Case Management und Autonomie

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Transkript:

Case Management und Autonomie Impulsreferat Forum 3 Thomas Pfundstein, Annerose Siebert 4. Symposium zum Pflegebudget 6.- 7. Dez. 2007 in Bonn

Definitionen Case Management soll Fachkräfte im Sozial- und Gesundheitswesen befähigen, unter komplexen Bedingungen Hilfemöglichkeiten abzustimmen und die vorhandenen institutionellen Ressourcen im Gemeinwesen oder Arbeitsfeld koordinierend heranzuziehen. Aufgabe ist es, ein zielgerichtetes System von Zusammenarbeit zu organisieren, zu kontrollieren und auszuwerten, das am konkreten Unterstützungsbedarf der einzelnen Person ausgerichtet ist und an deren Herstellung die betroffene Person konkret beteiligt wird. Def. DGCC Autonomie (Griech v. auto~selbst; nomos~gesetz) damit eigentlich Eigengesetzlichkeit Für Kant ist die Autonomie des Willens alleiniges Prinzip aller moralischen Gesetze. Kants Freiheit des Willens ist gleichwohl an die reine praktische Vernunft gebunden: Das Prinzip der Autonomie ist also: nicht anders zu wählen, also so, daß die Maximen seiner Wahl in demselben Wollen zugleich als allgemeines Gesetz mit begriffen sein Grundlegung zur Metaphysik der Sitten II (1797) Kants Prinzip der Autonomie ist die Grundlage des modernen Individualismus 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 2

Conditio sine qua non personaler Autonomie 1 Willensfähigkeit bestehend aus: - Willensmöglichkeit - Willensfreiheit Personale Autonomie Handlungsautonomie bestehend aus: - Entscheidungsoptionen - Realisierungsressourcen 2 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 3

Person und Umwelt (autonome) Person Geprägt durch Lebensgeschichte (Biographie) und Lebensentwurf (Perspektiven) Orientiert an Sinn und Werten Bedingt durch existenzielle Bedarfe (Essen, Wohnen etc.) individuelle Dispositionen Umwelt Bietet materielle, soziale, ökonomische und spirituelle Ressourcen begrenzt durch Raum Zeit Ökonomie soziale Struktur Moral (Sitten und Recht) Case Management informiert, berät, vermittelt und moderiert zwischen Person und Umwelt 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 4

ANSIEDLUNG DES CASE MANAGEMENTS QUALITÄT DER WAHRNEHMUNG 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 5

Case Management Qualität der Wahrnehmung - Personenzentriertes Assessment Medizinische, pflegerische, rehabilitative und soziale Bedarfe und individuelle Dispositionen (Bedürfnisse, Neigungen) Kulturelles, ökonomisches und soziales Kapital der Person - Analyse des Ressourcenraums Informelles Netzwerk, formelle Dienstleistungen des Marktes und des dritten Sektors, ökonomisches Ressourcen, Rechtansprüche. - Kulturelle Sensibilität Würdigung kultureller Bedingtheit, Respekt vor Tabus 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 6

ANSIEDLUNG DES CASE MANAGEMENTS QUALITÄT DER PROZESSGESTALTUNG 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 7

Case Management Qualität der Prozessgestaltung (Aushandlung) - Themenzentrierte Kommunikation Pflegebewältigung und Alltagsgestaltung Delegation und Verantwortung - Verbindliche Prozessgestaltung Zieldefinition über Kontraktgestaltung Konsistenz und Transparenz im Verfahren, nicht über sondern mit dem Klienten entscheiden. Zielorientiertes Handeln Reflexion des Prozesses (Monitoring, Evaluation) Verantwortungsklärung - Rollenidentität Berufsethos, professionelle Distanz, Entscheidungsunabhängigkeit 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 8

1 Betreuungsbehörde (Erfurt) Beratungsstelle Älter Werden (Kassel) 2 Verbraucherzentrale (Unna) 6 Ansiedlung des CM im Pflegebudget Gesundheitsamt (Neuwied) 3 Sozialreferat und städtisches Klinikum (München) 5 Landratsamt Sozialdezernat (Annaberg, Marburg) 4 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 9

1 Mainz: - Club Behinderter und ihrer Freunde - ZsL-Zentrum für selbstbestimmtes Leben - Gemeinnützige Gesellschaft für paritätische Sozialarbeit mbh Ansiedlung des CM im integrierten Budget Neuwied: - Heinrich Haus GmbH - Lebenshilfe e.v. 2 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 10

1 Dienstleister Freiberufler 5 Ansiedlungsoptionen 2 Kostenträger 4 Kommune Selbsthilfe 3 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 11

Integriertes Budget: - Ansiedlung des Case Managements bei ausgewählten Anbietern der Behinderten(selbst-)hilfe - Aufbau auf bestehende Strukturen - Wahlmöglichkeit für potentielle BudgetnehmerInnen - Einbezug peer counselling Kulturelle Sensibilität Erste wichtige Erfahrungen: - Wahlmöglichkeit wurde als Stärkung der Autonomie wahrgenommen - Ansiedlungsoption hatte Vor- und Nachteile; Fazit: positiv - peer counselling als ein Bestandteil in einem organisierten Netzwerk von Vorteil 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 12

Social Support - soziale Unterstützung des vorhandenen Netzwerks 4 1 Advocacy Gate Keeper - welche Leistungsansprüche bestehen? - CM = Vermittler Funktionen des Case Management Broker - CM makelt schätzt ab, welche Hilfen zur Verfügung stehen - CM ist situativ Anwalt, Vertreter der Rechte des Klienten 3 - gleichzeitig Entwicklung von Bewältigungsstrategien ( Empowerment ); dies erfordert ausreichende Kenntnisse über das Versorgungssystem 2 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 13

4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 14

1 Assessment (Ergebnis RAI) Anleitung bei der Körperpflege Dehydratationsrisiko (Trinkverhalten) Haus bietet Sturzgefahren Inkontinenz Multimedikation (13 Präparate) Dekubitusprophylaxe erforderlich Hoher Betreuungsbedarf mangelnde Verlässlichkeit des Pflegedienstes Vereinbarte Ziele Stabilisierung Pflegesituation Wohlbefinden Klientin fördern Sturzgefahren mindern Kommunikation Pflegedienst verbessern Frau W. fortgeschrittene Demenz (Alzh.) Ressourcenraum Leistungsbereite Nachbarschaft Hohes Engagement der Tochter Flexible Leistungsgestaltung durch Budget Verhandlungsbreiter Pflegedienst Tagespflege Demenz vorhanden 4. Symposium zum Pflegebudget - 6.- 7.Dez.2007 Bonn 15 2