Unternehmensnachfolge Soll ich mich ins gemachte Nest setzen? Daniela Becker-Keip Diplom-Betriebswirtin (FH) Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz
Inhalt Allgemeines Vorteile und Nachteile von Übernahmen Nachfolger oder Unternehmen finden Formen der Übergabe Der Wert des Unternehmens Ablauf einer Übernahme 2
Betriebsübergaben Im Zeitraum 2014 bis 2018 steht in knapp 135.000 Familienunternehmen in Deutschland der Generationenwechsel an Dies sind etwa 27.000 Übergaben pro Jahr Dies betrifft rund 2 Mio. Beschäftigte im Fünf-Jahres-Zeitraum < oder 400.000 Mitarbeiter pro Jahr (Quelle: IfM Bonn: Unternehmensnachfolgen in Deutschland 2014 bis 2018, Dez. 2013) 3
Quelle: IfMBonn: Unternehmensnachfolgen in Deutschland 2014 bis 2018, Dez. 2013) 4
Übertragungsgründe Alter Gesundheit Familiäre Gründe Finanzielle Gründe Wirtschaftliche Gründe 5
Übergabeziele ausreichende Altersversorgung interessengerechte Erbfolgeregelung ungehinderte Fortentwicklung des Betriebes steuerrechtlich optimale Übertragung 6
Übernahmeziele dauerhafte Einkommensquelle Selbstverwirklichung hohe Rendite des eingesetzten Kapitals Unabhängigkeit Qualifizierte Mitarbeiter 7
An wen wird übergeben? 54 % Kinder und nahe Verwandte (familienintern) 17 % Mitarbeiter (unternehmensintern) 29 % fremde Dritte (unternehmensextern) (Quelle: IfM Bonn: Unternehmensnachfolgen in Deutschland 2014 bis 2018, Dez. 2013) 8
Inhalt Allgemeines Vorteile und Nachteile von Übernahmen Nachfolger oder Unternehmen finden Formen der Übergabe Der Wert des Unternehmens Ablauf einer Übernahme 9
Vorteile von Übernahmen Risiko ist kalkulierbarer Standort Produkte und Leistungen eingespieltes Mitarbeiterteam Bekanntheit, Stammkunden gleitender Übergang 10
Vorteile von Neugründungen Dimension planbarer flexibler in der Standortwahl Finanzierung geringer neue Investitionsgüter Firmenbild planbar, keine Generationskonflikte Auswahl der Mitarbeiter 11
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Nachfolger-/Unternehmenssuche Wer ist geeignet? Wie finde ich einen Nachfolger/Unternehmen? Familie Mitarbeiter Betriebsbörse der HwK oder IHK www.nexxt-change.org Inserate schalten Meisterschulen externe Vermittler gezielte Ansprache von Betrieben 13
Welche Voraussetzungen sollte eine ÜbernehmerIn erfüllen? handwerksrechtliche Voraussetzung gute Fachkenntnisse, aktuelle Entwicklungen Motivation, Ehrgeiz, Belastbarkeit Mitarbeiterführung Organisationsgeschick kaufmännische Kenntnisse Vertriebserfahrung finanzielle Reserven 14
Nachfolger-/Unternehmenssuche Wer ist geeignet? Wie finde ich einen Nachfolger/Unternehmen? Familie Mitarbeiter Betriebsbörse der HwK oder IHK www.nexxt-change.org Inserate schalten Meisterschulen externe Vermittler gezielte Ansprache von Betrieben 15
Nachfolger-/Unternehmenssuche 16
Nachfolger-/Unternehmenssuche 17
Kreis Bad Kreuznach Installateur und Heizungsbauer "Etabliertes Heizung-Sanitär-Unternehmen mit gutem festem Kundenstamm im Hunsrück sucht motivierten Nachfolger. Der jetzige Inhaber bietet eine umfassenden Einarbeitung in den Betrieb an. Eine gute Verkehrsanbindung ist vorhanden. Das in einem Gewerbegebiet gelegene Unternehmen bietet folgende Flächen ca. 30 qm Büro mit Werkstatt-/Lagerhalle ca. 200 qm. Die Maschinenund Geschäftsausstattung, sowie Grundstück und Wohnhaus können mit übernommen werden. Die Übergabe kann ab sofort erfolgen. A12 1830 024A* Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz 18
Wie übergabefähig ist der Betrieb? Umsatz- und Ertragssituation Produkte und Dienstleistungen Betriebsstätte, technische Ausstattung Markt und Kunden Mitarbeiter Betriebsorganisation 19
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Formen der Übertragung Verkauf Verpachtung und Vermietung Verrentung Schenkung Beteiligung Mischformen 21
Verkauf endgültige und klare Lösung für Käufer/Verkäufer Höhe des Kaufpreises Frage der Finanzierung u. U. steuerliche Belastung bei Übergeber eventuell Verkäuferdarlehen (Zahlung in Raten) Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz 22
Pacht Verpächter bleibt Eigentümer des Betriebes Pachthöhe abhängig von Größe/Zustand der Räume sowie vom Wert der Maschinen/Geräte und Ertragskraft Problem: Instandhaltung, Neu- und Ersatzbeschaffung? Vorteil: Kein Kaufpreis, i. d. R. geringeres Finanzierungsproblem eventuell Mischform (Pacht des Gebäudes und Kauf des Inventars, Maschinen und BGA) Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz 23
Verrentung Verrentung gegen Rentenzahlung: Zeitrente, Leibrente Verrentung gegen dauernde Last 24
Schenkung bei Betriebsübergabe i.d.r. in der Familie unentgeltliche Übertragung aller wesentlichen Betriebsgrundlagen eventuell Vereinbarung einer Rente oder "dauernden Last" erbrechtliche Regelung zwingend erforderlich (vorweggenommene Erbfolge, Testament, Ausgleichszahlungen usw.) Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz 25
Beteiligung Kommanditist (KG) GdbR oder OHG Übernahme von Geschäftsanteilen (GmbH) Betriebsaufspaltung Stille Beteiligung 26
Regelung des Übergangs in einem Akt schrittweise gemeinsame Gesellschaft 27
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Wie viel ist der Betrieb eigentlich wert? 29
Kaufpreis-Faustformeln x % vom Umsatz Vermögen plus Gewinn x-facher Jahresgewinn Kaufpreis = Schuldenübernahme Verkauf des Kundenstamms Faustformeln sind kein geeignetes Instrument 30
Methoden der Unternehmensbewertung Ertragswertmethode Substanzwertmethode Mittelwertmethode IDW-Standard Stuttgarter Verfahren... 31
Begriffsbestimmung Ertragswert Substanzwert Firmenwert Liquidationswert Marktwert 32
Einflussgrößen des Kaufpreises Inhaber Mitarbeiter Kunden/Lieferanten Leistungsangebot Standort und Betriebsausstattung Ertragssituation 33
Kaufpreis nach Substanzwert Grundlage kann Anlagenspiegel sein Anschaffungspreis, Kaufdatum Aufstellung Anlage- und Umlaufvermögen Wiederbeschaffungspreise festlegen Fahrzeuge über Schwacke-Liste bewerten Bewertung Immobilie durch HwK-Mitarbeiter 34
Kaufpreis nach Ertragswertmethode Ertragswert nach AWH-Standard Grundlagen des Unternehmens Vergleich mit Substanzwert Verhandlungen Verkäufer und Käufer www.wertermittlung-handwerk.de 35
Ablauf der Ertragswertmethode nach dem AWH-Standard Ermittlung der Erträge (mind. 4 Geschäftsjahre) Korrektur um außerordentliche und einmalige Einflüsse Korrektur steuerlicher Werte Korrektur kalkulatorischer Werte (z.b. Unternehmerlohn) Bildung eines gewichteten, durchschnittlichen Ergebnisses Kapitalisierung des durchschnittlichen Ergebnisses (www.wertermittlung-handwerk.de) 36
Erstellung einer Planrechnung Umsatz- und Ertragslage vor der Übernahme Umsatz 300.000 - Wareneinsatz 120.000 - Personal 80.000 - Pacht 0 - Zinsen 2.000 - sonstige Aufw. 28.000 = Gewinn 70.000 Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz 37
Erstellung einer Planrechnung Umsatz- und Ertragslage vor der Übernahme Umsatz- und Ertragslage nach der Übernahme Umsatz 300.000 Umsatz 300.000 - Wareneinsatz 120.000 - Wareneinsatz 120.000 - Personal 80.000 - Personal 80.000 - Pacht 0 - Pacht 24.000 - Zinsen 2.000 - Zinsen 8.000 - sonstige Aufw. 28.000 - sonstige Aufw. 28.000 = Gewinn 70.000 = Gewinn 40.000 Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz 38
Erstellung einer Planrechnung Umsatz- und Ertragslage vor der Übernahme Umsatz- und Ertragslage nach der Übernahme Umsatz 300.000 Umsatz 300.000 - Wareneinsatz 120.000 - Wareneinsatz 120.000 - Personal 80.000 - Personal 50.000 - Pacht 0 - Pacht 12.000 - Zinsen 2.000 - Zinsen 8.000 - sonstige Aufw. 28.000 - sonstige Aufw. 20.000 = Gewinn 70.000 = Gewinn 90.000 Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz 39
Welche gewerberechtliche Auflagen sind zu erwarten? Eignung der Räumlichkeiten; Anforderungen an Fußboden, Raumtemperatur, Raumhöhe, Beleuchtung, Fluchtmöglichkeiten Antrag auf Nutzungsänderung? Umgang mit gefährlichen Stoffen luftverunreinigende Emissionen: Staub, Rauch, Gase, Gerüche Brandschutz Geräusch-Emission Stellplatzbedarf 40
Was ist bei der Übernahme der Mitarbeiter zu beachten? BGB 613a: Rechte und Pflichten bei Betriebsübergang (1) Geht ein Betrieb oder Betriebsteil durch Rechtsgeschäft auf einen anderen Inhaber über, so tritt dieser in die Rechte und Pflichten aus den im Zeitpunkt des Übergangs bestehenden Arbeitsverhältnissen ein. 41
Steuerliche Aspekte der Betriebsübergabe Verkauf Einkommenssteuer Steuerpflichtiger Veräußerungsgewinn Freibetrag von 45.000 Ermäßigter Steuersatz 42
Beispiel Verkauf des Betriebes der Veräußerungsgewinn unterliegt unter Berücksichtigung von Steuervergünstigungen der Einkommenssteuer Veräußerungsgewinn entsteht, wenn der Verkaufspreis höher ist als der Buchwert Beispiel: Verkaufspreis - Buchwerte des Betriebsvermögens - Veräußerungskosten = Veräußerungsgewinn 43
Steuerliche Aspekte der Betriebsübergabe Schenkung Persönliche Freibeträge Ehegatten 500.000 Kinder je Elternteil je 400.000 Enkel 200.000 44
Inhalt Allgemeines Vorteile und Nachteile von Übernahmen Nachfolger oder Unternehmen finden Formen der Übergabe Der Wert des Unternehmens Ablauf einer Übernahme 45
Komplexität der Nachfolge Unternehmer Nachfolger Ehe/Familie Erbrecht Finanzen Steuern Vermögen Unternehmensstrategie 46
Vorgehen des Übernehmers Unternehmen suchen Kaufpreis ermitteln Übertragungsform und Zeitplan festlegen steuerliche und rechtliche Fragen klären Weiterbildungsmaßnahmen planen Finanzierung regeln 47
Vorbereitung eines Bankgesprächs Unternehmenskonzept: Geschäftsidee, Markt,... Kapitalbedarfs- und Investitionsplan Rentabilitätsvorschau, Liquiditätsplan Eigenkapital, Sicherheiten Jahresabschlüsse, aktuelle BWA Beschäftigungsstruktur des Unternehmens 48
Gemeinsame Umsetzung Übertragungsprozess gestalten Unternehmen genau kennen lernen vertragliche Gestaltung Zeitrahmen und Zahlungsmodalitäten festlegen 49
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