Aufgaben als zentrales Element von kompetenzorientiertem Unterricht

Ähnliche Dokumente
Kompetenzorientierten NMG-Unterricht mit dem Prozessmodell gestalten

MINT-Box Optik Atelier: Das Projekt "MINT unterwegs" am Beispiel der MINT-Box Optik SWiSE-Tagung vom 25. März 2017

Das Lern- und Unterrichtsverständnis des Lehrplans Volksschule Thurgau (LP 21)

Bildnerische Prozesse realisieren. Eine Unterrichtseinheit zum Aufbau von Kompetenzen im Fachbereich Bildnerisches Gestalten

Sprachkompetenzen beurteilen und fördern im Rahmen von Lehrplan 21 und kompetenzorientiertem Unterricht

Innere Differenzierung im Naturwissenschaftsunterricht. Dorothee Brovelli PH Luzern

NACHHALTIGE UND HERAUSFORDERNDE LERNAUFGABEN FÜR SELBSTTÄTIGES LERNEN

Der Lernprozess im Fokus Aufgaben im kompetenzfördernden Unterricht

Unterrichten und beurteilen. im Kontext des Lehrplan 21

Aufgabenorientierung Kriterien für gute Aufgaben

Umsetzungshilfe zur Promotionsverordnung: Fachdidaktische Grundlagen zum Fach Physik

Tagung Lehrplan 21. Kompetenzorientierung in WAH 3. Zyklus

Clevere Aufgaben als Schlüssel zu kompetenzorientiertem Unterricht

Indikatorenkarten zu den Kompetenzanforderungen im Halbtagespraktikum (Jan. 2015)

Lernumgebungen und substanzielle Aufgaben im Mathematikunterricht (Workshop)

Das mathbuch der Zukunft

Herzlich Willkommen!

Lernwerkstätten und LehrerInnen(fort)bildung. Pädagogische Hochschule des Kantons St.Gallen

phänomenale Tools in NMM - Lernaufgaben

Naturwissenschaftliche Begabungen erkennen und fördern

Aufgaben als Lerngelegenheiten gestalten

Aufgabenorientierung Aufgabenorientierte Planung eines kompetenzorientierten Unterrichts

Natur und Technik für die Sek I. Weiterbildungsmodule Biologie, Chemie, Physik und Technik

Kompetenzorientierte Aufgaben

Wochenplanung Gleichungen und Gleichungssysteme

Entwicklung von kompetenzorientierten Aufgabensets

Lehrplan Volksschule TG (LP 21) Das Wichtigste in Kürze

CURRICULUM AUS NATURWISSENSCHAFTEN Physik und Chemie 1. Biennium FOWI

Kompetenzorientierte Lehr- und Lernprozesse initiieren

- lernen mit Freude und Neugier.

MINT unterwegs DVS Luzern

Wozu ein Lehrplan 21 GR?

Chemie. GRUNDLAGENFACH CHEMIE Stundentafel

Neuer Lehrplan Volksschule Thurgau (ehemals LPl 21) Einleitende Worte zum Vortrag

Kompetenzorientierung im RU

3. Stoffgemische und Ihre Zerlegung

LehrplanPLUS Gymnasium Geschichte Klasse 6. Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick. 1. Kompetenzorientierung

Kompetenzorientierte Nachbesprechung

Erstbegegnung in der Einfhrungsveranstaltung Biologie

Die Bedeutung von chemischen Experimenten aus didaktischer Sicht

Kompetenzorientiertes Lernen in heterogenen Lerngruppen

Mathematik und ihre Methoden I

Diagnose und Förderung

Wirtschaft, Arbeit, Haushalt WAH

Hans Peter Bergmann - Miriam Dombrowsky - Regina Heid - Sabine Hummel - Anja Luysberg - Klaus Lemmen. Leitung: Prof. Dr.

Geschichte Schwerpunkt: Block 1 3 (Block 1)

035 Natur und Technik

Kanton St.Gallen Amt für Volksschule

Inhalt Naturphänomene

Aufgabenbeispiele für Klassen der Flexiblen Grundschule

Management Summary Evaluation Sekundarschule Gerbe 2016

und folgenden Unterricht Kooperation Vorunterrichtliche Erfahrungen,

Lernaufgaben Sachunterricht

Kompetenzen und Standards für die Ausbildung im Vorbereitungsdienst und die Staatsprüfung

Trenne ein Gemisch aus Sand und Kochsalz sowie ein Gemisch aus Sand und Eisen.

diese Kompetenz habe ich mir angeeignet und beherrsche sie gut diese Kompetenz beherrsche ich noch nicht und muss ich noch verbessern

Entwicklung eines Beobachtungsrasters für Hospitationen. Rahmenkonzept Praxissemester Woran erkenne ich guten Mathematikunterricht?

Lehrplan 21. für die Volksschule des Kantons Bern. Elterninformation. Erziehungsdirektion des Kantons Bern.

reproduzieren transferieren reflektieren

Dynamische Mathematik im Unterricht

AITUS: DIE FÜNF PHASEN IM ÜBERBLICK

UNTERRICHT MIT NEUEN MEDIEN. Karl Ulrich Templ Didaktik der Politischen Bildung

Fachdidaktik Naturwissenschaft Schuljahr

Struktur- Eigenschafts- Beziehungen. Stoff-Teilchen- Beziehungen. Struktur- Eigenschafts- Beziehungen. Chemische Reaktion

Kompetenzorientierung im RU

Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Detmold - Seminar für das Lehramt an Grundschulen Dokumentationsbogen zum EPG

Unterrichtsfach: Mathematik

Planung/Beispiele/Realität

Kompetenzen Natur und Technik Check S2/S3

Handlungsfeld L. Lernen und Leisten herausfordern, dokumentieren, rückmelden und beurteilen L 2

LEHRPLAN 21 NATUR, MENSCH, GESELLSCHAFT 1. UND 2. ZYKLUS

Chemie Fragenkatalog Jahrgang 8

Mit Kraft und Köpfchen

Qualitätsvolles Lehren und Lernen von Anfang an

Lehrplan 21 in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen. Silvia Gfeller Bereichsleiterin kantonale Reformprojekte

Persönliches Lern-Audit

OFFENER UNTERRICHT WARUM SCHULE HEUTE ANDERS IST...UND WARUM WIR HEUTE ANDERS LERNEN UND LEHREN- MITEINANDER.

Volksschule Lernlupe und Lernpass die weiterentwickelten Online-Instrumente für die individuelle Förderung

Dipl. Dozentin, Dozent an Höheren Fachschulen im Nebenberuf mit SVEB-Zertifikat

Klaus Joller-Graf. Wie Wissen wirksam wird. Merkmale eines kompetenzfördernden Unterrichts

KOMPETENZORIENTIERTES LERNEN Vorstellung des neuen Modells im Instrumentalunterricht der AHS

Geplanter Verlauf 1. Einstieg Diskussion und Beurteilung von Aufgabenstellungen aus verschiedenen Lernbereichen des Deutschunterrichts

Natur, Mensch, Gesellschaft

Ausbildung zur Praxislehrperson. Scalärastrasse Chur Tel Fax

Curriculum Chemie Klasse 8 Albert-Einstein-Gymnasium Ulm

3.3.1 Basiskonzept: Stoff-Teilchen

Kooperatives Lernen und Beurteilung

Tagung Lerncoaching im Unterricht

Adaptivität im Unterricht: Lerngelegenheiten gestalten und Lernprozesse unterstützen

Impulse zur Gestaltung kompetenzorientierten Sportunterrichts

Kompetenzorientierter Unterricht mit Sprachwelt Deutsch. Unterlagen:

Naturwissenschaftliches Propädeutikum Lehrplan für das kantonale Zusatzfach

ÜBERSICHT DOSSIER 4 bis 8

Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung im Fach Mathematik

Dortmund Spring School Diskurswerkstatt 3a: Coaching 3. März 2010

Weiterbildungen zur Einführung des Lehrplans 21 Graubünden

Bildungs- und Kulturdepartement Obwalden Amt für Volks- und Mittelschulen

Wirtschaft entdecken Eine Lernumgebung für den WAH-Unterricht Zyklus 3

Transkript:

Aufgaben als zentrales Element von kompetenzorientiertem Unterricht 1 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Vertiefungsaufga Schritt im Lernprozess Didaktische Funktion der Aufgaben Zweck: Gelerntes mit vorhandene Kompetenzen verknüpfen, vernetzen, vertiefen A Aufbauen Übungsaufgaben Zweck: Gelerntes konsolidieren; neues Wissen und neue Kompetenzen sicher durch repetieren und wiederholen; Transfer- und Syntheseaufgaben Zweck: Gelerntes auf andere Situationen übertragen; mit Hilfe der neuen Kompetenzen etwas schaffen; Schritt im Lernproze P Problemstellung hritt im Lernprozess Problemstellung Didaktische Funktion der Aufgaben Konfrontationsaufgaben Zweck: Bewusstmachen von bestehenden Präkonzepten und Vorstellungen; Aktivieren des Vorwissens; Wecken von Neugierde; Aufbauen Didaktische Funktion der Aufgaben P Problemstellung Konfrontationsaufgaben A Aufbauen Erarbeitungsaufgaben D Durcharbeiten Vertiefungsaufgaben U Ueben Übungsaufgaben U Ueben Durcharbeiten Didaktische Funktion der Aufgaben Konfrontationsaufgaben en; etwas A Anwenden en D Durcharbeiten Zweck: Bewusstmachen von bestehenden Präkonzepten und Vorstellungen; Aktivieren des Vorwissens; Wecken von Neugierde; Erarbeitungsaufgaben Uebe Zweck: Erkenntnisgewinn; Aneignen neuer Kompetenzen; etwas neues kennenlernen; Vertiefungsaufgaben Zweck: Bewusstmachen von bestehenden Präkonzepten und Vorstellungen; Aktivieren des Vorwissens; Wecken von Neugierde; Zweck: Erkenntnisgewinn; Aneignen neuer Kompetenzen; etwas neues kennenlernen; Zweck: Gelerntes mit vorhandenen Wissensbeständen und Kompetenzen verknüpfen, vernetzen, vertiefen; Zweck: Gelerntes konsolidieren; neues Wissen und neue Kompetenzen sicher durch repetieren und wiederholen; A Anwenden Transfer- und Syntheseaufgaben Zweck: Gelerntes auf andere Situationen übertragen; mit Hilfe der neuen Kompetenzen etwas schaffen;

Didaktische Funktionen von Aufgaben Schritt im Lernprozess Didaktische Funktion der Aufgaben P Problemstellung Konfrontationsaufgaben Zweck: Bewusstmachen von bestehenden Präkonzepten und Vorstellungen; Aktivieren des Vorwissens; Wecken von Neugierde; A Aufbauen Erarbeitungsaufgaben Zweck: Erkenntnisgewinn; Aneignen neuer Kompetenzen; etwas Neues kennenlernen; D Durcharbeiten Vertiefungsaufgaben Zweck: Gelerntes mit vorhandenen Wissensbeständen und Kompetenzen verknüpfen, vernetzen, vertiefen; U Ueben Übungsaufgaben Zweck: Gelerntes konsolidieren; neues Wissen und neue Kompetenzen sicher durch repetieren und wiederholen; A Anwenden Transfer- und Syntheseaufgaben Zweck: Gelerntes auf andere Situationen übertragen; mit Hilfe der neuen Kompetenzen etwas schaffen; 3 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Aufgabe Aufgabe Didaktische Funktionen von Aufgaben Lernaufgaben Leistungsaufgaben Konfrontationsaufgaben Erarbeitungsaufgaben Vertiefungs- und Übungsaufgaben Formative Beurteilungsaufgaben Summative Bewertungsaufgaben Transfer- / Syntheseaufgaben 4 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Wie würden Sie diese Kompetenzen unterrichten? Vorangehende Kompetenzen: NMG.3.3 1. Die Schülerinnen und Schüler können Stoffe untersuchen, beschreiben und ordnen. Chemie, Physik: Stoffeigenschaften NT.2.1 Die Schülerinnen und Schüler... 3 1a können Stoffeigenschaften nach Anleitung bestimmen, dazu geeignete Messverfahren und -geräte einsetzen. Schmelz- und Siedetemperatur, Dichte, Löslichkeit, ph-wert, Brennbarkeit; Messgeräte Chemie, Technik: Trennverfahren NT.2.2 Die Schülerinnen und Schüler... 5 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Praktische Erarbeitungsaufgabe Fragen an euch als Kursteilnehmende: Welche Ziele werden mit diesem Auftrag verfolgt? An welcher Stelle im Lernprozess erfolgt dieser Auftrag? An welchen Kompetenzen des LP21 wird mit diesem Auftrag gearbeitet? 6 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Aufgabeset Konfrontationsaufgabe: Wie lässt sich aus Zuckerrüber Kristallzucker gewinnen? 7 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Aufgabeset Erarbeitungsaufgabe: Gemisch aus Wasser, Zucker und Erde trennen 8 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Aufgabeset Vertiefungs- und Übungsaufgaben: Die einzelnen Trennverfahren isoliert betrachten «Aschenputtel»-Postenparcours: Trennen der folgenden Gemische: Salzwasser (Eindampfen) Eisenspäne Sand (Magnetismus) Öl Wasser / Aroma Wasser (Extraktion) Wasser Alkohol (Destillation) Farbstoffgemisch (Dünnschichtchromatograhie) etc. 9 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Aufgabeset Vertiefungs- und Übungsaufgabe Trenne die verschiedenen Farbstoffe des Blattgrüns. Nenne bei jedem Schritt, welches Trennverfahren du einsetzest welche Stoffeigenschaften dabei genutzt wird. 10 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Aufgabeset Abschluss I: Syntheseaufgabe 11 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Aufgabeset Abschluss II: Transferaufgabe Handyrecycling Welche wertvollen Stoffe gibt es in Handys? Welche dir bekannten Trennverfahren könnten angewendet werden, um diese Wertstoffe aus alten Handys möglichst rein zu gewinnen? 12 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Luthiger, H., Wilhelm, M. & Wespi, C. (2014). Kategoriensystem für ein kompetenzorientiertes Aufgabenset. Journal für LehrerInnenbildung, 14(3), 56-66.

Zentrale Merkmale der Kompetenzorientierung «vom Ende her denken» komplexe Anwendungssituation als Kompetenzbeleg und Endergebnis Unterricht ist logisch und lernförderlich auf das dicke Ende ausgerichtet vollständige Lernzyklen durchlaufen aktivierende und differenzierende Lernaufgaben formulieren Aufgabenset: Lernaufgaben entlang der Phasen des Lernprozesses inszenieren Besonderer Fokus auf Flexibilisierung des Wissen in unterschiedlichen Anwendungssituationen vielfältige Möglichkeiten zu eigenständigem, dialogischem und reflexivem Lernen schaffen berichten, vergleichen, befragen, zurückschauen, optimieren, in erster Linie formativ und kriteriumsbezogen beurteilen vielfältige Möglichkeit zur Beobachtung der Kompetenzentwicklung und - ausprägung Rückmeldungen und Impulse anhand klarer Kriterien durch Peers, Lehrperson,... 14 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Fazit: Woran erkennt man kompetenzorientierten Unterricht? Im Zentrum des Unterrichts stehen komplexe Anforderungssituationen, in denen Lernende ihre Kompetenz beweisen können. Lern- und Denkwege der Lernenden sind sichtbar und bilden die Grundlage für das Weiterlernen und die Förderung. Herausfordernde Lernaufgaben sind so aufeinander abgestimmt, dass sie an das Vorwissen der Lernenden im Kompetenzbereich anschliessen, neues Wissen seriös aufbauen Erlerntes für die Bearbeitung komplexer Anforderungen flexibilisieren (Transfer) Die Lehrperson begleitet und unterstützt die Lernenden durch angepasste sowie fachlich und fachdidaktisch korrekte Fragen, Hinweise, Modelle, Erklärungen. Die eingesetzten Beurteilungsformen und -instrumente vermögen komplexe Leistungen valide zu erfassen, gehaltvoll zurückzumelden und verständlich auszuweisen. 15 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Aufgabeset Mit Hilfe von Aufgabesets lassen sich entlang von PADUA Kompetenzen erarbeiten. 16 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Erarbeitungsaufgabe was ist das? ügeführte Form des entdeckenden Lernens Didaktische Funktionen von Aufgaben ülernende erarbeiten selbst neue Inhalte Lernaufgaben Leistungsaufgaben Konfrontationsaufgaben Erarbeitungsaufgaben Vertiefungs- und Übungsaufgaben Formative Beurteilungsaufgaben Summative Bewertungsaufgaben Transfer- / Syntheseaufgaben 17 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Bausteine einer Erarbeitungsaufgabe Ausgangsphänomen à Neugierde wecken Erarbeiten / Auffrischen von notwendigem Vorwissen, z.b. mit einer Konfrontationsaufgabe Eigentliche Aufgabenstellung à Erarbeiten von etwas Neuem Aufträge sollen so formulieren, dass sich die Lernenden selber etwas erarbeiten, das sie vorher noch nicht wussten / konnten Unterstützungsteil à Teilerfolg für alle! Hinweisen und Hilfestellungen, so dass die Erarbeitungsaufgabe ohne zusätzliche Unterstützung gelöst werden kann => mehrere Teilaufgaben, von denen die einfachste von allen gelöst werden kann. 18 Pädagogische Hochschule St.Gallen

Vielen Dank für Ihre Teilnahme! Patrick.Kunz@PHSG.ch 19 Pädagogische Hochschule St.Gallen