Schmerztherapie. Kathrin Strasser-Weippl 1.Med. Abteilung Zentrum für Hämatologie und Onkologie Wilhelminenspital, Wien



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Transkript:

Schmerztherapie Kathrin Strasser-Weippl 1.Med. Abteilung Zentrum für Hämatologie und Onkologie Wilhelminenspital, Wien

Schmerztherapie 1. Ursachen von Schmerzen 2. Grundsätzliches zur Schmerztherapie 3. WHO-Stufenplan 4. Hilfsmedikamente 5. Schmerzbestrahlung 6. Interventionelle Methoden

Schmerztherapie 1. Ursachen von Schmerzen 2. Grundsätzliches zur Schmerztherapie 3. WHO-Stufenplan 4. Hilfsmedikamente 5. Schmerzbestrahlung 6. Interventionelle Methoden

Ursachen: Lokalisation: Schmerzen Knochenbrüche Knochenabbau Verdrängung von Nerven durch Myelomzellen Wirbelsäule Arme und Beine Rippen

Schmerzen Osteolyse Osteolyse mit Fraktur Kompression der Nerven im Rückenmark

Schmerztherapie 1. Ursachen von Schmerzen 2. Grundsätzliches zur Schmerztherapie 3. WHO-Stufenplan 4. Hilfsmedikamente 5. Schmerzbestrahlung 6. Interventionelle Methoden

Grundsätze der Schmerztherapie in erster Linie kausal Bekämpfung der Ursache -Chemotherapie -Bestrahlung individuell: Schmerzskalen - Schmerztagebuch Einzelpräparate besser als Kombinationspräparate oft Kombinationen von Medikamenten Dauerschmerzen müssen vorbeugend und langfristig behandelt werden 90% aller starken Schmerzen können gut eingestellt werden!

Grundsätze der Schmerztherapie Vorgehensweise (1) 1. Richtiges Medikament Wirksam Gut verträglich 2. Notwendige Dosierung Ausreichende Schmerzlinderung 3. Zeitpunkte der Einnahme Regelmäßig Überlappung der Wirkung

Grundsätze der Schmerztherapie Vorgehensweise (2) 4. Schmerzspitzen Stark Schnell wirksam Schmerzspitze

Schmerztherapie 1. Ursachen von Schmerzen 2. Grundsätzliches zur Schmerztherapie 3. WHO-Stufenplan 4. Hilfsmedikamente 5. Schmerzbestrahlung 6. Interventionelle Methoden

WHO-Stufenplan STUFE I Nicht-Opiate STUFE II Mittelstarke Opiate STUFE III Starke Opiate

WHO Stufe I 1. Entzündungshemmer Z.B. Diclofenac (Voltaren ), Ibuprofen (Brufen, Seractil ), Naproxen (Miranax ) usw Nebenwirkungen: Magen, Niere 2. Reine Schmerzmittel Paracetamol (Mexalen ) Metamizol (Novalgin )

WHO Stufe II & III Morphin-Märchen Morphine machen süchtig Es ist eine kontinuierliche Dosissteigerung notwendig Morphine verkürzen das Leben Morphine sind gefährlich und verursachen psychische Veränderungen

WHO Stufe II & III Morphine Wirksamste Schmerzmittel Sehr sicher Ähnlich körpereigener Substanz Bei regelmäßiger Einnahme von Retard- Präparaten kein Suchtpotential Langfristige Einnahme möglich Es gibt auch Pflaster

WHO Stufe II & III Morphin-Nebenwirkungen Übelkeit/Erbrechen Verstopfung Mundtrockenheit Euphorie Müdigkeit/Schwindel

WHO Stufe II Mittelstarke Opiate Oft Kombination mit Stufe I Meist Retard-Präparate Codein (Codidol ret. ) Tramadol (Tramal ret. )

WHO Stufe III Starke Opiate Oft Kombination mit Stufe I Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Spritzen, Pflaster z.b.: Hydromorphon (Hydal ) Morphin (Mundidol, Vendal ) Fentanyl (Durogesic Pflaster) Buprenorphin (Transtec Pflaster)

Morphin-Pflaster Substanz wird über die Haut aufgenommen Einfache Anwendung alle 3 Tage Nebenwirkungen ähnlich wie bei Tabletten

Schmerztherapie 1. Ursachen von Schmerzen 2. Grundsätzliches zur Schmerztherapie 3. WHO-Stufenplan 4. Hilfsmedikamente 5. Schmerzbestrahlung 6. Interventionelle Methoden

Hilfsmedikamente - Adjuvanzien Nervenschmerzen - Anti-Epileptika (z.b. Tegretol, Neurotop ) - Gabapentin (Neurontin ) Schwellungen - Kortison (z.b. Dexamethason ) Übelkeit - Metoclopramid (z.b. Paspertin ) Verstopfung - Polyethylenglykol (Movichol ) - Lactulose (Laevolac ) Antidepressiva - Z.B. Seroxat, Seropram

Schmerztherapie 1. Ursachen von Schmerzen 2. Grundsätzliches zur Schmerztherapie 3. WHO-Stufenplan 4. Hilfsmedikamente 5. Schmerzbestrahlung 6. Interventionelle Methoden

Schmerzbestrahlung kausale Therapie sehr gezielt effektiv geringe Nebenwirkungen oft lang anhaltende Besserung Maximaldosis je nach Körperregion

Schmerztherapie 1. Ursachen von Schmerzen 2. Grundsätzliches zur Schmerztherapie 3. WHO-Stufenplan 4. Hilfsmedikamente 5. Schmerzbestrahlung 6. Interventionelle Methoden

Vertebroplastie Stabilisierung eines noch nicht zusammengebrochenen Wirbels schmerzarm, rasch, teuer mobil nach wenigen Stunden NW: Zement-Leakage in 30-70% wenige Daten

Ballon-Kyphoplastie Wiederaufrichten eines zusammengebrochenen Wirbels Eingriff in Vollnarkose mobil nach 1-2 Tagen NW: Einbruch von Nachbarwirbelkörpern, Zement-Leakage

Interventionelle Schmerztherapie im engeren Sinn Periphere Nervenblockade Nervenwurzelblockade Rückenmarksnahe Blockade Medikamentenpumpen Neurostimulatoren Ziel: anhaltende Schmerzlinderung durch Blockierung des Schmerzreizes

Periphere Nervenblockade Injektion von Lokalanästhetikum im Bereich des Nerven vor allem bei akuten Schmerzen oft im Bereich der Wirbelsäule Beimischung von Clonidin verlängert Wirksamkeit

Nervenwurzelblockade Bereich des Neuroforamen vor allem bei akuten Wurzelreizungen Zusatz von Kortison zur Behandlung einer Schwellung Neurolysenicht möglich wegen Gefahr der Lähmung

Rückenmarksnahe Blockaden Epidural- oder Spinalkatheter gut zur Akutbehandlung von starken Schmerzen Spinalkatheter kann auch länger belassen werden Infektionsrisiko, Liquor-loss-Syndrom

Medikamentenpumpen Für intraspinale Dauertherapie komplizierter Eingriff Pumpe liegt subkutan Infektionsrisiko Operationskomplikationen Kosten

Neurostimulatoren bei neuropathischen Schmerzen elektrische Reizung des Hinterstrangs des Rückenmarks Neurostimulator wird subkutan implantiert Operativer Eingriff Infektionsrisiko Dislokation

Vielen Dank! FRAGEN? kathrin.strasser-weippl@gmx.at