Brauchen wir ein Referenzlabor für die Resistenztestung? Besser Antiinfektiva-Resistenz von Elke Halle Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Charité, Berlin
Aufgaben eines Referenzlabors für Antiinfektiva-Resistenz 1. Charakterisierung von Resistenzmerkmalen (genotypisch u. phänotypisch) 2. Surveillance der Resistenz (regional und überegional) 3. Erfassung von Daten über Zusammenhang des Antibiotika- Verbrauchs u. der Resistenzentstehung 4. Koordinierung von Netzwerken (mit BMBF, Fachgesellschaften, Industrie) 5. Kooperation mit internationalen Referenzzentren (EARSS, WHO, CDC...) 6. Entwicklung neuer Methoden der Resistenztestung (z. B. Standardisierung der Kombinationstestung) 7. Führen einer Stammsammlung u. Abgabe von genau charakterisierten (sequenzierten) Referenz-Stämmen
Referenzlabor für Antinifektiva-Resistenz 1. Problem: ungewöhnliche oder Multiresistenz bei klinisch-mikrobiologisch relevanten Isolaten! Was tun? Sind die jetzigen Referenz- (n=15) bzw. Konsiliarlabore (n= 59) für diese Fragestellung geeignet? Berufungsperiode für Referenzzentren endet im Dezember 2004!
Welche NRZ oder KL bieten Hilfestellung bei Resistenztestung an? NRZ für H. pylori NRZ für Meningokokken NRZ für Mykobakterien NRZ für Salmonellen u.a. Enteritiserreger NRZ für Staphylokokken NRZ für Streptokokken NRZ für systemische Mykosen KL für Aktinomyzeten KL für anaerobe Bakterien KL für Bartonellen KL für Campylobacter/Aeromonas KL für Chlamydien KL für Klebsiellen KL für Listerien KL für Mykoplasmen KL für Pseudomonas u. Mucoviszidose
Referenzlabor für Antiinfektiva-Resistenz 2. Problem: Surveillance von Resistenz Ist-Stand: PEG-Resistenzstudien - laufen weiter - Termin: November 2004 GENARS - gute Ergebisse, nur Daten von Universitätskliniken - teuer Resistenz-Surveillance - regional: Vorgaben sind nötig, die Referenzlabor definieren sollte Resistenz -Surveillance - krankheitsbezogen, z. B. CAP-Netz. Wer führt diese Untersuchungen in Zukunft weiter, organisiert und bezahlt sie?
Referenzlabor für Antiinfektiva-Resistenz 2. Problem: Surveillance von Resistenz Ist-Stand: Aufbau von einem regionalen und überregionalen Netzwerk, analog zu: kommerziellen Netzwerken, z. B. Focus Technologies (früher MRL-TSN) oder Industrie finanziert, z. B. SENTRY, ALEXANDER, PROTEKT, MYSTIC, LIBRA, SMART, ZAP u.a. Grösseren Wert haben Surveillance-Daten auf Basis von MHK- Bestimmungen u. Bestimmung molekularer Resistenzmachanismen
4. Problem: Referenzlabor für Antiinfektiva-Resistenz Schulungen für klinische Mikrobiologen über Surveillance, analog zu KISS. Einheitliche software ist Voraussetzung, z. B. Who Net, Hybase. Mit unterschiedlichen Methoden (MHK-Bestimmungen, Agardiffusionstest, E-Test, VITEK 2, Phoenix etc.) regionale und überregionale Daten aufbereiten Finanzierung: Industrie und öffentliche Gelder?
Beispiel:Resistenz-Surveillance von > 125 000 gramnegativen Bakterien 2000 bis 2001 - n = 125 000 gramnegative Stäbchen (Enterobacteriaceae, Nonfermenter und H. influenzae) von 670 Laboren aus USA, Kanada und Europa (Frankreich, Deutschland, Italien u. Spanien) mit TSN- Database untersucht. Resistenz gegenüber Imipenem nur bei n=1 P. mirabilis aus Frankreich u. n= 1 M. morganii aus Kanada. Niedrige Resistenzraten bei E. coli gegenüber Cephalosporinen Gr. 3a. Zunahme der Resistenz von Enterobacteriaceae u. P. aeruginosa gegenüber Ciprofloxacin Wenzel RP, Sahm DF, Thornsberry C, Draghi DC, Jones ME, Karlowsky JA. Antimicrob Agents Chemother. 2003 Oct;47(10):3089-98.
Beispiel:Resistenz-Surveillance von > 125 000 gramnegativen Bakterien Sensibilität von E. coli aus Deutschland Antibiotikum TSN (n) % sensibel Charité (n) % sensibel Cefotaxim 5265 99,5 2849 98,6 Ceftazidim 4651 98,7 2847 98,9 Ceftriaxon 813 99,3 Ciprofloxacin 4659 89,0 2892 85,1 Gentamicin 5265 96,8 2888 89,1 TMP-SMX 5090 77,9 2857 65,5 Imipenem >5000 100 2810 100 Wenzel RP, Sahm DF, Thornsberry C, Draghi DC, Jones ME, Karlowsky JA. Antimicrob Agents Chemother 2003 Oct;47(10):3089-98.
Referenzlabor für Antiinfektiva-Resistenz Pro 1.Surveillance auf hohem epidemiologischen Niveau muß ausgeweitet werden, insbesondere aus Krankenhäusern (Nicht-Uni-Klinika) u. niedergelassenem Bereich 2. Krankheitsbezogene Surveillance (analog zu CAP-Netz) ist notwendig für Erstellung von Leitlinien (kalkulierte Therapie) 3. Molekulare Charakterisierung von Resistenzmerkmalen, z. B. ESBL, Carbapenem-resistente Acinetobacter spp.
Referenzlabor für Antiinfektiva-Resistenz Kontra 1. Es existieren eine Reihe von Referenzlaboren, die gute Resistenz-Surveillance und Charakterisierung von Resistenzmerkmalen durchführen (z. B. RZ für Staphylokokken u. Streptokokken) 2. Epidemiologisch gute Surveillance kostet viel Geld, woher soll das Geld kommen?