Radioiodtest I-131. Arbeitsanweisung zur Durchführung eines prätherapeutischen Radioiodtestes und der therapeutischen Herddosisbestimmung.

Ähnliche Dokumente
Vitamin B12-Resorptionstest (Schillingtest)

Milz-Szintigraphie (Tc-99m-AlbuRes)

Entzündungsszintigraphie mit Tc-99m HIG

Erythrozytenabbauort und überlebenszeit mit Cr-51

Thrombozytenabbauort und überlebenszeit mit In-111-Oxin

Iod-Uptake: Was bedeutet das?

Nebennierenrindenszintigraphie mit J-131-Norcholesterol

Myokardszintigraphie mit Tc-99m-MIBI

Galliumszintigraphie

Entzündungsszintigraphie mit BW 250/183

Knochenmarkszintigraphie mit Tc-99m-Nanokolloid

Entzündungsszintigraphie mit In-111-Oxin-Leukozyten

Aufzeichnungen der Pat.-Befragungen nach 85 der StrlSchV bitte beifügen.

Myokardszintigraphie mit Tl-201-Chlorid

Nierenclearance mit Tc-99m-MAG3 (nach Bubeck)

Skelettszintigraphie mit Tc-99m-MDP

Entzündungsszintigraphie mit Tc-99m-HMPAO-Leukozyten

Nebennierenmarkszintigraphie (Iod-131-MIBG)

Nierenfunktionsszintigraphie mit Captopril und Basisuntersuchung

Nebennierenmarkszintigraphie (Iod-123-MIBG)

Skelettszintigraphie mit Tc-99m-MDP

Nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie bei. Erkrankungen der Schilddrüse. Nuklearmedizin. Lernziele. Erkrankungen der Schilddrüse

Jahresbericht 2008 Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität zu Köln (Direktor: Prof. Dr. med. H. Schicha)

Historische Entwicklung der Betreuung von Patienten mit

Vorlesung im 5. Semester (QSB 11) Einführung in die Strahlenmedizin Nuklearmedizinische Therapie

Jahresbericht Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin. der Universität zu Köln. (Direktor: Prof. Dr. med. H. Schicha)

Nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie endokrinologischer Erkrankungen. Klinik für Nuklearmedizin LMU München

Jahresbericht 2006 Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität zu Köln (Direktor: Prof. Dr. med. H. Schicha)

Nebenschilddrüse Nebenniere Schilddrüse - Therapie

Vorlesung Nuklearmedizin. Schilddrüse Diagnostik und Therapie

Vorlesung Nuklearmedizin. Schilddrüse Diagnostik und Therapie

Kasuistiken Wie würden Sie entscheiden?

Schilddrüse Nuklearmedizinische Diagnostik. Wolfram H. Knapp Klinik für f r Nuklearmedizin

Jahresbericht 2009 Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität zu Köln (Direktor: Prof. Dr. med. H. Schicha)

Radiojodkinetik bei Radiojodtherapie der Schilddrüse. Vergleich von Test und Therapie, Vergleich verschiedener Berechnungsmethoden, Restkörperdosis

Aufgaben der MTRA bei der Planung und Durchführung einer SIRT

Gamma-Kamera. Vorlesung Nuklearmedizin. Schilddrüse. Elektronik Kristall Kollimator. Elektronen. Licht-Photonen. - Quanten. - Quanten. PM, Schaltkr.

Radioiodtherapie. Strumaverkleinerung. Andreas Niesen Nuklearmedizinische Klinik Praxis für Nuklearmedizin

Information zur Abbildung der Radioiodtherapie und anderer Therapien mit Radionukliden im G-DRG-System 2006

Schilddru senszintigraphie Aufkla rungsbogen

Lokale Ablationsverfahren von Schilddrüsenknoten - Contra

Gliederung. X. Onkologische Fachtagung für medizinische Berufe Mai Pflege in der Nuklearmedizin. Gliederung

Jahresbericht Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin. der Universität zu Köln. (Prof. Dr. med. M. Dietlein, kommissarischer Leiter)

Empfehlungen zum Verhalten von Patienten nach Therapie mit radioaktivem Iod

Block Endokrinologie. Nuklearmedizinische Vorlesung. Schilddrüse. Univ.-Prof. Dr. Burkhard Riemann

Schilddrüsenerkrankungen - Radiojodtherapie, Thyreostatika. Wann ist ein Pilot tauglich?

PJ-Logbuch Nuklearmedizin

Bedeutung des 99m Tc-Uptakes im Zielgewebe für die Planung einer Radioiodbehandlung bei benignen Schilddrüsenerkrankungen

Ohne Schilddrüse leben e.v.

Kleine Kapsel großer Effekt? Radiojodtherapie

Der Einfluß prätherapeutischer Faktoren auf den Therapieerfolg der Radioiodtherapie.

Nuklearmedizinische Klinik Chefarzt Dr. Niesen Anna-Kristina Linnemann. Schwangerschaft und Schilddrüsenhormone

Schilddrüsenerkrankungen - Diagnostik und Therapie durch Nuklearmediziner

Prüfungsfragenkatalog für Radiopharmazie (Prof. Edith Gößnitzer)

Studentenseminar Sommersemester Modul Globusgefühl. Matthias Schott

Vorlesung Nuklearmedizin. Schilddrüse Diagnostik und Therapie

Skript zum Masterpraktikum. Studiengang: Radiochemie. Radioaktivität und Strahlenschutz

Jahresbericht 2007 Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität zu Köln (Direktor: Prof. Dr. med. H. Schicha)

Nuklearmedizin. Niere Schilddrüse

Supprimiertes TSH: Was tun? Abteilung Nuklearmedizin Universität, Göttingen

Radioiodtherapie der Schilddrüse

Struktur der Vorlesung

Jahresbericht Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin. der Universität zu Köln

Lungenperfusionsszintigraphie

Radioiodkurztest über 48 Stunden vor Radioiodtherapie bei Immunhyperthyreose Morbus Basedow

Krankheiten der Schilddrüse

Iod-131-Therapie: Information für das Pflegepersonal

GE Healthcare. Radioaktives Arzneimittel FACHINFORMATION

Nuklearmedizin. Allgemeine Angaben der Nuklearmedizin. Hauptabteilung. Ansprechpartner: Hausanschrift: Robert-Koch-Straße Göttingen

Block Endokrinologie I WS 2007/2008. Nuklearmedizinische Vorlesung. Schilddrüse. Univ.-Prof. Dr. Burkhard Riemann

Schilddrüse Mehr wissen - besser verstehen

Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen. Richard Bauer, JLU Gießen

Diagnostik von Lymphödemen mit der Lymphszintigraphie

Amiodaron und Schilddrüse

Verfahrensanweisung bei intensivpflichtigen Patienten für PET-CT Untersuchungen AA

Physik/Technik Studentenvorlesung I. Strahlenschutz und Dosimetrie in der Nuklearmedizin

Schilddrüse und Schwangerschaft. Susanne Kaser Universitätsklinik für Innere Medizin I Medizinische Universität Innsbruck

Strumaverkleinerung durch Radioiod - Ergebnisse bei Patienten mit Morbus Basedow und disseminierter Autonomie im Vergleich zur unifokalen Autonomie.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

Tumorszintigraphie mit 123J mibg

Latente Hyperthyreose und Kontrastmittelgabe: Rolle der Schilddrüsenszintigraphie

Immunogene und nicht immunogene Thyreopathien in der Gravidität. Georg Zettinig

Nuklearmedizin. Schilddrüse. Szintigraphie. Prof. Andreas Buck & Dr. Heribert Hänscheid

Vorlesung Nuklearmedizin

Nuklearmedizin. Nieren. Niere Schilddrüse. Zeit-Aktivitätskurven aus ROI Analyse. Tracer Nieren-Szintigraphie. Tc-MAG 3.

3a. Radiojodtherapie bei Hyperthyreose

Die gesamte Schilddrüse betreffende Veränderungen

Nuklearmedizin. Basiswissen und klinische Anwendung. (D Schattauer Stuttgart. H. Schicha und 0. Schober. Unter Mitarbeit von

Thyreoststische Therapie des Morbus Basedow. Abteilung Nuklearmedizin Georg-August-Universität Göttingen

Langzeitverlauf nach und Einflussfaktoren auf den Erfolg der Radioiodtherapie bei Morbus Basedow

EINFLUSS VON WIEDERHOLTEM MUNDSPÜLEN AUF DIE REDUKTION DER STRAHLENEXPOSITION DER SPEICHELDRÜSEN WÄHREND EINER RADIOJODTHERAPIE DER SCHILDDRÜSE

Aus der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin. der Universität Würzburg. Direktor: Professor Dr. med. Ch. Reiners

33. Jahrestagung der Rhein.-Westf. Gesellschaft für Nuklearmedizin: M. Schmidt: RITh der Autonomie Auslösung eines M. Basedow?

Nuklearmedizin. Lunge. Lunge PET/CT. Lungenperfusionsszintigraphie. Lunge: Ventilation

DIAGNOSTIK UND THERAPIE VON SCHILDDRÜSENERKRANKUNGEN MIT BESPRECHUNG DER EINZELNEN METHODEN: LABOR, SONOGRAPHIE, SZINTIGRAPHIE, FEINNADELPUNKTION

Inhaltsverzeichnis. 1 Anatomie und Physiologie. 2 Beratung zum Krankheitsbild. Vorwort... V. Abkürzungsverzeichnis...

Pränatale Strahlenexposition aus medizinischer Indikation Dosisermittlung, Folgerungen für Arzt und Schwangere

Einsatz von radioaktiver Strahlung in der Nuklearmedizin

Skelettszintigraphie Aufkla rungsbogen

21. Gebiet Nuklearmedizin

Transkript:

13.2 Schilddrüse - RIT Autoren: E. Weber, J. Meller Stand: August 2003 Radioiodtest I-131 1 Ziel und Zweck Arbeitsanweisung zur Durchführung eines prätherapeutischen Radioiodtestes und der therapeutischen Herddosisbestimmung. 2 Anwendung 2.1 Allgemeines Der Gesetzgeber schreibt vor einer geplanten Radioiodtherapie eine prätherapeutische Dosisberechnung vor, im Rahmen der Radioiodtherapie die Ermittlung der im Zielgebiet erreichten Herddosis. 2.2 Indikationen vor Radiojodtherapie bei (benignen) Schilddrüsenerkrankungen vor ablativer Radiojodtherapie bei malignen Schilddrüsenerkrankungen 2.3 Kontraindikationen Schwangerschaft Stillen 2.4 Strenge Indikationsstellung Floride Hyperthyreose Z.n. Jodexposition Hypothyreose bzw. Euthyreose bei Autonomie 3 Beschreibung des Ablaufes 3.1 Patientenvorbereitung Indikationsstellung anhand von Sonographie SD-Szintigraphie SD-Laborparameter 3.2 Radiopharmakon, Dosierung und Applikation und Strahlenbelastung orale Gabe von 1 MBq I-131-NaJ(Kapsel). Applikation erfolgt durch MTA Effektive Äquivalentdosis: (Uptake 0%:) 0.061 msv/mbq 1

3.3 Technische Ausstattung Ioduptakemeßplatz 3.3 Patientenlagerung Die Messung erfolgt im Sitzen. Die Sonde wird auf die Schilddrüse gerichtet (etwa 2 Querfinger über dem Jugulum). Der Abstandshalter berührt den Hals (Spitzenhalterabstand 30 cm). 3.4 Messung Standardmessung (1 Kapsel der gleichen Charge) in Halsphantom Messzeitpunkte (Standard und Patient): 24, 48 und 96 h ggf. 72 h statt 96 h Bei Patienten mit M. Basedow zusätzlich Messung nach 4h Fenster: J-131: 364 kev Meßzeit: 300 sec Messung starten mit F8 3.5 Uptakeberechnung Standard (counts) Patienten (counts) Dreisatz cts Patient Uptake [%] = cts Standard x100 3.6 Ermittlung der zu applizierenden Therapieaktivität Berechnung nach Marinelli-Formel: 24.8 x (Autonomie-)Volumen [ml] x Herddosis [Gy] Therapieaktivität [MBq] = mitu [%] x HWZ [d] Herddosis: angestrebte Dosis im Zielvolumen der SD in Gray Morbus Basedow und disseminierte Autnomie: 300 Gy auf das sonogr. ermittelte aktuelle SD-Volumen Strumatherapie: 200 Gy auf das sonogr. ermittelte aktuelle SD-Volumen Unifokale Autonomie: 400 Gy auf das sonogr. ermittelte aktuelle SD-Volumen oder TcTUs x 5 Multifokale Autonomie: Dosis auf das sonogr. ermittelte aktuelle SD-Volumen. 2

Dosis abhängig von TcTUs [%] 1.5 2.5 150 Gy 2.51 3.5 200 Gy 3.51 4.5 250 Gy über 4.51 300 Gy Wenn Struma < 70 ml, TcTUs > 3 %, kann der TcTUs x 5 berechnet werden mitu: Radioiodaufnahme der Schilddrüse nach 24 Stunden in Prozent HWZ: empirisch ermittelte Halbwertszeit in Tagen (d) 3.7 Ermittlung der Herddosis nach Therapie Die erreichte Herddosis wird nach der modifizierten Marinelli-Formel berechnet: mitu [%] x HWZ [d] x Therapieaktivität [MBq] Herddosis [Gy] = 24.8 x SD-Volumen [ml] SD-Volumen [ml] mitu ist die Radioiodaufnahme in % in der Schilddrüse nach 24 Stunden HWZ = anhand des nach therapeutischer Kapseleinnahme 24h und 72h bzw. 96h bestimmten Uptakes ermittelte Halbwertszeit in Tagen (d) 4 Bilddokumentation und Archivierung 4.1 Dokumentation Kapselaktivität, Applikationsdatum und -zeit, Applikationsart Standard- und Patientenmessung, errechneter Uptake auf Radiojodtestbogen 4.2 Archivierung Radiojodtestbogen in die Patientenakte 5 Zeitbedarf 5.1 Patienten (Untersuchungsdauer) Insgesamt 4 Tage, davon Anamnese, Aufklärung, Applikation: 20 min Messungen: 3 4 x 5 min 5.2 Gerätebelegung Aufnahmen: jeweils 5 min 5.3 MTA Empfang/Vorbereitung/Betreuung des Patienten: 5 min 3

Applikation, Aufnahme, Auswertung, Dokumentation: wie Kamerabelegung 5.4 Arzt Anamnese, Aufklärung: 15 min Berechnung und Befundung: 15 min 6 Hinweise und Anmerkungen 6.1 Fehlerquellen Bewegungen des Patienten während der Messung Zu großer Abstand zwischen Sonde und Patient Frühere Applikation höherenergetischer Radionuklide (I-131, Ga-67, In-111) oder einer Tc-99m-markierten Substanz mit einer Organanreicherung, die die Magenbeurteilung behindert Radioaktivität außerhalb des Patienten (Kontaminationen im Raum) 6.2 Entsorgung radioaktiver Abfälle Der anfallende radioaktive Abfall (Geschirr, Besteck) muss zwischengelagert und entsorgt werden gemäß den einschlägigen Bestimmungen. 6.3 Verhalten bei Erbrechen nach oraler Applikation von Radiopharmaka 6.3.1 Grundsätzliches Wenn ein Patient nach der oralen Gabe einer radioaktiven Substanz erbricht, ist mit einer Kontamination der Umgebung durch das Erbrochene zu rechnen. Die Höhe der Kontamination ist somit nur schwer vorhersagbar. Sie ist abhängig von der applizierten Aktivität, der Magenentleerungszeit und von der Zeitspanne zwischen Applikation und Erbrechen. 6.3.2 Kontaminationen der Haut Eine Kontamination der Haut des Patienten ist unverzüglich gut abzuspülen und 3mal sanft mit einer Dekontaminationslösung zu waschen. Eine Messung der Restaktivität am Patienten ist nicht möglich. Bei Kontamination der Haut von Personal: Haut waschen wie oben beschrieben, Kontaminationsmessung, ggf. Blockade der Schilddrüse mit Irenat oder Iodid. 6.3.3 Kontamination von Oberflächen Erbrochenes mit einem Lappen (Entsorgung im radioaktiven Müll) aufnehmen und kontaminierte Oberfläche mit Dekontaminationslösung abwischen. Anschließend Messung mit Ortsdosisleistungsmeßgerät. Abkleben der kontaminierten Oberfläche mit Moltex-Tüchern (saugfähige Seite unten), um Verschleppung der Radioaktivität zu vermeiden. Auf der Folie selbst sind Tag, Ortsdosisleistung und Nuklid zu dokumentieren. 6.3.4 Kontamination von Kleidungsstücken oder Bettwäsche 4

Kontaminierte Kleidungsstücke, Dienstkleidung oder Bettwäsche werden in einen Beutel gesteckt und dieser mit dem Namen des Eigentümers, Tag der Kontamination und Radionuklid gekennzeichnet und im Heisslabor gelagert. Die Kleidung wird dem Patienten erst mit Erreichen der Grenzwerte (bei J-131: nach 8 Tagen) ausgehändigt. 6.3.5 Kontamination von Geschirr Essensreste bzw. Erbrochenes werden in der Patiententoilette im Injektionsraum entsorgt. Nach Abspülen des Geschirrs am Waschbecken kann es im Stationsgeschirrspüler mitgewaschen werden. 6.3.6 Wege zur Entscheidung bezüglich einer erneuten Untersuchung Wenn bis zu 2 Stunden nach der Applikation einer Radiojoddiagnostikkapsel erbrochen wurde, sollte eine neue Kapsel am nächstmöglichen Werktag appliziert werden. Zur Dokumentation sollte vor der nächsten Kapselgabe eine Ganzkörperaufnahme durchgeführt werden. 5