Ein Turnierplan mit fünf Runden

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Transkript:

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 1 Ein Turnierplan mit fünf Runden c b a c b a c b a c b a c b a d e d e d e d e d e

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 2 Definition: Graph Ein (schlichter) Graph (V, E) besteht aus einer Menge V und einer Menge E von zweielementigen Teilmengen von V. Die Elemente von V nennt man die Ecken und die von E die Kanten des Graphen (V, E).

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 3 Tischtennis-Doppel-Turnier Der Graph, den man beim Tischtennis-Doppel-Turnier betrachtet, hat als Ecken die zweielementigen Teilmengen der Teilnehmermenge T. Die Ecken stehen für die Doppel-Teams. Zwei solche Teams bilden eine Kante, wenn sie keinen Teilnehmer gemeinsam haben. Man hat also T := {a, b, c, d, e} V := {{x, y} x, y T, x y} E := {{{u, v}, {x, y}} u, v, x, y T, {u, v, x, y} = 4}.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 4 Ecken des Petersengraphen cd ae bc be de ab bd ac ad ce

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 5 Der Petersengraph cd ae bc be de ab bd ac ad ce

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 6 Färbung Wir hatten folgendes Problem betrachtet: Ist es möglich, ein Tischtennis-Doppel-Turnier mit fünf Teilnehmern so zu organisieren, dass jedes Team pro Tag nur einmal zusammen spielt und das Turnier nur drei Tage dauert? Diese Frage kann man so umformulieren: Ist es möglich, die Kanten des Petersengraphen mir drei Farben so zu färben, dass aneinanderstoßende Kanten verschieden gefärbt sind?

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 7 Begriffe der Graphentheorie (1) Der Eckengrad deg(a) einer Ecke a V ist die Anzahl der Kanten aus E, in denen a vorkommt, also deg(a) := {k E a k}. Der Grad ist eine nichtnegative ganze Zahl oder unendlich.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 8 Begriffe der Graphentheorie (2) Ein Weg von einer Ecke a zu einer Ecke b ist eine Folge a 0, a 1,..., a n von Ecken a i V mit folgenden Eigenschaften 1. a 0 = a, a n = b und a i a j für alle i j, 2. für alle i {0,..., n 1} ist {a i, a i+1 } E. Man nennt dann n die Länge des Weges. Ein Graph heißt zusammenhängend, wenn es zu je zwei Ecken a, b einen Weg von a nach b gibt.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 9 Begriffe der Graphentheorie (3) Ein Kreis in einem Graphen (V, E) ist eine Folge a 0, a 1,..., a n, a 0 von Ecken mit folgenden Eigenschaften: 1. n > 1, 2. a 0, a 1,..., a n ist ein Weg in (V, E), 3. {a n, a 0 } E. Ein Graph heißt kreislos, wenn er keinen Kreis enthält.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 10 Ein Hilfssatz Hilfssatz: Jeder nichtleere endliche kreislose Graph enthält eine Ecke vom Grad 1. Wir beweisen diese Aussage nicht direkt, sondern eine zu ihr logisch offenbar gleichwertige Aussage, ihre Kontraposition. Bewiesen wird Jeder nichtleere endliche Graph ohne Ecken vom Grad 1 enthält einen Kreis.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 11 Bäume Satz: Für jeden nichtleeren endlichen zusammenhängenden Graphen (V, E) sind die folgenden Aussagen äquivalent: 1. (V, E) ist kreislos. 2. E = V 1. Bemerkung: Einen nichtleeren zusammenhängenden kreislosen Graphen nennt man einen Baum. Der Satz besagt, dass die endlichen Bäume genau diejenigen nichtleeren Graphen sind, die zusammenhängend sind und eine Ecke mehr als Kanten haben.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 12 Beweisteil 1 2 Gäbe es überhaupt ein Gegenbeispiel zur Behauptung, dann gäbe es auch eines kleinster Eckenzahl. Nennen wir es (V, E). Nach dem Hilfssatz gibt es eine Ecke a vom Grad 1, und weil (V, E) zusammenhängend und sicher nicht einelementig ist, hat a den Grad 1. Es gibt also genau eine Kante, nennen wir sie k, die a enthält. Der Graph (V \ {a}, E \ {k}) ist ebenfalls nichtleer, endlich und zusammenhängend, ist aber, weil er weniger Ecken als (V, E) hat, kein Gegenbeispiel zur Behauptung. Deshalb ist E \ {k} = V \ {a} 1 und folglich auch E = V 1. Die Annahme, es gäbe ein Gegenbeispiel, ist damit ad absurdum geführt: es kann kein Gegenbeispiel geben.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 13 Beweisteil 2 1 Entfernt man aus einem zusammenhängenden Graphen eine Kante, die in einem Kreis liegt, so bleibt der Graph zusammenhängend. Das kann man solange wiederholen, bis man einen kreislosen Graphen erhält. Die Eckenzahl hat sich nicht geändert, die Kantenzahl ist nach dem, was wir bereits im ersten Beweisteil nachgewiesen haben, um 1 kleiner als die Eckenzahl. Nach der Voraussetzung war sie das aber von Anfang an. Man hat also keine Kante entfernt; der Graph war von vornherein kreisfrei.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 14 Planare Graphen Ein ebenes Diagramm eines Graphen ist ein Diagramm, bei dem sich die die Kanten darstellenden Linien nicht schneiden. Ein Graph heißt planar, wenn er ein ebenes Diagramm besitzt.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 15 Die Eulersche Polyederformel Satz: Hat ein endlicher, nichtleerer, zusammenhängender planarer Graph e Ecken, k Kanten und ein ebenes Diagramm mit f Flächen, dann gilt e + f = k + 2.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 16 Bäume in der Informatik In der Informatik verwendet man den mathematischen Begriff des Baumes oft in einer etwas erweiterten Bedeutung. Auch die kann man mathematisch präzisieren, aber darauf verzichten wir hier und geben nur eine anschauliche Beschreibung: Erstens nimmt man an, dass eine der Ecken des Baumes besonders markiert ist; diese Ecke nennt man die Wurzel des Baumes. Einen Baum mit markierter Wurzel nennt man auch einen Wurzelbaum. Zweitens wird oft implizit vorausgesetzt, dass die Kanten, die eine feste Ecke enthalten, eine Reihenfolge haben.

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 17 Bäume und Terme Solche geordneten Wurzelbäume verwendet man, um Terme zu beschreiben. Den Ausdruck a b + a 3 stellt man z.b. folgendermaßen dar: + a b a 3 Die Wurzel ist in diesem Diagramm oben!

Mathematik I für Informatiker Graphen p. 18 Werbung DAS INSTITUT FÜR ALGEBRA DER TU DRESDEN BIETET REGELMÄSSIG VORLESUNGEN ÜBER GRAPHENTHEORIE UND (ALLGEMEINER) ÜBER DISKRETE MATHEMATIK AN, DIE MEIST AUCH FÜR (MEDIEN-)INFORMATIKER GEEIGNET UND NÜTZLICH SIND. WEITERE THEMEN AUS DEM LEHRANGEBOT DES INSTITUTES, DIE FÜR INFORMATIKER UND MEDIENINFORMATIKER INTERESSANT SIND UND IM RAHMEN DES NEBENFACHS MATHEMATIK AUCH ANGERECHNET WERDEN KÖNNEN, SIND Z.B. UNIVERSELLE ALGEBRA, ORDNUNGS- UND VERBANDSTHEORIE, CODIERUNGSTHEORIE UND KRYPTOGRAPHIE.