Rückstellungen. Divergenzen zwischen Handels- und Steuerrecht sowie Implikationen für latente Steuern. WP StB Karl Petersen. München, 13.

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Transkript:

Rückstellungen Divergenzen zwischen Handels- und Steuerrecht sowie Implikationen für latente Steuern WP StB Karl Petersen München, 13. Juli 2011

Gliederung 1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung 2. Änderungen durch das BilMoG 3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkung auf latente Steuern

Gliederung 1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung 2. Änderungen durch das BilMoG 3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkung auf latente Steuern

1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung Zielsetzung der Bilanzierung latenter Steuern Ermittlung der korrekten Reinvermögensgröße Zutreffender Ausweis bestehender Steuererstattungsansprüche und Steuerverbindlichkeiten Abgrenzungskonzeption Timing-Konzept BilMoG Temporary-Konzept Berücksichtigung von Zeitlichen Differenzen Quasi-permanenten Differenzen Nichtberücksichtigung von Permanenten Differenzen 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 4

1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung Aktive latente Steuern Handelsbilanz Steuerbilanz aktivische latente Steuern Aktiva: handelsbilanzieller Wert < steuerlicher Wert Passiva: handelsbilanzieller Wert > steuerlicher Wert 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 5

1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung Aktive latente Steuern 1. Ansatz Wirtschaftsgut in Steuerbilanz, kein Ansatz in Handelsbilanz Temporäre Differenzen Ansatz eines Geschäfts- oder Firmenwertes nur in der Steuerbilanz (Umwandlungsfall) 2. Ansatz Schuld in Handelsbilanz, kein Ansatz in Steuerbilanz Passivierung einer Rückstellung für drohende Verluste in HB, nicht jedoch in StB 3. Wert Vermögensgegenstand in Handelsbilanz < Wert in Steuerbilanz Abschreibung Firmenwert über 15 Jahre in StB, in HB höhere Wertminderung 4. Wert Schuld in Handelsbilanz > Wert in Steuerbilanz abzugsfähige temporäre Differenz aktive latente Steuern Pensionsrückstellung in HB gegenüber Teilwert nach 6a EStG in StB 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 6

1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung Passive latente Steuern Handelsbilanz Steuerbilanz passivische latente Steuern Aktiva: handelsbilanzieller Wert > steuerlicher Wert Passiva: handelsbilanzieller Wert < steuerlicher Wert 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 7

1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung Passive latente Steuern Temporäre Differenzen 1. Ansatz Vermögensgegenstand nach Handelsbilanz, kein Ansatz in Steuerbilanz Selbst erstellte immaterielle Vermögensgegenstände (Entwicklungskosten) 2. Ansatz Schuld in Steuerbilanz, kein Ansatz in Handelsbilanz Sonderposten mit Rücklageanteil 3. Wert Vermögensgegenstand in Handelsbilanz > Wert in Steuerbilanz Nutzung der degressiven Abschreibung in der Steuerbilanz, in HB lineare Abschreibung 4. Wert Schuld in Handelsbilanz < Wert in Steuerbilanz zu versteuernde temporäre Differenz passive latente Steuern Abzinsung Rückstellung in der HB, keine oder niedrigere Abzinsung in der StB 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 8

1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung Ermittlung aktiver und passiver latenter Steuern 1. Schritt: Bilanzvergleich Handelsbilanzwerte steuerliche Wertansätze Ermittlung temporärer Differenzen (zeitliche und quasi-permanente Differenzen) Aktivsaldo Passivsaldo Fünf-Jahres- Grenze für Verlustvorträge Ermittlung verrechenbarer Verlustvorträge: X = innerhalb von fünf Jahren nutzbarer Betrag Y = außerhalb des Fünf-Jahres- Zeitraums nutzbarer Betrag 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 9

1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung Ermittlung aktiver und passiver latenter Steuern Fünf-Jahres- Grenze für Verlustvorträge Ermittlung verrechenbarer Verlustvorträge: X = innerhalb von fünf Jahren nutzbarer Betrag Y = außerhalb des Fünf-Jahres-Zeitraums nutzbarer Betrag Passivsaldo kleiner X Fünf-Jahres-Grenze für aktive latente Steuern auf Verlustvorträge Aktivsaldo Passivsaldo größer X, aber kleiner X + Y keine Berücksichtigung der Fünf- Jahres-Grenze für Verlustvorträge Saldo von Null Passivsaldo größer X + Y keine Berücksichtigung der Fünf-Jahres-Grenze für Verlustvorträge Passivsaldo Ansatzwahlrecht (aber Stetigkeit!) Ansatzwahlrecht (aber Stetigkeit!) Ansatzpflicht Bewertung (Verbindlichkeitenmethode) 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 10

1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung Ermittlung aktiver und passiver latenter Steuern Bewertung (Verbindlichkeitenmethode) Ausweiswahlrecht (Stetigkeitsgebot) Nettoausweis Bruttoausweis Anhangangaben ( 285 Nr. 29 HGB) 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 11

Gliederung 1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung 2. Änderungen durch das BilMoG 3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkung auf latente Steuern

2. Änderungen durch das BilMoG Ansatzkomponenten Zielsetzung Berücksichtigungspflichtige Differenzen HGB a.f. Timing-Konzept (GuV-orientiert) Abbildung des richtigen Steueraufwands Timing Differences (Entstehung und automatische Umkehrung GuV-wirksam) Aktive latente Steuern HGB n.f. Temporary-Konzept (bilanzorientiert) Gewährleistung eines richtigen Reinvermögensausweises Temporary-Differences (temporäre Differenzen einschließlich quasipermanenter Differenzen) Passive latente Steuern Vermögensgegenstände HB < steuerlicher Wert HB > steuerlicher Wert Verbindlichkeiten/ Rückstellungen HB > steuerlicher Wert HB < steuerlicher Wert 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 13

2. Änderungen durch das BilMoG Wegfall der umgekehrten Maßgeblichkeit durch das BilMoG Steuerliche Wahlrechte müssen handelsrechtlich nicht mehr analog behandelt werden, um steuerlich akzeptiert zu sein Beispiel: Verteilungswahlrecht bei erstmaliger Buchung einer Pensionsrückstellung ( 6a Abs. 4 Satz 3 EStG) ansonsten gilt unverändert das folgende Schaubild: Handelsrecht Passivierungsgebot Passivierungswahlrecht Passivierungsverbot Steuerrecht Passivierungsgebot Passivierungsverbot Passivierungsverbot Durchbrechung dieses Grundsatzes bei Vorhandensein steuerlicher Sondervorschriften 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 14

Gliederung 1. Aktive und passive latente Steuern und ihre Ermittlung 2. Änderungen durch das BilMoG 3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkung auf latente Steuern

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Ansatz Aufwandsrückstellungen: keine Änderung (Passivierungswahlrecht für weggefallene Aufwandsrückstellungen in der Handelsbilanz traf auf Passivierungsverbot in der Steuerbilanz) wesentlicher Unterschied zwischen Handels- und Steuerbilanz (unverändert): Drohverlustrückstellungen HB: Passivierungspflicht nach 249 Abs. 1 Satz 1 HGB StB: Passivierungsverbot nach 5 Abs. 4a Satz 1 EStG 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 16

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Bewertung Berücksichtigung von Preis- und Kostensteigerungen Steuerrechtlich: 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchst. f) EStG keine Berücksichtigung möglich Handelsrechtlich: zwingend zu beachten Folge c.p.: Rst Handelsrecht > RSt Steuerrecht à aktive latente Steuern neue handelsrechtliche Auf- und Abzinsungsregelungen haben keinen Einfluss auf gewerbesteuerliche Hinzurechnung von Zinsen ( 8 Nr. 1 GewStG) Zinsschrankenregelung ( 4h EStG) 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 17

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Bewertung Abzinsung von Rückstellungen mit Zinsanteil und Laufzeit > 1 Jahr Steuerrechtlich: 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchst. e) Satz 1 i.v.m. 6 Abs. 1 Nr. 3 Satz 2 EStG keine Abzinsung erlaubt Handelsrechtlich: zwingend zu beachten Folge c.p.: Rst Handelsrecht < RSt Steuerrecht à passive latente Steuern Abzinsung der übrigen sonstigen Rückstellungen mit Laufzeit > 1 Jahr Steuerrecht: Abzinsung mit 5,5 % ( 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchst. e) EStG) Handelsrecht: Abzinsung mit dem der Restlaufzeit entsprechenden durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben Jahre ( 253 Abs. 2 Satz 1 HGB) 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 18

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Bewertung Abzinsung der übrigen sonstigen Rückstellungen mit Laufzeit > 1 Jahr Zinssatz 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 Handelsrecht Steuerrecht 1,00 0,00 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 Laufzeit 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 19

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Bewertung Abzinsung der übrigen sonstigen Rückstellungen mit Laufzeit > 1 Jahr Handelsrechtlich anwendbarer Zinssatz zur Zeit niedriger Folge c.p.: Rst Handelsrecht > RSt Steuerrecht à aktive latente Steuern Abzinsung von Rückstellungen für Sachleistungsverpflichtungen Steuerrechtlich ist bzgl. der Abzinsung die Restlaufzeit bis zum Beginn der Erfüllung der Verpflichtung zu wählen ( 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchst. e) Satz 2 EStG) Handelsrechtlich: Abzinsung der einzelnen Tranchen oder Abzinsung mit (gewichteter) mittlerer Laufzeit der Zahlungsreihe Folge c.p.: Rst Handelsrecht < RSt Steuerrecht à passive latente Steuern 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 20

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Bewertung Rückstellung für Aufbewahrung von Geschäftsunterlagen Verpflichtung zur Aufbewahrung gem. 257 HGB bzw. 147 AO angemessen konkretisiert à sowohl handelsrechtlich als auch steuerrechtlich Rückstellungsbildung (voraussichtlicher Erfüllungsbetrag) Vereinfachung: Berechnung der Rückstellung durch Multiplikation der jährl. Kosten mit Faktor 5,5 (= durchschnittl. Verweildauer der Unterlagen im Unternehmen bei zehnjähriger Aufbewahrungspflicht) bzw. mit dem Faktor 3,5 (bei sechsjähriger Aufbewahrungspflicht) handelsrechtlich erfolgt zudem Abzinsung, wobei ein durch linear Interpolation ermittelter Zinssatz für eine Restlaufzeit von 5,5 Jahren verwendet werden kann BFH-Urteil v. 18.01.2011 (I R 14/09): Ist bei der Berechnung von Aufbewahrungsrückstellungen auch zukünftiger Aufwand zu berücksichtigen? à Nein - rückstellungsfähig sind nur vor dem Bilanzstichtag wirtschaftlich verursachte Aufwendungen 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 21

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Bewertung Beispiel Aufbewahrungsrückstellung Archivierung kostet jährlich 2.000 EUR angenommener Steuersatz: 30 % Ermittlung der Rückstellung zum 31.12.2010 steuerrechtlich: 2.000 EUR x 5,5 = 11.000 EUR handelsrechtlich: angenommener interpolierter Zins zum 31.12.2010: 4,42 % bei einer Restlaufzeit von 5,5 Jahren 11.000 EUR / 1,0442 5,5 = 8.671 EUR Unterschiedsbetrag: 2.329 EUR Passive latente Steuern auf Unterschiedsbetrag: 2.329 EUR x 30 % = 699 EUR 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 22

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Bewertung Beispiel Sachleistungsverpflichtung Sachleistungsverpflichtung i.h.v. 200.000 EUR Bilanzstichtag: 31.12.2010 Erfüllung ab 01.01.2012 gleichmäßig über 5 Jahre angenommener Steuersatz: 30% Steuerbilanzieller Wertansatz zum 31.12.2010 200.000 EUR / 1,055 = 189.573 Handelsbilanzieller Wertansatz zum 31.12.2010 200.000 / 1,0415 3 = 177.032 (3 Jahre entsprechen gewichteter mittlerer Laufzeit der Verpflichtung) Unterschiedsbetrag = 12.541 EUR Passive latente Steuern auf UB = 12.541 x 30 % = 3.762 EUR 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 23

3. Rückstellungsinduzierte Sachverhalte mit Auswirkungen auf latente Steuern Zusammenfassung Im Regelfall führen die Abweichungen zwischen Handels- und Steuerrecht bzgl. der Rückstellungsbilanzierung zu aktiven latenten Steuern Ausnahme: Sachleistungsverpflichtungen, die über lange Zeiträume erfüllt werden Aktive latente Steuern müssen nicht angesetzt werden (bei gegebenem Aktivüberhang) Gleichwohl ist eine Dokumentation für die Folgejahre erforderlich 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 24

Kontakt Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Haben Sie noch Fragen? Karl Petersen, Dipl.-Kfm., WP, StB karl.petersen@kleeberg.de Telefon: 089 55 983-0 Telefax: 089 55 983-280 Weitere Informationen unter: www.kleeberg.de 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 25

Disclaimer Disclaimer Die vorliegende Publikation dient der Information unserer Mandanten und Kunden sowie der interessierten Öffentlichkeit. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Wir übernehmen dennoch keine Gewähr und keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Hinweise. Alle Angaben beziehen sich auf den Stand zum Zeitpunkt der Manuskriptfertigstellung. Aufgrund künftiger Entwicklungen können Änderungen eintreten. Wir übernehmen keine Verpflichtung, hierüber zu informieren. Die in diesem Dokument gegebenen Informationen beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, jedoch nicht einer neutralen Prüfung unterzogen haben. Die Herausgeber/Autoren übernehmen keine Gewähr und keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit der hierin enthaltenen Informationen. Die in dieser Untersuchung vertretenen Meinungen stellen ausschließlich die Auffassungen der Herausgeber/Autoren dar und können sich jederzeit ändern; solche Meinungsänderungen müssen nicht publiziert werden. Copyright-Vermerk 07/2011. Herausgeber dieses Werks ist die Dr. Kleeberg & Partner GmbH, München. Wir weisen darauf hin, dass das Urheberrecht sämtlicher Texte und Grafiken in diesem Werk bei uns als Herausgeber und ggf. bei den Autoren liegt. Die begründeten Urheberrechte bleiben umfassend vorbehalten. Jede Form der Vervielfältigung z. B. auf drucktechnischem, elektronischem, optischem, photo-mechanischem oder ähnlichem Wege auch auszugsweise bedarf der ausdrücklichen, schriftlichen Einwilligung des Herausgebers und ggf. des Autors. Es ist Dritten nicht gestattet, das Werk auch auszugsweise zu vervielfältigen. 13.07.2011 Rückstellungen nach BilMoG // Latente Steuern // WP StB Karl Petersen // Dr. Kleeberg & Partner GmbH 26