Was können Sport und Fitness. AK Gesundheitsfördernde Hochschulen Dr. Filip Mess

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Welche Lebens- und Arbeitsverhältnisse führen zum vermehrten Auftreten psychischer Erkrankungen?

Transkript:

Was können Sport und Fitness gegen Berufsstress ausrichten? AK Gesundheitsfördernde Hochschulen 15-05-2009 Dr. Filip Mess

vom 5. März 2009 Termindruck, hohes Tempo, Angst um den Job: Stress im Beruf macht immer mehr Mitarbeiter krank. Psychische Beschwerden sind mittlerweile der zweithäufigste Grund für Fehltage.

vom 5. März 2009 >50% der Arbeitnehmer haben Stresssymptome Schlafstörungen (53%) depressive Verstimmung g( (37%) Nervosität (36%) Konzentrationsstörungen (32%) Besonders gefährdet: Frauen, Ältere, Geringverdiener Erkrankungsdauer: 39,1 Tage Bewältigungsstrategien Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmittel Ruhe, Entspannung, Sport

Stress als Epidemie i der modernen Leistungsgesellschaft? Jeder dritte Beschäftigte in Europa ist betroffen (Diamantopoulou, 2002) 50 bis 60 Prozent aller verlorenen Arbeitstage in Europa hängen mit Stress zusammen (Cox, Griffiths & Rial-Gonzales, 2000)

Ursachen?

Wandel in der Berufswelt Belastung physisch physisch früher psychisch-mental psychosozial Berufswelt heute Zeitachse - Urzeit bis zum Jahr 2009

Anforderungen an die Mitarbeiter Komplexe Arbeitsanforderungen Eigene Arbeitsabläufe blä und -organisation müssen permanent tdaran angepasst werden (neue Kommunikationsstrukturen), lebenslanges Lernen Befristete Arbeitsverhältnisse / Teilzeitarbeitsverhältnisse Arbeitsorganisation (Teamarbeit / Projektarbeit) verändert die sozialen Strukturen

Warum sind manche Personen in einer bestimmten Situation gestresst wohingegen andere diese als Herausforderung betrachten?

Wie entsteht t Stress? Stresstheorien

Entwicklung von Stresstheorien Cannon (1928) früher Selye (1976) heute Lazarus (1966) Hobfoll (1988)

Stress als Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und persönlichen Ressourcen innere und äußere Anforderungen an die Person Bewältigungsmöglichkeiten der Person

Interventionen ti zur Reduktion von Berufsstress

Zwei iansatzpunkte Person Organisation

Stressinterventionen im Beruf Stressoren-Reduktion individuumsbezogen Reduktion individueller Stressoren (z.b. Zeitdruck) organisationsbezogen Reduktion von Stressoren durch Arbeitsgestaltung Ressourcen-Förderung Kompetenzerweiterung Partizipation in Entscheidungsprozessen Gesundheitszirkel Strain-Reduktion Entspannungsübungen (Reduktion der Stressimpfung Stressreaktion) Erholung (Urlaub, Freizeit) Arbeitspausen Veränderung des Lebensstils Ernährung Nichtraucher-Training Sportprogramme Rauchfreie Gebäude Auffällige Treppenhäuser vs. auffällige Aufzüge Sonnentag, Frese & Coch (2005)

Was kann der Sport leisten?

Personale Ressourcen Stress und Sport ressourcen- stärkend ressourcen- schützend Sportliche Aktivität direkt Gesundheit präventiv protektiv Stressereignis Fuchs, Hahn & Schwarzer (1994)

Ausgewählte Studien

Studie 1 - Querschnittstudie Betriebliche Gesundheitsförderung d durch Bewegung und Sport Ziel: Zusammenhänge von Gesundheit, sportlicher Aktivität, Fitness, Lebensstil, psychosoziale py Faktoren Stichprobe: N=1500 (Männer und Frauen) Alter: 18-75 Jahre Betriebliche und kommunale Stichprobe Bös, Opper & Polenz (1993)

Se elbsteinsch hätzung Gesundhei t 106 104 102 100 98 96 94 92 Zusammenhänge zw. Sport, Arbeitsbelastung und Gesundheit (Selbsteinschätzung) aktiv inaktive gering mittel hoch Arbeitsbelastung

104 Zusammenhänge zw. Sport, Arbeitsbelastung und Gesundheit (Arzteinschätzung) aktiv Ar rzteinschä ätzung Ge esundheit 102 100 98 96 94 inaktive 92 gering mittel hoch Arbeitsbelastung

Ziele: Studie 2 - Querschnittstudie Zusammenhänge zw. Sport, Fitness, Stress und Gesundheit Unterschiede zw. Industrieunternehmen und Universität

Personale Ressourcen Stress und Sport ressourcen- stärkend ressourcen- schützend Sportliche Aktivität direkt Gesundheit präventiv protektiv Stressereignis Fuchs, Hahn & Schwarzer (1994)

Instrumente: t Betriebsstudie t Sportliche Aktivität: Kalorienindex: Woll (2004) Kalorienindex = Dauer x Intensität x Art x Häufigkeit Kalorienverbrauch pro Woche Fitness: FFB-Mot: Bös, Abel, Woll, Niemann, Tittlbach & Schott (2002) Gesundheit: Beschwerdeliste des WAI Arbeitsbelastung: physisch hund psychosozial

Instrumente: t Universitätsstudie ität t Sportliche Aktivität: Kalorienindex: Woll (2004) Kalorienindex = Dauer x Intensität x Art x Häufigkeit Kalorienverbrauch pro Woche Fitness: FFB-Mot: Bös, Abel, Woll, Niemann, Tittlbach & Schott (2002) Gesundheit: Beschwerdeliste: Zerssen (1976) Stress: Arbeitsbelastung (modifiziert): Polenz (1999)

Ergebnisse der Universitätsstudie Fitness.00 (ns).08 (ns).08 (ns).21** Sport.26** -.41** -.10 (ns).06 (ns) Gesundheit R 2 =25.25 Bl Belastungen

Ergebnisse der Betriebsstudie Fitness.03 (ns).03 (ns).01 (ns).24** Sport.12** -.45**.01 (ns).07* Gesundheit R 2 =24.24 Bl Belastungen

5,5 Stresspuffer-Effekt Anzahl der Beschw werden 5,0 4,5 40 4,0 3,5 Sportlich aktiv Sportlich inaktiv 3,0 niedrig Berufsbelastungen hoch

Ergebnisse Schlussfolgerungen Sportliche Aktivität hat keinen direkten Einfluss aber einen indirekten Einfluss auf Gesundheit Stresspuffer-Hypothese konnte nur in der Betriebsstudie bestätigt werden Sport und Fitness auf der einen Seite und Berufsstress auf der anderen Seite beeinflussen Gesundheit unabhängig ggvoneinander

Studie 3 - Interventionsstudie Ziel: Effekte sportlicher Aktivität auf Fitness, Blutdruck, Stress und Wohlbefinden untersuchen Stichprobe: N=77 Polizisten (Männer) Alter: 20-50 Jahre 2 Interventionsgruppen (N=28; N=24), Kontrollgruppe (N=25) Intervention: aerobes Training, anaerobes Training Dauer: 10 Wochen, 3Einheiten/Woche Norris, Carol& Cochrane (1990)

Ergebnisse Aerobes Anaerobes Kontroll- Training Training gruppe Pre Post Pre Post Pre Post Stress Gesundheit 1.61 1.44 1.82 1.71 1.63 1.66 p<0.01 n.s. n.s. 14.4040 850 8.50 21.37 971 9.71 12.56 12.96 p<0.01 p<0.01 n.s.

Welcher Sport ist besonders effektiv? vs.

Welcher Sportart ist für mich optimal? Keine allgemeine Handlungsempfehlung möglich Individuelle Unterschiede in Abhängigkeit vom persönlichen ölih Aktivierungsniveau Aktii i von persönlichen Vorlieben (Sportverständnis) vom persönlichen Zeitbudget vom Gesundheitszustand vom sozialen Umfeld etc.