Blickpunkt Arbeitsmarkt: Situation von Älteren

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Transkript:

Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung, Dezember 2016 Blickpunkt Arbeitsmarkt: Situation von Älteren 1

Impressum Titel: Blickpunkt Arbeitsmarkt: Situation von Älteren Veröffentlichung: Dezember 2016 Herausgeber: Rückfragen an: E-Mail: Bundesagentur für Arbeit Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung Ilona Mirtschin Regensburger Straße 104 90478 Nürnberg arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de Telefon: 0911 179-1080 Fax: 0911 179-1383 Internet: http://statistik.arbeitsagentur.de Register: "Arbeitsmarktberichte", Menüpunkt: Personengruppen http://statistik.arbeitsagentur.de/navigation/statistik/arbeitsmarktberichte/personengruppen/persone ngruppen-nav.html Zitierhinweis: Bundesagentur für Arbeit, Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung (2016): Blickpunkt Arbeitsmarkt: Situation von Älteren, Nürnberg. URL: vollqualifizierter Pfad. Stand (TT.MM.JJ) Nutzungsbedingungen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Sie können Informationen speichern, (auch auszugsweise) mit Quellenangabe weitergeben, vervielfältigen und verbreiten. Die Inhalte dürfen nicht verändert oder verfälscht werden. Eigene Berechnungen sind erlaubt, jedoch als solche kenntlich zu machen. Im Falle einer Zugänglichmachung im Internet soll dies in Form einer Verlinkung auf die Homepage der Statistik der Bundesagentur für Arbeit erfolgen. Die Nutzung der Inhalte für gewerbliche Zwecke, ausgenommen Presse, Rundfunk und Fernsehen und wissenschaftliche Publikationen, bedarf der Genehmigung durch die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. 2

Blickpunkt Arbeitsmarkt Situation von Älteren Inhaltsverzeichnis Das Wichtigste in Kürze... 4 1 Die 55- bis unter 65-Jährigen... 5 1.1 Personengruppe von besonderem Interesse... 5 1.2 Demografische Entwicklung... 5 2 Rente... 7 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen... 7 2.2 Rente mit 63... 7 3 Erwerbsneigung und -beteiligung... 8 3.1 Erwerbsneigung... 8 3.2 Erwerbstätigenquote... 9 3.3 Struktur und Entwicklung der Erwerbstätigkeit... 10 4 Sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung... 12 4.1 Entwicklung der letzten Jahre... 12 4.2 Rente mit 63... 13 4.3 Beschäftigungsquote... 13 4.4 Beschäftigungsstrukturen... 15 5 Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung... 17 5.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer... 17 5.2 Die Auswirkungen von Sonderregelungen und der Rente mit 63 auf die Arbeitslosigkeit Älterer... 19 5.3 Ältere in Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik... 20 5.4 Unterbeschäftigung Älterer... 22 5.5 Strukturen der Arbeitslosigkeit... 23 5.6 Zugänge in und Abgänge aus Arbeitslosigkeit... 25 5.7 Dauer der Arbeitslosigkeit... 26 Glossar... 28 3

Das Wichtigste in Kürze Die Bevölkerungsstärke der 55- bis unter 65-Jährigen hat in den vergangenen Jahren zugenommen und wird auch in den nächsten Jahren weiter wachsen. Die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre erhöht seit 2012 die Bedeutung von Personen über 65 Jahre am Arbeitsmarkt. Ältere nehmen immer häufiger am Erwerbsleben teil: Die Erwerbstätigenquote der Personen zwischen 55 bis unter 65 Jahren ist in den letzten zehn Jahren stärker gestiegen als die der 15- bis unter 65-Jährigen. In Deutschland ist die Erwerbstätigenquote von 55- bis unter 65-Jährigen, verglichen mit anderen europäischen Ländern, überdurchschnittlich hoch. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Altersklasse 55 bis unter 65 ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Insbesondere die Zahl der weiblichen Beschäftigten hat zugenommen. Das ist nicht nur eine Folge der gewachsenen Bevölkerungsstärke. Die Beschäftigungsquote der 55- bis unter 60-Jährigen ist etwas höher als in allen Altersklassen. 60- bis unter 65- Jährige sind wegen der Übergänge in den Ruhestand seltener beschäftigt. Ältere arbeiten auch wegen der Nutzung von Altersteilzeitmodellen häufiger weniger als die tariflich vereinbarte Wochenarbeitszeit. Die Zahl der Älteren in Minijobs ist in den letzten Jahren überdurchschnittlich gestiegen. Ältere sind stärker als der Durchschnitt von Arbeitslosigkeit betroffen. Wegen des Wegfalls vorruhestandsähnlicher Regelungen ist die registrierte Arbeitslosigkeit gestiegen. Die Arbeitslosenquote Älterer ist rückläufig. Die Unterbeschäftigung Älterer ist in den letzten Jahren gesunken. In den letzten Jahren begannen weniger Menschen eine Maßnahme aktiver Arbeitsmarktpolitik. Die Förderung Älterer ging im gleichen Maße zurück wie im Durchschnitt über alle Altersklassen. Ältere Arbeitslose sind vergleichsweise häufig langzeitarbeitslos und schwerbehindert. Sie weisen jedoch seltener als Jüngere eine fehlende formale Qualifikation auf. Das Risiko arbeitslos zu werden, ist für Ältere geringer als für Jüngere. Gleichzeitig ist es für Ältere schwieriger Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden. 4

Blickpunkt Arbeitsmarkt Situation von Älteren 1 Die 55- bis unter 65-Jährigen 1.1 Personengruppe von besonderem Interesse Ältere stellen eine Personengruppe am Arbeitsmarkt dar, die häufig im Mittelpunkt des Interesses steht. Ihr beruflicher Erfahrungsschatz ist angesichts des Bedarfs an gut qualifizierten Fachkräften und des demografischen Wandels infolge dessen der Anteil der Älteren an der Bevölkerung weiter steigen wird von unschätzbarem Wert. Auf der anderen Seite nehmen Anforderungen und Belastungen der Arbeitswelt zu. Dies stellt alle vor Herausforderungen, lebensältere Personen aber unter Umständen stärker als Jüngere. Daneben unterliegt der Arbeitsmarkt speziell für Ältere häufig veränderten Rahmenbedingungen, die die Entscheidungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern für eine Partizipation Älterer am Erwerbsleben beeinflussen: Beispielsweise führen das Auslaufen von Frühverrentungsprogrammen, Änderungen der Regelaltersgrenze oder auch die Höhe der Rente zu Verhaltensänderungen beim Übergang zur Rente und beeinflussen so auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Frage, ab welchem Alter von Älteren am Arbeitsmarkt zu sprechen ist, wird nicht einheitlich beantwortet. In der vorliegenden Publikation werden als Ältere am Arbeitsmarkt diejenigen Personen betrachtet, die mindestens 55 Jahre alt sind. Die 50- bis unter 55-Jährigen hingegen werden nicht den Älteren zugeordnet. Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen deuten die Arbeitsmarktdaten darauf hin, dass die Gruppe der 50- bis unter 55-Jährigen am Arbeitsmarkt insgesamt gut positioniert ist. Die Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe ist in den letzten Jahren stärker gesunken als im Durchschnitt über alle Altersklassen und liegt auf durchschnittlichem Niveau. Der Anteil der 50- bis unter 55- Jährigen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, ist überdurchschnittlich. Zum anderen wird die Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit bei den Älteren ab 55 Jahre von Gesetzen wie zum Renteneintritt (Erhöhung des Rentenalters, Rente mit 63 ), zur Altersteilzeit und Sonderregelungen, die ab einem Alter von 58 Jahren greifen, beeinflusst. Somit erfordert speziell die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Altersgruppen 55 bis unter 60 Jahre und über 60 Jahre eine besonders sorgfältige Betrachtung und Analyse. 1.2 Demografische Entwicklung Die Bevölkerungsstärke der Personen im Alter von 55 bis unter 65 Jahren hat in den letzten Jahren zugenommen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren zum Jahresende 2015 11,1 Millionen Menschen in Deutschland 55 bis unter 65 Jahre alt, gut 1,4 Millionen mehr 2008. Dieser Anstieg hat vor allem in der Altersgruppe der 60- bis unter 65-Jährigen stattgefunden. Die geburtenschwachen Jahrgänge der letzten Kriegsjahre und ersten Nachkriegsjahre haben in dieser Zeit das 65. Lebensjahr vollendet. Nachgerückt sind die Jahrgänge Ende der 1940er- Anfang der 1950er-Jahre, als die Zahl der Geburten in Deutschland wieder langsam anstieg. Die steigende Zahl der Geburten in Nachkriegsdeutschland, die in der Generation der sogenannten Baby-Boomer von Mitte der 1950er- bis Mitte der 1960er-Jahre ihren Höhepunkt erreichte, wird auch in den nächsten Jahren die Gruppe der Älteren in Deutschland anwachsen lassen (Abbildung 1). Abbildung 1 Bevölkerung am 31.12.2014 nach Altersjahren Alter 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 Jahrgänge, die in den letzten 5 Jahren in die Gruppe der 55- bis unter 65-Jährigen hinein- bzw. herausgewachsen sind 0,5 Mio 1,0 Mio 1,5 Mio Datenquelle: Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes 5

Nach den Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes werden 2023 fast 13 Millionen Menschen zwischen 55 und unter 65 Jahre sein. Sowohl die Zahl der 55- bis unter 60-Jährigen als auch die der 60- bis unter 65-Jährigen wird zunehmen. Ab 2023 wird zunächst die Zahl der Menschen zwischen 55 und unter 60 Jahre und vier Jahre später auch die Zahl der 60- bis unter 65-Jährigen zurückgehen. 2030 wird die Zahl der Älteren wieder unter die 11 Millionen-Marke fallen und das aktuelle Niveau erreichen. 1 Neben der absoluten Zahl der Älteren wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich auch der Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung steigen. In welchem Ausmaß dies geschieht, hängt neben der Lebenserwartung der Menschen von der Zahl der Geburten und der Zuwanderung ab. Ende 2015 betrug der Anteil der Menschen im Alter von 55 Jahren und älter 35 Prozent; 14 Prozent der Bevölkerung waren zwischen 55 und unter 65 Jahre alt. In den nächsten Jahren ist mit einem Anstieg des Anteils der 55- bis unter 65- Jährigen an der Gesamtbevölkerung auf bis zu 17 Prozent zu rechnen. Rund zwei von fünf Menschen in Deutschland werden 2023 55 Jahre oder älter sein. 1 ausgegangen wird hier von der Modellrechnung ohne Zuwanderung W0 mit einer Geburtenrate von 1,4 Kindern je Frau. Zu den Ergebnissen siehe: Statistisches Bundesamt (2015): Bevölkerung Deutschlands bis 2060. Ergebnisse der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden. URL: https://www.destatis.de/de/zahlenfakten/gesellschaftstaat/bevoelkerung/be voelkerungsvorausberechnung/bevoelkerungsvorausberechnung.html 6

Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen 2 Zum Jahresende 2015 bezogen 942.000 Personen zwischen 60 bis unter 65 eine Rente wegen Alters (SGB VI). 3 Die Zahl der Personen in Altersrente zwischen 60 bis unter 65 Jahre hat sich in den letzten zehn Jahren fast halbiert: 2005 waren es noch über 1,8 Millionen, 2010 1,3 Millionen. Auch der Anteil der Bezieher einer Altersrente an der Bevölkerung von 60 bis unter 65 Jahren ging zurück. Er lag 2005 bei 39 Prozent, fünf Jahre später bei 29 Prozent und 2015 bei 18 Prozent. Diese Abnahmen sind auch eine Folge der Anhebung des Rentenalters und des damit verbundenen späteren Renteneintritts. Seit 2012 wird die Grenze für den Bezug von Altersrente für die in der gesetzlichen Rentenversicherung versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schrittweise von 65 auf 67 Jahre erhöht. Das tatsächliche Alter bei Eintritt in Rente wegen Alters lag 2015 bei 64,0 Jahren. 4 wird (Abschnitte 4.1 und 5.2). Bei diesen Analysen muss berücksichtigt werden, dass es schon vor der Einführung dieser abschlagsfreien Rente die Möglichkeit gab mit Abschlägen vorzeitig Altersrente zu beantragen. Eine exakte Quantifizierung der Effekte der Rente mit 63 auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit ist nicht möglich, weil unbekannt ist, wie viele Personen auch ohne die Neuregelungen mit Abschlägen in Rente gegangen wären. Möglicherweise haben Personen aufgrund der bevorstehenden Neuregelung ihren Renteneintritt vom ersten ins zweite Halbjahr 2014 verschoben. Vergleiche der Statistiken zu Arbeitslosigkeit und Beschäftigung vor und nach der Gesetzesänderung können daher eine größere Wirkung suggerieren als tatsächlich vorhanden. Allerdings ist der Personenkreis, der die Rente mit 63 beantragen kann, beschränkt, so dass die in dieser Broschüre im folgenden beschriebene Situation Älterer am Arbeitsmarkt durch diese Neuregelung zwar beeinflusst, aber nicht grundsätzlich verändert wird.. 2.2 Rente mit 63 Seit dem 1. Juli 2014 existiert in der gesetzlichen Rentenversicherung für Personen mit mindestens 45 Beitragsjahren die Möglichkeit ab 63 Jahren abschlagsfrei Altersrente zu beziehen ( Rente mit 63 ). Zeiten, in denen Arbeitslosengeld bezogen wurde, werden bei der Berechnung der Beitragsjahre berücksichtigt; in den letzten zwei Jahren vor Rentenbeginn allerdings nur, wenn sie Folge einer Insolvenz oder vollständigen Geschäftsaufgabe des Arbeitgebers sind. Zeiten des Bezugs von Arbeitslosenhilfe oder Arbeitslosengeld II zählen grundsätzlich nicht zu den notwendigen 45 Beitragsjahren. 5 Ab dem Geburtsjahrgang 1953 wird in den nächsten Jahren die Altersgrenze für die abschlagfreie Rente schrittweise auf 65 Jahre angehoben. Nach der Einführung der Rente mit 63 belief sich die Zahl der Zugänge im zweiten Halbjahr 2014 auf 136.000. Im Jahr 2015 gab es insgesamt 274.000 Zugänge in diese Rente für besonders langjährige Versicherte. Auch am Arbeitsmarkt, in der Beschäftigung und bei der Arbeitslosigkeit Älterer, zeigen sich Auswirkungen der Rente mit 63, auf die in den jeweiligen Abschnitten eingegangen 2 zu den Daten zum Rentenbezug siehe: Statistikseiten der Deutschen Rentenversicherung Bund: http://www.deutscherentenversicherung.de/allgemein/de/navigation/6_wir_ueber_uns/02_fakten_ und_zahlen/03_statistiken/statistikpublikationen_node.html 3 Renten wegen Alters sind erst ab einem Alter von 60 Jahren möglich. 4 Unter Herausrechnung der Fälle der neuen Mütterrenten. 5 Im Zeitraum vom 1. Januar 2005 bis 31. Dezember 2010 führte der Bezug von Arbeitslosengeld II regelmäßig zu einer Pflichtbeitragszeit in der gesetzlichen Rentenversicherung und wird daher bei der Rente ab 63 berücksichtigt. 7

2005 2014 2015 Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt 3 Erwerbsneigung und -beteiligung 3.1 Erwerbsneigung Die Erwerbsneigung Älterer hat in den letzten Jahren im Vergleich zur Erwerbsneigung insgesamt überproportional stark zugenommen: Die Erwerbsquote der Anteil der Erwerbspersonen an der Bevölkerung stieg bei den Personen im Alter von 55 bis unter 60 Jahren von 2005 auf 2015 um 7,6 Prozentpunkte auf 80,8 Prozent. Sehr deutliche Zuwächse gab es in der Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen. Hier hat sich die Erwerbsquote in den zehn Jahren von 2005 bis 2015 auf 56,0 Prozent um drei Viertel erhöht. Bei den 15- bis unter 65-Jährigen war im gleichen Zeitraum ein Anstieg um knapp vier Prozentpunkte zu verzeichnen (Abbildung 2). Die gestiegene Erwerbsneigung Älterer betrifft beide Geschlechter. Dabei ist in der Gruppe der Älteren von 55 bis unter 65 Jahre die Erwerbsneigung der Männer höher als die der Frauen: 2015 waren 74,9 Prozent der älteren Männer und 63,7 Prozent der älteren Frauen erwerbstätig oder auf der Suche nach Arbeit. Seit 2012 wird das Renteneintrittsalter sukzessive erhöht. Das hat zur Folge, dass nunmehr auch 65-Jährige zu den Erwerbspersonen zählen. Folglich ist ausgehend von einem niedrigen Niveau in den letzten Jahren auch die Erwerbsquote der Personen ab 65 Jahre zumindest bis 2014 merklich gestiegen. 2015 war dagegen von einem Rückgang geprägt. Die Erwerbsneigung Älterer ist in Deutschland wie die Erwerbsneigung insgesamt mit 69,4 Prozent deutlich höher als im europäischen Durchschnitt und auch EU-Durchschnitt (EU-28: 57,3 Prozent). In Island und Schweden, aber auch Norwegen und der Schweiz gingen 2015 mehr Personen im Alter von 55 bis unter 65 Jahren einer Erwerbstätigkeit nach bzw. suchten danach. Zehn Jahre zuvor hatte Deutschland bezüglich der Erwerbsneigung Älterer noch im Mittelfeld gelegen. Am unteren Ende der Rangliste liegen südosteuropäische Staaten (Slowenien, Griechenland, Malta, Rumänien) sowie Luxemburg, in denen die Erwerbsquote um die 40 Prozent liegt. 6 Abbildung 2 Erwerbsquoten nach Altersgruppen in Prozent 2005, 2014, 2015 73,2 80,6 80,8 73,7 77,5 77,4 55,6 56,0 31,6 3,3 5,6 4,3 55 bis unter 60 Jahre 60 bis unter 65 Jahre 65 Jahre und älter 15 bis unter 65 Jahre Datenquelle: Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes 6 In diesem Abschnitt werden Daten zur Erwerbsbeteiligung verwendet, wie sie von der europäischen Statistikbehörde Eurostat publiziert werden. Diese Daten können geringfügig von den national veröffentlichten Daten abweichen. 8

2005 2014 2015 Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt Abbildung 3 Erwerbstätigenquoten nach Altersgruppen in Prozent 2005, 2014, 2015 76,9 77,2 73,6 73,8 63,3 65,4 52,3 53,1 28,1 3,3 5,6 4,4 55 bis unter 60 Jahre 60 bis unter 65 Jahre 65 Jahre und älter 15 bis unter 65 Jahre Datenquelle: Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes 3.2 Erwerbstätigenquote Die gestiegene Erwerbsneigung von Älteren geht wie auch die wachsende Erwerbsneigung insgesamt auf ein Plus bei der Erwerbstätigkeit zurück. Die Zahl der älteren Erwerbslosen hingegen war 2015 deutlich niedriger als zehn Jahre zuvor. Das spiegelt sich in einer gestiegenen Erwerbstätigenquote also dem Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung wider. Der Anstieg der Erwerbstätigenquote fiel bei den Älteren weitaus kräftiger aus als im Durchschnitt über alle Altersklassen (Abbildung 3). Die Erwerbstätigenquote der 15- bis unter 65-Jährigen hat von 2005 auf 2015 um 8,4 Prozentpunkte zugenommen. Die der 55- bis unter 60- Jährigen ist mit +13,9 Prozentpunkten erheblich stärker gestiegen, die Erwerbstätigenquote der 60- bis unter 65- Jährigen hat sich mit einem Plus von 25,0 Prozentpunkten fast verdoppelt. Wie auch bei der Erwerbsquote zeichnen sich die 60- bis unter 65-Jährigen zwar durch das größte Wachstum der Erwerbstätigenquote aus, ihr Niveau ist mit 53,1 Prozent aber niedriger als im Durchschnitt über alle Altersklassen (73,8 Prozent). Der Anteil der 55- bis unter 60-jährigen Erwerbstätigen an der gleichaltrigen Bevölkerung ist hingegen mit 77,2 Prozent überdurchschnittlich. In den Lissabon-Zielen der Europäischen Union war für die Altersgruppe der 55- bis unter 65-Jährigen eine Erwerbstätigenquote von 50 Prozent vorgegeben worden, die bis zum Jahr 2010 realisiert werden sollte. Dieses Ziel wurde in Deutschland bereits ab dem Jahr 2007 erreicht, damals lag 9 die Erwerbstätigenquote der 55- bis unter 65-Jährigen bei 51,2 Prozent. Bis 2015 hat sie um weitere 14,7 Prozentpunkte auf 65,9 Prozent zugenommen. Damit wird auch das nationale EU-2020-Ziel, das bis 2020 eine Erwerbstätigenquote für 55- bis unter 65-Jährige von 60 Prozent anstrebt, bereits erreicht. 7 Abbildung 4 Erwerbstätigenquote Älterer in Prozent 2015 Datenquelle: Eurostat 34,3 bis unter 42,6 42,6 bis unter 47,0 47,0 bis unter 60,0 60,0 und höher 7 https://www.bmwi.de/bmwi/redaktion/pdf/m-o/nationalesreformprogramm-2015,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf

Im europäischen Vergleich weist Deutschland 2015 eine der höchsten Erwerbstätigenquoten aus. Nur in Island, Schweden, Norwegen und der Schweiz ging ein noch höherer Anteil der 55- bis unter 65-Jährigen einer Erwerbstätigkeit nach. Schlusslicht war Griechenland, dort ging 2015 nur gut ein Drittel der 55- bis unter 65-Jährigen einer Erwerbstätigkeit nach. Aber auch in Slowenien, Luxemburg und Kroatien war erheblich weniger als jede zweite Person in dieser Altersgruppe erwerbstätig (Abbildung 4). 3.3 Struktur und Entwicklung der Erwerbstätigkeit Die Erwerbsneigung Älterer ist in den letzten Jahren zwar deutlich gestiegen (siehe Abschnitt 3.1). Nach wie vor sind aber Ältere unterdurchschnittlich am Erwerbsleben beteiligt. In der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren geht knapp ein Viertel der Personen keiner bezahlten Arbeit nach oder sucht danach, bei den Älteren trifft dies auf ein knappes Drittel zu (Abbildung 5). Der Anteil Erwerbsloser ist bei den 55- bis unter 65-Jährigen mit 3 Prozent etwas geringer als bei der Gesamtbevölkerung (4 Prozent). Gut die Hälfte der 55- bis unter 65-jährigen Personen zählt zur Gruppe der Angestellten, Arbeiter (oder Auszubildenden). Neun Prozent sind selbständig, vier Prozent verbeamtet. Abbildung 5 Bevölkerung nach der Stellung im Erwerbsleben 15 bis unter 65 Jahre, 55 bis unter 65 Jahre, Anteile in Prozent 2015 23 7 4 31 9 4 Selbständige/ mithelfende Familienangehörige 4 15 bis unter 65 Jahre Bevölkerung: 53,1 Millionen 3 55 bis unter 65 Jahre Bevölkerung: 11,1 Millionen Beamte Angestellte, Arbeiter, Auszubildende Nichterwerbspersonen 63 52 Erwerbslose Datenquelle: Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes 10

Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt Mit dem Anstieg der Erwerbsneigung und -beteiligung der Älteren in den letzten zehn Jahren ging eine Abnahme des Anteils der Nicherwerbspersonen und der Erwerbslosen in der Gruppe der Älteren einher (Abbildung 6). Gestiegen ist vor allem der Anteil der Angestellten und Arbeiter. Dieser hat sich von einem Drittel auf über die Hälfte erhöht. Der Selbständigen-Anteil ist leicht gestiegen, der Anteil von Beamtinnen und Beamten unter den Älteren ist gleich geblieben. Abbildung 6 Ältere nach der Stellung im Erwerbsleben 55 bis unter 65 Jahre, 2005 und 2015, Anteile in Prozent 8 9 4 4 Selbständige, mithelf. Familienangehörige Beamte 33 52 Angestellte, Arbeiter 48 31 Nichterwerbspersonen 7 3 2005 2015 Erwerbslose Datenquelle: Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes 11

2005 2014 2015 4 Sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung 4.1 Entwicklung der letzten Jahre Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist in den letzten Jahren gestiegen: Am 30. Juni 2015 waren in Deutschland 30,8 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt 4,5 Millionen oder 17 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Die Beschäftigung Älterer ist stärker gestiegen als die Beschäftigung insgesamt. Das ist nicht nur eine Folge der gewachsenen Bevölkerungsstärke dieser Altersgruppe. Zur Jahresmitte 2015 waren 5,3 Millionen Menschen im Alter von 55 bis unter 65 Jahren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 2,5 Millionen bzw. 88 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Besonders deutlich fiel der Anstieg in der Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen aus: Hier hat sich die Beschäftigung von 2005 auf 2015 mit einem Plus von über einer Million auf 1,8 Millionen mehr als verdoppelt (+140 Prozent). Die Beschäftigung der 55- bis unter 60-Jährigen ist im gleichen Zeitraum um mehr als zwei Drittel (68 Prozent oder 1,4 Millionen) auf 3,4 Millionen gewachsen. Bedingt durch die Anhebung des Renteneintrittsalters steigt seit 2012 auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ab 65 Jahre deutlich an. Noch handelt es sich bei den beschäftigten Personen, die 65 Jahre und älter sind, mit 224.000 jedoch um eine vergleichsweise kleine Gruppe. Das Beschäftigungsplus Älterer fällt bei Frauen deutlicher aus als bei Männern: Die Zahl der weiblichen Beschäftigten im Alter von 55 bis unter 65 Jahren hat sich von Juni 2005 auf Juni 2015 von 1,2 Millionen auf 2,5 Millionen mehr als verdoppelt (+109 Prozent). Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer stieg um 73 Prozent auf 2,8 Millionen. Förderlich speziell für die gestiegene Beschäftigung von Frauen ist, dass einerseits immer mehr gut ausgebildete Frauen am Erwerbsleben teilnehmen und andererseits Regelungen zur vorzeitigen Altersrente für Frauen ausgelaufen sind. Abbildung 7 Beschäftigungsquoten in Prozent 2005, 2014, 2015 56,5 58,0 55,9 56,9 44,8 47,2 34,9 35,6 14,7 55 bis unter 60 Jahre 60 bis unter 65 Jahre 15 bis unter 65 Jahre Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 12

Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt Was für die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gilt, trifft auch auf die geringfügig entlohnte zu: Die Zahl der Älteren zwischen 55 und 65 Jahre, die einen Minijob ausüben, ist in den letzten zehn Jahren überdurchschnittlich um 45 Prozent gestiegen; bei Frauen stärker als bei Männern. Deshalb übten 2015 weiterhin mehr Frauen als Männer dieser Altersgruppe einen Minijob aus. Insgesamt waren 2015 1,3 Millionen der insgesamt 7,4 Millionen geringfügig Beschäftigen zwischen 55 und unter 65 Jahre alt. Bei den Personen, die 65 Jahre und älter sind, zeigt sich ein anderes Bild als in der Altersgruppe zwischen Mitte 50 und Mitte 60: Die Mehrheit der 925.000 geringfügig Beschäftigten in der obersten Altersklasse ist männlich. Die Zahl der Minijobber in dieser Altersgruppe ist in den letzten zehn Jahren ebenfalls beträchtlich gewachsen (+42 Prozent), so dass 2015 jeder achte geringfügig Beschäftigte 65 oder älter war. 4.2 Rente mit 63 Die Einführung der abschlagsfreien Rente mit 63 macht es für Beschäftigte jenseits dieser Altersgrenze attraktiver, eher aus dem Erwerbsleben auszuscheiden und wirkt damit zumindest potenziell in Richtung einer sinkenden Beschäftigung Älterer. Tatsächlich ist die Zahl der Beschäftigten über 63 Jahre nach Inkrafttreten der Regelung auch zurückgegangen. Ein Zusammenhang dieser Beschäftigungsentwicklung mit der Einführung der Rente mit 63 scheint plausibel. So zeigen sich von Juni 2014, dem letzten Monat vor Einführung der Neuregelung, auf Juni 2015 nennenswerte Rückgange in der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 63 und 64 Jahren (-37.900 bzw. -9,1 Prozent). Im Vorjahr hatte die Beschäftigung in dieser Altersgruppe noch deutlich zugenommen und auch in der Vergleichsgruppe der 61- und 62-Jährigen ist die Zahl der Beschäftigten weiter gewachsen. 8 Das gilt auch für die Gruppe der 65-Jährigen, bei der sich die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auswirkt. dies ist nicht verwunderlich. Insbesondere Männer mit Berufsausbildung haben am ehesten die Voraussetzung, 45 Beitragsjahre zu erreichen. Nach einem deutlich sichtbaren Effekt im Einführungsjahr 2014/2015 hat sich der Beschäftigungsrückgang der 63- und 64-Jährigen offenbar nicht weiter fortgesetzt. Differenzierte Angaben liegen bis März 2016 vor. Von Mitte 2015 bis März 2016 hat sich Zahl der beschäftigten 63-Jährigen wohl vor allem aus demografischen Gründen erhöht. Bei den beschäftigten 64-Jährigen gab es hingegen nur einen minimalen Rückgang. 4.3 Beschäftigungsquote Die Beschäftigungsquote der Anteil der Personen, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, an allen Personen der entsprechenden Altersgruppe hat für Ältere in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Beschäftigungsquote von Personen im Alter von 55 bis unter 60 Jahren ist von 2005 auf 2015 um 13,2 Prozentpunkte auf 58,0 Prozent angestiegen und lag damit 2015 erneut leicht höher als die im Durchschnitt über alle Altersklassen von 15 bis 64 Jahre. Ein noch kräftigeres Plus gab es in der Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen, ihre Beschäftigungsquote stieg im gleichen Zeitraum um 20,9 Prozentpunkte auf 35,6 Prozent. Sie liegt damit immer noch deutlich, nämlich knapp 21 Prozentpunkte unter der Quote aller 15- bis unter 65-Jährigen (Abbildung 7). Der Beschäftigungsrückgang bei den 63- und 64-Jährigen von 2014 auf 2015 wird fast ausschließlich durch Männer verursacht (-37.100) 9. Dies war zu erwarten, da gemäß den Daten der Deutschen Rentenversicherung vor allem Männer die neue Regel zum vorzeitigen Ruhestand nutzen. Andererseits zeigt sich der Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten fast ausschließlich bei Fachkräften. Auch 8 Von Juni 2013 bis Juni 2014 nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 63 und 64 Jahren um 49.500 bzw. 13,6 Prozent zu; die Zahl der beschäftigten 61- und 62-Jährigen nahm von Juni 2014 bis Juni 2015 um 66.300 bzw. 7,8 Prozent zu. 9 Vgl auch Hintergrundinformation der Statistik der BA Auswirkungen der Rente ab 63 Jahren nach längjährigen Beitragszeiten auf den Arbeitsmarkt https://statistik.arbeitsagentur.de/statischer-content/statistische- Analysen/Statistische-Sonderberichte/Generische- Publikationen/Auswirkungen-der-Rente-ab-63-Jahren-nach-langjaehrigen- Beitragszeiten-auf-den-Arbeitsmarkt.pdf 13

Abbildung 8 Beschäftigungsquoten Älterer nach Bundesländern in Prozent 55 bis unter 65 Jahre, Vergleich zu 15 bis unter 65 Jahre 2015 Beschäftigungsquote Deutschland 15 bis unter 65 Jahre: 56,9 55 bis unter 65 Jahre: 47,5 bundeslaender beschquo55bis65 unter 44,4 44,4 bis unter 45,5 45,5 bis unter 49,3 49,3 und höher Nordrhein-Westfalen 45,3 Rheinland-Pfalz 46,0 Saarland 42,2 Schleswig-Holstein 45,5 Mecklenburg-Vorpommern 47,7 Hamburg 47,3 Bremen 46,0 Niedersachsen 46,7 Hessen 46,4 Baden-Württemberg 51,1 Sachsen-Anhalt 49,9 Thüringen 51,2 Brandenburg 49,5 Berlin 43,8 Bayern 48,2 Datenquelle: Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes, Statistik der BA Sachsen 50,8 Beschäftigungsquote der 55- bis unter 65-Jährigen liegt um... Prozentpunkte unter der der 15- bis unter 65-Jährigen -11,8-10,4-10,2-9,9-9,9-9,7-9,6-9,6-9,6-9,5-9,5-9,3-8,6-7,8-7,0-5,4 Bayern Saarland Sachsen Niedersachsen Hessen Thüringen Schleswig-Holstein Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Sachsen-Anhalt Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Berlin Bremen Differenziert nach Ländern reichen die Beschäftigungsquoten der 55- bis unter 65-Jährigen von 42,2 Prozent im Saarland bis zu 51,2 Prozent in Thüringen (Abbildung 8). Tendenziell fällt wie auch die Beschäftigungsquote über alle Altersgruppen die Beschäftigungsquote der Älteren in Ostund Süddeutschland höher aus als im übrigen Bundesgebiet. In allen Bundesländern sind die Beschäftigungsquoten der 55- bis unter 65-Jährigen im Vergleich über alle Altersklassen unterdurchschnittlich. In den Stadtstaaten Bremen und Berlin ist die Abweichung zu den 15- bis unter 65-Jährigen mit 5 bzw. 7 Prozentpunkten relativ gering, in Bayern fällt sie mit 12 Prozentpunkten am deutlichsten aus. Differenziert nach den einzelnen Altersgruppen zeigen sich wieder, bedingt durch Übergang in den Ruhestand, deutliche Unterschiede: Die Beschäftigungsquoten der 60- bis unter 65- Jährigen liegen je nach Bundesland 24,6 (Bayern) bis 16,2 Prozentpunkte (Berlin) unter denen der 15- bis unter 65- Jährigen. Unter den jüngeren Älteren (55- bis unter 60- Jährige) geht mit Ausnahme von Hamburg, Bayern und dem Saarland in allen Bundesländern ein höherer Prozentsatz einer Beschäftigung nach als im Durchschnitt aller Altersklassen. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Beschäftigungsquote zwischen Ost und West zeigen sich auch bei den Älteren. 10 Die Beschäftigungsquote von Frauen im Osten ist, auch historisch bedingt, deutlich höher als im Westen: In Ostdeutschland waren 61,3 Prozent der Frauen zwischen 55 und unter 60 und 36,4 Prozent zwischen 60 und unter 65 Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In Westdeutschland waren dies 7,6 bzw. 4,9 Prozentpunkte weniger. Bei Männer ist es umgedreht. Die Beschäftigungsquoten der Älteren sind in Westdeutschland (61,1 Prozent bzw. 39,1 Prozent) etwas höher als in Ostdeutschland (59,1 Prozent bzw. 38,0 Prozent). 10 Zur Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt siehe auch: Bundesagentur für Arbeit (2015): Der Arbeitsmarkt in Deutschland Frauen und Männer am Arbeitsmarkt 2015. https://statistik.arbeitsagentur.de/statischer- Content/Arbeitsmarktberichte/Personengruppen/Broschuere/Frauen-Maenner- Arbeitsmarkt-2016-07.pdf 14

Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt 4.4 Beschäftigungsstrukturen Unterschiede zwischen der Gruppe der älteren Beschäftigten und der Beschäftigten insgesamt zeigen sich bei der Differenzierung nach der Arbeitszeit. Insgesamt arbeitete in Deutschland im Juni 2015 ein gutes Viertel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten vereinbarungsgemäß weniger als die normalerweise übliche bzw. tariflich festgesetzte Arbeitszeit. Unter den Beschäftigten im Alter von 55 bis unter 65 Jahren ist auch wegen Nutzung von Altersteilzeitmodellen der Anteil der Teilzeitbeschäftigten höher: Dort arbeiteten 30 Prozent in Teilzeit. Abbildung 9 Minijobs sind anders als Teilzeitmodelle bei 55- bis unter 65- Jährigen nicht überdurchschnittlich verbreitet. Sowohl im Durchschnitt über alle Altersklassen als auch bei den 55- bis unter 65-Jährigen kamen 2015 25 Minijobber auf 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Insgesamt gab es 2015 fast 1,3 Millionen geringfügig entlohnte Beschäftigte zwischen 55 und 65 Jahre. Kurzfristige Beschäftigung spielt bei den Älteren kaum eine Rolle. Wie in der Nähe des Übergangs in den Ruhestand zu erwarten, sind unter Älteren ausschließlich ausgeübte Minijobs verbreiteter als Minijobs zur Nebentätigkeit: Fast drei Viertel der geringfügig entlohnt beschäftigten Älteren arbeitete ausschließlich auf dieser Basis, ein gutes Viertel im Nebenjob. Die Bedeutung von Minijobs steigt mit zunehmendem Alter und damit rückläufiger sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung deutlich an: Kommen bei den 55- bis unter 60-Jährigen 19 geringfügig entlohnt Beschäftigte auf 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, sind es bei den 60- bis unter 65-Jährigen 35. Bei den 65-Jährigen und Älteren übersteigt dann die Zahl der geringfügig entlohnten Minijobber die der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten: Auf 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte kommen 400 geringfügig entlohnt Beschäftigte. Auch die Verhältnisse zwischen ausschließlich und im Nebenjob ausgeübten Minijobs verschieben sich zugunsten der ausschließlichen Beschäftigung. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass durch den Wegfall der sozialversicherungspflichtigen (Haupt-)Beschäftigung z. B. durch den Renteneintritt, aus einem Minijob in Nebentätigkeit ein ausschließlicher Minijob wird. Die Verteilung der älteren Beschäftigten auf Wirtschaftszweige entspricht weitestgehend der Verteilung der Verteilung über alle Altersklassen Über alle Branchen beträgt der Anteil Älterer an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 17 Prozent (Abbildung 9). Betrachtet man die Anteile Älterer in den Branchen, zeigt sich ein unterdurchschnittlicher Anteil in der Arbeitnehmer-überlassung, im Gastgewerbe und im Bereich Information und Kommunikation. Ein hohes Gewicht kommt den 55- bis unter 65-Jährigen in der Öffentlichen Verwaltung zu; mehr als ein Viertel der Beschäftigten ist 55 Jahre und älter. Zu den Branchen mit einem überdurchschnittlichen Anteil Älterer zählt auch der Bereich Bergbau, Energie und (Ab-)Wasser. Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ältere in den Wirtschaftszweigen Anteil in Prozent 55 bis unter 65 Jahre am Insgesamt, Juni 2015 Insgesamt: 17 Prozent 16 22 18 18 18 19 15 15 19 12 12 17 14 17 11 27 21 16 19 19 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 15

Bezüglich des Frauenanteils unterscheiden sich die älteren Beschäftigten mittlerweile nur noch wenig von der Beschäftigungsstruktur insgesamt. Im Jahr 2015 waren im Durchschnitt aller Altersklassen 46 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiblich. Bei den 55- bis unter 65-Jährigen beträgt der Anteil 48 Prozent. Zehn Jahre zuvor lag der Frauenanteil bei den 55- bis unter 65-Jährigen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten noch bei 43 Prozent (über alle Altersklassen: 45 Prozent), da insbesondere in der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen ein geringerer Prozentsatz der Frauen einer Beschäftigung nachging. Seither hat bei weiblichen Älteren die Beschäftigung, auch wegen der Anhebung des Renteneintrittsalters für Frauen, stärker zugenommen. 16

5 Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung 5.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer Mit der Einführung des Sozialgesetzbuchs II im Jahr 2005 also der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe ist die Arbeitslosigkeit insgesamt deutlich gestiegen. Seitdem ist mit Ausnahme des Jahres 2009 die Arbeitslosenzahl tendenziell bis unter die Marke von drei Millionen gesunken. Die Zahl arbeitsloser von Menschen im Alter von 55 Jahren und mehr hat hingegen von 2008 bis 2014 aus demografischen Gründen, vor allem aber wegen des Auslaufens von vorruhestandsähnlichen Regelungen zugenommen. Die Arbeitslosenquote setzt die absolute Zahl der Arbeitslosen ins Verhältnis zu den Erwerbspersonen und berücksichtigt so die gestiegene Zahl älterer Menschen. Betrachtet man diese relative Größe, zeigt sich allerdings auch bei den Älteren eine positive Entwicklung (Abbildung 10). Im Jahr 2015 waren durchschnittlich 574.000 Personen im Alter von 55 Jahren und älter als arbeitslos registriert, davon 340.000 55- bis unter 60-Jährige, 229.000 60- bis unter 65- Jährige und aufgrund der sukzessiven Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters 5.400 Arbeitslose, die 65 Jahre alt waren. 2015 war gut jeder fünfte Arbeitslose älter als 55 Jahre. Gegenüber dem Jahr 2005 hat die Zahl der arbeitslosen 55- bis unter 60-Jährigen um knapp ein Drittel abgenommen. Das ist allerdings ein geringerer Rückgang als bei den unter 55-Jährigen (-48 Prozent). Die Zahl der arbeitslosen 60- bis unter 65-Jährigen hat sich dagegen im letzten Jahrzehnt fast verdreifacht. Hinter dieser Entwicklung steht neben der demografischen Entwicklung, der gestiegenen Erwerbsneigung und schwierigeren Arbeitsmarktsituation Älterer das Auslaufen von Sonderregelungen für Ältere, die sich früher reduzierend auf die Arbeitslosigkeit ausgewirkt haben (siehe auch Abschnitt 5.2). Abbildung 10 Arbeitslose und Arbeitslosenquoten für Insgesamt und Ältere 15- bis unter 65-Jährige in Millionen, Anteil 55- bis unter 65-Jährige Arbeitslosenquote 55 bis unter 65 Jahre* Arbeitslose 15 bis unter 65 Jahre in Millionen Anteil Arbeitslose 55 bis unter 65 Jahre 11,7% 10,8% 4,9 4,5 9,0% 3,8 7,9% 8,7% 8,8% 8,6% 8,2% 8,1% 7,9% 7,8% 8,1% 7,7% Abbildung 7,1% 10 6,8% 6,9% 6,7% 6,4% Arbeitslosenquote Insgesamt 3,3 3,4 3,2 3,0 2,9 3,0 2,9 2,8 12% 13% 13% 13% 15% 16% 18% 19% 19% 20% 20% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 7,3% Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit *Daten liegen erst ab 2008 vor. 17

Abbildung 11 Arbeitslosenquoten Älterer nach Bundesländern in Prozent 55 bis unter 65 Jahre, Vergleich zu 15 bis unter 65 Jahre 2015 Arbeitslosenquote Deutschland 15 bis unter 65 Jahre: 6,4 55 bis unter 65 Jahre: 7,3 bundeslaender unter 7,0 7,0 bis unter 8,6 8,6 bis unter 11,4 11,5 und höher Nordrhein-Westfalen 8,3 Rheinland-Pfalz 5,8 Saarland 7,1 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Schleswig-Holstein 7,3 Mecklenburg-Vorpommern 11,3 Hamburg 8,4 Bremen 10,3 Niedersachsen 6,8 Hessen 6,1 Baden-Württemberg 4,9 Sachsen-Anhalt 11,1 Thüringen 9,4 Brandenburg 10,4 Berlin 11,0 Bayern 4,8 Sachsen 10,4 Arbeitslosenquote der 55- bis unter 65-Jährigen liegt um... Prozentpunkte über/ unter der der 15- bis unter 65-Jährigen -0,1-0,6 +2,2 +2,0 +1,7 +1,2 +1,1 +1,0 +0,9 +0,9 +0,9 +0,8 +0,7 +0,6 +0,6 +0,3 +0,3 Sachsen Thüringen Brandenburg Bayern Baden-Württemberg Niedersachsen Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt Deutschland Hamburg Rheinland-Pfalz Hessen Schleswig-Holstein Nordrhein-Westfalen Berlin Saarland Bremen Betrachtet man die Arbeitslosenquoten, zeigt sich 2015 insgesamt und für die Älteren eine positive Entwicklung. Mit 7,3 Prozent lag die Arbeitslosenquote der 55- bis unter 65- Jährigen (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) zwar um 0,9 Prozentpunkte höher als die Arbeitslosenquote im Durchschnitt über alle Altersklassen. Trotz des Wegfalls vieler Sonderregeln, die die registrierte Arbeitslosigkeit reduzierten, liegt damit die Arbeitslosenquote für Ältere aber unter dem Niveau von 2008. Die Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen ist mit einer Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als die jüngeren Alten von 55 bis unter 60 Jahre (Arbeitslosenquote 7,2 Prozent) (Abbildung 10). In regionaler Differenzierung zeigt sich bei den Arbeitslosenquoten von 55- bis unter 65-Jährigen ein ähnliches regionales Gefälle wie bei der Gesamtarbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquoten von Personen zwischen 55 und unter 65 Jahren reichen von 4,8 Prozent in Bayern bis zu 11,3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. In allen Bundesländern außer in Bremen liegt die Arbeitslosenquote der Älteren über der Gesamtarbeitslosenquote. Vor allem in Süd- und in Ostdeutschland sind die Unterschiede ausgeprägt und die Differenz beträgt über einen Prozentpunkt (Abbildung 11). 18

Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt 5.2 Die Auswirkungen von Sonderregelungen und der Rente mit 63 auf die Arbeitslosigkeit Älterer Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer wird nicht nur von konjunkturellen und demographischen Faktoren, sondern auch von gesetzlichen Veränderungen beeinflusst. So hat beispielsweise zum Jahreswechsel 2005/2006 die gesetzliche Neuregelung der Bezugszeiten des Arbeitslosengeldes für Ältere dazu geführt, dass offensichtlich noch etwa 50.000 Beschäftigungsverhältnisse beendet wurden, um von den bis dahin geltenden längeren Bezugsdauern zu profitieren. Die Arbeitslosigkeit Älterer ist dadurch angestiegen. Außerdem unterliegt die statistische Erfassung der Arbeitslosigkeit von Personen im Alter von 58 Jahren und älter Sonderregeln, die sich in der Entwicklung der registrierten gesetzlich definierten Arbeitslosigkeit widerspiegeln. Seit Juli 2014 ist zudem die Rente mit 63 in Kraft und senkt potenziell die Arbeitslosigkeit Älterer. Änderungen dieser rechtlichen Rahmenbedingungen schlagen sich in den Daten zur Arbeitslosigkeit nieder und müssen bei der Interpretation der Zahlen berücksichtigt werden. Für ältere Arbeitslose galten bis Ende 2007 Sondervorschriften ( 428 SGB III, 65 Abs. 4 SGB II und 252 Abs. 8 SGB VI), die faktisch vorruhestandsähnliche Rahmenbedingungen geschaffen haben. Ältere Bezieher von Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II konnten unter erleichterten Bedingungen Leistungen beziehen, indem sie sich nicht mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen mussten. Entsprechend galten sie als nicht arbeitslos. 2008 haben noch jahresdurchschnittlich über eine halbe Million Personen im Alter von mindestens 58 Jahren die erleichterten Voraussetzungen des Leistungsbezugs genutzt, zu Jahresbeginn 2009 waren es 436.000. Ende 2015 gab es keine entsprechenden Fälle mehr (Abbildung 12). Anfang 2008 ist diese Regelung ausgelaufen. Für bereits bewilligte Fälle galt ein Bestandsschutz; Neufälle waren nicht mehr möglich. Infolgedessen ist die registrierte Arbeitslosigkeit in der Gruppe der 58-Jährigen und älteren zunächst in beiden Rechtskreisen angestiegen, da die Regelung auch im SGB II Anwendung fand. Dort wird seit 2009 der Anstieg der Arbeitslosigkeit Älterer aber durch die Auswirkungen einer weiteren Sonderregelung gedämpft, die sich in 53a SGB II findet. Dieser Vorschrift zufolge gelten erwerbsfähige Leistungsberechtigte nicht als arbeitslos, wenn sie nach Vollendung des 58. Lebensjahres mindestens ein Jahr lang Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende erhalten haben, ohne dass ihnen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung angeboten wurde. Die Regelung trat 2008 in Kraft und wirkt sich seit 2009 aus. 2015 wurden jahresdurchschnittlich 165.000 über 58-Jährige aufgrund des Abbildung 12 Ältere Arbeitslose nach Altersgruppen sowie Personen in Sonderregelungen Abbildung Januar 2009 12 bis Dezember 2015 436.000 Personen in Sonderregelungen 162.000 Personen in 428 SGB III, 65 SGB II, 525 SGB IV 492.000 arbeitslose Ältere Personen in 53a SGB II 560.000 58 Jahre und älter 5.000 222.000 65 Jahre und älter 60 bis unter 65 Jahre 126.000 58 bis unter 60 Jahre 55 bis unter 58 Jahre 205.000 55 bis unter 58 Jahre Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Dez 15 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 19

53a SGB II als nicht arbeitslos erfasst. Sie werden in den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit ebenso wie die ausgelaufene Sonderregelung nach 428 SGB III in der Unterbeschäftigung ausgewiesen (siehe Abschnitt 5.4). Der in den letzten Jahren verzeichnete Anstieg der Arbeitslosigkeit Älterer ist wesentlich auf diese rechtlichen Änderungen zurückzuführen. Betrachtet man die Veränderung von registrierter Arbeitslosigkeit und den Personen, die unter die genannten Sonderregelungen fallen, gemeinsam, ist von Anfang 2009 bis Ende 2015 ein deutlicher Rückgang der 58- Jährigen und Älteren um mehr als 100.000 zu verzeichnen. Einfluss auf die Arbeitslosigkeit Älterer haben auch rentenrechtliche Regelungen, und zwar in unterschiedlicher Richtung. Die Einführung der Rente mit 63 wirkt sich dämpfend auf die Zahl älterer Arbeitsloser aus, da Bezieher von Rente nicht arbeitslos werden können bzw. mit dem Eintritt in den Rentenbezug aus der Arbeitslosigkeit ausscheiden. So hat sich Zahl der 63- und 64-Jährigen Arbeitslosen von Juni 2014, dem Monat vor Inkrafttreten der Rente mit 63, auf Juni 2016 um 11.000 auf 54.000 verringert. Andererseits hat die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters zur Folge, dass auch 65-Jährige arbeitslos sein können. Ihre Zahl ist derzeit noch gering (2015: 5.400). Es ist aber zu erwarten, dass sie mit der weiteren Anhebung des Renteneintrittsalters bis auf 67 Jahre steigen wird. 5.3 Ältere in Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik Seit 2009 geht die Zahl der Maßnahmezugänge Älterer tendenziell zurück. Seit 2012 ist dieser Rückgang allerdings gleich stark wie der Rückgang bei Fördermaßnahmen insgesamt, so dass sich der Anteil Älterer an allen Eintritten in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen bei 9 Prozent stabilisiert hat (Abbildung 13). Verglichen mit einem steigenden Anteil auf gut 20 Prozent bei den Arbeitslosen sind die Älteren bei der Beteiligung an Fördermaßnahmen damit aber weiterhin unterrepräsentiert. Eine Änderung der Förderpolitik zeigt sich beim Einsatz der Instrumente: Gegenüber 2010 hat sich der Anteil der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen auf 13 Prozent verringert. An Gewicht gewonnen haben Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung. 2015 hatten 70 Prozent der Maßnahmeeintritte Älterer dieses Ziel. Vergleicht man die Förderinstrumente für Ältere mit den Zugängen in Maßnahmen insgesamt zeigen sich ebenfalls merkliche Unterschiede (Abbildung 14). Bei Maßnahmen zur Berufswahl sind Ältere naturgemäß praktisch nicht vertreten. Ihr Anteil an Personen, die eine Förderung mittels einer Beschäftigung schaffenden Maßnahme oder durch Aktivierung und Eingliederung erhalten, ist hingegen überdurchschnittlich. Abbildung 13 Zugang älterer Teilnehmer in ausgewählte arbeitsmarktpolitische Maßnahmen 55 bis unter 65 Jahre, Anteil der Älteren an Insgesamt Anteil der Älteren an allen Maßnahmezugängen 8% 9% 9% 9% 9% 9% 530.000 465.000 395.000 389.000 395.000 380.000 Aktivierung und berufliche Eingliederung 63% 70% Berufliche Weiterbildung Förderung d. Aufnahme einer Erwerbstät. Beschäftigung schaffende Maßnahmen Sonstiges (u.a. Freie Förderung) Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 6% 11% 6% 18% 8% 13% 2% 3% 2010 2011 2012 2013 2014 2015 20

Der Arbeitsmarkt in Deutschland Ältere am Arbeitsmarkt Die Aktivierungsquote setzt die Zahl der Maßnahmeteilnehmer in Relation zur Zahl der Arbeitslosen und trifft damit eine Aussage, in welchem Umfang Personengruppen, die potentiell an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme hätten teilnehmen können, aktiviert wurden und tatsächlich von einer Förderung profitiert haben. Über alle Altersgruppen ist die Zahl der Maßnahmeteilnehmer in den letzten Jahren bis 2014 stärker zurückgegangen als die Arbeitslosigkeit, so dass die Aktivierungsquote sank. 2015 gab es erstmals wieder eine geringe Zunahme. In der Gruppe der 55- bis unter 65-Jährigen stehen sinkende Bestände an Maßnahmeteilnahmen steigenden absoluten Zahlen bei den Arbeitslosen gegenüber, so dass die Aktivierungsquote kontinuierlich zurückgegangen ist und sich seit 2010 auf 10,6 Prozent mehr als halbiert hat (Abbildung 15). Neben der Aktvierungsquote ist die Wirksamkeit der Fördermaßnahmen von Bedeutung. Ein Maß für den Erfolg einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme ist die Eingliederungsquote. Sie sagt aus, welcher Anteil der Teilnehmerinnen oder Teilnehmer ein halbes Jahr nach Maßnahmeende sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist. Ältere stehen beim (Wieder-)Eintritt ins Erwerbsleben vor besonderen Herausforderungen. Betrachtet man alle Maßnahmearten, so ist die Eingliederungsquote von Teilnehmern, die zwischen November 2014 und Oktober 2015 die Maßnahme beendet haben, für Ältere deutlich geringer als für alle Altersgruppen (32,5 Prozent bzw. 43,2 Prozent). Dies gilt aber nicht generell: So waren 65,1 Prozent der Älteren, die zwischen November 2014 und Oktober 2015 die Förderung der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit abschlossen, ein halbes Jahr später sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Insgesamt lag die Eingliederungsquote hier nur bei 63,5 Prozent. Abbildung 14 Zugänge in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen Insgesamt und 55 bis unter 65 Jahre; Anteile in Prozent Jahressumme 2015 63 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Abbildung 15 12 Berufsausbildung 0 6 Berufliche Weiterbildung 8 Aufnahme einer Erwerbstätigkeit 8 6 besondere Maßnahmen zur 0 2 Teilhabe behinderter Menschen 13 6 Beschäftigung schaffende 3 Maßnahmen 3 Insgesamt Aktivierung und berufliche Eingliederung Berufswahl und Sonstiges (u. a. Freie Förderung) Aktivierungsquoten in Prozent Insgesamt, 55 bis unter 65 Jahre 70 Ältere 26,6 23,2 23,0 19,5 Insgesamt 17,5 17,4 17,6 18,8 15,7 12,5 55 bis unter 65 Jahre 11,1 10,6 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 21

5.4 Unterbeschäftigung Älterer In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch diejenigen Personen erfasst, die an entlastenden Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen, sich in einem Sonderstatus befinden oder zeitweise arbeitsunfähig erkrankt sind und deshalb nicht als arbeitslos gezählt werden. Damit wird ein umfassendes Bild vom Defizit an regulärer Beschäftigung in einer Volkswirtschaft gegeben. Die realwirtschaftliche Lage und Entwicklung kann dann besser erkannt werden, weil der Einsatz von entlastender Arbeitsmarktpolitik zwar die Arbeitslosigkeit, aber nicht die Unterbeschäftigung verändert. Daneben waren 2015 jahresdurchschnittlich 20.000 der 55- bis unter 65-Jährigen kurzfristig arbeitsunfähig erkrankt und daher nicht als arbeitslos registriert. Beide Personengruppen könnten aber prinzipiell nach Abschluss der Maßnahme bzw. Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit in eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Weitere 160.000 Personen fielen 2015 unter die Sonderregelungen für Ältere nach 53a SGB II (siehe Abschnitt 5.2). Gemeinsam mit den Arbeitslosen bilden diese Personen, die existierte der jeweilige Status nicht vermutlich arbeitslos wären, die Unterbeschäftigung im engeren Sinn. Ihre Zahl belief sich 2015 auf 805.000 (Abbildung 16). 2015 gab es 568.000 Arbeitslose im Alter von 55 bis unter 65 Jahren. 57.000 Ältere befanden sich in entlastenden Maßnahmen aktiver Arbeitspolitik, wie zum Beispiel Bildungsund Aktivierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten. Sie werden nicht zu den registrierten Arbeitslosen gezählt, da sie kurzfristig dem Arbeitsmarkt wegen der Förderung nicht zur Verfügung stehen bzw. in einer geförderten Beschäftigung tätig sind. Abbildung 16 Unterbeschäftigung Älterer im engeren Sinn inklusive der Förderung Selbständigkeit 55 bis unter 65 Jahre Ohne Kurzarbeit und Altersteilzeit Unterbeschäftigung Personen in Sonderregelungen für Ältere Förderung der Selbständigkeit Personen in entlastenden Maßn. u. kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit 976.000 927.000 867.000 861.000 844.000 808.000 303.000 276.000 229.000 200.000 176.000 160.000 11.000 11.000 6.000 2.000 3.000 3.000 130.000 97.000 88.000 88.000 84.000 77.000 Arbeitslose 532.000 543.000 544.000 571.000 580.000 568.000 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2010 2011 2012 2013 2014 2015 22