TAR Training of Affect Recognition Schizophrenie, FS 2008, 22.04.08 Arlette S. Bär arlette.baer@unifr.ch Überblick Einleitung Theoretischer Hintergrund Training of Affect Recognition (TAR) TAR / Schizophrenie FS 2008 2 1
Einleitung Untersuchungen über die Facial affect recognition bei psychiatrischen Patienten Schizophrene Patienten weisen Defizite bei der facial affect recognition auf beschränkt auf schizophrene Patienten TAR / Schizophrenie FS 2008 3 Theoretischer Hintergrund (1) Dekodieren von facial affect ist eine wichtige Komponente im sozialen Bereich Verbundenheit zur sozialen Kompetenz und zum Verhalten ganz allgemein TAR / Schizophrenie FS 2008 4 2
Theoretischer Hintergrund (2) Das Forschungsbereich der sozialen Kompetenz emotionale Wahrnehmung soziale Perspektivenübernahme soziale Attributionen und Schlussfolgerungsprozesse Weiter umfasst die soziale Kompetenz Selbstwahrnehmung emotionale Wahrnehmung TAR / Schizophrenie FS 2008 5 Schizophrene Patienten nicht nur Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkoder Ich-Störungen, auch sogenannte negative Symptome charakterisieren die Erkrankung Beeinträchtigungen der "emotionalen Intelligenz" ( soziale Defizite) TAR / Schizophrenie FS 2008 6 3
Schizophrene Patienten emotionale Intelligenz Der Begriff der emotionalen Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen zu erkennen, einzuordnen und mit ihnen umzugehen - unter anderem auch das Vermögen, im Kontakt mit anderen Menschen deren "emotionale Botschaften" richtig zu deuten TAR / Schizophrenie FS 2008 7 Schizophrene Patienten Mimik und Verhalten Schizophrene Menschen große Schwierigkeiten Mimik und Verhalten des Gegenübers auf dessen Gefühle zu schließen massive Schwierigkeiten im täglichen Umgang mit Mitmenschen über die Zeit hinweg stabil und unabhängig vom Krankheitsstadium TAR / Schizophrenie FS 2008 8 4
Mögliche Erklärungen für die Defizite bei der facial affect recognition (1) Defizite bei der Verarbeitung der Ausdrucksanalyse Defizite bei der Verarbeitung des Gesichtes kognitive Störungen TAR / Schizophrenie FS 2008 9 Mögliche Erklärungen für die Defizite (2) Neurologischer Aspekt Gesichtswahrnehmung und visuelles Scanning von grosser Bedeutung zentrale Rolle vom inferior temporale Cortex wie auch vom frontalen Lappen bei der Gesichtserkennung fehlende Aktivierung des Gyrus fusiformis erhöhte Aktivierung im bilateralen Gyrus frontalis medialis und eine verminderte Aktivierung im Bereich des anterioren Gyrus Cinguli TAR / Schizophrenie FS 2008 10 5
Das Training der Affektdekodierung (TAD / Training of Affect Recognition (TAR)) manualisiertes standardisiertes Training schult Fähigkeit zur Interpretation und Diskrimination von Gesichtsausdrücken (=Restitution und Kompensation von Defiziten in der Interpretation emotionalen Gesichtsausdrucks) Mittelpunkt: Beschäftigung mit Porträt-Fotografien 12 Sitzungen zu je 45-60 Minuten geschlossene Gruppen von je zwei Teilnehmern (die als Team arbeiten) und einem Therapeuten Porträt-Fotografien TAR / Schizophrenie FS 2008 11 TAR Interventionselemente (1) Sitzungen 1-4 (Restitution) individuelle Fähigkeit des Patienten zur Identifikation und Diskrimination der sechs Grundemotionen verbessern Training der emotionalen Fremdwahrnehmung Welchen Gesichtsausdruck hat diese Person? fröhlich ängstlich traurig überrascht angeekelt ärgerlich TAR / Schizophrenie FS 2008 12 6
TAR Interventionselemente (2) Sitzungen 5-8 (Kompensation) Urteilsfähigkeit im Hinblick auf die Intensität mimischer Emotionsausdrücke schulen Etablierung von Umwegstrategien zur Dekodierung des emotionalen Gesichtsausdrucks Ordnen Sie die Bilder nach der Stärke des Gesichtsausdrucks! TAR / Schizophrenie FS 2008 13 TAR Interventionselemente (3) Sitzungen 9-12 Mimisches Ausdrucksverhalten in der sozialen Interaktion sowie der Assoziation zwischen Kognition, Situation und Emotion Einbetten von Mimik in soziale Interaktionssituationen Welche Person hat gerade einen Blumenstrauß bekommen und denkt: Ach sind die schön!? TAR / Schizophrenie FS 2008 14 7
TAR Zusammenfassung Methode des errorless learnings Lernen mit Hilfe von Verbalisation wird paarweise durchgeführt computergestützt die Aufgabenschwierigkeit steigt stetig an (komplexer und schwieriger) TAR / Schizophrenie FS 2008 15 TAR Ziel Verbesserung der Wahrnehmung affektiver Bedeutung von Gesichtern TAR / Schizophrenie FS 2008 16 8
TAR Ergebnisse erfolgreiches Konzept zur Steigerung sozial-kognitiver Fähigkeiten und Fertigkeiten Verbesserung des Erkennens der Mimik anderer Personen Verbesserung auch in den Theory of Mind Prozesse Keine Verbesserung sozialer Kompetenz in einer Rollenspielsituation Langzeiteffekte lassen sich noch nicht abschätzen Gesichtserkennungsdefizite sind stabil über die Zeit und unabhängig von der Krankheitsetappe Untersuchung von Wölwer et al., 1996: Gesichtsausdrücke von der Emotion Traurig wurden wenig erkannt TAR / Schizophrenie FS 2008 17 TAR Zukunft Verbesserung der Integration der Betroffenen in die Familie, den Beruf und den Freundeskreis den Betroffenen die Rückkehr in ein weitgehend normales Leben ermöglichen die Anwendbarkeit des Gelernten auf reale Situationen erfordert weitere Untersuchungen TAR / Schizophrenie FS 2008 18 9
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! TAR / Schizophrenie FS 2008 19 Literatur Bruce, V. & Young, A. (1986). Understanding face recognition. Br j Psychol 77, 305-327. Frommann, N., Streit, M. & Wölwer, W. (2003). Remediation of facial affect recognition impairments in patients with schizophrenia: a new training program. Schizophrenia Research, 117, 281-284. Frommann, N. & Wölwer, W. (2007). Ein Trainingsprogramm zur Dekodierung des mimischen Ausdrucks der Psychotherapie. In: Hermer, M. & Klinzing, H.G. (Hrsg.) Nonverbale Prozesse in der Psychotherapie. Tübingen, dgvt-verlag. Koch, K. (2006). Die Interaktion emotionaler und kognitiver Verarbeitungsprozesse und deren zerebrale Korrelate bei Patienten mit Schizophrenie. (Unpubliziertes Manuscript). Wölwer, W. Psychologische Interventionsstrategien bei kognitiven und emotionalen Störungen. Schlussbereicht, BMBF Förderschwerpunkt, Kompetenz Schizophrenie, Förderphase 1999-2003. Wölwer, W. & Vauth R. Psychologische Interventionsstrategien bei kognitiven und emotionalen Störungen. Start-up meeting of the German Research Network on Schizophrenia, Düsseldorf, Germany, June, 2000. Wölwer, W., Frommann, N., Halfmann, S., Piaszek, A., Streit, M. & Gaebel, W. (2005). Remediation of impairments in facial affect recognition in schizophrenia: Efficacy and specificity of a new training program. Schizophrenia Research, 8, 295-300. Wölwer, W., Streit, M., Polzer, U. & Gaebel, W. (1996). Facial affect recognition in the course of schizophrenia. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci, 246, 165-170. TAR / Schizophrenie FS 2008 20 10