Forschungsmethoden in den Rehabilitationswissenschaften

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Transkript:

Forschungsmethoden in den Rehabilitationswissenschaften

Der Forschungsprozess

1. Themensuche 1.1 allgemeine Vorüberlegungen Qualität einer Untersuchung abhängig vom Beitrag, den sie zum bereits bestehenden Wissen hat Thema soll: zu neuen Erkenntnissen führen Erweiterung des Wissens Praktische Relevanz persönliche Interessen berücksichtigen Motivation

1. Themensuche 1.2 Anlegen einer Ideensammlung Dokumentation einer Ideengeschichte Notieren der Quellen Thema wählen, welches noch nicht erschöpfend in der Literatur behandelt wurde für eine empirische Untersuchung geeignet ist den eigenen Interessen entspricht hohes Ego- Involvment

1. Themensuche 1.3 Replikation von Untersuchungen unerlässlich, um Kenntnisstand einer Wissenschaft zu festigen und zu erweitern Unerwarteter Ergebnisse können in ihrer Aussagekraft gestärkt werden, wenn sie sich bestätigen lassen. geringfügige Modifikationen immer nötig (Stichprobe, Versuchsleiter)

Anregungen durch: 1. Themensuche 1.4 weitere Anregungen Mitarbeit an Forschungsprojekten Intensive Fallstudien Introspektion Analogien Paradoxe Phänomene/Widersprüchlichkeiten

2. Bewertung von Untersuchungsideen 2.1 wissenschaftliche Kriterien Präzision der Fragestellung/ des Problems keine allgemeinen Fragestellungen Teilaspekt wählen klare Benennung des eigentlichen Gegenstands der Untersuchung gute Untersuchungsideen sollten nur klare, eindeutig definierte Begriffe verwenden

2. Bewertung von Untersuchungsideen 2.1 wissenschaftliche Kriterien Empirische Untersuchbarkeit nur Themen wählen, die sich empirisch untersuchen lassen religiöse, metaphysische oder philosophische Fragestellungen, sowie Themen mit unklaren Begriffen nur aufgreifen, wenn eine Möglichkeit der Präzisierung besteht Ideen, die einen unangemessenen Arbeitsaufwand bedeuten, sollten verworfen werden

2. Bewertung von Untersuchungsideen 2.1 wissenschaftliche Kriterien Wissenschaftliche Tragweite / Relevanz gewählte Fragestellung sollte praktisch relevant sein und eine Bereicherung der Grundlagenforschung bedeuten kritische Beurteilung der Neuheit des möglichen Erkenntnisgewinns

2. Bewertung von Untersuchungsideen 2.1 Ethische Kriterien Gute Untersuchungsideen sollten ethisch durchführbar sein: Schutz der Privatsphäre der Versuchspersonen Datenschutz/ Anonymität Persönliche Verantwortung des Untersuchers Untersuchungsleiter ist verpflichtet die Teilnehmer auf alle möglichen Belastungen und Gefährdungen hinzuweisen Informationspflicht Teilnehmer sollten möglichst umfassend über den Inhalt der Untersuchung aufgeklärt werden Täuschungen, die nötig sind eine Verzerrung der Ergebnisse zu vermeiden, sollten möglichst gering gehalten und die Teilnehmer im Nachhinein aufgeklärt werden

2. Bewertung von Untersuchungsideen 2.1 Ethische Kriterien

2. Bewertung von Untersuchungsideen 2.1 Ethische Kriterien Freiwillige Teilnahme Die Teilnehmer können nicht zur Teilnahme gezwungen werden. Durch die Nichtteilnahme dürfen ihnen keine Nachteile entstehen. Die Teilnehmer haben das Recht die Untersuchung jederzeit abzubrechen. Vermeidung von psychischen und physischen Beeinträchtigungen Teilnehmer sollte möglichst nicht unangenehmen Situationen ausgesetzt werden. Lassen sich Beeinträchtigungen nicht vermeiden, sollte geprüft werden, ob der Erkenntnisgewinn nützlich und relevant genug ist, um die Belastungen der Versuchspersonen zu rechtfertigen.

2. Bewertung von Untersuchungsideen 2.1 Ethische Kriterien

2. Bewertung von Untersuchungsideen 2.1 Ethische Kriterien

Was macht eine gute Forschungsfrage aus? Eine gute Forschungsfrage ist gekennzeichnet durch: Innovative Problemstellung Präzise, eindeutige Formulierung der Problemstellung Praktische Bedeutsamkeit Durchführbarkeit unter Berücksichtigung ethischer Kriterien Eine gute Forschungsfrage führt zu: Neuen Erkenntnissen Erweiterung des Wissens im jeweiligen Untersuchungsbereich

2. Untersuchungsplanung Wichtigster Abschnitt beim empirischen Arbeiten Fehler in dieser Phase sind später meist nicht mehr korrigierbar und können zu fehlerhaften oder sogar unbrauchbaren Ergebnissen führen.

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart 1. Kriterium: Stand der Forschung Durch ausgiebiges, möglichst erschöpfendes Literaturstudium kann die Untersuchungsidee in den bereits vorhandenen Wissensstand eingeordnet werden. Je nach dem Stand der Forschung, sind andere Untersuchungsansätze nötig:

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart Stand der Forschung lässt Ableitung und Überprüfung einer gut begründeten Hypothese zu. Es gibt keine Forschung zur gewählten Fragestellung. Untersuchung dient der Orientierung. Die Fragestellung ist nicht durch Theorien erklärbar, sondern durch Beschreibungen von Populationen. Explanative Untersuchungen Explorative Untersuchungen deskriptive Untersuchungen

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart Explanative / Hypothesenprüfende Untersuchungen Stand der Forschung lässt Hypothesenprüfung zu zum Zusammenhang Unterschied Veränderungsprozess Einzelfall mittels spezifischen oder unspezifischen Hypothesen: Während die unspezifische Hypothese nur behauptet, dass ein irgendwie gearteter Effekt vorliegt und allenfalls noch die Richtung des Effektes angibt, konkretisiert eine spezifische Hypothese auch den Betrag des Effektes bzw. die Effektgröße.

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart Explanative / Hypothesenprüfende Untersuchungen Hypothesen im Forschungsprozess Problembereich Theorie Hypothese Hintergrundwissen Empirie

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart Explanative / Hypothesenprüfende Untersuchungen

Ziel: 2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart Explorative Untersuchungen Sammlung von Informationen und Daten, die die Grundlage zur Bildung neuer wissenschaftlicher Theorien bilden sollen Neue Hypothesen entwickeln Begriffliche Voraussetzungen schaffen relativ wenig normiert Verwendung von weniger standardisierten Verfahren

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart 1. Offene Befragung Verfahren explorativer Datenerhebung Persönliche Probleme, Meinungen und Erfahrungen können im Einzel- oder Gruppengespräch erörtert werden. 2. Feldbeobachtung Teilnahme am sozialen Leben des interessierenden Systems Suche nach Regeln des Zusammenlebens, Verhaltensmustern 3. Aktionsforschung Wissenschaftler definieren gemeinsam mit Betroffenen als gleichberechtigte Experten die Problemstellung, suchen nach Ursachen und Lösungen.

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart Verfahren explorativer Datenerhebung 4. Analyse von Einzelfällen Selbst- oder Fremdbeobachtung; sinnvolle Vorbereitung von Stichprobenuntersuchungen 5. Qualitative Inhaltsanalyse Zentrale Themen und Bedeutungen von Texten oder anderen Objekten werden schrittweise ausgearbeitet.

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart explorative Datenerhebung Im Anschluss müssen die gewonnen Daten verdichtet werden, um neue Hypothesen bilden zu können: Aufstellung wichtiger Einflussgrößen Typen- und Strukturbildungen durch Zusammenfassung ähnlicher Fälle Rückschluss auf mögliche Ursachen und Gründe Erfassung der dynamischen Zusammenhänge

2. Untersuchungsplanung 2.1 Wahl der Untersuchungsart Deskriptive / Populationsbeschreibende Untersuchungen in demoskopischer Forschung eingesetzt primäres Ziel: Beschreibung von Populationen hinsichtlich ausgewählter Merkmale möglichst genaue Schätzungen der Merkmalsausprägung