Beitrag: Diskriminierung von Homosexuellen Was soll Schule lehren?

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Transkript:

Manuskript Beitrag: Diskriminierung von Homosexuellen Was soll Schule lehren? Sendung vom 28. Januar 2014 von Sven Class und Andreas Linke Anmoderation: Als sich neulich der Ex-Fußball-Profi Thomas Hitzlsperger outete da machte halb Deutschland La Ola. Bis hinauf zur Kanzlerin wurde der Mann gefeiert. Für seinen Mut, offen schwul zu sein. Hatte was von: Hurra - die gesellschaftliche Liberalisierung ist geglückt. Oder etwa doch nicht? Inzwischen haben fast 200.000 eine Petition unterzeichnet gegen den Plan, die Kinder an Baden-Württembergs Schulen über sexuelle Vielfalt aufzuklären. Sven Class und Andreas Linke machten sich auf die Spur derer, die jetzt sage und schreibe - Umerziehung fürchten. Und Abwertung von Ehe und Familie. Text: Wie tolerant ist unsere Gesellschaft? Der Stuttgarter Marktplatz. Die gebürtige Rumänin Laura Halding-Hoppenheit kämpft seit 37 Jahren in der baden-württembergischen Hauptstadt gegen die Diskriminierung von Schwulen, bekam dafür gerade erst das Bundesverdienstkreuz. Zwar hat sich viel getan, seit sie angefangen hat. Mittlerweile erachten die allermeisten hier schwule und lesbische Beziehungen als selbstverständlich. Es gibt aber auch andere Stimmen. O-Ton Bruno Fuchs: Diskriminierung, das ist nicht gut, da halte ich gar nichts davon. Aber man sollte es nicht übertreiben, dass jetzt praktisch die gleichgeschlechtliche Ehe wichtiger ist wie die Familie, so ist das doch langsam. Du brauchst ja keine Zeitung aufschlagen, jeden Tag ist das Gleiche drin. O-Ton Roswitha Petri: Das gibt s, okay. Aber im Fernsehen - eine Zeit lang kam dauernd, dauernd, nur mit den Homos, wie sie sich geküsst haben. Da krieg ich so einen Hals. Ich bin gegen das, dass

man das im Unterricht bringt. Es sind 32 Seiten, die in Baden-Württemberg Wellen schlagen. Dabei ist es nur ein Arbeitspapier der Landesregierung. Das Thema Homosexualität soll in den Schulen im Land mehr in den Fokus rücken und im Unterricht behandelt werden. Schüler sollen Beziehungen zwischen Schwulen, Lesben und Transsexuellen als gleichwertig zur klassischen Mann-Frau- Beziehung kennenlernen. Das geht vielen zu weit. Sie fürchten ideologische Umerziehung, starteten vor zwei Monaten eine Petition gegen diese Pläne. Fordern den Schutz von Ehe und Familie. Fast 200.000 haben unterschrieben. Und er ist der Initiator: Gabriel Stängle, Realschullehrer. Mit Frontal21 sprechen möchte er nicht. Äußerungen von vor zwei Wochen eher vorsichtig. O-Ton Gabriel Stängle, Realschullehrer, Initiator der Petition: Es wird mir häufig vorgeworfen, ich hätte was gegen Schwule oder Lesben. Gar nicht! Einige, die seine Petition unterschrieben haben, offenbar schon: Sie sehen in den Plänen der Landesregierung eine Missionierung und Hofierung homosexueller und weiterer abnormaler Interessen. Und finden: Kinder sollen nicht ständig manipuliert werden von irgendwelchen kranken Ideologen. So deutlich werden konservative Kirchenkreise nicht aber auch sie sind gegen die Pläne der Landesregierung. O-Ton Hartmut Steeb, Generalsekretär Deutsche Evangelische Allianz: Alles andere, was doch auch sehr wichtig ist, zum Beispiel die Frage der Inklusion Behinderter kommt überhaupt nicht vor. Und vor allem kommt nicht vor im Bildungsplan, in diesem Entwurf, das was uns verfassungsrechtlich eigentlich geboten ist: nämlich der Schutz und die Förderung von Ehe und Familie. Und das halte ich eigentlich für ein Problem. Für ihn werden homosexuelle Interessen zu wichtig genommen. Schülervertreter sehen das ganz anders. O-Ton Christian Stärk, Vorsitzender Landesschülerbeirat Baden-Württemberg: Wir unterstützen die Landesregierung in ihrem Vorhaben, mehr das Thema Homosexualität einzubringen, weil es auch schon jetzt kaum vorkommt. Also, einzelne Lehrer machen das vielleicht, mal da drüber sprechen oder erwähnen, dass es noch was anderes gibt als Heterosexualität. Und daher

begrüßen wir das und finden es gut. Patrick Müller ist schwul. Vor eineinhalb Jahren hat er an dieser Realschule seinen Abschluss gemacht. Ein Outing während der Schulzeit kam für ihn nicht in Frage. O-Ton Patrick Müller, Berufsschüler: Ich habe mich einfach nicht getraut, ganz einfach deswegen, wie auf dem Schulhof auch über dieses Thema gesprochen wird. Vor allem hören sie das Wort Homo und Schwuchtel jeden Tag auf dem Schulhof. Da kann ich schon verstehen, dass die Leute nicht den Mut haben sich zu outen. Patricks Eltern akzeptierten die Homosexualität ihres Sohnes von Anfang an. Die Mehrheit der Eltern in Deutschland sieht das laut einer Forsa- Umfrage genau so, würde Kinder bei jeder sexuellen Orientierung unterstützen. Die Zahlen zeigen aber auch: 20 Prozent der Väter und Mütter wären enttäuscht, wenn das eigene Kind homosexuell ist. O-Ton Prof. em. Udo Rauchfleisch, Klinischer Psychologe und Psychotherapeut: Es ist immer wieder das Abwägen, ja wie mögen Fremde, Nahestehende reagieren, werden wir selber eventuell angegriffen, und das ist etwas schlimmes, dass dann die Mütter oft schuldbewusst sagen, ja, hab ich da vielleicht irgendetwas falsch gemacht in der Erziehung. Und ich denke, da ist es schon mal wichtig, die Mütter zu beruhigen und zu sagen, das hat überhaupt nichts mit Erziehungsfehlern zu tun. Sören Suchomsky ist evangelischer Pfarrer in Karlsruhe. Und er ist schwul. Homosexualität und Glaube sind für ihn kein Widerspruch. O-Ton Sören Suchomsky, evangelischer Pfarrer, Karlsruhe: Mir war immer klar, dass Gott mich so liebt wie ich bin und dass er damit überhaupt keine Probleme hat. Das einzige, was mir zu schaffen gemacht hat, war die Furcht vor Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Aber mit Gott war ich immer im Reinen, da habe ich mir nie Gedanken gemacht. Bei den Gottesdienstbesuchern ist seine Homosexualität akzeptiert. Aber: O-Ton Sören Suchomsky, evangelischer Pfarrer, Karlsruhe: Ich höre auch immer wieder die Aussage, dass homosexuelle Partnerschaften ungleichwertig sind, auch bis hin zu hohen Kirchenfunktionären und bis zum Bischof. Und das ist

einfach eine Aussage, die verletzt. Also, warum soll das ungleichwertig sein. Ich liebe meinen Partner genauso wie ein anderer Mann seine Ehefrau. Ich versteh überhaupt nicht, was man da als minderwertig bezeichnen kann. Seinen Partner bringt er wie selbstverständlich auch in die Kirchengemeinde mit. Wir finden bei unserer Recherche innerhalb der Kirchen aber auch andere Strömungen. Zum Beispiel das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft. Am Telefon betonen sie: Wir haben nichts gegen Homosexuelle. Auf der Homepage liest aber sich das ganz anders. Da ist Homosexualität eine von zahlreichen Sünden. Der Bund katholischer Ärzte sieht Homosexualität als Krankheit an, immerhin heilbar auf dem letzten Katholikentag ernteten sie dafür scharfe Kritik. O-Ton Prof. em. Udo Rauchfleisch, Klinischer Psychologe und Psychotherapeut: Dass ist ein ganzer Unsinn, das zu sagen. Denn man kann keinen Menschen zu Homosexualität oder gegen Homosexualität erziehen. Auch ihm wurde schon gesagt, er solle sich heilen lassen. Florian Maier ist 29, arbeitet für das evangelische Jugendwerk in Baden-Württemberg. Vor gut zwei Wochen hat er sich als schwul geoutet in seinem Blog. Es gab viele Reaktionen. Fast alle positiv auch die seines Chefs. Jahrelang hatte er sich nur wenigen Vertrauten geöffnet. O-Ton Florian Maier, Angestellter Evangelisches Jugendwerk: Man ist im kirchlichen Kreis dann unter diesem furchtbaren Druck. Jetzt bin ich etwas, mit dem die konservativen Kreise, in denen ich eigentlich unterwegs bin, überhaupt nicht umgehen können. Erst einmal erzählt man es wirklich sehr wenigen Freunden, und immer und dieser furchtbaren Angst, es darf ja niemand weitererzählen, weil wenn die das weitererzählen, habe ich ein richtiges Problem. Florian Maier hofft, dass sich durch sein Outing etwas bewegt. In der Kirche und auch in der Gesellschaft insgesamt. Bislang aber wollen mindestens 200.000 Unterzeichner der Petition von mehr Toleranz nichts wissen. Abmoderation: Aus dem baden-württembergischen Kultusministerium war

inzwischen zu hören: Sei ja alles nur ein Entwurf. Man werde natürlich Rücksicht nehmen auf die Ängste der Leute. Fragt sich, ob die grün-rote Regierung ihren Bildungsplan am Ende durchsetzen wird. Zur Beachtung: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers hergestellt. Jede andere Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Urheberberechtigten unzulässig und strafbar. Insbesondere darf er weder vervielfältigt, verarbeitet oder zu öffentlichen Wiedergaben benutzt werden. Die in den Beiträgen dargestellten Sachverhalte entsprechen dem Stand des jeweiligen Sendetermins.