Warum ist Bildung aus entwicklungspolitscher Sicht so wichtig?

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Transkript:

1

Warum ist Bildung aus entwicklungspolitscher Sicht so wichtig? Qualitativ hochwertige Bildung ist ein unschätzbarer Gewinn für das Kind u. seine Lebensperspektiven: ein Kind, dessen Mutter lesen u. schreiben kann hat doppelt so hohe Chancen das fünfte Lebensjahr zu erreichen, wie das Kind einer Mutter, die die Grundschule nicht besuchen konnte. 2

57 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter gehen weltweit nicht zur Schule während 90 Prozent der KmB weltweit nicht zur Schule gehen, hat es bei den Einschulungsraten seit 2000 große Fortschritte gegeben sie sind von 82% auf 90% gestiegen Weitere Fakten: Rund 638 Mio. Kinder im Primarschulalter (2005), davon 115 Mio., die nicht zur Schule gehen. 132 Mio. Jugendliche können nicht lesen u. schreiben 3

http://chartsbin.com/view/xo6 (Zugriff am 11.11.2013) 4

Im Vergleich zu den MDGs: 2: Grundschulbildung für alle; 3: Gleichberechtigung der Geschlechter ist die Bildung weltweit von ungleichem Zugang zu Bildung und schlechter Qualität des Unterrichts gekennzeichnet vor allem auf dem Land, für arme Kinder, Mädchen/Jungen (je nach Lebenssituation) und Kinder mit Behinderung sind die Chancen auf gute Bildung gering. 4 von 5 Kindern, die nicht zur Schule gehen, leben auf dem Land. 5

6

Der im September 2013 öffentlich vorgestellte Bericht des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon formuliert als Bildungsziel Provide quality education and lifelong learning die Bereitstellung von qualitativ hochwertiger Bildung und lebenslangem Lernen von der frühkindlichen Entwicklung bis über die Grundschule hinaus und meint nicht nur formale Bildungsangebote, sondern auch berufliche Bildung sowie Lebenskompetenzen (wie z.b. Entscheidungsfähigkeit, Problemlösungskompetenzen, Konfliktfähigkeit etc.) 7

Die übrigen Zielentwürfe unterscheiden sich nicht sehr wesentlich, das High level Panel der UN, das den Generalsekretär zur Post 2015-Agenda beraten hat, formuliert ähnlich wie der Generalsekretär selbst in seinem Bericht. Die zivilgesellschaftlichen Bildungs-Konsultationen über die world we want- Plattformen betonen equitable gleichberechtigt und damit das Menschenrecht auf Bildung während die Debatte zu den Nachfolgezielen der Nachhaltigkeitsagenda das Lernen für das Leben und den Lebensunterhalt betonen. 8

Die Globale Bildungskampagne ein Zusammenschluss aus Lehrergewerkschaften, Zivilgesellschaft u.a. Menschenrechtsorganisationen legt den Fokus insbesondere auf die frühkindliche, Grundschulbildung u. Bildung der Sekundarstufe I. 9

Die Globale Bildungskampagne (GCE), deren Mitglied auch die Kindernothilfe ist, ist ein zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss von Organisationen aus 100 Ländern, die sich für das Recht auf Bildung weltweit einsetzen. Gegründet in 1999 hat die GCE bereits die Formulierung der sechs Bildungsziele der Education for all Agenda in 2000 in Dakar/Senegal beeinflusst. (1: frühkindl. Bildung; 2: Grundschulbildung für alle Kinder; 3: Jgdl. u. Erwachsene: Lebenskompetenzen/Basisqualifikationen; 4: Analphabetenrate um 50% reduzieren; Ziel 5: Gleichberechtigung der Geschlechter; 6: Bildungsqualität verbessern.) Diese Ziele enden ebenfalls 2015 und sollen in eine Post MDG/SDG-Agenda überführt werden. 10

Die MDGs haben Bildung vor allem unter dem Aspekt Zugang / Einschulungsraten betrachtet dabei Qualität und Chancengleichheit vergessen. Qualität, Chancengleichheit und Zugang müssen als untrennbar und sich einander bedingend angesehen werden. Bildung bedeutet mehr als Zugang zu Bildung (Schooling) Bildung umfasst einen vollen Bildungskreislauf (Bildungsmöglichkeiten von früher Kindheit bis ins Erwachsenalter) Fokus auf die Gruppen, die am schwersten zu erreichen sind Sammlung relevanter aufgeschlüsselter Daten, anstelle von aggregierten Daten 11

12

Deutschland gibt derzeit nach Angaben des BMZ 1,3 Mrd. Euro für Bildung aus, das sind 17,6 % der bilateral gezahlten deutschen Entwicklungshilfe; davon fließen allerdings 12 % in Bildung oberhalb der Sekundarstufe; nur 2 % in Grundbildung u. nur 1 % in Berufsbildung und nur 5,8 Mio. in Sekundarbildung (weit weniger als 1%= 70 Mio ) nationale Regierungen: 20% des BNE oder 6% des BIP für Bildung. Equity: aufgeschlüsselte Bildungsbudgets und Zahlungsnachweise Regierungen: Ausweitung des nationalen Steuereinkommens (progressive Besteuerung) Internationale Gemeinschaft: Bekämpfung von Steueroasen und Schlupflöchern Zugang zu vollständigen Informationen über Finanzflüsse Gute finanzielle Ausstattung und transparente Mittelverwendung Rechenschaft der Regierungen durch transparente Informationen Bürgerschaftliche Beteiligung (Eltern, Lehrer, kommunale Leitung und Schüler) an Politikformulierung, Planung, Monitoring Rahmenbedingungen: Bildungsgesetze und Governance Neben strukturellen Verbesserungen (bspw. bei der Finanzierung, Kapazitäten der Exekutive bei der Politikimplementierung verbessern) 13

Von der 0,7 Prozent-Forderung für Entwicklungszusammenarbeit ist Deutschland weit entfernt. BNE: Dies ist gleichbedeutend mit dem Wert aller Waren und Dienstleistungen, der in Dtld. lebenden Menschen bzw. den an Inländer geflossenen Einkommen aus Erwerbstätigkeit und Vermögensbesitz (Zinsen und andere Kapitalerträge, nicht allerdings Einkommen aus Veräußerungsgeschäften). 14

Auszug aus dem High level panel report Entwurfsziel mit Indikatoren- Entwürfen 15

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