GESUNDHEITSZENTRUM PSYCHIATRIE KORNHAUSGASSE TAG DER OFFENEN TÜR AM 14. NOVEMBER 2015

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Transkript:

GESUNDHEITSZENTRUM PSYCHIATRIE KORNHAUSGASSE TAG DER OFFENEN TÜR AM 14. NOVEMBER 2015 1

CHANCEN DURCH FRÜHBEHANDLUNG SCHIZOPHRENER STÖRUNGEN Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Roland Vauth Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Lehrsupervisor für Verhaltenstherapie, Leitender Arzt an den UPK, Gesundheitszentrum Psychiatrie Kornhausgasse roland.vauth@upkbs.ch 2

WAS IST DAS ZIEL ERFOLGREICHER BEHANDLUNG? Die WHO als Vorreiter: impairment vs. disablement vs. Handicap DSM-Kriterien für Recovery als "complete return to full functioning" unangemessen, da schizophrene Erkrankungen oft schon im Jugendalter ansetzen bevor wichtige Erwachsenenrollen eingenommen wurden Daher pragmatische Definition von Liberman et al 2005: (1) Symptomremission: 4 (moderater Schweregrad) in 6 Skalen der BPRS (2) Unabhängigkeit : Adhärenz mit persönlichem Behandlungsplan, Konsultationen, Umgang mit Geld und Eigentum (3) Integration in Ausbildung bzw. Beruf 50% (4) Partizipation an sozialen und Freizeitaktivitäten mind. 1 X/Wo. 3

«Recovery»: Wer hat das, wenn man nur zuwartet?? Recovery: im 5-Jahresverlauf nach der ersten Erkrankungsphase einer schizophrenen oder schizoaffektiven Störungen zeigen über mind. zwei Jahre eine vollständige Symptomremission 47.2% (95% CI=36.0%-58.4%) eine vollständigen Integration in freier Wirtschaft 25.5% (95% CI=16.1%-34.7%) beides = recovery 13.7% (95% CI=6.4%-20.9%). Robinson et al. Am J Psychiatry 2004; (161): 473-479. 4

HAUPTRÜCKFALLRISIKEN Belastende Lebensereignisse Zustände vermehrter emotionaler Belastung 1,2 Soziale Isolation Niedere sozioökonomische Position 3,4 und v.a. verdeckte Mal-Compliance 5,6 (1)Butzlaff and Hooley, 1998; (2)Nuechterlein et al., 1994; (3)Bland and Orn H., 1980; (4)McKenzie et al., 2001); (5)Weiden et al., 2004; (6)Gilmer et al., 2004. zit.n. Vauth 2006, INFO Neurologie und Psychiatrie 4 (1), 36-37 5

DER RÜCKFALL ALS HAUPTGEGNER ES KOMMT DRAUF AN, GLEICH VON ANFANG AN Die meisten Rückfälle sind mit stationären Wiederaufnahmen verbunden 2 Wiederholte Rückfälle können bei künftigen Behandlungen zu Behandlungsresistenz führen 3 und Wiederholte Rückfälle können zu Einschränkungen von Neuroplastizität i.s. hirnmorphologischer Veränderungen 4,8, führen zu 9 Beeinträchtigung kognitiver Funktionen schlechterer Langzeitprognose sozialem Abstieg sozialen Beziehungen Wiederholte Rückfälle können haben auch psychologische Folgen 5 : Selbstwerteinbussen und das Gefühl, Spielball der Erkrankung zu sein Zunahme von (Selbst-) Stigmatisierung als Folge von stationären Aufenthalten Resignation bei Angehörigen und therapeutischem Personal potenzieren oft diese Effekte Fazit: Kontinuierliche Antipsychotikaprophylaxe ist entscheidend 6 Sie kontrolliert nicht nur die Symptomatik 7 Sie verbessert Rollenfunktionsfähigkeit 7 und Lebensqualität 7 Sie vermindert Rückfälle 7 und Hirnsubstanzverlust über die Zeit 8. (2)Leucht et al. Am J Psychiatry 2003; 160: 1209 1222; (3) Wyatt Schizophr Bull 1991; 17: 325 351; (4) Molina et al. Psychiatry Res 2004; 131: 45 56 (5)Gumley et al Br J Clin Psychol. 2006, 45(Pt 2):247-60 (7) Cañas F, Alptekin Universitäre K, Azorin Psychiatrische JM, Dubois V, Emsley Kliniken R, García Basel AG, Gorwood www.upkbs.ch P,Haddad PM, roland.vauth@upkbs.ch Naber D, Olivares JM, Papageorgiou 18.11.2015 G, Roca M. Improving treatmentadherence 6 in your patients with schizophrenia: the STAY initiative. 2013. Clin Drug Investig. 33(2):97-107 (8) Andreasen NC, Liu D, Ziebell S, Vora A, Ho BC. Relapse duration, treatment intensity, and brain tissue loss

KONTINUIERLICHER RÜCKFALLSCHUTZ SCHON GANZ FRÜH KOMMT S DRAUF AN Wirksamkeit von frühem kontinuierlicher Rückfallschutz 1-3,5 4 Critical period Rückfallraten: 5-10%/Jahr Remission: 70-85% Rückfallraten: 5-10%/Jahr Remission: 70-85% 1. Henry et al. J Clin Psychiatry 2010;71:716 728; 2. Emsley R et al. Journal of Clinical Psychiatry 2012; 73: c541-c547; 3. Hargarter L,, Schreiner A. Poster presented at EPA, 1 4 March 2014, Munich, German (Poster 40); 4. Lieberman. J Clin Psychiatry 1996;57( suppl 11):68 71; 5. Subotnik KL et al. JAMA Psychiatry. 2015 Aug 1;72(8):822-9 7

RECOVERY-WOVON HÄNGT DAS AB? NICHT DIE DIAGNOSE BESTIMMT DIE PROGNOSE: AUCH DU KANNST WAS TUN! Bewältigungs- Optimismus Mögliche therapeutische Ansatzpunkte Gebrauch Von Substanzen Medikamenten= adhärenz strategien Selbstachtung Verfolgung eigener Ziele Rollenfunktion Soziales Netz Prämorbides Funktionsniveau Recovery Ansprechen auf die Medikation Gegebene Faktoren Geschlecht Dauer der unbehandelten Psychose Alter bei Beginn der Erkrankung Sozialer/ Ökonomischer Status Waldheter et al Community Ment Health J. 2008 May 31. z.n. Vauth & Achilles 2013 8

AUCH PSYCHOTHERAPIE BRAUCHT S GANZ ZENTRAL WIRSAME VERHALTENSTHERAPEUTISCHE ANSÄTZE Verhaltenstherapie bei schizophrenen Störungen nutzt Ressourcen und persönliche Erfahrung des Patienten im Umgang mit Krankheit und Behandlung Fördern in der Einzeltherapie kämpferische Aussöhnung mit der Erkrankung wirksamere Stressregulation verbesserten Umgang mit Krisen, in der Gruppe Entwicklung soziale Kompetenz, verbesserten Umgang mit Basisstörungen (Neuro- und soziale Kognition) den weniger belastenden Umgangs miteinander von Patient, Partnern, Eltern und Kindern 9

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Roland Vauth Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Lehrsupervisor für Verhaltenstherapie, Leitender Arzt an den UPK, Gesundheitszentrum Psychiatrie Kornhausgasse roland.vauth@upkbs.ch http://www.upkbs.ch Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel www.upkbs.ch 18.11.2015 10