Emotionen II Temperament, Entwicklung der Emotionswissens und verständnisses, Emotionsregulation Temperament Definition nach Rothbart & Bates (1998) Veranlagungsbedingte individuelle Unterschiede in der emotionalen, motorischen und aufmerksamkeitsbezogenen Reagibilität und in der Selbstregulierung, die über Situationen hinweg konsistent, sowie über die Zeit hinweg stabil sind. Definition nach Lohaus et. al.(2010) Das Temperament eines Kindes umfasst stabile behaviorale und emotionale Verhaltensreaktionen, wie beispielsweise Ausdauer, Intensität oder Regelmäßigkeit. Die Reaktionsmuster können bereits sehr früh beobachtet werden und stehen sogar mit pränatalem Verhalten in Verbindung. Sie sind darüber hinaus in einem hohen Maße genetisch determiniert. Langzeitstudie Chess & Thomas Intensive und wiederholte Befragung einer Reihe von Eltern über das Verhalten des Kindes Um mögliche Verzerrungen der Beschreibung zu reduzieren, mussten die Eltern das Verhalten detailliert beschreiben, statt zu interpretieren Anhand der Daten wurden 9 Aspekte des kindlichen Temperaments identifiziert: Aktivitätsniveau, Rhythmus, Annäherung/Rückzug, Anpassungsfähigkeit, Reaktionsintensität, Rektionsschwelle, Stimmung, Ablenkbarkeit und Aufmerksamkeitsspanne Anhand der Ergebnisse wurden 3 Kategorien Babys gebildet: Einfache Babys- >Stellen sich leicht auf neue Situationen ein,entwickeln schnell Routinen, Leicht zu beruhigen Schwierige Babys- >Stellen sich langsam auf neue Erfahrungen an,reagieren negativ auf Reize, Unregelmäßigen Körperfunktionen Langsam- auftauende- Babys- >Babys waren zuerst etwas schwierig, wurden aber mit der Zeit einfacher Stabilität des Temperaments Säuglinge, die bei neuen Reizen ein ängstliches Verhalten zeigten, zeigen auch im alter von 2 ein erhöhtes Angstniveau und mit 4 ½ ein erhöhtes Niveau an soz. Hemmung. Feten in der 20. Schwangerschaftswoche, die sehr aktiv im Mutterleib waren, waren im Alter von 3. und 6. Monate sehr aktiv, schwierig und weniger anpassungsfähig. Die Übereinstimmungen der Temperamentsdimensionen bei eineiige Zwillinge liegt bei r= 0,70, ist der Korrelationseffizient bei zweieiige relativ niedriger- r=0,38. FAZIT: Die Temperamentsdimensionen bleiben über die Zeit relativ stabil und sind genetisch eingeprägt! Die Rolle des Temperaments für die Anpassungsfähigkeiten Kinder mit negativen Emotionen haben später anhaltende Probleme bei der Anpassung und im Umgang mit anderen. Sie zeigen häufiger illegales Verhalten und geraten oft mit dem Gesetz in Schwierigkeiten. Im frühen erwachsenen Alter kommen sie schlechter mit anderen aus, mit denen sie zusammenwohnen. Die Freundschaften sind mit wenig Intimität und Vertrauen gekennzeichnet.
Temperament + soz. Umwelt= Anpassung Wenn schwierige Kinder unterstützende Eltern haben, bessere Anpassungsgüte, im Vergleich zu Kinder die bestraft und zurückgewiesen werden. Temperament messen Methode des Berichtens- >Eltern berichten über Aspekte des Temperaments ;die Berichte stabil im Zeitlauf und voraussagen die spätere Entwicklung ;Vorteil- die Eltern haben besseres Wissen über das Verhalten der Kinder in verschiedenen Situationen ;Nachteil- nicht immer objektiv und kein Basis meistens zum Vergleich mit anderen Kindern Laboruntersuchungen- >Langzeitstudien von ängstliche Kindern, wie sie reagieren würden in unbekannte Situationen- z. B. eine unbekannte Frau kommt ins Raum ;Vorteil- keine Verzerrung der Daten ;Nachteil- eingeschränkten Bedingungen zum Beobachten, bestimmen bestimmen das Verhalten in der Situation und nicht das Temperament. Physiologische Messung- >Die Bestimmung der Pulsfrequenz bei hochreaktive und wenig reaktive Kinder ;Vorteil- relativ objektiv ;Nachteil- man kann nicht angeben, ob der reflektierte Prozess die Ursache oder die Folge von Emotion ist. Emotionale Entwicklung Eltern- Kind- Beziehung- >Sozialisation* der Kinder durch die Eltern durch ihren Ausdruck der Emotionen gegenüber den Kindern durch ihre Reaktion auf den kindlichen Ausdruck von Emotionen durch Gespräche über Emotionen Der elterliche Ausdruck von Emotionen- > Hat einen großen Einfluss auf die spätere soz. Kompetenz der Kinder Die Emotionen, die zu Hause gezeigt werden, beeinflussen die Sicht der Kinder auf sich selbst Der elterliche Ausdruck dient als Modell, wann und wie man Emotionen ausdrückt und welche Formen des Emotionsausdrucks in zwischenmenschlichen Situationen angemessen sind Kinder drücken selbst mehr positive Emotionen, wenn zu Hause positive Emotionen vorherrschen. Sie sind sozial kompetent, können die Emotionen anderer verstehen. Wenn zu Hause negative Emotionen vorherrschen, zeigen Kinder geringer Maß an soz. Kompetenz, es besteht hohe Wahrscheinlichkeit dass die Kinder Verhaltensprobleme und Defizite entwickeln. Reaktionen der Eltern auf die Emotionen der Kinder- >Wenn die Eltern die Traurigkeit der Kinder abtun und sie kritisieren, sind als Folge diese Kinder weniger emotional und weniger soz. Kompetent, besitzen weniger Sympathie für andere, können weniger mit Stress umgehen und neigen zu negative Emotionen und Verhaltensprobleme. Wenn Eltern unterstützende reagieren, lernen die Kinder besser ihre Gefühle zu regulieren und sie besser auszudrücken. Diese Kinder sind kompetenter sowohl in der Schule, als auch im Umgang mit gleichartigen.
Emotionsverständnis Emotionen Identifizieren- >4-7 M. können Kinder Freude und Überraschung unterscheiden Ab 7 M. Emotionsausdrücke eine Bedeutung zuzuschreiben 8-12 M. Entwicklung soz. Referen- zieren Ab 3 J. entwickeln Kinder die Fähigkeit einfache Emotionen zu benennen Erste Schuljahren- abgrenzen zwischen Wut, angst, Traurigkeit Bis zur Grundschule- die Fähigkeit Stolz, Scham & schuld zu benennen Emotionen verstehen- >Wichtig um Verhalten und Motive bei anderen und bei sich zu verstehen dient zur besseren Regulierung des eigenen Verhaltens und die eigenen Emotionen zu steuern. Kinder hören sich kurze Geschichten an, zusammen mit Bildern über verschiedenen Situationen z.b. Geburtstagsfeier oder ein Haustier zu verlieren. Dann werden sie gefragt, wie sich die Personen in der Geschichte fühlen. 2-3 jährige können fröhliche Situationen erkennen, erst ab 4. J. traurige Situationen und ab dem Vorschulalter Angst und Wut erkennen. Komplexe Gefühle wie Scham und stolz erst ab 7 J. Echter vs. Falscher Emotionen- >Wichtiger Punkt für die emotionale Entwicklung ist zu verstehen, dass die Emotionen die Menschen ausdrücken, nicht immer der wahren Gefühlen entsprechen. Ab 5 Jahren bei den Untersuchungen hörten sich Kinder zuerst Geschichten an und danach mussten sie auf die folgenden Bilder zeigen, wie sich die Person aus der Geschichte wirklich fühlt und dann wie die Person gerne aussehen möchte. I. Emotionsregulation: = Prozess der Initiierung, Hemmung oder Modulierung innerer Gefühlszustände, emotionsbezogener physiologischer Prozesse und Kognitionen sowie des Verhaltens im Dienste der Zielerreichung zur Befriedigung von Bedürfnissen Sinn der Emotionsregulation: =>Unterscheidung nützlicher von nicht nützlichen Emotionen =>Beachtung sozialer Normen hinsichtlich des Ausdrucks von Emotionen Entwicklung der Emotionsregulation im Säuglingsalter: interpsychische vs. intrapsychische Regulation: Veranlassung anderer Personen zur Unterstützung vs. Selbstausführen von Bewältigungshandlungen Säugling: Kaum intrapsychische Strategien - Habituationsfähigkeit bzgl. störendem visuellem, taktilem oder auditivem Reiz 2 Monate: - Regulation der visuellen Aufmerksamkeit durch Blickfeldwechsel 6 Monate:
- Motorische Fertigkeiten: hin- / davonkrabbeln, stilisiertes Reiben der Kleidung Häufige interpsychische Strategien - Nahrungszufuhr, Wärmeregulation, Nähe & Sicherheit 2 Monate: - Zusammenhangslernen von Emotionsanlass, Emotionsausdruck und Bewältigungshandlungen durch Bezugsperson 6 Monate: - Soziales Referenzieren in potentiell gefährliche Situation Emotionsregulation im Kleinkindalter (2,5 Jahre): Intrapsychische Strategien - Einfluss des Spracherwerbs ermöglicht Perspektivenübernahme Interpsy. Strategien - Steigende Erwartungen der Eltern beeinflussen Regulationsfähigkeiten Emotionsregulation im Vorschulalter (3.- 6. Lebensjahr): Oft intrapsychische Strategien: - Zunehmende Fähigkeit, negative emotionale Folgen für sich und andere vorherzusehen - Zunehmende Fähigkeit, Emotionen vorzutäuschen Abnehmende interpsychische Strategien: Eltern leben Kindern Modelle für den Umgang mit Emotionen vor Emotionsregulation im Schulalter: - Häufiger Gebrauch von kognitiven Strategien (Umbewertung, Bagatellisierung) - Wahl der Strategie im Hinblick auf die Akzeptanz durch Gleichaltrige: Konfrontieren, schädigen, sich distanzieren, zurücknehmen, Humor Bei kontrollierbarer Situation problemorientierte Bewältigungsstrategie Bei unkontrollierbarer Situation indirekte Strategie (Ablenkung) Emotionsregulation im Jugendalter: - Geschlechtseffekte immer ausgeprägter: Mädchen suchen nach sozialer Unterstützung Internalisierende Problemverarbeitung (Depressionen, Ängstlichkeit) - Jungen nutzen vermeidende Strategien und Risikoverhalten (Alkohol-, Drogenkonsum) zur Stressbewältigung Substanzmissbrauch kann sich zu externalisierender Problemverarbeitung auswachsen II. Verhaltensauffällige Kinder: - nehmen negative Signale stärker wahr und neigen zum Grübeln - zeigen oft sowohl externalisierte (Aggressivität) als auch internalisierte Probleme (Grübeln, Ängstlichkeit, Depression) =>können auf Störungen in der Emotionsregulation zurückgeführt werden: Studie von M. Lewis, I. Granic, C. Lamm et al. (2008): Finden einer Erklärung für hohe Variabilität der Wirkung von Interventionsmaßnahmen bei verhaltensauffälligen Kindern => Grundlagen: - Präfrontale Systeme sind verantwortlich für Selbstbewertung und Verhaltensverhinderung - Ursprung der Aggressivitätsprobleme: Unteraktivität im ventralen Bereich und Unteraktivität im dorsomedialen Bereich
- Ursprung der Ängstlichkeits- /Depressions- Probleme: Überaktivität im ventralen Bereich und Unteraktivität im dorsomedialen Bereich =>Methode: Untersuchung der Veränderung der N2- Amplitude bei Verhaltenstreatment => Schlussfolgerungen: 1. Normale Individuen gebrauchen ventrale Regionen nur bei emotionalen Aufgaben, aber Depressive nutzen sie bei allen Aufgaben 2. Das führt zu einem Bias, der in sozialen Situationen auftritt => gefühlte Bedrohung 3. Verhaltensbehandlung hilft klinischen Individuen, diesen Hirnbereich zu entspannen