Gespräche mit alkoholauffälligen Mitarbeitern 10. Saarländischer Schulleiterkongress, Otzenhausen, 26. September 2011 Dr. Tobias Klein
Alkohol ist dein Sanitäter in der Not Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot Alkohol ist das Drahtseil auf dem du stehst Alkohol Alkohol
Alkoholmissbrauch Abhängigkeit Diagnostische Kriterien Alkoholmissbrauch: 1. Funktionalität 2. Schädigung Alkoholabhängigkeit: 1. Starker Wunsch oder Zwang zum Konsum 2. Verminderte Kontrollfähigkeit (Beginn, Beendigung, Menge) 3. Körperliches Entzugssyndrom 4. Nachweis einer Toleranz 5. Vernachlässigung von Interessen und Vergnügungen 6. Anhaltender Konsum trotz eindeutiger Schädigung
3 Systeme als Einflussfaktoren Person: Kollege/Kollegin und Partner/Partnerin Das Suchtdreieck Suchtmittel: Alkohol Medikamente Umwelt: Schule Freizeit
Warnsignale am Arbeitsplatz Leistungseinbrüche Unzuverlässigkeit Fehlzeiten Häufige übermäßige Müdigkeit Zittern der Hände Konzentrationsmangel Verlassen des Arbeitsplatzes Trinken am Arbeitsplatz Heimliches Trinken Stimmungsschwankungen Häufige Unfälle Häufige Krankheiten Ruf der Trinkfestigkeit
AGS - Modell der Suchtentwicklung A = Ausweichendes Verhalten Als ausweichendes Verhalten bezeichnet man Verhaltensweisen, die einem Konflikt und deren Lösung ausweichen. G = Gewöhnung Konflikte werden durch ausweichendes Verhalten nicht gelöst. Der Konsum bleibt. Eine Art Automatismus stellt sich beim Konsum ein: Die Gewöhnung. S = Sucht Sucht ist eine Krankheit, die mit innerem Zwang und Kontrollverlust einher geht.
Individuelle Analyse der Suchtentwicklung Erleben von Belastung durch Konflikte Langeweile, Einsamkeit Anspannung, Unruhe Ich will nicht mehr! Negative langfristige Konsequenz: Unzuverlässigkeit Rückzug Gefühle von Scham und Schuld Innerer Drang, Impuls Alkohol zu Trinken um abzuschalten Positive kurzfristige Konsequenz: Ablenkung Entspannung Rausch Grünes Licht Jetzt geht es gleich besser! Gleich bin ich wieder belastbar! -> TRINKEN
Teufelskreis der Sucht Herausforderung Erleichterung Anspannung Trinken Hilfreich ist alles, was den Kreislauf unterbricht.
Suchttrichter Anforderungen
Suchttrichter Bedürfnisraum
Der Rubikon-Prozess (Heckhausen, 1989; Gollwitzer, 1990; Überarbeitung nach Grawe, 1998) unbewusster Bedürfniskern Motiv Ziel präaktionale Vorbereitung Handlung Rubikon Entwicklungsrichtung
3 Systeme als Einflussfaktoren Person: Kollege/Kollegin und Partner/Partnerin Das Suchtdreieck Suchtmittel: Alkohol Medikamente Umwelt: Schule Freizeit
Hilfreiche Gesprächsangebote Trennung von Person, Motiv und Verhalten: Ich respektiere Deine Persönlichkeit und Intention! Gewähren von: Sicherheit und Transparenz Fördernde und beruhigende Atmosphäre Positive Reaktion auf individuelle Bedürfnisse Wertschätzung von: Gedanken, Affektivität und Verhalten in der Situation Misstrauen, Ängsten, abweisenden Reaktionen Unsicherheiten im Gespräch
Checkliste vor dem Gespräch Welche Vorfälle im Zusammenhang mit Alkohol sind bekannt geworden? Welche will ich ansprechen? Wie kann ich formulieren ohne zu werten oder zu verurteilen? Welche Konsequenzen sind für den betrieblichen Alltag entstanden? Welchen Termin und welchen Rahmen wähle ich? Wie wird der Mitarbeiter informiert über Termin?
Hilfreiche Maßnahmen der Gesprächsführung Einladung und Kontaktaufnahme Orientierungshilfe: Transparenz und Strukturierung Rückmeldeschleifen und Zusammenfassungen einbauen Aktives Zuhören Interessiertes Fragen: Lernen Sie die innere Landkarte des Gegenübers kennen Verständnis erleichtern Pacing Visualisieren
Ablaufplan für eine günstige Gesprächsführung Kontaktphase einladend gestalten Orientierungsphase transparent gestalten Klärungsphase Sammeln, nicht bewerten Klärung der Sachverhalte aus beiden Blickrichtungen Interessen erfragen und darlegen Lösungssuche: Sammeln von mehreren Möglichkeiten Lösungsbewertung: Herstellen einer Win-Win-Situation Sicherungsphase Konsens worüber? Erneutes Gespräch? Beratungsstelle? Klinik? Vereinbarungen schriftlich fixieren. Abschiedsphase: Würdigung z.b. der Bereitschaft zum Gespräch oder der Gesprächsqualität
Zusammenfassung 1. Alkohol ist ein Lösungsmittel das missbräuchliche oder abhängige Trinken von Alkohol ist ein inadäquater Lösungsversuch. 2. Multisystemische Einflüsse erfordern die angepasste Berücksichtigung persönlicher und kontextueller Bedingungen. 3. Die fürsorgliche Konfrontation ist ein zentraler Beitrag zum Erreichen sinnvoller Lösungen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!