KOLOREKTALES KARZINOM: SCREENING UND SURVEILLANCE BEI CHRONISCH ENTZÜNDLICHEN DARMERKRANKUNGEN Sieglinde Angelberger, Reingard Platzer, Gottfried Novacek Juli 2013
Risiko für Kolorektales Karzinom Statement: Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn mit Kolonbeteiligung haben ein erhöhtes KRK-Risiko [EL 1b, RG B].
Risikofaktoren Statement: Krankheitsdauer, Krankheitsausdehnung, eine assoziierte primär sklerosierende Cholangitis und eine positive Familienanamnese für das sporadische KRK gelten als wichtigste Risikofaktoren [EL 1b, RG B]. Des Weiteren korrelieren sowohl der makroskopische als auch der histologische Entzündungsgrad mit dem Neoplasierisiko [EL 2b, RG B]. Bei M. Crohn könnte eine länger bestehende Fistulierung einen Risikofaktor für die lokale Entwicklung eines KRK und/oder eines Plattenepithelkarzinoms darstellen [EL 3b, RG B].
Screening Statement: 6-8 Jahre nach Symptombeginn soll eine initiale Screening-Koloskopie* bei CED-Patienten durchgeführt und das individuelle Patientenrisikoprofil beurteilt werden [EL 5, RG D]. Zur Beurteilung des Risikoprofils wird die im Erkrankungsverlauf maximale endoskopische und histologische Ausdehnung sowie das Vorhandensein von Risikofaktoren herangezogen [EL 2b, RG B]. *Screening-Koloskopie: Entnahme von mind. 2 Biopsien pro Segment
Surveillance und Intervalle Statement: Surveillance-Koloskopien sollen bei Patienten mit niedrigem Risiko in 3- bis 4-jährigen Intervallen nach Screeningkoloskopie und bei Patienten mit hohem Risiko in 1- bis 2-jährigen Intervallen durchgeführt werden [EL 5, RG D]. Im Falle des Vorliegens einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) sollen ab dem Diagnosezeitpunkt der PSC - auch nach einer Lebertransplantation - jährliche Surveillance-Koloskopien erfolgen [EL 3a, RG B]. Besteht gemäß sämtlicher endoskopischenr und histologischer Befunde ausschließlich eine Proktitis, ist die Durchführung eines Surveillance-Programm nicht erforderlich [EL 2a, RG B].
Bei Vorliegen von 2 oder mehr der folgenden Risikofaktoren hat der Patient ein erhöhtes Risiko: extensive Kolitis persistierende makroskopische/mikroskopische Entzündung lange Erkrankungsdauer (> 20 Jahre) positive Familienanamnese für sporadisches KRK Strikturen multiple Pseudopolypen
Surveillance-Koloskopie Statement: Die Surveillance-Koloskopie soll bei guter Darmvorbereitung und in klinischer Remission durchgeführt werden [EL 5, RG D]. Kann eine klinische Remission nicht in angemessener Zeit erreicht werden, soll die Surveillance- Koloskopie ohne weitere Verzögerung durchgeführt werden [EL5, RG D]. Chromoendoskopie mit gezielten Biopsien ist der Weißlichtendoskopie mit zufällig gewonnenen Biopsien bei der Surveillance von CED überlegen und stellt die Methode der Wahl dar [EL 1b, RG A]. Alternativ kann eine Weißlichtendoskopie mit gezielter Biopsien suspekter Läsionen sowie Quadrantenbiopsien alle 10 cm durchgeführt werden [EL 3a, RG B].
Chromoendoskopie: Farbstoff mittels Sprühkatheter beim Zurückziehen auftragen überschüssigen Farbstoff absaugen Segment untersuchen Farbstoff: Indigocarmin (0.1%-0.5%) oder Methylenblau Suspekte Läsionen anhand der krypten-architektonischen Klassifikation nach Kudo beurteilen benigen hochverdächtig für Neoplasie unbedingt histologisch untersuchen
Dysplasie Histologische Einteilung der Dysplasie: high-grade low-grade indefinite for Dysplasia Endoskopische Läsion: flach (endoskopisch nicht oder nur schwer sichtbar) erhaben (endoskopisch deutlich sichtbar): - adenoma-like mass (ALM): endoskopisch resektabel - dysplasia-associated lesion or mass (DALM) oder non-adenoma-like mass : Dysplasie in der flachen Umgebung, endoskopisch nicht in toto resektabel
Dysplasie in einer flachen Läsion Statement : Patienten mit bestätigter High-grade-Dysplasie in einer flachen Läsion sollten kolektomiert werden [EL 2a, RG B]. Im Falle einer Low-grade-Dysplasie in einer flachen Läsion soll in einem ausführlichen Gespräch die Therapieoption der Kolektomie mit dem Patienten diskutiert werden [EL 5, RG D].
Dysplasie in einer erhabenen Läsion Statement: Erhabene Läsionen mit Dysplasie sollen vollständig endoskopisch abgetragen werden. Eine engmaschige Überwachung ist jedoch im Anschluss dringend erforderlich [EL 2a, RG B]. Ist eine vollständige endoskopische Abtragung nicht möglich oder sind flache Läsionen mit Dysplasie im restlichen Kolon nachweisbar, wird eine Kolektomie empfohlen [EL 2a, RG B].
Dysplasie (Bestätigung durch Referenzpathologen) erhaben flach indefinite for dysplasia low-grade, high-grade Polypektomie high-grade low-grade in toto entfernt Dyplasie in d. flachen Umgebung oder zusätzliche flache Läsionen im Kolon Kolektomie Kolektomie diskutieren Surveillance- Koloskopie innerhalb von 6 Monaten keine erhabene Läsionen neue erhabene Läsionen Kolektomie von Pat. abgelehnt, Surveillance- Koloskopie in 3-(6 Monaten), dann engmaschig z.b. alle 6 Monate Surveillance-Koloskopie in 3-6 Monaten, dann engmaschig z.b. alle 6 Monate jährliche Surveillance- Koloskopie Surveillance-Koloskopie alle 3-6 Monate oder Kolektomie