Psychopharmakoepidemiologie im Kindes- und Jugendalter

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Transkript:

Psychopharmakoepidemiologie im Kindes- und Jugendalter Prof. Dr. Christian Bachmann Philipps-Universität Marburg/ Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience, London Curriculum Entwicklungspsychopharmakologie 3. November 2014 Ulm

Angaben über Beziehungen zur Industrie Ich erkläre hiermit, dass ich in den letzten drei Jahren geschäftliche, materielle oder persönliche Beziehungen zu den folgenden Industrieunternehmen unterhalten habe oder gegenwärtig unterhalte: SHIRE Deutschland NOVARTIS Deutschland MEDICE ACTELION Pharmaceuticals BARMER GEK AOK Prüfarzt Prüfarzt Rednerhonorar Redner-/Beraterhonorar Forschungsunterstützung Autorenhonorar Autorenhonorar

Versorgungsforschung Psychopharmakoepidemiologie = Teilgebiet der Versorgungsforschung Versorgungsforschung untersucht die letzte Stufe des Innovationstransfers in die Praxis der Patientenversorgung, auch als letzte Meile bezeichnet (Pfaff 2003) Versorgungsforschung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland: Bislang eher vereinzelte Arbeiten, Limitierung durch kleine Stichproben (z.b. Döpfner et al., 2008; Ravens-Sieberer et al., 2008; Schubert et al., 2010)

Ausgewählte Themen 1. Trends in der Verordnung von Antipsychotika 2. Therapie bei Depression 3. Therapie bei ADHS 4. Therapie bei Autismus 5. Einflussfaktoren

Ausgewählte Themen 1. Trends in der Verordnung von Antipsychotika 2. Therapie bei Depression 3. Therapie bei ADHS 4. Therapie bei Autismus 5. Einflussfaktoren

Antipsychotika Hintergrund Anstieg von AP-Verordnungen bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren in den USA und Kanada Zunehmende Ausweitung von Zielsymptomen (z.b. Angst, ADHS) ohne tragfähige Studienlage AP-Verordnungen allgemein problematisch wg. off-label use, UAW auch bei SGA Für Deutschland kaum Studien zu AP-Verordnungen Querschnittliche Studie aus dem Jahr 2000 (Zito 2008): Prävalenz von 0.34%

Antipsychotika Hintergrund Substanz Alter Indikation (zum Teil in Auszügen bzw. gekürzt) Im Markt seit Amisulprid --- 1999 Aripiprazol 13/ 15 Jahre Schizophrenie, mäßige bis schwere manische Episoden (< 12 Wo.) 2004 Asenapin --- 2010 Clozapin 16 Jahre Therapieresistente Schizophrenie 1974 Olanzapin --- 1996 Paliperidon --- 2007 Quetiapin --- 2000 Symptomatische Kurzzeitbehandlung (bis zu 6 Wochen) von Risperidon 5 Jahre anhaltenden Aggressionen bei Kindern/ Jgdl. mit unterdurchschnittlichen intellektuellen Fähigkeiten 1994 Sertindol --- 1997 Sulpirid 6 Jahre Akute und chronische Schizophrenien, depressive Störung, wenn die Behandlung mit einem anderen Antidepressivum erfolglos war oder nicht durchgeführt werden kann, therapieresistente Schwindelzustände bei Morbus Meniére Ziprasidon 10 Jahre Manische oder gemischte Episoden bis zu einem mäßigen Schweregrad bei bipolaren Störungen 2002 Zotepin --- 1990 1972

Antipsychotika Methodik Daten der BARMER GEK für Versicherte im Alter von 0-19 Jahren Population unter Risiko: 1.4-1.6 Millionen Einschluss aller Verordnungen mit ATC-Code N05A, ohne Lithium Querschnittliche Auswertung für 2012, längsschnittliche Betrachtung des Zeitraums 2005-2012

Antipsychotika Trends allgemein AP gesamt: +41%, SGA: +129%

Antipsychotika Trends nach Alter Ausgeprägte Zunahme der AP-Verschreibungen bei den 10- bis 14-Jährigen sowie den 15- bis 19-Jährigen

Antipsychotika Trends nach Substanzen 60 Anteil an allen AP- Verordnungen (in %) 50 40 30 20 10 RIS PIP TIA QUE 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Jahr Risperidon kontinuierlich meistverordnetes AP

Antipsychotika Facharztgruppen (2012) 60 50 40 30 20 10 HA PÄD KJP NP SON 0 0-4 5-9 10-14 15-19 Ca. je 30% der Verordnungen durch KJP/Pädiater

Antipsychotika Diagnosen bei Verordnung Diagnose % Hyperkinetische Störungen 48,0 Störungen des Sozialverhaltens 29,3 Depression 25,7 Angst- und emotionale Störungen 19,1 IQ-Minderung 18,2 Autismus-Spektrum-Störung 13,4 Ticstörungen 10,6 Teilleistungsstörungen 9,9 Somatoforme Störungen 9,1 Persönlichkeitsstörungen 8,9 Anpassungsstörungen 8,3 Schizophrenie 6,1

Antipsychotika Diskussion Mögliche Ursachen des Anstiegs von AP-Verordnungen: Mehr psychisch kranke Kinder? Eher nicht Geänderte Leitlinien? Nein Mehr Ärzte/ bessere Versorgung? Teilweise Verstärktes Marketing von SGA? Ja Medikamente statt Psychotherapie? Unklar Neue Forschungsergebnisse? Unklar

Antipsychotika International Land Jahr Prävalenz (pro 1000) USA 2009 18 38 Deutschland 2012 3 Norwegen 2005 0,5 Grossbritannien 2005 0,8 Italien 2008 0,3

Antipsychotika Fazit Deutlicher Anstieg von AP-Verordnungen bei Kindern und Jugendlichen in D in den letzten Jahren Erhebliche Zunahme von SGA-Verordnungen Anstieg vor allem bei Jungen im Alter von 10-14 und 15-19 Jahren Häufigste Diagnosen bei Pat. mit AP-Verschreibungen: Externalisierende Störungen Prävalenz in D im Vergleich mit USA niedriger, europäisch eher höher

Ausgewählte Themen 1. Trends in der Verordnung von Antipsychotika 2. Therapie bei Depression 3. Therapie bei ADHS 4. Therapie bei Autismus 5. Einflussfaktoren

Depression Hintergrund Kaum Studien zu Behandlungsverfahren bei Kindern und Jugendlichen mit Depression in Deutschland DGKJP-Leitlinien - Bei leichten bis mittelgradigen depressiven Störungen: zunächst Psychotherapie - Bei medikamentöser Therapie: SSRIs Medikament der 1. Wahl, TZA: obsolet wg. UAW - Einziges zur Behandlung der Depression zugelassenes SSRI: Fluoxetin (ab 8 Jahren)

Depression Therapieformen 100% 80% 60% 40% 20% 28,8 9,5 11,6 59,6 Keine Therapie Psychother. + Antidepr. Antidepressivum Psychotherapie 0% HOFFMANN 2012

Depression Substanzklassen 100% 80% 60% 40% 20% 18,0 8,5 17,9 55,6 Andere Johanniskraut Trizyklische AD SSRI 0% HOFFMANN 2012

Depression Substanzen Substanz Klasse Zulassung Anteil aller Verschreibungen Fluoxetin SSRI 24.4% Citalopram SSRI 14.0% Mirtazapin AND 9.7% Johanniskraut AND 8.5% Fluvoxamin SSRI 8.2% Opipramol TZA 6.3% Amitriptylin TZA 5.4% Escitalopram SSRI 4.9% Venlafaxin AND 4.8% Sertralin SSRI 3.4% HOFFMANN 2012

Depression Diskussion Knapp 1/3 der Patienten ohne Therapie: Watchful waiting oder keine Therapie trotz Indikation? SSRI-Anteil (56 %) noch nicht ideal, aber Verbesserung gegenüber den Vorjahren Anteil der TZA: Wenig leitliniennah, möglicherweise Reaktion auf Black-box warning für SSRI 2004 Verordnungen von Johanniskraut: Deutsche Besonderheit Weiterhin hoher Anteil von off-label use (ca. 75 %)

Ausgewählte Themen 1. Trends in der Verordnung von Antipsychotika 2. Therapie bei Depression 3. Therapie bei ADHS 4. Therapie bei Autismus 5. Einflussfaktoren

ADHS Trends in Deutschland GARBE 2012, LINDEMANN 2012

ADHS Therapiebeginn Im Quartal der initialen ADHD-Diagnosestellung erhielten 9,4 % der betroffenen Kinder und Jugendlichen Pharmakotherapie, im ersten Jahr 36,8% 75,3 % werden zu Beginn mit retardierten Methylphenidat-Präparaten behandelt Jungen erhalten 1,16 x häufiger Medikamente als Mädchen GARBE 2012, LINDEMANN 2012

ADHS Verordnungsbeginn nach Alter GARBE 2012, LINDEMANN 2012

Ausgewählte Themen 1. Trends in der Verordnung von Antipsychotika 2. Therapie bei Depression 3. Therapie bei ADHS 4. Therapie bei Autismus 5. Einflussfaktoren

Autismus Trends nach Substanzklassen 14 Prozent 12 10 8 6 4 2 ADHS AP AE ANX AD 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 BACHMANN 2013

Autismus Ergebnisse 100 Percent 80 60 40 20 General Practice Paediatrics Child and Adolescent Psychiatry Psychiatry, Neurology or Psychosomatics 0 0-4 5-9 10-14 15-19 20-24 Age (in years) BACHMANN 2013

Ergebnisse 2005 2009 Rang Substanz % Substanz % 1 Methylphenidat 15.0 Methylphenidat 24.4 2 Valproat 12.5 Risperidon 13.3 3 Risperidon 10.5 Valproat 9.1 4 Diazepam 8.0 Lamotrigin 5.9 5 Lamotrigin 6.8 Pipamperon 3.7 BACHMANN 2013

Ausgewählte Themen 1. Trends in der Verordnung von Antipsychotika 2. Therapie bei Depression 3. Therapie bei ADHS 4. Therapie bei Autismus 5. Einflussfaktoren

Einflussfaktoren Kulturelle Einstellungen Vergleich D vs. USA hinsichtlich der Einstellung zu psychotroper Medikation Persönliche Interviews (N=1.223 bzw. 1.437) PM kann körperliche Schäden verursachen : 58% vs. 27% Beeinträchtigung des Alltags durch PM : 72% vs. 44% Erleichterte Beziehungen durch PM : 65% vs. 75% PM bei Depression : 26% vs. 49% PM bei pers. Schwierigkeiten : 14% vs. 30 % SCHOMERUS 2014

Einflussfaktoren Tageszeit Hintergrund: Durch Decision fatigue Neigung zur Entscheidung für einfachere bzw. sicherere Optionen Auswertung von 21.000 Patiententerminen in 23 Gesundheitszentren (USA) Nachmittags vs. Vormittags : + 5% AB-Verschreibungen ohne Indikation (virale Infekte) LINDER 2014

Einflussfaktoren Marketing der pharmaz. Industrie 87,9 % deutscher Medizinstudierenden erhielten Zuwendungen der pharmazeutischen Industrie Beeinflusst das zukünftige Verschreibungsverhalten : 24,6% (selbst) vs. 45,1% (Kommilitonen) Besuchsverbot für Pharmavertreter (USA) an 31 Unikliniken: Weniger Verschreibungen der beworbenen Substanzen (-11% off-label/ -34% on-label), mehr Verschreibungen anderer Substanzen (+35%/+14%) Befragung von 2.300 Studenten/Assistenzärzten (USA): Hoher Industry Relations Index reduziert die Wahrscheinlichkeit einer evidenzbasierten Verschreibung um 15% LIEB 2013, AUSTAD 2014, LARKIN 2014

Psychopharmakoepidemiologie Ausblick Mehr und bessere Studien zu häufig bei Kindern und Jugendlichen verwendeten Substanzen notwendig (z.b. PERS-PROJECT zu Risperidon) Besseres/standardisiertes Monitoring von UAW Verordnungen ausgesuchter Substanzen nur unter bestimmten Voraussetzungen/durch bestimmte Arztgruppen? Ausbau von Psychotherapie-Forschung und -Versorgung z.b. zu externalisierenden Störungen? Regelmäßige Reflexion des eigenen Verschreibungsverhaltens

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!