Das Hamburger Produktionsschulprogramm: ein Angebot für Jugendliche, die Schwierigkeiten beim Übergang in die Ausbildung haben

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Transkript:

Lohnhallengespräch Übergänge gestalten am 27. September 2013 in Bottrop Das Hamburger Produktionsschulprogramm: ein Angebot für Jugendliche, die Schwierigkeiten beim Übergang in die Ausbildung haben Dr. Cortina Gentner

Das Hamburger Produktionsschulprogramm Gliederung 1. Das Hamburger Produktionsschulprogramm als Teil einer umfassenden Reform des Übergangssystems 2. Das Hamburger Produktionsschulprogramm: politischer Wille & Umsetzungsdetails, Merkmale 3. Vier Jahre Hamburger Produktionsschulprogramm: Erfahrungen

Umfassende Berufsbildungsreform in Hamburg Hamburger Bürgerschaft stimmte einstimmig! am 9. Februar 2011 der Senatsdrucksache 19/8472 zu damit Beginn einer umfassenden Reform der Berufsbildung von der Berufs- und Studienorientierung in der Sekundarstufe I über die Ausbildungsvorbereitung für Schulpflichtige bis hin zu Ausbildung Ziele systematische Berufs- und Studienorientierung ab Klasse 8 in den allgemeinbildenden Schulen schulpflichtigen Jugendlichen den Übergang in eine Ausbildung ermöglichen Warteschleifen abbauen Angebote für schulpflichtige Jugendliche ohne hinreichende Ausbildungsreife eng an den Rahmenbedingungen und Vorgaben einer Ausbildung orientieren und so einen zügigen Übergang in eine Ausbildung gewährleisten schulpflichtigen, ausbildungsreifen Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz das neue Hamburger Ausbildungsmodell mit Berufsqualifizierung anbieten den Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung während der Ausbildung ermöglichen

Umfassende Berufsbildungsreform in Hamburg Elemente der geplanten Berufsbildungsreform Berufs- und Studienorientierung an Stadtteilschulen und Gymnasien (dualisierte) Ausbildungsvorbereitung in der Berufsvorbereitungsschule (Umstrukturierung des ehem. Berufsvorbereitungsjahrs, BVJ) Ausbildungsvorbereitung in Produktionsschulen Berufsqualifizierung im Hamburger Ausbildungsmodell (HAM) Erwerb der Fachhochschulreife in der dualen Berufsausbildung und in den vollqualifizierenden Berufsfachschulen duale Berufsausbildung und Fachhochschulreife vollqualifizierende Berufsfachschulen und Fachhochschulreife Höhere Handelsschule sozialpädagogische Bildungsgänge berufliche Oberstufe der berufsbildenden Schulen Anpassung für die Ausbildung Altenpflege

7./ 8. bis 10. Schuljahr 11. Schuljahr Das reformierte Hamburger Übergangssystem Geförderte Ausbildung Oberstufe StS GYM Vollschul. Ausbildung BFS vq Betriebliche Ausbildung HAM (Anrechnung Berufsqualifizierung) BG-GYM HAM (Berufsqualifizierung) Ausbildungsvorbereitung an berufsbildenden Schulen (Avdual, BVJ-M, EQ/ QuAS) Ausbildungsvorbereitung an Produktionsschulen Ausbildungsreife vorhanden Ausbildungsreife partiell/ nicht vorhanden Berufs- und Studienorientierung Stadtteilschule In Kooperation mit berufsbildenden Schulen und außerschulischen Partnern (Quelle: Drucksache der Bürgerschaft 19/8472 vom 18.1.2011 (Maßnahmen zur Umsetzung der Reform der beruflichen Bildung in Hamburg, S. 3)

Produktionsschulen in Hamburg Hamburg beschreitet neue Wege Hamburg 2008 Koalitionsvertrag CDU GAL (vom 17.4.08, S. 12): Neugestaltung der Berufsvorbereitung & teilqualifizierender Berufsfachschule unter Berücksichtigung von Prinzipien der Produktionsschule neue Produktionsschulen in freier Trägerschaft... in jedem Bezirk einen Standort... insgesamt bis zu 500 Plätze

Produktionsschulen in Hamburg Der politische Wille 24. Juni 2009: Beschluss der Bürgerschaft über die Einrichtung und Finanzierung neuer Produktionsschulen in Hamburg (Drucksache 19/2928) Der Senat strebt die stufenweise Einrichtung neuer Produktionsschulen in freier Trägerschaft in allen Bezirken mit insgesamt bis zu 500 Plätzen an. (...) sollen diese Einrichtungen des Übergangs zwischen Schule und Beruf in einem marktnahen Produktions- und Arbeitsprozess Lernumgebungen anbieten, die es Schulabgängern, die eine allgemeinbildende Schule ohne Abschluss verlassen haben und der Schulpflicht unterliegen, ermöglichen, den Weg in Ausbildung und Beschäftigung zu finden. (ebd., S. 1, eigene Hervorhebungen)

Produktionsschulen im Übergangssystem Organisatorische, rechtliche und finanzielle Verortung (1) Produktionsschulen sind ein die Erfüllung der Schulpflicht an Berufsvorbereitungsschulen ersetzendes Angebot Produktionsschulen sind vorrangig ein ausbildungs- und berufsvorbereitendes Bildungs-, Beratungs- und Betreuungsangebot Produktionsschulen sind integraler Bestandteil des neustrukturierten Übergangssystems Schule Beruf alternatives pädagogisches Konzept zur dualisierten Ausbildungsvorbereitung (AV) an berufsbildenden Schulen Bestandteil der sozialräumlichen Bildungsstrukturen in den Bezirken Einrichtung und Betrieb von Produktionsschulen ist eine Aufgabe in gesamtstädtischer Verantwortung

Produktionsschulen in Hamburg Organisatorische, rechtliche und finanzielle Verortung (2) Produktionsschulen sind keine Schulen im Sinne des Hamburger Schulgesetzes, sondern Einrichtungen, die von Bildungsträgern in freier Trägerschaft betrieben werden (Drucksache 19/2928, S. 2, eigene Hervorhebungen) ABER: Bestandteil der Schulstruktur (im Übergangssystem Schule Beruf) und entsprechend über den Bildungshaushalt gesichert und finanziert monatliche TN-Kostensätze in den ersten beiden Jahren der Aufbauphase: 750 bzw. 700 Euro; in den Folgejahren 650 Euro (= Kosten im schulischen Berufsvorbereitungsjahr in HH) (Änderungen in 2011)

Produktionsschulen in Hamburg Grundlagen Bürgerschafts-Drucksache 19/2928 vom 28.04.2009: Außerschulische Berufsvorbereitung Einrichtung neuer Produktionsschulen in freier Trägerschaft Bürgerschaftsdrucksache Drucksache 19/8472 vom 18.01.2011: Maßnahmen zur Umsetzung der Reform der beruflichen Bildung in Hamburg Grundzüge für Produktionsschulen in Hamburg (= Qualitätsmerkmale für den Betrieb von Produktionsschulen) vom 01.09.2013

Produktionsschulen in Hamburg Umsetzung 1999: Betriebsbeginn in der Produktionsschule Altona 24. Juni 2009: Beschluss der Bürgerschaft über die Einrichtung und Finanzierung neuer Produktionsschulen in Hamburg (Drucksache 19/2928): stufenweise bis 2011 - bis zu 500 Plätze in bis zu zehn Produktionsschulen; in jedem Bezirk mind. eine 10/ 2009: vier neue Produktionsschulen nehmen ihren Betrieb auf (in Barmbek, Bergedorf, Billstedt-Horn und Steilshoop) 09/2010: Einrichtung weiterer Produktionsschulen in Eimsbüttel, Wilhelmsburg und Harburg (31.07.2011: Einstellung des Betriebes der PS Eimsbüttel) 3. Ausbaustufe ausgesetzt 09/2011 07/2013: zeitlich befristete Zwischenlösung Außenstelle der Produktionsschule Altona; seit 1.8.2013: Produktionsschule Eimsbüttel 31.7.2013: Einstellung des Betriebes der Produktionsschule in Billstedt- Horn -> seit 1.9.2013 in neuer Trägerschaft Gesamtplätze aller Hamburger Produktionsschulen: 400 Plätze

Produktionsschulen in Hamburg (2013) Produktionsschule Altona Produktionsschule Eimsbüttel (ab 1.8.2013) Produktionsschule Steilshoop Produktionsschule Barmbek Produktionsschule Horn (ab 1.8.2013) Produktionsschule Wilhelmsburg Produktionsschule Bergedorf Produktionsschule Harburg

Produktionsschulen in Hamburg Zielgruppe Zielgruppe 1: Jugendliche, die... im allgemeinbildenden Schulwesen noch schulpflichtig sind... ohne und mit erstem oder mittlerem allgemeinbildenden Schulabschluss... nicht über die erforderliche Ausbildungs- und Betriebsreife verfügen Hamburger Produktionsschulen sind schulpflichtersetzend Hilfskonstruktion : Für die Zeit der Produktionsschule werden die Jugendlichen von der Schulpflicht befreit ( 39 Abs. 2 HmbSG) Alle Jugendlichen erhalten einen einheitlichen TN-Vertrag, der u.a. die regelmäßige Teilnahme ( 5 Fehlzeiten bzw. 6 Betriebs- und Arbeitsordnung) und damit die schulpflichtersetzende Förderung sichert. Zielgruppe 2 Schülerinnen und Schüler (SuS) der Sekundarstufe I (Mindestalter: 15 Jahre) Auszeit -Modell (max. 3 Monate, 5 SuS pro Produktionsschule, zeitlich befristet bis 31.7.2013) SuS werden von ihren Stammschulen für max. 3 Monate beurlaubt

Produktionsschulen in Hamburg heute Merkmale Lernprozesse finden über Produktionsprozesse in den Werkstätten statt; Herstellung und Verkauf von Waren/ Dienstleistungen in betriebsähnlichen Strukturen. Betriebliche Praktika ergänzen diese. Verbindung von Arbeits- und Lernprozessen fördert und unterstützt die Entwicklung der Persönlichkeit sowie den Erwerb sozialer, personaler und berufsbezogener (fachlicher) Kompetenzen, die für die Aufnahme einer Berufsausbildung und einer Erwerbstätigkeit notwendig sind. Die berufsbezogene Qualifizierung steht im Vordergrund; die Vorbereitung auf die Externenprüfung zum Erwerb des ersten allgemeinbildenden Bildungsabschlusses ist möglich, aber nicht primäres Ziel. Kompetenzansatz und pädagogischer Dreiklang : systematische Kompetenzfeststellung (Profil AC, zweitägiges Assessment-Center nach Hutter) Entwicklungs-/ Förder-/ Berufswegeplanung Kompetenzentwicklung und Kompetenzdokumentation (z.b. Kompetenztafeln, PowerCheck). Eine enge Kooperation und Vernetzung im regionalen (bezirklichen) Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftsraum ist unabdingbar für die Arbeit der Produktionsschulen. Die Jugendlichen erhalten ein leistungsabhängiges Produktionsschulgeld.

Produktionsschulen in Hamburg Ziele (1) Ziele - Entwicklung ausbildungsrelevanter Kompetenzen, insbesondere Personal- und Sozialkompetenzen sowie die für eine Berufsausbildung erforderlichen Basiskompetenzen, - Förderung und Stabilisierung der Persönlichkeit, - Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz, - Erlangung von Betriebserfahrung.

Produktionsschulen in Hamburg Ziele (2)... Übergang in eine Berufsausbildung oder berufliche Tätigkeit, nachrangig in eine Weiterqualifizierung Zielvorgabe laut Drucksache 19/2928 verbindliche Kennzahlen (...) 60 % der Teilnehmenden sollen nach dem Besuch der Produktionsschule unmittelbar in das Anschlusssystem integriert werden, und zwar durch den Übergang in ungeförderte und geförderte Ausbildung, die Integration in Beschäftigung oder den Eintritt in eine Weiterqualifizierung (Drucksache 19/2928, Erwartungen und Wirkungen, S. 2)

Vier Jahre Produktionsschulprogramm: Erfahrungen (1) Hamburger PS-Landschaft durch politischen Willen und auf der Basis eines Parlamentsbeschlusses gesetzt (bildungspolitisch: down up- Modell) ein Bestandteil der umfangreichen Reformvorhaben im Übergang Schule - Beruf nicht ausreichende Kommunikation bei schulischen sowie außerschulischen Akteuren beförderte Konkurrenzängste, Ablehnung und erschwerte die ohnehin schwierige Aufbau- und Konsolidierungsphase der Produktionsschulen Produktionsschule Produktionsschulen von Anfang an im Fokus der (bildungs-) politischen Debatten hoher Erwartungs- und Erfolgsdruck bereits in Aufbauphase konzeptionelle Neuausrichtung der schulischen Ausbildungsvorbereitung seit 2011 (ausgestattet mit ESF-Mitteln zw. 2011-2013) erhöht Erfolgs- und Verstetigungsdruck auf die Produktionsschulen nochmals

Vier Jahre Produktionsschulprogramm: Erfahrungen (2) Anpassung der Zielgruppe... ohne und mit erstem allgemeinbildenden Schulabschluss (rückläufige Zahlen der Schulabsolvent/innen ohne Abschluss in HH)... nicht über die erforderliche Ausbildungs- und Betriebsreife verfügen (Berufs- und Studienorientierung im allgemein bildenden Bereich greift erst langsam) Anpassung der Bedarfsgrundlage... mit Umsetzung der Reform der beruflichen Bildung in HH (insb. Umstrukturierung der schulischen Ausbildungsvorbereitung in dualisierter Form, Ganztagsangebot): Veränderungen der Bedarfsgrundlage Auswirkungen auf die Finanzierung der Produktionsschulen in freier Trägerschaft - Änderung ab 01. August 2011: 750 Euro monatlicher TN-Kostensatz (Drucksache 19/8472 vom 18. Januar 2011: Maßnahmen zur Umsetzung der Reform der beruflichen Bildung in Hamburg, S. 5)

Vier Jahre Produktionsschulprogramm: Erfahrungen (3) Hamburger Produktionsschulen = eine Säule im neustrukturierten Übergangssystems Schule Beruf: (nach schwierigen behördeninternen fachlichen Debatten) in einem weiteren Parlamentsbeschluss (2011) festgeschrieben als alternatives pädagogisches Konzept zur Ausbildungsvorbereitung an berufsbildenden Schulen (AV dual) (Drs. der Bürgerschaft 19/8472 vom 18.01.2011) inzwischen integraler Bestandteil der Hamburger Bildungslandschaft Bekanntheit und Anerkennung durch pädagogischen Ansatz und Erfolge sowie kontinuierliche Vernetzungs- und Kooperationsarbeit (durch zuständiges behördliches Fachreferat sowie Produktionsschulträger)

Vier Jahre Produktionsschulprogramm: Erfahrungen (4) Rechtliche Verortung keine Schulen im Sinne des Hamburger Schulgesetzes, sondern schulpflichtersetzend Notwendigkeit der Schaffung entsprechender Verordnungen (Zugänge, Schulpflichterfüllung und Umgang mit Fehlzeiten, Gewaltprävention analog zu Richtlinien im staatlichen Schulsystem) Relevanz für Einordnung der Produktionsschulen im Hamburger Schulsystem (z.b. Bildungs- und Teilhabepaket, Schülerticket HVV, Schüler-EDV-Pakete, Datenschutz und Umgang mit personenbezogenen Daten, Waisenrente...) Relevanz für automatische Zugänge der Schulen im staatlichen System: Fortbildungsprogramme des Landesinstituts für Lehrerbildung, Soft- und Hardwarepflege der Technik

Vier Jahre Produktionsschulprogramm: Erfahrungen (5) Finanzierung über den Beschluss der Bürgerschaft und Bildungshaushalt gesichert und finanziert <-> Finanzierungssicherheit der Produktionsschulen außerhalb von HH Einrichtung und Betrieb der PS: durch Zuwendungen in Form von Zuschüssen zu den laufenden Kosten (monatlicher TN-Kostensatz von 750 Euro) TN-Zahl-abhängige Zuschüsse <-> Jahresbudget der Ausbildungsvorbereitung an berufsbildenden Schulen nach alljährlicher Stichtagsregelung im staatlichen Schulsystem Verkaufserlöse aus Produkten und Dienstleistungen (zwischen 5 und 10 %) sollen den Zuschussbedarf mindern Abfederung im ersten Betriebsproduktionsschuljahr durch 70 %- Regelung (Mindestbelegungsquote im Jahresschnitt bei vollen Zuschüssen) aktuell: Abstimmungen zu Teilsockelfinanzierung > ideal: Erfolgsprämie als Steuerungsinstrument, nicht nur die Belegung der Plätze

Vier Jahre Produktionsschulprogramm: Erfahrungen (6) Verortung im (berufs)schulischen System und Produktionsschulkonzept Identifizierungsprobleme: Schule oder Produktionsschule? Relevanz für die Zielgruppe (16 18 Jahre) <-> Prinzip des Voneinander-Lernens in alters- und erfahrungsgemischten Gruppen Ausweitung der Zielgruppe nach oben und unten Ausbildungsvorbereitung an berufsbildenden Schulen in schulischen Strukturen (Ferien, Ganztagsbetrieb, anerkanntes Schulzeugnis) <-> betriebsähnliche Strukturen (Arbeitszeiten, Produktionsschulentgelt, Entwicklung einer einheitlichen, anerkannten Produktionsschulbescheinigung) Möglichkeit der Vorbereitung auf die Prüfungen für den ersten allgemeinbildenden Schulabschluss: stärkere Nutzung der (inzw.) praxisorientierten APO BVS und Verbindung mit dem Produktionsschulkonzept

Abschließendes Fazit beim flächendeckenden Aufbau von Produktionsschulen: von Anfang Einrichtung einer Instanz, die den Aufbau und die Etablierung der Produktionsschulen von außen betrachtet, Handlungsempfehlungen entwickelt und bei Bedarf frühzeitig evaluative Korrekturen anregt bei der Überprüfung, ob und in welchem Umfang die angestrebten Ziele erreicht werden und auch, um mögliche Nachsteuerungsbedarfe zu identifizieren, müssen alle Angebote der Ausbildungsvorbereitung betrachtet werden (nicht nur Produktionsschulen) Qualitätssicherung: frühzeitig Verständigung über Qualitätsstandards für Produktionsschulen ( Klasse statt Masse ) Fort- und Weiterbildungsangebote für die Fachkräfte der Produktionsschulen von Anfang an einplanen und Finanzierung sicher stellen Erfolgskennzahlen über die Übergangszahlen hinausgehende Erfolgsindikatoren (Anwesenheitsquote, Erreichen von Ausbildungsund Betriebsreife, Nachhaltigkeit etc.) setzen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Cortina Gentner Fachreferentin für Produktionsschulen Behörde für Schule und Berufsbildung Amt für Weiterbildung, Abt. Außerschulische Berufsbildung Hamburger Str. 131, 22083 Hamburg Tel.: 040/428 63 3878 cortina.gentner@bsb.hamburg.de