Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf e.v. Regulationsstörungen erkennen Bindung fördern Stefan Hunfeld, Leiter der Frühförderung caritas. leben verbindet 1
Liebe TeilnehmerInnen, Regulationsstörungen erkennen Bindung fördern Aufgrund des Datenschutzes kann ich Ihnen die Videos nicht zukommen lassen. Dafür habe ich einige Leitgedanken des Workshops in Anlehnung an Marte Meo und Folien zur Bindung und Regulationsstörung beigefügt. Am Ende sind die Checkliste für Spielfähigkeit und elterliches Unterstützungsverhalten in alltäglichen Situationen sowie eine Literaturliste.
Eine förderliche Kommunikation zwischen Eltern und Kind schaffen heißt: Die Initiative des Kindes wahrnehmen. Auf Initiative des Kindes eingehen und bestätigen. Die Initiative des Kindes benennen. Sich in der Kommunikation abwechseln Positiv leiten und lenken (Maria Aarts, 2002)
Leitgedanken Was ist die Entwicklungsbotschaft hinter dem auffälligen Verhalten: Also: Was hat das Kind entwickelt? Was muss es noch entwickeln? Was haben die Bezugspersonen entwickelt? Welche Gelegenheiten können sie nutzen, um das Kind zu unterstützen? Selbstvertrauen entsteht in der Beziehung und indem Kinder Dinge zu Ende führen können/lernen. Spiel ist Sozialverhalten, Anerkennung, sich in Szene setzen können, kooperativ sein, sich schöne Gesichter machen, sich durchsetzen und zurücknehmen lernen. In Freispiel- Situationen sollte man der Initiative des Kindes Folgen.
In Situationen in denen ein Kind etwas tun soll, sollten die Bezugspersonen die Leitung nehmen. Positiv Leiten, sagen, was das Kind tun soll. Blickkontakt steht nicht am Anfang, sondern ist ein Ergebnis von Zusammengehörigkeitsgefühl. Widerstand und Verweigerung ist oftmals ein Ruf nach Kontakt/Anschluss und Tempoanpassung. Eltern, Pädagogen sollten Entwicklung aktivieren statt Probleme kompensieren. (Maria Aarts, 2002) Zur Entwicklung brauchen wir Begleiter, die einladen, ermutigen und inspirieren. (Gerald Hüther; Vortrag, 2009)
Grundaspekte der Bindungstheorie: Bowlby betrachtet Mutter und Säugling als Teilnehmer in einem sich wechselseitig bedingenden und selbstregulierenden System. Die Bindung zwischen Mutter und Kind innerhalb dieses Systems unterscheidet sich von Beziehung dadurch, dass Bindung lediglich als ein Teil des komplexen Systems der Beziehung verstanden wird (Brisch, 2001). Das Bindungsverhalten wird in angsteinflößenden Situationen aktiviert und es wird eine Bezugsperson mit feinfühligem Verhalten benötigt, um es zu deaktivieren (Bowlby, 2010). Komplementär zum Bindungsverhalten ist das Explorationsverhaltensystem
Sicherheit, Vertrautheit, Wohlbefinden Bindungsverhalten Explorationsverhalten Unsicherheit, Unbekanntheit, Missempfindung, Gefahrensignale Bindungs-Explorationsbalance (nach Grossmann & Grossmann, 1994)
Kindliche Signale und Feinfühligkeit der primären Bezugsperson Die Feinfühligkeit ist die Fähigkeit des Erwachsenen, die Signale und Kommunikationen, die das Kind äußert, richtig wahrzunehmen und zu interpretieren und schließlich auf sie angemessen und prompt zu reagieren (Grossmann, 2001).
Faktoren für Feinfühligkeit Intuitiv regulierte Schwelle für bedeutsame kindliche Äußerungen Emphatisches Einfühlen in die Situation des Kindes Prompte und angemessene Reaktionen auf kindliche Signale Zutreffende, unverzerrte Deutungen kindlicher Signale
Funktionale Selbstreflexion, Unterscheidung eigener und kindlicher Bedürfnisse(Grossmann, 2001) Meins (1997) ergänzte das ursprüngliche Konzept der Feinfühligkeit um die Bedeutung der Sprache der Mutter, die nonverbale Signale und/ oder Gefühlszustände des Kindes angemessen wahrnimmt und diese sprachlich spiegelt, so dass sich das Kind feinfühlig, interaktiv angenommen weiß.
Regulationsstörungen erkennen Bindung fördern Abb.: Entwicklungsdynamisches, kommunikationszentriertes Modell zur Genese frühkindlicher Regulations-und Beziehungsstörungen (Papoušek, 2002)
Engelskreis gelingende Emotionsregulation Im kommunikativen Zusammenspiel können sich Anpassung-und Entwicklungsaufgaben, Krisen gemeinsam bewältigen. Beispiel: Die Mutter beruhigt ihr schreiendes Baby. Es kommt zur beidseitigen Entspannung positives Feedback Stärkung der intuitiven Kompetenzen beruhigen Teufelskreis dysfunktionale Emotionsregulation hohes Risiko, dass bei nachhaltiger Belastung der intuitiven elterlichen Kompetenzen ein Teufelskreis negativer Gegenseitigkeit entsteht. Beispiel: Mutter erkennt Signale des Babys nicht, Baby wendet sich ab/ lässt sich nicht beruhigen Mutter fühlt sich abgelehnt, Vertrauen in ihre Kompetenzen werden geschwächt. (Papoušek, 2004)
Checkliste Workshop 3 a) für die Spielfähigkeit des Kindes Ein Kind sollte in der Lage sein, seine eigenen Initiativen zu benennen Ein Kind sollte seine eigenen Initiativen selbst auswählen Spielideen und Spielhandlungen entwickeln Spiel-Töne haben ( guck mal Peter) emotionale Äußerungen zeigen (non-verbal und verbal) Ein Kind sollte Initiativen von Anderen wahrnehmen Soziale Information aufnehmen, Einstimmen in nonverbale Signale Peter ist enttäuscht, weil er den grünen Ball haben wollte. Geben und Nehmen lernen und kooperativ sein Probleme lösen, Zutrauen entwickeln und mit Frustration umgehen Freude am gemeinsamen Spiel entwickeln
Checkliste Workshop 3 b) für elterliches Unterstützungsverhalten in Freispielsituationen Macht die Mutter einen guten Kontakt (Anschluss) zum Kind? Nimmt die Mutter die Spielideen ihres Kindes wahr? Benennt sie die Spielideen ihres Kindes? Wiederholt sie die Töne oder Worte ihres Kindes? Teilt sie die Emotionen mit ihrem Kind? Benennt sie die Emotionen ihres Kindes? Zeigt sie Spieltöne ( Oh! Ups! Ja, genau! ) Zeigt sie ihrem Kind ein freundliches Gesicht?
Literatur Aarts, M. (2002). Marte Meo. Ein Handbuch. Eindhoven: Harderwijk. Bowlby, J. (2001). Frühe Bindung und kindliche Entwicklung. Basel: Reinhardt. Brisch, K.H. (2002). Bindungsstörungen. Theorie, Psychotherapie, Interventionsprogramme und Prävention. In Bindung und seelische Entwicklungswege. Grundlagen, Prävention und klinische Praxis. Stuttgart: Klett-Cotta. Grossmann, K. E. (2001). Die Geschichte der Bindungsforschung: Von der Praxis zur Grundlagenforschung und zurück. In G. J. Suess, H. Scheuerer- Englisch & W.-K. P. Pfeiffer (Hrsg.), Bindungstheorie und Familiendynamik. Anwendung der Bindungstheorie in Beratung und Therapie (S. 29-52). Gießen: Psychosozial-Verlag. Papoušek, M. (2004). Regulationsstörungen der frühen Kindheit: Klinische Evidenz für ein neues diagnostisches Konzept. In M. Papoušek, M. Schieche, H. Wurmser (Hrsg.), Regulationsstörungen der frühen Kindheit. Frühe Risiken und Hilfen im Entwicklungskontext der Eltern-Kind-Beziehungen (S. 77-110). Bern: Huber.