Seite 1 von 5 Vorlage 2016 Nr. 116 "Gesund aufwachsen und leben in Baden-Württemberg" - Städte und Gemeinden gesundheitsförderlich, lebenswert und generationenfreundlich gestalten hier: Kommunale Gesundheitsförderung in Lauffen a.n. Az: 5 - eb Amt: Büro Bürgermeister Datum: 10.11.2016 Beratung Bau- und Umweltausschuss am Verwaltung- und Finanzausschuss am 23.11.2016 Gemeinderat am öffentlich nicht öffentlich Beschluss Bau- und Umweltausschuss am Verwaltung- und Finanzausschuss am Gemeinderat am 07.12.2016 öffentlich nicht öffentlich Bisherige Sitzungen Datum Gremium Beschlussvorschlag 1. Die Stadt Lauffen a.n. beteiligt sich am Projekt Gesund aufwachsen und leben in Baden- Württemberg mit dem Ziel, die Stadt gesundheitsförderlich, lebenswert und generationenfreundlich zu gestalten. 2. Hierzu tritt die Stadt Lauffen a.n. der Landesinitiative Gesund aufwachsel und leben in Baden-Württemberg bei und stellt die notwendigen personellen und finanziellen Mittel zur Verfügung. 3. Die Verwaltung wird beauftragt, das Weitere zu veranlassen. Finanzierung Haushaltsplanansatz: Bisher verbraucht: Kosten der Maßnahme Restmittel: Ausser/ -Überplanmäßig: Ergebnis beschlossen einstimmig mit Gegenstimmen Stimmverhältnis: Enthaltungen: nicht beschlossen Stimmverhältnis: Enthaltungen:
Seite 2 von 5 Vorlage 2016 Nr. 116 Hintergrund: Neben individuellen Faktoren entscheiden die Rahmenbedingungen in den Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen über Gesundheit und Krankheit. Sozialraum und Nachbarschaft beeinflussen die Entwicklungs- und Lebensbedingungen ebenso wie die Erziehungs- und Bildungseinrichtungen vor Ort. Städte und Gemeinden sind damit für ein gesundes Aufwachsen von enormer Bedeutung. Um den aktuellen Herausforderungen, wie demokratischer Wandel, Anspruch der Generationen- und Familienfreundlichkeit zu begegnen und um gleichzeitig Lebensqualität und den Standortfaktor Gesundheit erhalten und stärken zu können, brauchen Kommunen ein umfassendes Konzept, das alle relevante Kommunal- und Politikbereiche in einer Gesamtstrategie der kommunalen Gesundheitsförderung verknüpft. Gesundheit ist ein Zusammenspiel aus physischen, psychischen und sozialen Faktoren, die durch die alltägliche Umwelt beeinflusst werden. Wesentliche Determinanten des Gesundheitszustandes der Bevölkerung liegen außerhalb des Einflussbereichs von Gesundheitspolitik und versorgung im engeren Sinne: Die Qualität von Bildung und Erziehung, die Einkommenssituation,die Lebensbedingungen im Wohnumfeld, in Kindertageseinrichtungen und Schulen, die Wohn-, Verkehrs- und Umweltbedingungen, die soziale Teilhabe sowie örtliche Hilfs-, Unterstützungs- und Freizeitangebote beeinflussen den Gesundheitszustand sowohl positiv als auch negativ. Diese Determinanten finden sich in verschiedenen Lebensräumen, sogenannten Settings, wieder: beispielsweise Kitas, Schulen, Arbeitsstellen, Städte und Gemeinden. Die Lebensräume in der alltäglichen Umwelt der Menschen bilden somit die Anknüpfungspunkte für Gesundheitsförderung und verdeutlichen, dass Gesundheitsförderung eine komplexe und gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Je positiver die Lebensbedingungen sind, umso förderlicher sind sie für die Entwicklung des Einzelnen und das soziale Miteinander. Städte und Gemeinden gestalten die Lebensbedingungen der Bürgerinnen und Bürger maßgeblich mit. Mit dem kommunalen Auftrag zur Daseinsvorsorge kommt ihnen für die kommunale Gesundheitsförderung eine wichtige Funktion zu. In den Städten und Gemeinden gibt es in der Regel bereits eine Vielzahl an hervorragenden gesundheitsförderlichen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen. Im Rahmen der kommunalen Gesundheitsförderung gilt es, diese Angebote und die entsprechenden Akteure zu vernetzen und zu bündeln, um Synergien und Ressourcen zu schaffen. Eine abgestimmte Gesamtstrategie ermöglicht, alle Altersgruppen einer Bevölkerung zu erreichen und sie darin zu stärken, den Alltag gesundheitsförderlich zu gestalten. Kommunale Gesundheitsförderung knüpft an vorhandene Strukturen in der Kommune an: beispielsweise soziale Einrichtungen, Organisationen und Institutionen, die Zugang zu der Bevölkerung haben. Kommunale Gesundheitsförderung hat somit nicht nur das individuelle Verhalten im Blick, sondern hat vor allem zum Ziel, gesundheitsförderliche Lebensbedingungen (Verhältnisse) zu schaffen. Dadurch sind in die kommunale Gesundheitsförderung nicht nur das Gesundheitswesen inbegriffen, sondern alle Politik- und Kommunalbereiche (z.b. Stadtplanung, Bildung, Kultur usw.). Durch die fachübergreifende Zusammenarbeit werden Kooperationen aufgebaut und gestärkt und können auch in anderen fachlichen Angelegenheiten genutzt werden.
Seite 3 von 5 Vorlage 2016 Nr. 116 Abbildung: Schnittstellen der Gesundheitsförderung in Städten und Gemeinden Gründe für kommunale Gesundheitsförderung: Im Zuge des gesellschaftlichen und demokratischen Wandels begegnen Kommunen zahlreichen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt: Wirtschaftsförderung, Familienfreundlichkeit, eine alternde Gesellschaft, Mobilität, die Unterbringung und Versorgung von Menschen mit Fluchterfahrung sind nur einige Beispiele. Kommunale Gesundheitsförderung setzt an diesen Herausforderungen auf unterschiedliche Weise an und bietet ein umfassendes Konzept, das auf den Erhalt und die Stärkung einer guten Lebensqualität möglichst vieler Menschen abzielt. Durch ihren partizipativen und niedrigschwelligen Ansatz trägt sie dazu bei, Menschen zu befähigen, selbst Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Vor allem Menschen in schwieriger sozialer Lage können durch die niedrigschwellige Vorgehensweise der kommunalen Gesundheitsförderung erreicht werden. Warum bedarf es an integrierten kommunalen Strategien: - Alle Bürgerinnen und Bürger können unabhängig von Alter, sozialem Status, Herkunft etc. mit gesundheitsförderlichen Angeboten erreicht werden - Bereits Kinder können in gesundheitsförderliche Strukturen eingebunden werden, um ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen - Kommunale Fach- und Politikbereiche sowie kommunale Akteure arbeiten zusammen, um Synergien und Ressourcen zu bündeln so können beispielsweise Parallelstrukturen abgebaut werden - Die kommunalen Kosten für Gesundheits- und Sozialabgaben können langfristig reduziert werden - Standortfaktoren wie Familien- und Generationenfreundlichkeit werden gestärkt
Seite 4 von 5 Vorlage 2016 Nr. 116 Beratung und Begleitung: Bereits seit einigen Jahren begleitet das Gesundheitsamt abgestimmt mit der Kreisgesundheitskonferenz dauerhaft Kommunen im Prozess zur gesundheitsförderlichen Stadt oder Gemeinde sowie beim Aufbau gesundheitsförderlicher Strukturen. Dazu gehören neben der Entwicklung von Gesamtkonzepten auch Gesundheitsdialoge, der Aufbau von Netzwerken, Ernährungund Bewegungsinitiativen (wie z.b. Bewegungstreffs im Freien), die Vermittlung von Experten, Informationen über Fördermöglichkeiten, Ausrichtung von Fachtagen sowie der Austausch mit Partnerkommunen der Landesinitiative Gesund aufwachsen und leben im Baden-Württemberg. Durch eine Förderung des Ministeriums für Soziales und Integration ist es möglich, die personellen Ressourcen für diese Arbeit für eine Projektzeitraum von Dezember 2016 bis Anfang 2018 im Gesundheitsamt aufzustocken und die aktive Unterstützung durch die Landesinitiative Gesund aufwachsen und leben in Baden-Württemberg zu erhalten. Die teilnehmenden Kommunen werden durch das Regierungspräsidium Stuttgart zur besiegelten gesunden Kommune ausgezeichnet. Teilnehmende Städte und Gemeinden werden unterstützt mit einer Qualifizierung für kommunale Verwaltungskräfte, bei der Entwicklung und Umsetzung eines gesundheitsförderlichen und generationenfreundlichen Gesamtkonzeptes mit Bürgerbeteiligung, mit individuellen Empfehlungen zu wirksamen Vorgehensweisen der Gesundheitsförderung (z.b. zu Ernährung, Bewegung, Lebenskompetenz und soziale Teilhabe) sowie mit Veranstaltungen für den Erfahrungsaustausch der beteiligten Städte und Gemeinden. Die Beteiligung der Stadt und Gemeinde: - fördert die Gesundheit und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger, - erhöht die Familien- und Generationenfreundlichkeit sowie das Image der Kommune, - stärkt somit wichtige Standort- und Wirtschaftsfaktoren, - reduziert Sozialausgaben, - verbessert die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort, - ermöglicht es, Angebote aus Bereichen wie Soziales, Bildung, Freizeit, Kultur und Gesundheitsförderung auf den Bedarf vor Ort abzustimmen und steigert die Nachfrage an diesen Angeboten, - verbessert die Erreichbarkeit von Menschen in belastenden Lebenslagen, - bietet vielfältige Möglichkeiten der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, - schafft nachhaltige gesundheitsförderliche Strukturen. Notwendige Maßnahmen: - Aufnahme von Gesundheit in das Leitbild oder den Zielekatalog der Kommune durch Gemeinderatsbeschluss - Koordination der kommunalen Gesundheitsförderung durch die Verwaltung - Schaffung geeigneter Beteiligungs-, Abstimmungs- und Umsetzungsstrukturen für die Zusammenarbeit der verschiedenen gesellschaftlichen Akteure vor Ort (Verwaltung, freie Träger, Vereine, Schulen, Gewerbe) und der Bürgerinnen und Bürger bei der Entwicklung und Umsetzung einer Strategie zur gesundheitsförderlichen und generationenfreundlichen Stadtentwicklung - Analyse der Rahmenbedingungen in Bezug auf Gesundheit und Generationenfreundlichkeit - Festlegung von Gesundheitszielen der Kommune - Ableitung und Umsetzung von bedarfsgerechten und qualitätsgesicherten Maßnahmen und Angeboten in den Bereichen Gesundheit, Freizeit und Soziales und Gestaltung von gesundheitsförderlichen sowie familien-, kinder- und jugendfreundlichen Lebensbedingungen - Gesundheitsförderliche Ausrichtung kommunaler Entscheidungen und Aktivitäten - Dokumentation des Prozesses und der Ergebnisse
Seite 5 von 5 Vorlage 2016 Nr. 116 Teilnehmende Städte und Gemeinden gründen eine eigene Initiative, die als Dach für alle örtlichen Akteure und Angebote, die ein gesundes Aufwachsen und Leben fördern, dient. Im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern ermitteln Akteure z.b. aus dem Bereich Gesundheit, Bildung, Soziales und Stadtplanung wie es gelingen kann, gemeinsam eine attraktive, gesundheitsförderliche und lebenswerte Stadt und Gemeinde zu gestalten. Daraus resultierende Aktivitäten beziehen sich zum Beispiel auf attraktive, sichere und barrierefreie Bewegungsräume im Wohnumfeld oder auf wohnortnahe Ernährungs-, Bewegungs- und Freizeitangebote. Weitere Handlungsfelder können das soziale Miteinander und Unterstützungsangebote wie aktivierende Hausbesuche oder ein Tauschring sein. Prozessablauf: - Dez. 2016 Vorbereitungsphase - Beitritt zur Initiative Gesund aufwachsen und leben in Baden-Württemberg - Jan. 2017 Start der Prozessberatung und unterstützung, inkl. Prozessevaluation (max. 1 Jahr, bis Dez. 2017) - Analyse (Rahmenbedingungen von Gesundheit und Handlungsbedarf) - Strategieentwicklung - Beginn der Umsetzung von Maßnahmen - Anschließend: Beratung nach Bedarf und Möglichkeiten Erfolgreiche Gesundheitsförderung basiert auf der Partizipation (Beteiligung und Teilhabe) der Zielgruppen und der Zusammenarbeit der relevanten kommunalen und regionalen Akteure. Nach der Bedarfsbestimmung folgt die Planung und Durchführung sowie die Evaluation. Die Bedarfsbestimmung umfasst die Analyse der kommunalen Situation (z.b. vorhandene Bewegungsräume, Ernährungs- und Bewegungsangebote und Netzwerke/ Kooperationen) und die Identifikation von Zielgruppen. Bei der Analyse werden Informationen über die Zielgruppen gesammelt, dabei sollen auch Wünsche und Vorstellungen sowie aktuelle Probleme aus Sicht der Zielgruppen sowie Stärken und Ressourcen im Quartier und der Bewohner berücksichtigt werden. Die Phase der Planung dient der Entwicklung eines kommunalen Gesundheitsförderplanes auf Grundlage gemeinsam festgelegter Ziele, der zielgruppenspezifische Maßnahmen enthält, die an Sprache, Kultur etc. der jeweiligen Zielgruppe angepasst sind. Bei der Planung der Maßnahme ist die Zielgruppe zu beteiligen. Die theoretisch geplanten Maßnahmen werden während der Phase der Durchführung praktisch in der Lebenswelt realisiert. Die Evaluation beinhaltet die Kontrolle des Prozesses und dessen Qualitätssicherung. Ferner ermöglichst sie die Überprüfung, welche Auswirkungen die durchgeführten Maßnahmen und Angebote der Gesundheitsförderung hatten und ob die festgelegten Ziele erreicht wurden. Hierzu wird der gesamte Prozess der Kommunalen Gesundheitsförderung dokumentiert. Partizipation und Zusammenarbeit sind Querschnittsaufgaben, die parallel zu den genannten Schritten verlaufen. Kosten: Der Beitritt zur Landesinitiative Gesund Aufwachsen und Leben in Baden-Württemberg ist kostenfrei. Durch Gemeinderatsbeschluss soll die Gründung einer kommunalen Initiative zur Gesundheitsförderung legitimiert werden. Darin soll auch eine Regelung zu den notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen, die für Koordination der Initiative anfallen, berücksichtigt werden. Der genaue Zeitaufwand, der innerhalb der Verwaltung für die Projektabwicklung anfällt, ist noch nicht abschätzbar. Begleitet werden soll das Projekt durch die Integrationsbeauftragte.