Stressfreie Kinder: Durch Förderung von Sozialkompetenzen den Umgang mit Stress erleichtern

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Transkript:

Stressfreie Kinder: Durch Förderung von Sozialkompetenzen den Umgang mit Stress erleichtern Bearbeitet von Ömer Pestil Erstauflage 2015. Taschenbuch. 64 S. Paperback ISBN 978 3 95934 790 7 Format (B x L): 15,5 x 22 cm Weitere Fachgebiete > Pädagogik, Schulbuch, Sozialarbeit > Außerschulische Pädagogik > Sozialpädagogik schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

Leseprobe Textprobe Kapitel 4. Soziale Kompetenz Bei der sozialen Kompetenz handelt es sich um ein psychologisches Konzept, das seit knapp 40 Jahren diskutiert wird. Hauptsächlich dient der Begriff dazu, Entwicklungsziele im Kindes- und Jugendalter zu beschreiben. Hierbei bildet soziale Kompetenz kein einheitliches Konzept, sondern ein komplexes Gebilde, das durch Begriffe wie Selbstsicherheit, Durchsetzungsvermögen oder Kontaktfähigkeit nur teilweise definiert werden kann. Hinzu kommt, dass die Verhaltensweisen, die soziale Kompetenz ausmachen, altersabhängig sind, das heißt im Entwicklungsverlauf an Komplexität zunehmen (vgl. Jugert et al. 2013, S.11). Entsprechend werden in Definitionsversuchen teilweise die sozialen Fertigkeiten (soft skills) wie Perspektivübernahme, Wahrnehmung des Gegenübers oder Problemlösefähigkeiten in den Vordergrund gestellt. In anderen Ansätzen wird die Erreichung bestimmter sozialer Zielsetzungen als Grundlage für die Definition herangezogen. Dazu gehören Ziele wie Freunde zu haben, beliebt und anerkannt zu sein und wirkungsvoll mit Gleichaltrigen zu interagieren (vgl. Beck et al. 2007, S.11f.). Folgt man der Definition von Kanning, so ist nachvollziehbar, dass sozialkompetentes Verhalten immer auch von der Situation und den beteiligten Personen mitbestimmt wird. Das bedeutet: Es gibt kein sozial kompetentes Verhalten an sich. Was als sozialkompetent bewertet wird hängt immer auch von den Interessen der Personen in einer bestimmten Situation und - aus einer allgemeineren Perspektive - von den jeweils herrschenden Maßstäben (Normen und Werten) einer Umgebung ab. Unter Umgebung versteht man die Kultur, die Gesellschaft, aber auch die kleinere soziale Gruppe, in der Kinder und Jugendliche aufwachsen (vgl. Pfeffer 2012, S.13). Nach diesen Ausführungen wird klarer, warum es so vielfältige Definitionen von sozialer Kompetenz gibt, von denen hier nur eine kleine Auswahl beleuchtet wurde Das Erleben neuer Rollen stellt für Kinder und Jugendliche eine Herausforderung dar. Es wird von ihnen hierbei eine Anpassung an die Normen der Gesellschaft verlangt. Einerseits spielen die Anlagen und Fähigkeiten des Individuums einer Rolle, andererseits handelt es sich auch um eine Aufgabe, die erzieherisch von der Gesellschaft geleistet werden muss. Dieser Prozess wird auch Sozialisation genannt (vgl. Schmid et al. 2008, S.197ff.) Die Familie ist die primäre Sozialisationsinstanz für Kinder und Jugendliche. Schule und Gleichaltrige sind weitere Sozialisationsinstanzen. In der Vorschulzeit übernimmt die Familie diese Aufgabe fast ausschließlich, erst nach dieser Zeit kommt die Schule hinzu. Der Einfluss der Sozialisationsinstanzen verschiebt sich daher in der Entwicklung zum jungen Erwachsenen von den primären zu den weiteren. Das Erlernen des Umgangs mit Problemsituationen und insbesondere des Umgangs mit schwierigen sozialen Situationen rückt dabei in den Vordergrund.

Es ist sehr unterschiedlich wie Kinder und Jugendliche auf schwierige soziale Situationen reagieren. Soziale Kompetenz kann in diesem Zusammenhang als Regulation negativer Emotionen bezüglich deren Intensität und Valenz (positiv oder negativ), als passende gedankliche Auseinandersetzung mit der Situation und schließlich als situationsangepasstes Verhalten definiert werden. In situationsunangepasstem Verhalten wird mangelnde soziale Kompetenz direkt sichtbar. In den letzten Jahren haben direkt beobachtbare Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zugenommen. Hier sind insbesondere Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität, Depression, Aggressivität, Suizidtendenzen, Essstörungen und Drogenkonsum zu nennen. Verhaltensauffälligkeiten bei Jugendlichen stellen ein erhöhtes Risiko für die Gesundheit Heranwachsender dar (vgl. ebd., S.197ff.) 4.1. Fähigkeiten von sozial kompetenten Kindern und Jugendlichen In sozialpädagogischen Einrichtungen spielt der Begriff der Sozialkompetenz, z.b. wenn es um Leistungs- und Entwicklungsbeschreibungen geht, eine wesentliche Rolle. In den Begriff soziale Kompetenz fließen Temperament und Charakter, praktische und soziale Intelligenz und kognitive Aspekte mit ein (vgl. Böcher 2013, S.221). Sowohl aus der Perspektive des einzelnen, als auch aus gesellschaftlicher Sicht, ist es in den verschiedensten Lebensbereichen von großer Bedeutung, in welcher Qualität die sozialen Fähigkeiten ausgebildet sind. Soziale Fähigkeiten sind zunächst wichtig für die einzelne Person; davon hängt ab, in welcher Qualität ein Kind oder Erwachsener Beziehungen zu anderen Menschen erleben und gestalten kann. Das ist sowohl im privaten Bereich von Familie und Freundschaften wichtig, als auch im Kindergarten, in der Schule und später im Berufsleben (vgl. Pfeffer 2012, S.14f.) Ist ein Kind häufig unsicher oder ängstlich, wird es seine kreativen Fähigkeiten weniger gut für ein bestimmtes Ziel einsetzen können, sondern viel Energie darauf verwenden müssen, um für seine eigene gefühlsmäßige Sicherheit zu sorgen. Ein Kind dagegen, das selbstbewusst ist und sich sicher fühlt, wird seiner Umwelt weitaus neugieriger und aufnahmebereiter begegnen und dadurch mit deutlich mehr Erfolg Neues lernen können. Dies spiegelt sich auch in verschiedenen Untersuchungen wider, die gezeigt haben, dass eine hohe soziale Kompetenz mit einer positiven schulischen Entwicklung einhergeht. Eine geringere soziale Kompetenz stellt umgekehrt einen Risikofaktor in Bezug auf schulische Leistungen, Verhaltensauffälligkeiten und Suchtverhalten dar. Auch zwischenmenschliche Schwierigkeiten treten vermehrt auf. In der Regel sind sozial wenig kompetente Kinder meist unbeliebter und verhalten sich aggressiver als andere (vgl. ebd., S.14f.) Man kann daher selbst bei Kleinkindern und Vorschulkinder schon erkennen ob sie hohe oder geringe soziale Kompetenzen haben. Zusammengefasst kann man sagen, dass jemand sozial kompetent ist, der sich in sein Gegenüber einfühlen kann, frei von Angst ist, von seinen Gleichaltrigen gemocht wird und Einfluss auf sie nehmen kann. Ein sozial kompetentes Kind hat daher folgende Fähigkeiten: Es kann soziale Situationen gut einschätzen, es weiß, dass es zu

einer bestimmten sozialen Gruppe gehört, es hat die Kontrolle über die eigenen Gefühle und Strategien zur Konfliktbewältigung, es kann sich verständlich machen, es kann seine Wünsche und Meinungen einbringen, es kann Sozialpartner und Dinge um sich herum wahrnehmen, es kann zuhören, es ist offen für Kritik und Anregungen und kann sich damit auseinandersetzen, es kann seine Fähigkeiten einschätzen, es kann Beziehungen gestalten, es weiß, wo es sich engagieren und wo abgrenzen muss, und es kann sich in eine Gruppe einfinden (vgl. Böcher 2013, S.221) 5.1. Das Konzept der Resilienz Als Resilienz bezeichnet man, wenn ein Mensch die Fähigkeit hat, auch unter schwierigen Bedingungen sein Leben zu meistern. Kinder gelten dann als resilient, wenn sie sich auch unter belastenden Lebensbedingungen positiv entwickeln, da sie in Krisensituationen oder bei Disstress auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zurückgreifen können. Resilienz umfasst dabei unter anderem die Bewältigung normaler altersrelevanter Entwicklungsaufgaben trotz widriger Umstände. Bei Resilienz handelt es sich daher um eine Fähigkeit, die während der Entwicklung im Zusammenhang mit der Interaktion zwischen Kind und Umwelt erworben wird und nicht um ein Persönlichkeitsmerkmal oder eine angeborene Kompetenz (vgl. Böcher 2013, S.489) Fröhlich-Gildhoff (2014) zufolge ist Resilienz ebenfalls eine dynamische Fähigkeit, die sich beständig verändert. Zwar bildet sich Resilienz grundsätzlich im Laufe der Kindheit bei der Bewältigung von Aufgaben und Anforderungen heraus, kann sich aber im Laufe des Lebens weiter verändern. Es gibt keine allgemeine Resilienz, sondern ist diese Widerstandskraft meistens auf bestimmte Lebensbereiche bezogen (vgl. Fröhlich-Gildhoff 2014, S.120ff.) Die Entwicklung der Persönlichkeit von Kindern wird, da sie sehr aufnahmefähig sind, durch das, was sie lernen, erleben und erfahren beeinflusst. Damit sich die Kinder zu widerstandsfähigen, gesunden Erwachsenen entwickeln können, ist es notwendig, dass die erwachsenen Bezugspersonen, also auch die sozialpädagogischen Fachkräfte, es sich zur Aufgabe machen zur Resilienzentwicklung der Kinder beizutragen (vgl. Böcher 2013, S.490) Kapitel 6. Möglichkeiten der Freizeitbetreuung Das Erleben von Gemeinschaft und ein stimulierendes Umfeld spielt, unabhängig vom Alter der Kinder, für sie eine zentrale Rolle in der Freizeit. Eine sozialpädagogische Fachkraft kann auf diese Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen mit entsprechenden Angeboten eingehen und sie so bei der Entwicklung eines positiven sozialen Verhaltens förderlich unterstützen. Freizeitaktivitäten schaffen in verschiedensten Bereichen wie Musik, Sprachen, Kultur, Sport, Kreatives Gestalten, usw. viele Gelegenheiten sich selbst zu erfahren und mit anderen in Kontakt

zu kommen. Durch gemeinsame Aktivitäten wie Besuche von Museen, Burgen, Bauernhöfen, Ausstellungen und anderen Tätigkeiten, bietet sich die Möglichkeit die Gemeinschaft in verschiedenen Rahmenbedingungen neu zu erleben (vgl. Schatzl 2011, S. 51f.).