Hypothyreose nach Strahlentherapie im Kindes- und Jugendalter: RiSK-Daten.

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Transkript:

DEGRO-Jahreskongress Magdeburg, 03.-06.06.2010 E-Poster 14-06 Hypothyreose nach Strahlentherapie im Kindes- und Jugendalter: RiSK-Daten. Tobias Bölling 1, Alina Geisenheiser 1, Hildegard Pape 2, Carmen Martini 3, Christian Rübe 4, Beate Timmermann 5, Karin Fischedick 6, Rolf-Dieter Kortmann 7, Normann Willich 1 Register zur Erfassung von Spätfolgen nach Strahlentherapie im Kindes- und Jugendalter (RiSK) 1 Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie Radioonkologie, Universitätsklinikum Münster 2 Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie Radioonkologie, Universitätsklinikum Düsseldorf 3 Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie Radioonkologie, Universitätsklinikum Freiburg 4 Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie Radioonkologie, Universitätsklinikum Homburg/Saar 5 Center for Proton Radiation Therapy, Paul-Scherrer-Institute, Villigen, Switzerland 6 Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie Radioonkologie, Universitätsklinikum Aachen 7 Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie Radioonkologie, Universitätsklinikum Leipzig

Hintergrund und Ziele: Spätfolgen nach Strahlentherapie im Kindes- und Jugendalter wurden bisher überwiegend retrospektiv ohne genaue Angaben zu Bestrahlungsdosen und volumina analysiert Daher wurde in Deutschland das Register zur Erfassung von Spätfolgen nach Strahlentherapie im Kindes- und Jugendalter (RiSK) etabliert. Ziel dieser Analyse war es, die Schilddrüsenfunktion nach cervikaler Strahlentherapie im Kindes- und Jugendalter zu analysieren

Material und Methode: Detaillierte Bestrahlungsdaten inklusive Dosis-Volumen- Angaben wurden prospektiv multizentrisch bei Bestrahlungen im Kindes- und Jugendalter erfasst. Begonnen wurde mit einer Pilotphase im Jahre 2001, seit Februar 2004 erfolgte die Dokumentation bundesweit. Die Schilddrüsenfunktion wurde anhand von TSH, ft3 und ft4-blutwerten evaluiert. Informationen bzgl. einer Hormonsubstitution wurden von den behandelnden Kliniken erfragt.

RM 82 Ergebnisse (1): Bis Mai 2009 wurden 1.086 Patienten aus 62 Zentren erfasst Bei 404 Patienten waren Schilddrüse und/oder Hypophyse zumindest teilweise im Bestrahlungsfeld n Alter bei RT (Jahre) Median (range) Anzahl der Pat. mit Follow-up Daten(%) Patholog. SD-Werte n (%) FU patholog. Werte in Monaten Median (range) Zeit bis patholog. Wert (Monate) Median (range) Hormon- Substitution n (%) FU Hormon- Substitution (Monate) Median (range) Zeit bis SD- Hormon Substitution (Monate) Median (range) Patienten gesamt 392 11,1 (0,8-22,4) 240 (61.2%) 57 (23,8%) 40 (1-107) 31 (7-95) 14 (5,8%) 43 (1-107) 31 (1-83) PCI 205 9,8 (1,3-22,4) 114 (55,6%) 10 (8,8%) 39 (4-98) 32 (11-50) 4 (3,5%) 43 (1-99) 37,5 (29-55) 15-25 Gy SD 99 14,8 (4-21) 74 (74,7%) 24 (32,4%) 44 (1-99) 35,5 (10-84) 4 (5,4%) 44 (2-99) 67 (10-83) >25 Gy SD 26 14,2 (0,8-18,8) 21 (80,8%) 6 (28,6%) 26 (1-94) 27 (7-47) 2 (9,5%) 44 (2-94) 10.5 (1-20) CSA 62 7,6 (3,3-18,6) 31 (50%) 17 (54,8%) 45 (8-107) 18 (8-95) 4 (12,9%) 43 (1-107) 23 (17-39) PCI: prophylaktische Schädelbestrahlung; SD: Schilddrüse; CSA: Bestrahlung der craniospinalen Achse

Ergebnisse (2): Entwicklung pathologischer Schilddrüsenwerte: Hazard ratio: 15-25 Gy SD vs. PCI: 3.072 (p=0.002) Hazard ratio: >25 Gy SD vs. PCI: 3.768 (p=0.009) Hazard ratio: CSA vs. PCI: 5.674 (p=0.000) p<0.000 p=0.259 PCI: prophylaktische Schädelbestrahlung; SD: Schilddrüse; CSA: Bestrahlung der craniospinalen Achse

Diskussion, Fazit: Schilddrüsenfunktionsstörungen treten regelmäßig nach Bestrahlung unter Einschluss der Schilddrüse/Hypohpyse bei Kindern auf. Eine strukturierte Nachsorge wird zur frühzeitigen Detektion möglicher Funktionsstörungen empfohlen. In Zukunft wird RiSK in der Lage sein, weitere detaillierte Daten zu Dosis-Volumen-Effekt-Beziehungen Strahlentherapie-assoziierter Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen zu generieren. gefördert durch: