Makroökonomik II. Veranstaltung 5

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Transkript:

Makroökonomik II Veranstaltung 5 1

Ausgangspunkt 1. Staatsausgaben im AD AS Modell. 2. To Do Effekt von Staatsausgaben im neoklassischen Modell. Budgetbeschränkung des Staates: Ausgaben, Steuern und Schulden. 2

Themen 1. Staatsausgaben: Reale Effekte oder vollständiges Crowding out? 2. Die Budgetbeschränkung des Staates 3. Budgetdefizite und Staatsverschuldung: Relevanz? Ricardianische Äquivalenz 3

1. Staatsausgaben Staatsausgaben sind der Betrag, der auf allen Ebenen der Regierung ausgegeben wird für Güter und Dienstleistungen, Transferleistungen an Haushalte und Firmen, und Zinszahlungen. 4

Staatsausgaben in der Schweiz 150 145 45% Reale Staatsausgaben Milliarden CHF (1990 Preise) 140 135 130 125 120 40% 35% Prozent 115 110 105 30% Staatsausgaben in % des BIP 100 25% Quelle: FSO, SECO 5

Zusammensetzung der Staatsausgaben in der Schweiz Social protection 7% 5% 2% 2% 3% 38% Education General public services Economic affairs 12% Health Public order and safety Defence 15% Recreation, culture and religion 15% Environmental protection Housing and community amenities Quelle: FSO, aktuelle Daten für 2013. 6

Staatsausgaben in ausgewählten Ländern (in % des BIP) 60% 55% 50% Prozent 45% 40% 35% 30% 25% 20% France Germany Italy Japan Switzerland UK US Quelle: OECD. 7

Unerwartete einmalige Erhöhung der Staatsausgaben im AD AS Modell (feste Wechselkurse) p Erwarteter Preis LAS Langfristiges Gleichgewicht Anpassung der Erwartungen AS Kurzfristiges Gleichgewicht nach unerwarteter Erhöhung der Staatsausgaben AD Y 8

Zusammenfassung Lange Frist: Veränderungen der Staatsausgaben haben keinen realen Effekt. Kurze Frist: ungenutzten Kapazitäten geringe Preiseffekte realer Effekt Falls grösserer Multiplikator AD Kurve verschiebt sich mehr grösserer Outputeffekt für gegebenes Preisniveau 9

Crowding out im neoklassischen Modell Permanenter Anstieg (verschwenderischer) Staatsausgaben Negativer Vermögenseffekt Permanente Einkommenstheorie: private Ausgaben werden 1 zu 1 verdrängt Kein Effekt von Staatsausgaben auf Gesamtausgaben/Gesamtnachfrage 10

Neoklassische Argumentation für geschlossene Volkswirtschaft (Staatsausgaben steigen permanent) Annahme: Pauschalbesteuerung und kein Einkommenseffekt auf das Arbeitsangebot Produktionsfaktoren K und L ändern sich nicht Keine Veränderung des Outputs Keine Veränderung des realen Zinssatzes Für eine geschlossene Volkswirtschaft, Y= C+ I + G Vollständiges Crowding out, so dass kein Effekt auf Investitionen 11

2. Budgetbeschränkung des Staates Mit einem ausgeglichenen Haushalt in jeder Periode (keine Verschuldung): G t + V t = T t + ( M t M t 1 )/ P t In Worten: reale Ausgaben + reale Transfers = reales Steuereinkommen + realer Ertrag aus Geldschöpfung 12

Nehme konstantes Geldangebot an: (M t M t 1 )/P t = 0, so dass G t + V t = T t. NB: Plausible Annahme für Länder mit niedrigen Inflationsraten, in denen der Ertag aus Geldschöpfung vernachlässigbar ist. Keine guteannahme für Länder mit Hyperinflation. 13

Staatsausgaben in der Budgetbeschränkung der Privathaushalte Budgetbeschränkung mit Staatsausgaben: C t +(A t+1 A t ) = (W/P) t L s t + r t A t +V t T t Benutze die Budgetbeschränkung des Staates, um V t T t zu substitutieren: C t + (A t+1 A t ) = (W/P) t L s t + r t A t G t 14

Staatsausgaben in der intertemporalen Budgetbeschränkung von Privathaushalten Budgetbeschränkung in Periode t: C t + (A t+1 A t ) = (W/P) t L s t + r t A t G t Budgetbeschränkung in Periode t+1: C t+1 + (A t+2 A t+1 ) = (W/P) t+1 L s t+1 + r t+1 A t+1 G t+1 15

Umformen der Budgetbeschränkung in Periode t: C t + A t+1 = (W/P) t L s t + (1+r t ) A t G t Auflösen der Budgetbeschränkung in Periode t+1 nach A t+1 : A t+1 = ( C t+1 + A t+2 (W/P) t+1 L s t+1 + G t+1 )/ (1+r t+1 ) 16

Substitutiere A t+1 in die Budgetbeschränkung für Periode t und forme um: C t + C t+1 / (1+r t+1 )+ A t+2 / (1+r t+1 ) = (1+r t ) A t +(W/P) t L s t + (W/P) t+1 L s t+1 )/ (1+r t+1 ) G t G t+1 / (1+r t+1 ) Löse Budgetbeschränkung in Periode t+2 nach A t+2 auf und substitutiere; usw.: C t + C t+1 /(1+r t+1 ) + C t+2 /[(1+ r t+1 ) ( 1 + r t+2 ) ] = (1+r t ) A t + (W/P) t L s t + (W/P) t+1 L s t+1 /(1+r t+1 ) + (W/P) t+2 L s t+2 /[(1+ r t+1) ( 1 + r t+2 ) ] G t G t+1 /( 1 + r t+1 ) G t+2 /[(1+ r t+1 ) ( 1 + r t+2 ) ] 17

3. Budgetdefizite und Staatsschulden Politikdebatte Sollte der Haushalt/ das Budget von Staaten ausgeglichen sein? Sollten Staatsschulden abgebaut werden? 18

Beispiele für «Regeln» der Fiskalpolitik EWU: Stabilitäts und Wachstumspakt Grossbritannien: Code for fiscal stability and fiscal rules Deutsche und Schweizer Schuldenbremse 19

Historische Zeitreihe der Staatsschulden in Grossbritannien Barro (2008), Macroeconomics: a modern approach 20

Staatsschulden in der EU (in % des BIP) 21 Gärtner, Figure 14.6

Budgetbeschränkung des Staates mit Verschuldung G t + V t + r t B t = T t + (B t+1 B t )+ (M t M t 1 )/P t in Worten: reale Ausgaben + reale Transfers + reale Zinszahlungen = reale Steuereinnahmen + reale Einnahmen aus der Emission von Schuldtiteln + realer Ertrag aus Geldschöpfung 22

Nehme wieder konstantes Geldangebot an: (M t M t 1 )/P t = 0, so dass G t + V t + r t B t = T t + B t+1 B t. 23

Budgetdefizit Primärdefizit: G t + V t T t Budgetdefizit: B t+1 B t = G t + V t + r t B t T t NB: r ist der Realzins, welcher i im Lehrbuch entspricht unter der Annahme, dass das Geldangebot und das Preisniveau konstant sind, z.b. P =1. Wenn wir Bruttotransfers nicht explizit ausweisen, V=0, und das Budgetdefizit ist (wie im Lehrbuch) B t+1 B t = G t + i t B t T t 24

Gesamtstaatlicher Haushalt der Schweiz (in % des Volkseinkommens) 3.0% 2.0% Prozent 1.0% 0.0% 1.0% 2.0% 3.0% 4.0% 5.0% 6.0% Quelle: FSO. 25

Ist die Höhe des Budgetdefizits relevant? Beispiel Einjährige Kürzung realer Steuereinnahmen (um eine Einheit) Finanzierung mit einem höheren Budgetdefizit (um eine Einheit) Privathaushalte wissen: höhere Schulden müssen zurückgezahlt werden Barwert der (erwarteten) Steuereinnahmen ab nächstem Jahr steigt um die Einheit, um die die heutigen Steuern gesunken sind Finanzierung von Staatsausgaben durch Budgetdefizite oder Steuern ist äquivalent (Ricardianisches Äquivalenztheorem) 26

Herleitung für vereinfachten Spezialfall Annahmen und Vorbereitungen: Der Realzins r t ist konstant: r 0 = r 1 = r 2 = = r. M t und P t sind konstant: mit einer Inflationsrate π von null Prozent ist der Realzins r gleich dem Nominalzins i Reale Transfers V t sind null. Das Preisniveau ist auf 1 normalisiert. Die Budgetbeschränkung der Regierung ist also G t + r B t = T t + (B t+1 B t ) Der Pfad der Staatsausgaben ist vorgegeben wir analysieren den Effekt der Finanzierung der Staatsausgaben und nicht den Effekt von Staatsausgaben! 27

Weitere Annahmen und Vorbereitungen: Die Regierung startet unverschuldet, B 1 = 0: Reale Zinszahlungen auf Staatsschulden im Jahr 1: r B 1 = 0 Die Budgetbeschränkung des Staates vereinfacht sich zu G 1 = T 1 + B 2. 28

Effekt eines Budgetdefizits Für gegebene Staatsausgaben erhöht die Regierung das Budgetdefizit um eine Einheit im Jahr 1. Die Staatsschulden werden im Jahr 2 zurückbezahlt, indem mehr Steuern erhoben werden. Was ist der Effekt des Defizits auf das Budget der Privathaushalte? 29

Jahr 1 Der Pfad der Staatsausgaben ist gegeben das Defizit im Jahr 1 wird verursacht durch reale Steuereinnahmen T 1, die um eine Einheit niedriger sind. Das reale Budgetdefizit von einer Einheit muss durch Emission einer Einheit realer Staatsschulden finanziert werden B 2 = 1. 30

Jahr 2 Laut Annahme zahlt die Regierung die Schulden im Jahr 2 zurück, so dass B 3 = B 4 = = 0. Einsetzenvon B 2 = 1 und B 3 = 0 in G 2 + r B 2 = T 2 + (B 3 B 2 ) ergibt G 2 + r = T 2 1 oder T 2 = G 2 + 1 + r. Die Regierung muss Steuern erhöhen: T 2 >G 2, um 1 + r auf die Staatsschuld B 2 zurückzuzahlen, die im Jahr 1 emittiert worden ist. 31

Barwert der Effekte auf das Budget der Privathaushalte Addiere die Steuersenkung um 1 Einheit im Jahr 1 mit dem Barwert der höheren Steuern im Jahr 2: 1 + ( 1 + r)/( 1 + r) = 1 + 1 = 0. (Siehe auch Herleitung für allgemeineren Fall im Appendix dieser Präsentation) 32

Zusammenfassung Für einen gegebenen Pfad von Staatsausgaben, erlauben Budgetdefizite das Timing der Steuerlast zu verändern. Schlussendlich müssen Steuern die Staatsausgaben finanzieren. Die momentane Finanzierung der Staatsausgaben durch Steuern oder Schulden ist äquivalent. Eine Steuersenkung, die durch Budgetdefizite finanziert wird, erhöht nicht das Vermögen der Privathaushalte (der Barwert der Steuerlast bleibt konstant). Wenn die Regierung den Barwert der Steuern verändern will, muss sie den Barwert der Staatsausgaben verändern. 33

Eine andere Perspektive auf Budgetdefizite Budgetdefizit finanzierte Steuersenkung Vermögen von Privathaushalten steigt heutiger Konsum C 1 steigt Für konstantes Arbeitsangebot Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital konstant Y 1 bleibt unverändert Erinnere Y 1 = C 1 + I 1 + G 1 Wenn C 1 steigt, müssen Investitionen I 1 fallen (für gegebene Staatsausgaben G 1 ) Last der Staatsschulden: negative langfristige Auswirkungen auf den Kapitalstock und das BIP 34

Warum sollten sich Privathaushalte reicher fühlen nach defizit finanzierten Steuersenkungen? Ricardianische Äquivalenz gilt nicht mit: endlichem Zeithorizont (aber: Altruismus Erbschaften und unendlicher Zeithorizont). unvollkommenen Finanzmärkten (Regierung kann sich zu einem niedrigeren Zins verschulden als Privathaushalte), Unsicherheit und unvollständigen Märkte (nichtversicherbare Risiken), verzerrender Besteuerung. Keine klare empirische Evidenz zur Ricardianischen Äquivalenz. 35

Strategische Budgetdefizite Politikökonomische Motive: erhöhe die Staatsschulden, um die Staatsausgaben von zukünftigen Regierungen einzuschränken. Beispiel: Reagan Bush Budgetdefizite nach 1983? 36

Checklist: Was sollten wir können? Was ist der Effekt von Staatsausgaben im AD AS Modell? Was ist der Effekt von permanent höheren Staatsausgaben im neoklassischen Modell? Erkläre die Budgetbeschränkung des Staates. Was ist Ricardianische Äquivalenz und was sind die Grenzen dieses Resultats? 37

Literatur für heutige Veranstaltung Gärtner, Macroeconomics, 4./5. Auflage, Kapitel 14. 38

Nächste Veranstaltung: Schuldendynamik, Finanz und Schuldenkrisen Literatur für die nächste Vorlesung: Lehrbuch, Kapitel 14, Kapitel 15.4 15.6. Aufgaben für die nächste Übung: siehe Kurs Webseite. Kontaktsitzung 5: Besprechung des Online Tests und beispielhafter Prüfungsaufgaben 39

Appendix zu Ricardianischer Äquivalenz (allgemeinerer Fall) Die intertermporale Budgetbeschränkung der Privathaushalte mit Staatsschulden: C 1 + C 2 /(1+r 2 ) + = (1+r 1 ) ( A 1 + B 1 ) + (w/p) 1 L s 1 + (w/p) 2 L s 2 /(1+r 2 ) + + ( V 1 T 1 ) + ( V 2 T 2 )/( 1 + r 2 ) + 40

Die intertemporale Budgetbeschränkung des Staates: G 1 + G 2 /(1+r 2 ) + = (1+r 1 ) B 1 + (T 1 V 1 ) + (T 2 V 2 )/( 1 + r 2 ) + NB: Wir nehmen weiterhin an, dass das Geldangebot und die Preise konstant sind. 41

Auflösen der Budgetbeschränkung des Staatesnach (1+r 1 ) B 1 : (1+r 1 ) B 1 = G 1 G 2 /(1+r 2 ) + (T 1 V 1 ) + (T 2 V 2 )/( 1 + r 2 ) und Substitution in die Budgetbeschränkung der Privathaushalte, so dass 42

C 1 + C 2 /(1+r 2 ) + = (1+r 1 ) A 1 + (w/p) 1 L s 1 + (w/p) 2 L s 2 /(1+r 2 ) + G 1 G 2 /(1+r 2 ) Nur der Barwert der Staatsausgaben ist relevant, nicht wie diese Staatsausgaben finanziert werden. 43