Zeitarbeit im deutschen Maschinenund Anlagenbau Ergebnisse einer Kurzumfrage im Herbst 2011

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Transkript:

Volkswirtschaft und Statistik ember 2011 Zeitarbeit im deutschen Maschinenund Anlagenbau Ergebnisse einer Kurzumfrage im Herbst 2011

1 Inhalt Im Überblick 2 Zusammenfassung 3 Verbreitung der Zeitarbeit 4 Zeitarbeitsquoten 5 Übernahme von Zeitarbeitskräften in reguläre Beschäftigung 7 Finanzieller Aufwand

2 Zeitarbeit im deutschen Maschinenund Anlagenbau Ergebnisse einer Kurzumfrage im Herbst 2011 Über 280 Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus mit mehr als 185 Tausend Beschäftigten beteiligten sich im September 2011 an einer Erhebung mit Fragen zur Zeitarbeit in der Branche. Neben dem Ausmaß der Zeitarbeit waren die Chancen der Zeitarbeitskräfte auf eine Festanstellung und die Kosten Thema der Umfrage. Die Ergebnisse erlauben einige Tendenzaussagen, welche auf den folgenden Seiten dargestellt werden. Eine Zeitarbeitsquote von sechs Prozent suggeriert die aktuell hohe Bedeutung der Zeitarbeit als personalpolitisches Instrument in den Unternehmen. Allerdings sind bezüglich des Einsatzes von Zeitarbeitskräften große Unterschiede innerhalb der Branche festzustellen.

3 Verbreitung der Zeitarbeit Seit der Liberalisierung des Arbeitnehmerüberlassungsrechts im Jahr 2002 hat die Zeitarbeit als personalpolitisches Flexibilisierungsinstrument an Attraktivität gewonnen. Sie dient dabei nicht nur der Überbrückung krankheits- und urlaubsbedingter Engpässe. In Branchen mit stark konjunkturreagiblem Geschäft wie dem Maschinenbau wird sie gerne genutzt, um Auftragsspitzen aufzufangen. Aber auch andere Motive spielen eine Rolle. Neben dem bereits genannten Flexibilisierungsgewinn zählt dazu die Möglichkeit, Arbeitskräfte testen und für eine Festanstellung rekrutieren zu können. Fast neun von zehn der Befragten haben in den vergangenen fünf Jahren schon einmal Zeitarbeitskräfte in ihrem Unternehmen eingesetzt. Die größeren Unternehmen haben sogar zu fast 100 Prozent Erfahrung mit diesem Instrument. Bei Unternehmen mit unter 100 Beschäftigten beträgt der Anteil der Zeitarbeitserfahrenen 77 Prozent. Ende September 2011 waren bei knapp drei Viertel der Umfrageteilnehmer Zeitarbeitskräfte beschäftigt. Das galt allerdings nur für weniger als die Hälfte der Unternehmen mit unter 100 Mitarbeitern. Mit größeren Veränderungen ist für die nächste Zeit nicht zu rechnen. Der Anteil der Unternehmen, die eine Abnahme der Zeitarbeiterzahl erwarten, fällt geringfügig größer aus als der Anteil jener, die sie erhöhen wollen. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer geht von einer gleichbleibenden Zahl der Zeitarbeitnehmer aus. Einsatz von Zeitarbeitskräften in Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus Antworten in Prozent in den letzten 5 Jahren Ende September 2011 Nein 11 % Nein 27 % Ja 89 % Ja 73 % Quelle: VDMA-Umfrage Zeitarbeit 2011

4 Zeitarbeitsquoten 1 Unter der Zeitarbeitsquote wird im Folgenden die Nutzungsintensität von Zeitarbeit verstanden, das ist die Relation von Zeitarbeitskräften zur Stammbelegschaft (siehe auch Fußnote 1). Ende September 2011 betrug diese Quote im Durchschnitt der befragten Unternehmen sechs Prozent. Zusätzlich zu den 945.000 Beschäftigten im deutschen Maschinenbau wären somit im September weitere 57.000 gewerblich überlassene Mitarbeiter in der Branche tätig gewesen. Trotz eingeschränkter Vergleichbarkeit mit älteren Umfragen weist dieses Ergebnis darauf hin, dass die Branche das Instrument Zeitarbeit im Herbst 2011 intensiver genutzt hat als in früheren Jahren. Im Oktober 2007 hatte der entsprechende Wert bei fünf Prozent und im i 2005 bei drei Prozent gelegen. Ein wesentlicher Grund für den verstärkten Einsatz überlassener Arbeitnehmer ist sicherlich im Konjunkturverlauf zu suchen. Nach dem Produktionseinbruch im Jahr 2009 zog das Geschäft schnell wieder an. Obwohl die Firmen während der Krise bei Entlassungen sehr zurückhaltend agiert hatten, wuchs ihr Fachkräftebedarf rasant. Die Nachfrage betraf sowohl Zeitarbeitskräfte als auch festangestellte Mitarbeiter. Seit i 2010 schlägt sich der Beschäftigungsaufbau in der Statistik nieder. Bereits seit Anfang 2010 stieg die Zahl der aus dem Maschinenbau gemeldeten offenen Stellen. Ebenfalls seit Anfang 2010 dürfte die Beschäftigung von Zeitarbeitskräften wieder zugelegt haben, nachdem sie im Jahr 2009 auf ein Minimum zurückgefahren worden war. Das suggeriert zumindest die Entwicklung der Gesamtzahl der Leiharbeitnehmer in Metall- und Elektroberufen, die überwiegend von den Branchen der Metall- und Elektroindustrie nachgefragt werden (siehe Grafik). Neben dem Maschinenbau dürfte auch die Automobilindustrie den Einsatz von Zeitarbeitskräften seit Anfang 2010 kräftig ausgeweitet haben. In Bezug auf die Nutzung von Zeitarbeit sind enorme Varianzen zu beobachten. Über ein Viertel der Firmen beschäftigte Ende September gar keine Zeitarbeitnehmer. Betrachtet man die Gruppe jener Firmen, bei denen am 30.09. mindestens eine Zeitarbeitskraft tä- 1 Hinter dem Begriff Zeitarbeitsquote können sich verschiedene Kennzahlen verbergen. Nicht selten wird darunter der Anteil der Zeitarbeitnehmer an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland verstanden. Diese sog. Penetrationsrate liegt bei unter drei Prozent. Sie unterscheidet sich von der Zeitarbeitsquote im Sinne einer Nutzungsintensität. Dafür berechnet man die Relation der eingesetzten Zeitarbeitskräfte zur Zahl der festangestellten Mitarbeiter in einer Branche oder einem Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Es handelt sich hierbei also nicht um einen echten Anteilswert. Beispielsweise erfolgen die Prozentangaben von Gesamtmetall zum Umfang der Zeitarbeit in dieser Form. Für die Metall- und Elektroindustrie insgesamt schätzte Gesamtmetall zur Jahresmitte 2011 eine Zeitarbeitsquote von fünf Prozent. Schließlich erhebt der VDMA auch im Rahmen der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen eine Zeitarbeitsquote. Diese Quote ist ein Mittelwert der Zeitarbeitsquoten der Umfrageteilnehmer, wobei zur Ermittlung der Quote der auf ein Jahr umgerechnete Zeitarbeitnehmereinsatz durch die Summe aus Mitarbeitern und Zeitarbeitskräften dividiert wird. Die so gewonnene Kennzahl betrug im Jahr 2010 (jüngster Wert) 2,7 Prozent.

5 tig war, so liefert bereits das 70 %-Streuband der Zeitarbeitsquoten, also ohne die niedrigsten und höchsten 15 % der Beobachtungen, Werte zwischen 0,3 und 12,4 Prozent. Eine differenzierte Betrachtung der Umfrageergebnisse nach der Unternehmensgröße zeigt zwar, dass Großunternehmen die vergleichsweise höchste Nutzungsintensität der Zeitarbeit aufweisen (7 %) und die Quote im Durchschnitt der Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern nur vier Prozent beträgt. Doch nicht nur zwischen den Größenklassen bestehen systematische Unterschiede. Die große Bandbreite der Nutzung von Zeitarbeit lässt auf eine unterschiedliche strategische Bedeutung dieses Instruments in den Unternehmen schließen. Während im einen Extrem ganze Projekte mit überlassenen Arbeitnehmern gestemmt werden, beschränkt sich im anderen Extrem der Bedarf auf den vorübergehenden Ersatz ausgefallener Stammkräfte. Entwicklung Zeitarbeitnehmer im Maschinenbau* 60 in Tsd. 50 Zeitarbeitnehmer Maschinenbau, geschätzt Index Leiharbeitnehmer M+E-Berufe, 06/2004=100 300 Index 250 40 30 20 10 200 150 100 0 04 04 05 05 06 06 07 07 08 08 09 09 10 10 11 Sep 11 50 Quelle: Bundesagentur f. Arbeit, VDMA * bezogen auf alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Maschinenbau nach WZ2008 Kapitel 28 Übernahme von Zeitarbeitskräften in reguläre Beschäftigung Bereits in einer VDMA-Erhebung im Herbst 2007 war ein erheblicher Klebeeffekt für Leiharbeitnehmer im Maschinen- und Anlagenbau ermittelt worden. Damals gab ein Viertel der Firmen an, mindestens die Hälfte der bei ihnen beschäftigten Zeitarbeitskräfte übernommen zu haben.

6 In der aktuellen Erhebung wurde nach der durchschnittlichen Chance eines gegenwärtig im Unternehmen tätigen Zeitarbeitnehmers auf einen festen Arbeitsvertrag gefragt. Ein gutes Viertel der Befragten sieht diese Chance bei über 40 Prozent (siehe Grafik). Zwar fällt dieser Anteil in kleinen Unternehmen durchschnittlich höher und in großen Unternehmen durchschnittlich geringer aus; es gibt jedoch keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und der Chance einer Zeitarbeitskraft auf Übernahme. Hochsignifikant ist allerdings die negative Korrelation zwischen der Zeitarbeitsquote und der Chance auf Übernahme. Das heißt, je geringer die Relation Zeitarbeitskräfte zu Stammbelegschaft in einem Unternehmen ist, desto größer fällt diese Chance aus. Der Grund für diesen Zusammenhang liegt möglicherweise in den Motiven für den Einsatz von Zeitarbeit. Fordert ein Unternehmen Zeitarbeitskräfte vor allem dann an, wenn es erkrankte oder beurlaubte Mitarbeiter ersetzen muss, so stehen die Chancen auf Festanstellung recht gut. In einem solchen Unternehmen wird aber nur eine relativ geringe Zahl Zeitarbeitskräfte gebraucht. Anders sieht es in dem Fall aus, in dem mit Hilfe von Zeitarbeitskräften die Kapazitäten temporär aufgestockt werden, beispielsweise um einen zusätzlichen Auftrag annehmen zu können. Diese Strategie resultiert in einer hohen Zeitarbeiterquote bei gleichzeitig geringen Übernahmechancen für den einzelnen Zeitarbeiter. Durchschnittliche Chance einer Zeitarbeitskraft auf Übernahme in eine Festanstellung* Antworten in Prozent 25 26 21 16 11 1 0 % 0-10 % 10-20 % 20-30 % 30-40 % über 40 % Quelle: VDMA-Umfrage Zeitarbeit 2011 * in Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus

7 Finanzieller Aufwand Von 207 Umfrageteilnehmern, die Ende September Zeitarbeitskräfte beschäftigten, schätzten rund 40 Prozent den Aufwand für eine Zeitarbeitskraft gemessen an einer ähnlich qualifizierten Stammkraft als ungefähr gleich hoch ein. Das deckt sich mit der oft geschilderten Erfahrung, dass sich bei der Beschäftigung von Zeitarbeitnehmern zwar Sonderzahlungen und Lohnnebenkosten einsparen lassen. Gleichzeitig sind zusätzlich zur Vergütung der Arbeitskraft Gebühren an den Verleihbetrieb zu entrichten. Für nahezu jeden dritten Melder ist das Entleihen von Arbeitskräften daher sogar die teurere Alternative. Dass das Instrument trotzdem genutzt wird, zeugt von einer positiven Zahlungsbereitschaft der Unternehmen für die durch Zeitarbeit gewonnene Flexibilität. Tendenziell gilt: Je kleiner das Unternehmen, desto höher ist der relative Aufwand für die Zeitarbeit. Fast ein Drittel der Firmen bis 100 Beschäftigte beurteilten den Aufwand für Zeitarbeit als bis zu 20 Prozent höher. Dagegen entschieden sich bei den großen Unternehmen 42 Prozent und damit die anteilsstärkste Gruppe für die Antwort bis zu 20 Prozent niedriger. Hierfür können unter anderem unterschiedliche Konditionen eine Rolle spielen, welche die kleinen bzw. großen Unternehmen bei den Zeitarbeitsfirmen erhalten. Finanzieller Aufwand für Zeitarbeitnehmer im Vergleich zur Stammbelegschaft* Anteil Antworten in Prozent 39 25 27 3 6 über 20 % niedriger bis zu 20 % niedriger etwa gleich bis zu 20 % höher über 20 % höher Quelle: VDMA-Umfrage Zeitarbeit 2011 * i.e. ähnlich qualifizierte festangestellte Mitarbeiter in Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus

8 Wo die Grenze dieser Zahlungsbereitschaft für Flexibilität liegt, wurde mit einer hypothetischen Frage zu ermitteln versucht. Konkret waren die Umfrageteilnehmer aufgefordert, ihre voraussichtliche Reaktion auf eine Zunahme des Aufwands pro Zeitarbeitnehmerstunde anzugeben, also die Nutzung von Zeitarbeit unverändert zu belassen, zu reduzieren oder darauf zu verzichten. Die Antworten zeigen, dass die Mehrheit der Melder bei einer Verteuerung der Zeitarbeitsstunde mit einer geringeren Nachfrage nach oder sogar dem Verzicht auf Zeitarbeit reagieren würden. Im Falle eines massiven Aufwandszuwachses würde sogar eine deutliche Mehrheit der Firmen, die aktuell Zeitarbeitskräfte beschäftigen, darauf verzichten. Die Folge wäre die verstärkte Nutzung anderer Flexibilisierungsinstrumente, gegebenenfalls aber auch die Ablehnung von Aufträgen und damit der Verzicht auf potentielle Wertschöpfung. Insbesondere kleinere und mittelgroße Unternehmen, die bereits jetzt schon die Zeitarbeitsstunde als relativ teuer beurteilen, würden bei einer massiven Verteuerung wohl gänzlich vom Gebrauch dieses wichtigen Flexibilitätspuffers ausgeschlossen. Frankfurt/Main, 05.12.2011

VDMA Volkswirtschaft und Statistik Lyoner Straße 18 60528 Frankfurt am Main Kontakt Dr. Susanne Krebs Telefon +49 69 66 03-1469 Fax +49 69 66 03-2469 E-Mail susanne.krebs@vdma.org Internet www.vdma.org www.vdma.org VDMA DesignStudio