Referat zum Thema Homogamie Köln, Gliederung. 1. Typen von politischen Wohlfahrtsregimen und deren Homogamie- bzw. Heterogamieförderung

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Transkript:

Referat zum Thema Homogamie Köln, 18.06.2002 Gliederung Begriffsklärung 1. Typen von politischen Wohlfahrtsregimen und deren Homogamie- bzw. Heterogamieförderung 2. Theorien und Hypothesen in Bezug auf den Bildungsaspekt 2.1 Handlungstheoretische Erklärungsansätze 2.1.1 Normativer Ansatz 2.1.2 Familienökonomie / Austauschtheorie 2.2 Strukturtheoretischer Erklärungsansatz 3. Darstellungsmöglichkeiten der Homogamie / Heterogamie 4. Ländervergleich und Überprüfung der theoretischen Hypothesen anhand empirischen Datenmaterials zur Bildungshomogamie 5. Schlussfolgerungen 1

1. Typen von politischen Wohlfahrtsregimen und deren Homogamie- / Heterogamieförderung 1) Sozialdemokratische Wohlfahrtsregime (z.b. Schweden, Norwegen) 2) Liberale Wohlfahrtsregime (z.b. USA, Kanada, Großbritannien) 3) Konservative Wohlfahrtsregime (z.b. Niederlande, Deutschland) 4) Familistische Wohlfahrtsregime (z.b. Südeuropa, mediterraner Raum) 5) Wohlfahrtsregime ehemals sozialistischer Staaten (z.b. DDR) 2

2.1 Handlungstheoretische Erklärungsansätze 2.1.1 Normativer Ansatz Grundannahmen: Bildung als prägende Instanz für die Generierung von Wertorientierungen, Normen und Einstellungen Ähnliche Sozialisationsbedingungen als Erklärung bildungshomogamer Eheschließungen Erklärung internationaler Unterschiede hinsichtlich der Bildungshomogamie anhand der Verteilung von Bildung innerhalb einer Gesellschaft ( Verteilungsstruktur ) sozialer Mechanismen: - Norm- und Wertesystem - individuelle Präferenzen - Struktur des Bildungssystems 3

Hypothesen des normativen Ansatzes 1. Die deutlichsten Unterschiede in der Bildungshomogamie weisen die kulturell am weitesten auseinanderliegenden Länder auf. (Europa vs. Amerika; West- vs. Osteuropa) 2. Negative Korrelation des Säkularisierungsgrades und der Bildungshomogamie. 3. Erhöhte Bildungshomogamie auf dem Land aufgrund einer stärkeren Bedeutung tradierter Normen in ländlichen Regionen. (Stadt-Land-Gefälle) 4

2.1 Handlungstheoretische Erklärungsansätze 2.1.2 Familienökonomie / Austauschtheorie Zentrales Element beider Theorien: Subjektiv rational handelnde Akteure Bedürfnisbefriedigung vor dem Hintergrund des ökonomischen Kosten-Nutzen-Kalküls auf einem Markt Hypothese der Familienökonomie: Positive Korrelation der Frauenerwerbsquote mit der Bildungshomogamie. 5

2.2 Strukturtheoretischer Erklärungsansatz Verteilungsstruktur: Verteilung der Individuen bzgl. ihrer sozialen Merkmale (unabhängig vom Handlungskontext) Bsp.: Wie ist die generelle Verteilung von Männern und Frauen mit höherem Bildungsabschluss innerhalb einer Gesellschaft? Gelegenheitsstruktur: Platzierung der Individuen mit bestimmten sozialen Merkmalen innerhalb eines sozialen Raums. Hier wirken soziale Mechanismen. (Abhängigkeit vom Handlungskontext) Bsp.: Welche Begegnungsgelegenheiten ergeben sich für potentielle Partner mit denselben sozialen Merkmalen? 6

3. Darstellungsmöglichkeiten der Homogamie / Heterogamie 3.1 Heiratsmatrizen 3.2 Homogamiequote / Heterogamiequote 3.3 Odds ratio 7

4. Überprüfung der theoretischen Hypothesen anhand empirischen Datenmaterials zur Bildungshomogamie Zentrale Fragen: Wie können bildungsbezogene Homogamietendenzen durch die herrschende Bildungsverteilung erklärt werden? Inwiefern unterscheiden sich Heiratsbarrieren bzw. Homogamiepräferenzen im internationalen Vergleich? 8

Bildungskategorien Pflichtschule / Grundbildung und darunter Mittlere Bildung ohne Hochschulberechtigung (sehr heterogen aufgrund unterschiedlicher Schulsysteme) Höhere Bildung mit Hochschulberechtigung 9

4.2 Methodik Betrachtung des Einflusses der Verteilungsstruktur von Bildung auf die Homogamie Betrachtung anderer Einflussmöglichkeiten (individuelle Präferenzen, Normen, Gelegenheitsstrukturen) auf die Homogamie 10

4.4 Länderunterschiede bei kontrollierter Bildungsverteilung Fazit: Die Bildungsverteilungsstruktur übt den größten Einfluss auf die bildungsbezogene Homogamie aus. Deutlichere Ausgrenzung der Bevölkerung mit höherer Bildung. - Ausnahmen: USA, Irland 11

4.5 Ländervergleich der Heiratsbarrieren bzw. Homogamietendenzen zwischen verschiedenen Bildungskategorien Überprüfung der Kulturhypothese: Die Ähnlichkeit verteilungsunabhängiger Bildungshomogamie zwischen Deutschland und Österreich wird bestätigt. Australien und die Niederlande weisen moderate Heiratsbarrieren auf. => Die Unterschiedlichkeit der Homogamietendenz zwischen kulturell weit auseinanderliegenden Ländern wird nicht bestätigt. Der innereuropäischer Ost-West-Unterschied trifft nicht zu: Nur die Niederlande unterscheiden sich von den übrigen Ländern. 12

4.5 Ländervergleich der Heiratsbarrieren bzw. Homogamietendenzen zwischen verschiedenen Bildungskategorien Fazit: Niveauunterschiede einzelner Homogamiepräferenzen stellen in den meisten Fällen keine statistischen Unterschiede dar. => Internationale Unterschiede hinsichtlich der Homogamiepräferenzen als Indiz für Einflüsse unterschiedlicher Norm- u. Wertsysteme, individueller Präferenzen u. Gelegenheitsstrukturen bestehen statistisch kaum. => Der Einfluss sozialer Mechanismen auf die Bildungshomogamie relativiert sich. => Ausschlaggebend für Beeinflussungen der Bildungshomogamie ist die Bildungs- Verteilungsstruktur der einzelnen Länder. 13

4.6 Überprüfung der Hypothesen Länderunterschiede Hypothese: Niedriger Säkularisierungsgrad korreliert mit hoher Homogamietendenz hinsichtlich des Bildungsaspektes: Zutreffend für Polen sowie invers für Australien und die Niederlande Nicht zutreffend für Irland Geringer Anteil städtischer Bevölkerung korreliert mit hoher Homogamiequote Zutreffend für alle Länder Eine positive Korrelation der Frauenerwerbsquote mit einer Homogamietendenz ist kaum erkennbar. 14

4.6 Überprüfung der Hypothesen Länderunterschiede Fazit: Die sozialen Mechanismen, die für das Zustandekommen von Bildungshomogamie verantwortlich sind, unterscheiden sich international. => Es gibt Hinweise auf einen Einfluss von Normen, Werten und individuellen Präferenzen auf die Bildungshomogamie, der aber vermutlich bei Einführung zusätzlicher Kontrollvariablen (z.b. soz. Herkunft) erheblich reduziert würde. 15

5. Schlussfolgerungen Das Entstehen der Bildungshomogamie geht maßgeblich auf die Verteilungsstruktur von Bildung in einer Gesellschaft zurück. Der Einfluss sozialer Mechanismen ist geringer als angenommen, jedoch in verschiedenen Ländern unterschiedlich stark feststellbar. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Verknüpfung handlungs- und strukturtheoretischer Ansätze, da der Prozess der Partnerwahl multidimensional ist. (Bildungsverteilung, Gelegenheiten, Normen und Werte wirken gleichzeitig.) Die oben ausgeführte makrosoziologische Perspektive muss durch mikrosoziologische Analysen ergänzt werden, um die Einflussfaktoren auf die Bildungshomogamie genau bestimmen zu können. 16