Studienseminar Koblenz Teildienststelle Altenkirchen Hattie und das LLM Pädagogische Woche 2016 Bad Marienberg Hattie und das LLM 1
Hattie-Studie John Hattie (John Allan Clinton Hattie;) (* 1950) ist ein neuseeländischer Pädagoge. Seit 2011 ist er Professor für Erziehungswissenschaften und Direktor des Melbourne Education Research Institute an der University of Melbourne (Australien). In seinen Forschungen beschäftigt er sich vor allem mit Einflussfaktoren auf gelingende Schülerleistungen, mit Kreativität und Modellen des Lehrens und Lernens. Er ist ein Verfechter der evidenzbasierten, quantitativen Forschungsmethoden, um die Wirkungsfaktoren auf Schülerleistungen zu untersuchen. Hattie-Studie: Meta-Analyse über Meta-Analysen, die Hattie in seinem Buch Visible learning präsentiert. Er stellte Indikatoren für gute Schülerleistungen zusammen. Das Times Educational Supplement verglich das Werk mit der Entdeckung des Heiligen Grals. (Wikipedia) Dieter Höfer/Ulrich Steffens (2013) Lernprozesse sichtbar machen Der Aufsatz ermöglicht eine verknappte und vorläufige Erarbeitung der Ergebnisse der Hattie-Studie und - darauf aufbauend eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der Korrelation zwischen den Hattie-Ergebnissen und den Implikationen des Koblenzer Lehr-Lernmodells. 1. Erarbeiten Sie die hier ausgewählten Ergebnisse der Studie arbeitsteilig. Orientieren Sie sich bei der Aufteilung des Textes an den [6] markierten Abschnitten. 2. Ordnen Sie die Kernaussagen Ihres Textabschnittes einer oder mehreren Phasen des Lehr-Lern-Modells zu! 3. Überprüfen Sie, in welchem Verhältnis die von ihnen erarbeiteten Hattie-Ergebnisse zu einzelnen Aspekten des Lehr-Lernmodells stehen. 4. Formulieren Sie für das Plenum drei zentrale Erkenntnisse. 2
Grundeinstellungen zum Lehren und Lernen Lehr-Lern-Modell Kompetenzen Lernumgebung Grundprinzipien des Lehrens und Lernens Aufgabenstellungen Im Lernkontext ankommen Vorstellungen entwickeln Moderation Lernprodukt erstellen Materialien/Methoden materiale Steuerung Lernprodukt verhandeln Lernzugewinn erproben Vernetzen und transferieren Kompetenzen Rückmeldung personale Steuerung Studienseminar Koblenz 3
Grundeinstellungen zum Lehren und Lernen Was wirkt und was nicht? Kompetenzen Lernumgebung Grundprinzipien des Lehrens und Lernens Aufgabenstellungen Im Lernkontext ankommen Vorstellungen entwickeln Moderation Lernprodukt erstellen Materialien/Methoden materiale Steuerung Lernprodukt verhandeln Lernzugewinn erproben Vernetzen und transferieren Kompetenzen Rückmeldung personale Steuerung Studienseminar Koblenz Empirische Befunde Was wirkt? Hattie (2009) et al. haben die Ergebnisse aus über 50.000 Studien aufgearbeitet (83 Mio. Schülerinnen und Schüler). Metaanalysen = Zusammenfassung vieler Studien zu erfolgreichem Lernen in sechs Untersuchungsbereichen 1. Elternhaus (19 Faktoren, 139 Metaanalysen) 2. Lernende (7 Faktoren, 35 Metaanalysen) 3. Schule (28 Faktoren, 101 Metaanalysen) 4. Curriculum (25 Faktoren, 144 Metaanalysen) 5. Lehrende (10 Faktoren, 31 Metaanalysen) 6. Unterricht (49 Faktoren, 365 Metaanalysen) Die Studie trägt die Lernwirksamkeit von 138 Einflussfaktoren zusammen. Es werden Effektstärken d gemittelt: Wie stark wirkt (im Mittel) ein Einflussfaktor A auf das Ergebnis B (= Lernwirksamkeit)? 4
Empirische Befunde Was wirkt? Hattie (2009) et al. haben die Ergebnisse aus über 50.000 Studien aufgearbeitet (83 Mio. Schülerinnen und Schüler). Eine Metaanalyse zur Zusammenfassung vieler Studien zu erfolgreichem Lernen. Die Studie trägt die Lernwirksamkeit von 138 Einflussfaktoren zusammen. Mittelung der Effektstärken d: Wie stark wirkt (im Mittel) eine Einflussgröße A auf das Ergebnis B? Synopse der Metaanalyse nach sechs Untersuchungsbereichen 1. Elternhaus (19 Faktoren, 139 Metaanalysen); 2. Lernende (7 Faktoren, 35 Metaanalysen); 3. Schule (28 Faktoren, 101 Metaanalysen); 4. Curriculum (25 Faktoren, 144 Metaanalysen); 5. Lehrende (10 Faktoren, 31 Metaanalysen); 6. Unterricht (49 Faktoren, 365 Metaanalysen). 5
Interpretation der Effektstärke d d < 0 0 < d <.20.20 < d <.40.40 < d <.60 Maßnahme senkt Lernerfolg kein bzw. zu vernachlässigender Effekt kleiner Effekt moderater Effekt d Aufgabe: >. 60 Notieren Sie eine Maßnahme (z.b. großer Effekt Kleingruppenlernen), die Ihrer Meinung nach einen großen Effekt hat und vergleichen Sie mit Ihrem Partner. Was schadet? Mobilität (Umzüge) d = -.34 Krankheit d = -.20 Fernsehen d = -.18 Alleinerziehende Eltern d = -.17 Sitzenbleiben d = -.16 Sommerferien d = -.09 Quelle: IPN-Blätter, 2(2012), S. 3 6
Was hilft nicht und schadet nicht? Offener Unterricht d =.01 Jahrgangsübergreifender Unterricht d =.04 Leistungsgruppierung d =.12 Web-basiertes Lernen d =.18 Team Teaching d =.19 Quelle: IPN-Blätter, 2(2012), S. 3 Was hilft ein wenig? Reduzierung der Klassengröße d =.21 Individualisiertes Lernen d =.22 Teaching to the Test d =.22 Finanzielle Ausstattung d =.23 Summer Schools d =.23 Innere Differenzierung d =.25 Integration/Inklusion d =.28 Externe Differenzierung für Leistungsstarke d =.30 Quelle: IPN-Blätter, 2(2012), S. 3 7
Was hilft ein wenig? Schulleitung d =.30 Entdeckendes Lernen d =.31 Hausaufgaben d =.31 Induktives Unterrichten d =.33 Regelmäßige Leistungskontrollen d =.34 Störungsprävention d =.34 Computergestütztes Unterrichten d =.37 Lehrerfortbildung d =.37 Zusatzangebote Leistungsstarke d =.39 Quelle: IPN-Blätter, 2(2012), S. 3 Was hilft schon mehr? Angstreduktion d =.40 Hohes Selbstvertrauen der Schüler d =.43 Kleingruppenlernen d =.49 Classroom Management (Klassenführung) d =.52 Peer Tutoring (Lehren durch Schüler) d =.55 Herausfordernde Ziele setzen d =.56 Arbeit mit Lösungsbeispielen d =.57 Time on task (genutzte Unterrichtszeit) d =.59 Direkte Instruktion d =.59 Quelle: IPN-Blätter, 2(2012), S. 3 8
Was hilft richtig gut? Problemlösender Unterricht d =.61 Regelmäßige Tests mit Feedback d =.62 Spezifische Lehrerfortbildung d =.64 Programme zur Leseförderung d =.67 Metakognitive Strategien d =.69 Verteiltes und kontinuierliches Lernen d =.71 Beziehung zw. Lehrer und Schülern d =.72 Inhaltliche Klarheit d =.75 Formatives Assessment d =.90 Quelle: IPN-Blätter, 2(2012), S. 3 Zusammenfassung Positive Effekte auf das Lernen hat ein Unterricht, der fachlich orientiert und dabei kognitiv aktivierend ist, in dem die zur Verfügung stehende Zeit auf für den Unterricht genutzt wird, in dem die Lehrkraft Schüler anleitet, anspruchsvolle, aber bewältigbare Lernaufgaben zu bearbeiten. Quelle: Köller/Möller: Was wirklich wirkt. In: Schulmanagement 02/2012, S. 21 9
Lernwirksam unterrichten auf einen Blick 1. Intelligenz kann sich nur durch Lernen entfalten. 2. Das Vorwissen ist schon die halbe Miete. 3. Auf die Aufgaben kommt es an. 4. Methodenwochen sind Zeitverschwendung. 5. Gute Lehrpersonen sind hochgradig steuerungsaktiv. 6. Individuelle Förderung beginnt im Kopf der Lehrperson. 7. Stillarbeit muss sein regelmäßig. 8. Möglichst oft Tests über den individuellen Lernfortschritt. 9. Mehr Ermutigung, bitte! 10. Aktive Elternarbeit erleichtert das Unterrichten. Felten, Michael, Elsbeth Stern: Lernwirksam unterrichten. Berlin: Cornelsen 2012, S. 144-145 1. Erfolgreiche Lehrpersonen haben drei Grundüberzeugungen Kinder wollen gerne etwas lernen und leisten. Intelligenz kann sich nur durch Lernen entfalten. Königswege zu gutem Unterrichtserfolg gibt es viele - aber auch Sackgassen. 10
2. Das Vorwissen ist schon die halbe Miete Die Verankerung neuen Wissens hängt ganz wesentlich davon ab, ob das entsprechende Vorwissens vorliegt und aktiviert wurde. 3. Auf die Aufgaben kommt es an Aufgaben sind motivierend und lernförderlich, wenn sie kognitiv heraus-fordernd und dennoch bewältigbar sind, und wenn sie Lösungen (also subjektive Erfolge) auf verschiedenen Niveaus zulassen. 11
4. Methodenwochen sind Zeitverschwendung Selbstständigkeit ist nicht direkt und isoliert lehrbar, kann aber indirekt oft gefördert werden durch Eigentexte, Selbsterklärungen, Musterlösungen oder Lerntagebücher. Metakognitives Wissen entsteht durch häufigen, erfolgreichen Umgang mit Aufgabenstellungen, die die Anwendung bestimmter Strategien nahe legen. 5. Gute Lehrpersonen sind hochgradig steuerungsaktiv Lange Lehrermonologe bewirken Apathie bei Schülern, aber auch schlecht organisierte oder ausgewertete Formen von Gruppenarbeit hinterlassen kaum Lernzuwachs. Gute Lehrpersonen können nicht nur abwechslungsreiche Lernsequenzen organisieren, sondern auch vielfältig und flexibel erklären, spannend Wissen präsentieren sowie angemessene Hilfen geben. 12
6. Individuelle Förderung beginnt im Kopf der Lehrperson Das Eingehen auf Einzelne ist in allen Schulformen möglich - es kann durchaus auch bei Arbeitsphasen im Plenum stattfinden. Darüber hinaus sind gemäßigte Formen der Binnendifferenzierung lernförderlich - Vertiefungen in einer Teilgruppe oder Spezialaufgaben für Einzelne. 7. Stillarbeit muss regelmäßig sein Ohne eigenständige, unterrichtsnahe Vertiefungs- und Übungsphasen ist die Verankerung neuen Wissens selten möglich - dies kann in stillen Unterrichtsphasen, nachmittäglichen Silentien oder durch Hausaufgaben erfolgen. 13
8. Warum nicht öfter einen Test? Tests zur Rangstufeneinordnung müssen sein (möglichst nicht zu oft!), solche mit inhaltlicher Rückmeldungsfunktion über den individuellen Lernfortschritt sollten sein (so oft als möglich!). Eine Möglichkeit sind Miniselbsttests; sie sind ebenso aktivierend wie diagnostisch - und machen keine zusätzliche Arbeit. 9. Mehr Ermutigung, bitte! Eine entwicklungsoptimistische und beziehungsaktive Haltung der Lehrperson wirkt auf breiter Front lernförderlich - sie äußert sich etwa in Form von grundsätzlichem Zutrauen, konkreten Hinweisen, Fehlerfreundlichkeit und Geduld. 14
10. Aktive Elternarbeit erleichtert das Unterrichten Regelmäßige Gespräche mit einzelnen Eltern helfen, die Lernbiografie der unterschiedlichen Lerner besser zu verstehen. Bisweilen kann man auch verwöhnende, vernachlässigende oder überehrgeizige Erziehungsstile günstig beeinflussen. Elternabende können als Forum gestaltet werden, auf dem für das Reizvolle wie auch für das Belastende des Lernens geworben wird. 15