Bewegung fördert Körper und Geist Miriam Schreck Deutscher Turner-Bund Bremen, 11.03.2013
Es ist nie zu spät und selten zu früh! (Motto der 2. Bundeskonferenz der BZGA; Berlin 6.6.13) Hippokrates (460-377 v. Chr.) Regeln für eine gesunde Lebensführung Alle Teile des Körpers, die zu einer Funktion bestimmt sind, bleiben gesund, wachsen und haben ein gutes Alter, wenn sie mit Maß gebraucht werden und in den Arbeiten, an die jeder Teil gewöhnt ist, geübt werden. Wenn man sie aber nicht braucht, neigen sie eher zu Krankheiten, nehmen nicht zu und altern vorzeitig. (Hippokrates: de articulis responendis 56; vgl. Müri, 1962, S. 361)
Biologisches Grundprinzip: Bewegung erhält Funktionen! Der Körper erhält nur die Funktionen, die wir auch regelmäßig einsetzen und trainieren!
Körperlich-sportlich Trainierte erreichen ihren Leistungshöhepunkt erst 5-10 Jahre später als Untrainierte! Der Übergang vom frühen zum mittleren Erwachsenenalter tritt später ein! Das gilt noch mehr für den Übergang vom mittleren ins spätere Erwachsenenalter! Bei Inaktivität beschleunigt sich der Abbau der körperlichen Leistungsfähigkeit, verbunden mit der Zunahme an Risikofaktoren, Beschwerden und Krankheiten.
Effekte von Bewegung und Sport Verringerung des Risikos kardiovaskulärer Erkrankungen Senkung des Blutdrucks Verbesserung der Blutfette Optimierung des Körpergewichtes Verbesserung des Blutzuckers Stärkung des Knochens (Vorbeugung Osteoporose, weniger Beschwerden durch Arthrose) Vermindertes Krebsrisiko (Dickdarmkrebs) Verminderung von Depressionen bessere Belastbarkeit und Stressbewältigung (Dr.med.Eleni GLANNAKIDOU-JORDAN, 2009; nach Lehr 2013: Älter werden aktiv bleiben.2. Bundeskonferenz BZgA)
Erhaltung und Stärkung der physischen Ressourcen Herz-Kreislauf: Infarktvorbeugung; Ökonomisierung aller Herzfunktionen (Blutdruck, Puls; Koronar-durchblutung); Stoffwechsel: Ökonomisierung; Senkung Harnsäurerspiegel; Verbesserung Cholesterinhaushalt; Blutzuckerstabilisierung; Verbesserung der Appetitregulation; ) Bewegungsapparat: Stärkung der Muskulatur; Verbesserung der Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit; Auffangen von Haltungsschwächen u. Überlastungsschäden;. Atmungsorgane: Verbesserte Sauerstoffversorgung; Schutz vor Erkältungskrankheiten;.
Stärkung der psycho-sozialen Ressourcen Gesteigertes Selbstwertgefühl Positive Grundstimmung (Wohlbefinden; Zufriedenheit; positiver Zukunftsbezug) Gesteigertes Aktivitätsniveau Freude an Sozialkontakten (sich gemocht und gebraucht fühlen) Verminderung von Depressionen Stärkung der mentalen Ressourcen: Erhaltung und Stärkung der Gedächtnisleistung
Kernziel: Erhaltung der Selbständigkeit und Mobilität durch körperliches Training Kernkompetenzen der Alltagsbewältigung: Muskelkraft: Aufstehen, Gehen, Treppen steigen, Tasche tragen Koordination, besonders Balance und Standsicherheit: Stehen, Gehen, Stürze verhindern Beweglichkeit: Sich anziehen, waschen, Haushalt versorgen Gehirngesundheit: Bewegung und Aktivierung Soziale Aspekte: Dazugehören statt Isolation, Austausch, regelmäßiger Termin als soziales Highlight. 6
Zwischenfazit Bewegung ist eine (absolut) notwendige Voraussetzung, um die Gesundheit, die Lebensqualität und die körperlichen Voraussetzungen zur selbständigen Alltagsbewältigung bis ins allerhöchste Alter auf einem möglichst hohen Level zu erhalten. Durch die Zunahme an Pflegebedürftigkeit und an demenzkranken Menschen bekommt ein gezieltes Bewegungstraining im hohen Alter einen ganz neuen senioren- und gesundheitspolitischen Stellenwert.
Fakten zu Bewegung & Sport der Älteren Etwa 37 % aller 60-69 Jährigen und etwa 28% aller 70 Jährigen und älter sind mindestens 2,5 h pro Woche körperlich aktiv (RKI, 2012) Je älter desto weniger Sportliche Aktivität in den letzten zwei Monaten Personen über 70 Jahre: Männer etwa 33%, Frauen etwa 25 % Im DOSB organisiert sind bei den über 60jährigen lediglich 26,5% bei den Männern und 13,8% bei den Frauen (ges. ca. 20%!). (vgl. DOSB 2012) Im Vergleich: Jugendliche 7-14 Jahre 75%
Barrieren für den Zugang zu Bewegung & Sport noch fehlendes Bewusstsein für die Steigerung des Wohlbefindens durch Bewegung & Sport die Einstellung, für sportliche Aktivität zu alt zu sein (... das kann ich nicht mehr!) ein traditionelles Sportverständnis (wettkampf- und leistungsorientiert) fehlende Partner/Bekannte/ Paten, um gemeinsam etwas zu tun; Hemmungen, sich einer Gruppe anzuschließen ungünstige räumliche Lage der Angebote fehlende bzw. ungeeignete Angebote für Ältere
Aktuelle Herausforderungen für Anbieter Angebotserweiterung Passgenauigkeit Zielgruppenspezifischere Qualifizierung von Übungsleitern Optimierung der organisatorischen Rahmenbedingungen Mehr und zielgenauere Öffentlichkeitsarbeit Kooperation und Netzwerkarbeit mit Partnern von Gesundheits-, Sozial- und Seniorenverbänden und in neuen Settings, um bislang nicht bewegungsaktive ältere Menschen zu erreichen
Wie lassen sich ältere Menschen für Bewegung und Sport motivieren? Ein Beispiel: <Aktiv bis 100> Ein Netzwerk aus Sport- und Seniorenorganisationen bringt betagte Bürger in Bewegung!
Kommunale Netzwerke Aktiv bis 100 Turnvereine, Ambulante Seniorenbegegnungszentren (Frankfurter Verband), Kommunale Ämter (Gesundheits-, Sozial-, Sportamt), Sozial- und Wohlfahrtsverbände (AWO, VDK, Caritas), Nachbarschaftsinitiativen, Stiftungen, Gemeinsames Ziel: Über 80-Jährige motivieren, sich zu bewegen!!! Langfristige Bindung durch Vereinsmitgliedschaft.
Wie lassen sich noch mehr ältere Menschen für Bewegung und Sport motivieren? Mehr dazu in der Arbeitsgruppe 3: Motivation zur Bewegung auch zu Hause eine Herausforderung für Seniorengruppen und lokale Sportvereine.
70 ist nicht gleich 70! Aber Bewegung tut allen gut! Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Quellenverzeichnis Robert-Koch Institut (2012). Forschungsaktivitäten des Robert Koch-Instituts zum gesunden Älterwerden. URL: http://www.rki.de/de/content/gesundheitsmonitoring/themen/gesundheit_im_alter/gesundh eit_alter_23032012.pdf;jsessionid=44ef5affa19c5fddc039501ccb02b025.2_cid290? blob=publicationfile (Zugriff am 3.3.2014) Deutscher Olympischer Sportbund (2012). Bestandserhebung 2012. URL: http://www.dosb.de/fileadmin/sharepoint/materialien%20%7b82a97d74-2687-4a29-9c16-4232bac7dc73%7d/bestandserhebung_2012.pdf (Zugriff am 3.3.2014)