräne, sonstige Kopfschmerzen und anhaltende somatoforme Schmerzstörung 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 2000 2001 2002 F45.4 G44 G43 VDR-Statistik Rehabilitation, 2000, 2001, 2002
Leistungen zur medizinischen Rehabilitation durch die GRV 2000-2002: Frauen Migräne, sonstige Kopfschmerzen und anhaltende somatoforme Schmerzstörung 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 G43 F45.4 G44 500 0 2000 2001 2002 F45.4 G44 G43 VDR-Statistik Rehabilitation, 2000, 2001, 2002
Multimodales, interdisziplinäres Rehabilitationskonzept im Rahmen der medizinischen Rehabilitation bei Kopfschmerzen Ärztliche Versorgung: u.a. Untersuchung, Therapieplanung, sozialmedizinische Beurteilung Ggf. Anpassung der Medikation inkl. Prophylaxe, differenzielle Schmerztherapie Psychotherapeutische Verfahren: u.a. Krankheitsverarbeitung/Schmerzverarbeitung Entspannungsverfahren (PMR) Biofeedback Indikative Gruppen (Schmerz, Stress, Arbeitsplatzprobleme) Lebensstiländerung Physiotherapie u.a. Körperliches Belastungs- und Ausdauertraining Physikalische Therapie Sozialmedizinische Beratung
Empfehlungen für die sozialmedizinische Beurteilung psychischer Störungen (DRV-Schriften, Band 30, VDR 2001) Download: www.vdr.de
Veröffentlichung im Internet www.bfa.de: voraussichtlich Sommer/Herbst 2004
dr.susanne.amberger@bfa.de