Der kindliche Respirationstrakt II

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Der kindliche Respirationstrakt II Woran muß ich denken, was muß ich abklären? Univ.Prof.Dr.Zsolt Szépfalusi

Der kindliche Respirationstrakt 1. Besonderheiten im Kindesalter 2. Anamnese, Status 3. Leitsysmptome (Husten, Atemnot, Hypoxämie) 4. Diagnostik (Auskultation, Lungenfunktion, Röntgen) 5. Häufige Krankheiten: Laryngitis, Bronchiolitis, Pneumonie, Bronchitis/Asthma bronchiale 6. Besondere Krankheiten: Cystische Fibrose, Lungentransplantation

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Infektiöse Atemwegserkrankungen bei Kindern

Definition: Infektion des Larynx (virale Genese) DD: Epiglottitis (Haem. infl) Häufigkeit: 20-25% Manifestation: KK (1.-3.LJ) Klinik: bellender Husten, Heiserkeit, Rhinitis, Hypoxie, Fieber Therapie: lokal abschwellend (inhal. Adrenalin, Steroide (inhal, oral, rektal, i.m.) Laryngitis

Definition: bakterielle Infektion der Epiglottis (Haem. Influenzae Typ b) DD: Laryngitis (viral) Häufigkeit: selten (Impfung) Manifestation: KK (2.-6.LJ) Klinik: hohes Fieber, Schluckschmerzen, Hypersalivation Therapie: Notfall!! Kein Spateln ohne Intubationsbereitschaft, Antibiose Epiglottitis https://www.youtube.com/watch? v=txdf3dhggue

Akute (virale) Bronchiolitis Definition: Virale (RSV, Rhino, Infl A/B, Adeno, Parainfl 1,2,3, HMPV) epitheliale Infektion mit Nekrose, Zilienstörung, Ödem, Sekretabsonderung in die Bronchiolen Manifestation: Sgl., KK Klinik: akute Dyspnoe, Rhinorrhoe, pfeifender Husten, Knisterrasseln +/- exp Giemen, Fieber und eingeschränkte Nahrungsaufnahme (2-3% der Betroffenen hospitalisiert) Therapie: 02, Nasentropfen, Hydrierung, (NaCl 3% Inhal) nicht-gesichert: Steroide, b2- Mimetika Prognose: gut, post-virale bronchiale Hyperreaktivität Hypoxämie Stridor Nasenflügeln Pfeifende AG oder sehr leise AG Einziehungen https:// www.youtu be.com/ watch? v=qbn1zw 5CTbA&list =PLrL1lM0- SHvL2dYx- Pr7veEshY o92f3uj Tachypnoe, paradoxe Atmung

Pneumonie Pathogenese: Virale oder bakterielle epitheliale Infektion mit Nekrose, Ödem, Sekretabsonderung in den Zellen der Alveolen und des Interstitiums (=Parenchym) Häufigkeit: 5-20% Klinik: Tachypnoe, Husten, Fieber (selten bei Viren, da kaum Virämie), Stöhnen, Thorax/ Bauchschmerzen, Einziehungen, respir. Insuffizienz (p02 fällt, pco2 steigt), ausk: feuchte RGs, Diagnostik: Thorax Röntgen, HRCT, Pulsoxymetrie, Blutgase Therapie: viral: supportiv, Gancyclovir, Oseltamivir, bakteriell: Antibiose, 02 bei Bedarf, Hydrierung Viren: RSV, CMV, HSV, Rhino, Adeno, Influenza A/B, HMPV, Parainfluenza 1,2,3 Bakterien: Strept B, Chlamydien, Ureoplasmen, Pertussis, Pneumok., Haemophilus, Staph., Mykoplasmen

Die Therapie der (community acquired) Pneumonie ist empirisch Sputumgewinnung oft nicht möglich und nicht aussagekräftig Durch Röntgen keine Zuordnung möglich Durch Labor keine Zuordnung möglich Alterszuordnung Säugling: bakteriell (gram +/-) Vorschulalter: eher viral Schulalter: häufiger bakteriell (gram positiv oder Mycoplasmen) Beta-Laktamantibiotika, Makrolide

Checkliste: Rezidivierende oder therapieresistente Pneumonie Immunstatus (humoral, zellulär) Lokale Immunabwehr HNO Zilienfunktion Anatomie (Anomalien? Fremdkörper?) Perfusion Cardiale Funktion, pulmonale Gefäße Atemmuskulatur Atemantrieb Knöcherner Thorax

Asthma bronchiale Klinik: Episodisch auftretende pfeifende Atmung oder Husten, Atemnot Fam. Disposition: hoch Trigger: Allergene, Wetterwechsel, Infekte, Anstrengung, Nikotin Häufigkeit: 15-20% Therapie: topische Antiobstruktiva, topische Steroide, Immuntherapie, Schulung Prognose: gute Krankheitskontrolle erzielbar, volle Belastbarkeit

Asthma bronchiale Anfallsweise Atemnot Reversible bronchiale Obstruktion Bronchiale Hyperreaktivität Atemwegsinflammation

Besonderheiten bei Kindern Anfallsweise Atemnot Schlechte Perzeption (Kommunikation) von Symptomen; episodische Beschwerden Reversible bronchiale Obstruktion Messbar > 6.LJ Bronchiale Hyperreaktivität Messbar > 6.LJ Atemwegsinflammation Messbar > 6.LJ, Surrogat: FeNO (>20ppb)

Besonderheiten bei Kindern Diagnose beim Kleinkind Häufige Episoden mit obstruktiver Bronchitis Atopische Dermatitis, Rhinokonjunctivitis Eosinophilie Positive Familienanamnese

Besonderheiten bei Kindern Trigger altersabhängig Kleinkind: respir.infekt, Passivrauchen Kindergarten- Schulkind: respir.infekte, körperliche Belastung, Allergene Lungenfunktion meist normal Inhalative Therapie altersabhängig Kleinkind: spacer + Dosieraerosol Schulkind: Pulverinhalation Schulung!

Besonderheiten bei Kindern Pathogenese Reactive airways disease nach RSV Infektion Entwicklungsstörung der Lunge durch intrauterine Noxen (Passivrauchen) mit Entwicklung zu kleiner Atemwege Allergisches Asthma (intrinsisch) Mit anderen atopischen Erkrankungen Nicht-allergisches Asthma (extrinsisch)

Therapie Ziele Beschwerdefreiheit, normale Lungenfunktion, normale körperliche Aktivität, normale LQ Vermeidung von Triggern Senken der Inflammation Schulung Medikamentöse Therapie Controller Reliever Hyposensibilisierung bei Indikation

Asthma bronchiale: Therapie THERAPIE (akuter Anfall) Sauerstoff Beta-Mimetika (SABA) topisch (Spacer) Corticosteroide systemisch (oral/ i.v.) Beta-Mimetika, Theophyllin (i.v., bypass) Stationäre Aufnahme mit Monitoring (Sa02, Puls, Atemfrequenz) DAUER-THERAPIE Corticosteroide topisch Corticosteroid + LABA (Kombination) Leukotrienantagonist (Singulair) oral Beta-Mimetika SABA (Spacer bei DA, TH, Novolizer) bei Bedarf (=Husten, Atemnot, wheezing) Corticosteroide oral (bei Anfall) Immuntherapie (bei Allergie)

Pathogenese: autosomal rezessive Erkrankung eines Cl- Kanal-Transporters CFTR mit pathologisch-zähem Schweiß Häufigkeit: 1:3000 Diagnose: Schweißtest, Neugeborenenscreening Klinik: Meconiumileus, Pankreasinsuffizienz, Fertilitätsprobleme, rezid. Atemwegsinfekte (Staph., Pseudomonas, Cepacea), Leberzirrhose Therapie: Inhal., Parasympat., DNAse (inhal.), AB (oral, iv., inhal), Physiotherapie, hochkalorische Ernährung, Lungentransplantation Cystische Fibrose