Vincent Willem van Gogh Arbeit und Depression Mittwoch, 9. Februar 2011 Diakonisches Werk, Fürth Heike Grethlein I Analyse. Beratung. Training. Depression in Deutschland Rund 5 % der Bevölkerung leiden gegenwärtig unter einer depressiven Erkrankung Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer Die Erkrankung betrifft alle Altersgruppen Ca. jede 4. Frau und jeder 8. Mann erkranken im Laufe des Lebens an einer Depression 2 1
Anstieg der Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen Trotz insgesamt sinkender Krankenstände hat der Anteil psychisch bedingter Fehlzeiten an der gesamten Arbeitsunfähigkeit in den letzten Jahren stetig zugenommen Innerhalb der letzten 30 Jahre ist eine Vervierfachung des diesbezüglichen Krankenstands zu verzeichnen 15-20 % der krankheitsbedingten Fehlzeiten werden durch psychische Erkrankungen verursacht Ca. 6 % der krankheitsbedingten Fehlzeiten werden durch Depressionen verursacht Depressionen spielen innerhalb der psychischen Erkrankungen also eine besondere Rolle 3 Barmer GEK Gesundheitsreport 2010 4 2
Barmer GEK Gesundheitsreport 2010 5 Barmer GEK Gesundheitsreport 2010 6 3
Die verschiedenen Ebenen der Depression 7 Merkmale einer Depression Psychische Symptome Denken, Fühlen und Motivation sind beeinträchtigt Niedergeschlagenheit Gefühl der Sinnlosigkeit Interesselosigkeit Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit Gefühl der Gefühllosigkeit Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Suizidgedanken 8 4
Merkmale einer Depression Körperliche Symptome Gewichtsabnahme, verminderter Appetit Schlafstörungen (Durchschlafstörungen, Morgentief) Druck- und Engegefühl im Hals oder über der Brust Schweißausbrüche, Herzklopfen Rheuma-ähnliche chronische Schmerzzustände Sexuelle Lustlosigkeit Kraftlosigkeit und fehlende Frische, rasche Erschöpfung 9 Merkmale einer Depression Verändertes Verhalten Sozialer Rückzug Psychomotorische Hemmung / Agitiertheit Veränderte (Körper-) Sprache Antriebslosigkeit / Apathie Suizid, Suizidversuche, Suizidankündigungen 10 5
Selbsttest Leiden Sie seit mehr als 2 Wochen unter Gedrückter Stimmung Interesselosigkeit und/oder Freudlosigkeit, auch bei sonst angenehmen Ereignissen Schwunglosigkeit und/oder bleierner Müdigkeit und/oder innerer Unruhe Fehlendem Selbstvertrauen und/oder fehlendem Selbstwertgefühl Verminderter Konzentrationsfähigkeit und/oder starker Grübelneigung und/oder Unsicherheit beim Treffen von Entscheidungen Starken Schuldgefühlen und/oder vermehrter Selbstkritik Negativen Zukunftsperspektiven und/oder Hoffnungslosigkeit Hartnäckigen Schlafstörungen Vermindertem Appetit Tiefer Verzweiflung und/oder Todesgedanken 11 Ursachen und Auslöser von Depressionen 12 6
BAUA Studie je höher die objektiv gegebener Arbeitsintensität je niedriger der subjektiv erlebte Tätigkeitsspielraum je niedriger die erlebte soziale Unterstützung durch Kollegen und durch Vorgesetzte desto höher ist das Depressionsrisiko. (R. Rau, N. Gebele, K. Morling, U. Rösler: Untersuchung arbeitsbedingter Ursachen für das Auftreten von depressiven Störungen, 2010) 13 Auswirkungen von Depression im Arbeitsleben Leistungsbereich Qualitative / quantitative Leistungsminderung Erhöhte Leistungsschwankungen, hohe Fehlerquote, vermehrte Flüchtigkeitsfehler Häufiges Nachfragen, Vergewissern, häufiges Kontrollieren Hohe Vergesslichkeit, Zerstreutheit Vermeidung bestimmter Tätigkeiten und Verantwortungsübernahme 14 7
Auswirkungen von Depression im Arbeitsleben Grundarbeitsfähigkeiten Unpünktlichkeit Mangelnde Disziplin, vermindertes Durchhaltevermögen Verspätete Krankmeldungen, unentschuldigtes Fehlen Ungewöhnliches Entfernen vom Arbeitsplatz Vermehrte Pausen und Arbeitsunterbrechungen 15 Auswirkungen von Depression im Arbeitsleben Sozialer Bereich Anspannung, Blickkontaktvermeidung, veränderte Körpersprache Rückzug von Kollegen, Vermeidung von Kontakten Kritikempfindlichkeit (nimmt sich alles zu Herzen ) Konfliktvermeidung (traut sich nicht nein zu sagen) Eigene Schuldzuweisung ( ich bin eben ein Versager ) Löst bei anderen anfänglich Mitgefühl / Mitleid aus, später eher Hilflosigkeit und Aggression 16 8
Wie kann ich als Vorgesetzter oder Kollege das Thema Depression ansprechen? Aufbau einer ruhigen und vertrauensvollen Atmosphäre Den anderen ermutigen, von sich zu sprechen Aufmerksam und einfühlsam zuhören Den eigenen Eindruck überprüfen und rückmelden Handelt es sich um eine vorübergehende Krise? Ergeben sich Hinweise auf das Vorliegen einer psychischen Erkrankung? Keine Diagnose stellen oder therapeutische Aufgaben übernehmen! Unterstützung zusichern Empfehlung nach weiterer Abklärung geben Auf mögliche Ansprechpartner hinweisen 17 Wann müssen Sie sofort handeln? Bei Selbst- und Fremdgefährdung Bei akuten Wahnvorstellungen Bei starken Erregungs- und Verwirrtheitszuständen Bei Angst- und Panikzuständen Bei tiefer Verzweiflung und Resignation Bitten Sie den Betriebsarzt um Hilfe Scheuen Sie sich nicht in Notsituationen den Rettungsdienst oder die Polizei zu rufen 18 9
Auf die richtige Ausgewogenheit kommt es an Verständnis / Entlastung Bei einem strikten Beharren auf den Leistungsansprüchen wird der Betroffene überfordert und seine Gefühle der Unzulänglichkeit werden vergrößert Anforderungen / Aktivierung Bei völliger Vernachlässigung der Arbeitsanforderungen und bei einer überfürsorglichen Haltung drohen Unterforderung und Festschreibung der Krankenrolle Bei einseitigem Vorgehen: Jeweils negative Folgen für das Unternehmen und die betroffene Person! 19 Schritte zur Veränderung Enttabuisierung Wissensvermittlung insbesondere Schulung der Führungskräfte Angebote für die Betroffenen z.b. Berufliche Wiedereingliederung Reduzierung der psychosozialen Belastungen z.b. durch ein Betriebliches Gesundheitsmanagement Aufbau von Ressourcen z.b. sozialer Rückhalt, Feedback-Kultur, Wertschätzung, Erweiterung des Handlungsspielraums Veränderung der Unternehmenskultur 20 10
Erfahrungsaustausch Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit dem Thema Depression gemacht? Wie gehen Sie mit der Thema Depression im Arbeitskontext um? Welche Veränderungen sind aus Ihrer Sicht nötig / möglich? 21 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 22 11