Was kommt auf die Schweinehaltung in Deutschland zu Welche Strategien gibt es?

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Transkript:

ALB Fachtagung Hansjörg Schrade Mastschweinehaltung 13. März 2013 Bildungs- und Wissenszentrum Schweinehaltung, Schweinezucht Boxberg Was kommt auf die Schweinehaltung in Deutschland zu Welche Strategien gibt es? Hansjörg Schrade Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg ALB-Fachtagung Mastschweinehaltung Universität Hohenheim 13. März 2013 aktuelle Tierschutzprobleme Hauptkritikpunkte aus Sicht des Tierschutzes Schwanzbeißen (Schwanzkupieren) ¾ Beschäftigung, multifaktorielle Ursachen Gliedmaßen- und Hautschäden ¾ Bodenqualität Verhaltenseinschränkungen ¾ Platzangebot und Strukturierung ¾ Fixierung (Kastenstand) Lungenerkrankungen ¾ Stallklima optimieren Kastration ¾ Ebermast / Kastration mit Betäubung 1

aktuelle Tierschutzprobleme Hauptkritikpunkte aus Sicht des Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutzes Stickstoffdeposition / NH3-Schadwirkung ¾ Vermeidungspotenziale ausschöpfen Klimaschädigende Gase (H2S; CO2; CH4) ¾ Management optimieren Geruchsemissionen ¾ Standortwahl ¾ Sauberkeit Bioaerosole/Keime ¾ Filter / W äscher Lebensmittelsicherheit ¾ Rückstände / Salmonellen Antibiotikaeinsatz ¾ Impfen ¾ Gesundheitsmanagement Die Zukunft der Schweinefleischproduktion in Deutschland wird im wesentlichen von den marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Weltmarkt) und der Stellung im globalen Wettbewerb (Produktionskosten) bestimmt. Die gesellschaftspolitischen Ansprüche nehmen eine Schlüsselrolle ein. Vermarktung tierischer Produkte Qualitäts- und Umweltsicherung (QS, Tierschutzlabel, Sektorplan, Regionalität,...) Nachhaltigkeitszertifizierung, Biosiegel, Futterherkunft, GVO-frei,... Tierische Erzeugung Tierschutz und Lebensmittelsicherheit (2008/120/EG DES RATES, Europaratsempfehlungen, Eingriffe an Tieren, Antibiotikaeinsatz, Tierindikatoren...) Umwelt- und Klimaschutz (BauGB, DüngeV, BimSchG, UVPG, IVU,...) Bioaerosole, Futterflächen... Lebensmitteleinzelhandel Gesetzgeber Gesellschaft 07.03.2013 2

Welche Richtungen zeichnen sich ab? Was wir erfüllen müssen ist klar! Nur noch nicht bis wann... und noch nicht wie... und was es kostet! 3

Tierverhalten rückt in den Mittelpunkt Hauptelemente der EU Strategie für den Schutz und das Wohlbefinden von Tieren (2012-2015) Die Einführung wissenschaftsbasierter Tierschutzindikatoren EU-weite Auflagen für Personen, die mit Tieren arbeiten (Fortbildung & Weiterbildung von Personal) Ein europäischs Netzwerk von Referenzzentren Eine Informationskampagne zur Beeinflussung des Kaufverhaltens der Verbraucher Wohlbefinden (physisch und psychisch- tierbezogen ) Wohlergehen (physisch- tierbezogen ) Tiergerecht ( stallbezogen ) Cluster des DAFA-Fachforums Nutztiere Mrz-13 8 4

Schweinehaltung und Tierschutz Tierschutz + Rentabilität Aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen auf EU-Ebene zur Beurteilung der Tiergerechtheit Beispiel Anteil Liegen im Liegebereich Anteil Liegen im Kotbereich (in Anlehnung an Pflanz, 2007): Strukturierung Bucht Liegeverhalten Fütterung Haltung Tiergesundheit Tiergerechtes Verhalten Gesamtbeurteilung 5

Beurteilung des Liegeverhaltens von Mastschweinen in verschiedenen Stallsystemen ¾ Bsp: Strukturierungserfolg Bucht bzw. Akzeptanz Liegebereich (gesamtes Jahr) gezeigtes Verhalten in [%] 100 80 60 40 20 0 75,43 78,64 74,79 73,23 23,76 a 34,63 b 60,97 c 45,61 d 2,23 a 10,31 b 8,20 b 7,54 b konvent. Stall Schrägbodenstall Offenfront st all Auslaufstall Liegen ges amt Liegen im Liegebereich Seitenlage im Liegebereich Akzeptanz des Liegebereichs in Verfahren mit getrennten Klimabereichen besser (Pflanz, 2007) Beurteilung des Liegeverhaltens von Mastschweinen in verschiedenen Stallsystemen ¾ Bsp: Strukturierungserfolg Bucht bzw. Liegen im Kotbereich in unterschiedlichen Jahreszeiten 30 n = 80 Buchten n = 80 n = 80 n = 80 gezeigtes Verhalten [%] 25 20 15 10 5 0 W F S H W F S H W F S H W F S H konvent. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall Auslaufstall Liegen im Kotbereich Während Sommermonate Liegen im Kotbereichbereich generell erhöht (Verdunstungskälte), jedoch auf unterschiedlichem Niveau. (Pflanz, 2007) 6

Trennung des Liege- und Kotbereichs von Mastschweinen in verschiedenen Stallsystemen Kot frisch abgesetzt Kotbereich an Außenwand Liegebereich Innenbereich Wärmebild konventioneller Stall Beurteilung des Liegeverhaltens von Mastschweinen in verschiedenen Stallsystemen Liegebereich gedämmt Aktivitätsbereich ungedämmt Wärmebild Außenklima 7

Gestaltung Deck- und Wartebereich früher TierschNutztV EU-Nachbarn Kastenstand Anbindehaltung Gruppenhaltung 4 Wochen nach dem Belegen bis 1 Woche vor Abferkeln Flächenbedarf pro Sau > 2,25 m 2 verkürzt Phase der Fixierung: (Österreich, Niederlande) Gestaltung Abferkelbereich TierSchNutztV EU-Nachbarn Kastenstand Abferkelbucht Flächenbedarf pro Sau > 4,5 m Bewegungsbuchten (Schweiz), Aufklappbarer Kastenstand (Norwegen) Flächenbedarf pro Sau > (5,5) 7,5 m 2 2 8

Eingriffe an Tieren - Kastration männlicher Ferkel früher aktuell Zukünftig Änderung des Tierschutzgesetzes: ab 01.01.2017 keine Ausnahme für die betäubungslose Kastration mehr Brüsseler Erklärung : ab 01.01.2018 keine Kastration mehr unter bestimmten Bedingungen Eingriffe an Tieren - Kürzen der Schwänze Untersuchte Einflussfaktoren Beschäftigung Stallklima Fütterung Bodengestaltung Gesundheitsstatus Platzangebot Genetik Geschlecht Alter und Gewicht Absetzalter u.v.m. Tierschutzverbände gegen routinemäßiges Kupieren und für ein generelles Verbot Optimierung der Haltungsumwelt, ggf. zeitweise in Kombination mit einem Kupieren der Schwänze, ist die einzige Möglichkeit das Problem auf ein Minimum zu reduzieren = Risikominimierung 9

Weltmarkt und/oder Wochenmarkt Massentierhaltung Massenschlachtungen Fleischverzehr viel zu hoch Klimakatastrophe Tierschutzlabel Öko / Bio Qualität Regional Energiehunger Fleischhunger Schweinehaltung und Umwelt- / Klimaschutz Umwelt- / Klimaschutz + Energiekosten 10

Emissionen und deren Umweltwirkungen in der Schweinehaltung Hartung und Wathes 2001, in Keck 2007 Abstände Immissionsschutz BIMSCH VDI 3471 Abstand zur Wohnbebauung Abstände nach TA Luft zur Wohnbebauung Waldabstand 150 m Abstand zu empfindlichen Ökosystemen > 150 m Stall < 1500 Mastscheine Stall > 1500 Mastscheine < 560 Zuchtsauen > 560 Zuchtsauen gilt nur für zwangsbelüftete Stalle für frei belüftete gibt es eine Simulierung von Kaltluftabflüssen GAK (jedoch nicht rechtsverbindlich) sowohl zwangsbelüftet wie frei belüftet 11

Minderungsstrategien im Prozess Reduktionspotenziale Ammoniak Schwein Fütterung Flüssigmistmanagement Emittierende Oberflächen Lüftungssystem & Stallklima 0 20 40 60 80 100 Reduktionspotential NH3-Emissionen Häußermann, 2006 Bioaerosole Keime aus der Abluft Entwurf VDI Richtlinie 4250 Umweltmedizinische Bewertung von Bioaerosol Immissionen Schutz- und Vorsorgeprinzip der TA-Luft 12

Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit Klima- und Umweltschutz Tierschutz Verbraucherschutz Ökonomie Danke für s Zuhören und jetzt sind Sie dran! 13