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Transkript:

Grundbegriffe der Informatik Einheit 4: Wörter (und vollständige Induktion) Thomas Worsch Universität Karlsruhe, Fakultät für Informatik Oktober 2008 1/29

Überblick Wörter Wörter Das leere Wort Mehr zu Wörtern Konkatenation von Wörtern Konkatenation mit dem leeren Wort Eigenschaften der Konkatenation Iterierte Konkatenation Vollständige Induktion Binäre Operationen Inhalt 2/29

Wörter Ein Wort über einem Alphabet A ist eine Folge von Zeichen aus A. Apfelmus Wörter 3/29

Wörter Ein Wort über einem Alphabet A ist eine Folge von Zeichen aus A. Milchreis Symbole dürfen mehrfach vorkommen. Wörter 3/29

Das Leerzeichen man benutzt es heutzutage (jedenfalls z. B. in europäischen Schriften) ständig, aber früher nicht! Für uns ist es ein Zeichen wie alle anderen auch; der Deutlichkeit wegen manchmal explizit geschrieben. Folge: z. B. Hallo Welt ist eine Folge von Zeichen, also nur ein Wort (und nicht zwei) Wörter Wörter 4/29

Eine formale Definition von Wörtern Sinn der Übung an harmlosem Beispiel Dinge üben, die später wichtig werden aber nicht: eine einfache Sache möglichst kompliziert darzustellen das Wesentliche an einer Folge oder Liste (von Zeichen)? Reihenfolge M i l c h r e i s definiere für jede natürliche Zahl n 0 die Menge der n kleinsten nichtnegativen ganzen Zahlen G n = {i N 0 0 i i < n} Beispiele: G 4 = {0, 1, 2, 3}, G 1 = {0} und G 0 = {} Wörter Wörter 5/29

Eine formale Definition von Wörtern Sinn der Übung an harmlosem Beispiel Dinge üben, die später wichtig werden aber nicht: eine einfache Sache möglichst kompliziert darzustellen das Wesentliche an einer Folge oder Liste (von Zeichen)? Reihenfolge; deutlich gemacht z. B. durch Nummerierung: 0 1 2 3 4 5 6 7 8 M i l c h r e i s definiere für jede natürliche Zahl n 0 die Menge der n kleinsten nichtnegativen ganzen Zahlen G n = {i N 0 0 i i < n} Beispiele: G 4 = {0, 1, 2, 3}, G 1 = {0} und G 0 = {} Wörter Wörter 5/29

Eine formale Definition von Wörtern Ein Wort ist eine surjektive Abbildung w : G n A. n heißt die Länge eines Wortes, geschrieben w Wörter Wörter 6/29

Eine formale Definition von Wörtern Ein Wort ist eine surjektive Abbildung w : G n A. n heißt die Länge eines Wortes, geschrieben w Sie denken erst einmal an Wortlängen n 1? ist in Ordnung den Fall des sogenannten leeren Wortes ε mit Länge n = 0 betrachten wir gleich noch Beispiel: Wort w = hallo wird formal zur Abbildung w : G 5 {a, h, l, o} mit w(0) = h, w(1) = a, w(2) = l, w(3) = l und w(4) = o. Ist das umständlich! ja, aber manchmal formalistische Auffassung Wörtern vorteilhaft manchmal vertraute Auffassung Wörtern vorteilhaft wir wechseln hin und her Wörter Wörter 6/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Wörter Wörter 7/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Beispiel: A = {a, b}. Dann enthält A zum Beispiel die Wörter Wörter Wörter 7/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Beispiel: A = {a, b}. Dann enthält A zum Beispiel die Wörter a, b Wörter Wörter 7/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Beispiel: A = {a, b}. Dann enthält A zum Beispiel die Wörter a, b aa, ab, ba, bb Wörter Wörter 7/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Beispiel: A = {a, b}. Dann enthält A zum Beispiel die Wörter a, b aa, ab, ba, bb aaa, aab, aba, abb, baa, bab, bba, bbb Wörter Wörter 7/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Beispiel: A = {a, b}. Dann enthält A zum Beispiel die Wörter a, b aa, ab, ba, bb aaa, aab, aba, abb, baa, bab, bba, bbb und so weiter Wörter Wörter 7/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Beispiel: A = {a, b}. Dann enthält A zum Beispiel die Wörter a, b aa, ab, ba, bb aaa, aab, aba, abb, baa, bab, bba, bbb und so weiter und außerdem ε dieses merkwürdige (?) leere Wort (kommt gleich) Wörter Wörter 7/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Beispiel: A = {a, b}. Dann enthält A zum Beispiel die Wörter a, b aa, ab, ba, bb aaa, aab, aba, abb, baa, bab, bba, bbb und so weiter und außerdem ε dieses merkwürdige (?) leere Wort (kommt gleich) Beachte: es gibt unendlich viele Wörter die aber alle endliche Länge haben! Wörter Wörter 7/29

Menge aller Wörter A : Menge aller Wörter über einem Alphabet A: alle Wörter, die nur Zeichen aus A enthalten Beispiel: A = {a, b}. Dann enthält A zum Beispiel die Wörter a, b aa, ab, ba, bb aaa, aab, aba, abb, baa, bab, bba, bbb und so weiter und außerdem ε dieses merkwürdige (?) leere Wort (kommt gleich) Beachte: es gibt unendlich viele Wörter die aber alle endliche Länge haben! A formalistisch: die Menge aller surjektiven Abbildungen w : G n B mit n N 0 und B A. Wörter Wörter 7/29

Das leere Wort Zählen man fängt erst mal mit eins an später: oh, die Null ist auch nützlich Analogon bei Wörtern: das leere Wort Es besteht aus 0 Symbolen. Deshalb sieht man es so schlecht. Damit man es nicht übersieht, schreiben wir ε dafür erfordert ein bisschen Abstraktionsvermögen vielleicht hilft die formalistische Definition: ε : G 0 {} also ε : {} {} Stört Sie der leere Definitionsbereich oder/und der Zielbereich? Denken Sie an Abbildungen als spezielle Relationen Es gibt nur eine Relation R {} {} = {}, nämlich R = {}. Sie ist linkstotal und rechtseindeutig, also Abbildung und sogar rechtstotal, also surjektiv. Also ist es richtig von dem leeren Wort zu sprechen. Wörter Das leere Wort 8/29

Das leere Wort als Element von Mengen Das leere Wort ist etwas. Die Kardinalität der Menge {ε, abaa, bbbababb} ist {ε, abaa, bbbababb} = 3 Die Kardinalität der Menge {ε} ist {ε} = 1 Das ist nicht die leere Menge! Die Kardinalität der Menge {} ist {} = 0 Das ist die leere Menge. Wörter Das leere Wort 9/29

Wörter einer festen Länge n A n : Menge aller Wörter der Länge n über dem Alphabet A Beispiel: Ist A = {a, b}, dann ist A 0 = {ε} A 1 = {a, b} Also ist sozusagen A 2 = {aa, ab, ba, bb} A 3 = {aaa, aab, aba, abb, baa, bab, bba, bbb} A = A 0 A 1 A 2 A 3 aber diese Pünktchen sind nicht schön... Bessere Schreibweise: A = i=0 A i Wörter Mehr zu Wörtern 10/29

immer diese Pünktchen... berechtigte Frage: Was soll denn genau bedeuten? Das hier: i=0 M i M i = {x i : x M i } i=0 also alle Elemente, die in mindestens einem M i enthalten sind. Das -Zeichen in obiger Schreibweise ist gefährlich. Beachte: i kann nicht den Wert Unendlich annehmen. i durchläuft die unendlich vielen Werte aus N 0. Aber jede dieser Zahlen ist endlich! Wörter Mehr zu Wörtern 11/29

Konkatenation von Wörtern: anschaulich ganz einfach: die Hintereinanderschreibung zweier Wörter Operationssymbol üblicherweise der Punkt, den man wie bei der Multiplikation manchmal weglässt Beispiel: oder SCHRANK SCHLÜSSEL = SCHRANKSCHLÜSSEL SCHLÜSSEL SCHRANK = SCHLÜSSELSCHRANK Beachte: Reihenfolge ist wichtig! SCHRANKSCHLÜSSEL SCHLÜSSELSCHRANK Wörter Konkatenation von Wörtern 12/29

Konkatenation von Wörtern: formal zwei Wörter w 1 : G m A 1 und w 2 : G n A 2 gegeben definiere w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 { w 1 (i) i w 2 (i m) falls 0 i < m falls m i < m + n Was muss man tun, wenn man so etwas vorgesetzt bekommt? Nicht abschrecken lassen! bei Abbildungen prüfen: wird für alle Argumente ein Funktionswert definiert? bei Fallunterscheidungen: widerspruchsfrei? Hat das Definierte die erforderlichen Eigenschaften? Verstehen! Man sieht übrigens: w 1 A w 2 A : w 1 w 2 = w 1 + w 2 Wörter Konkatenation von Wörtern 13/29

Konkatenation von Wörtern: formal definiert: w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 { w 1 (i) i w 2 (i m) falls 0 i < m falls m i < m + n Überprüfung: w 1 (i) für 0 i < m und w 2 (i m) für m i < m + n sind stets definiert. die Funktionswerte stammen aus dem Bereich A 1 A 2 : w 1 (i) A 1 und w 2 (i m) A 2. Die Fallunterscheidung ist widerspruchsfrei. w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 ist surjektiv: Für jedes a A 1 A 2 gilt eine der Möglichkeiten: a A 1: da w 1 surjektiv ist, existiert i 1 G m mit w 1(i 1) = a. Also ist (w 1w 2)(i 1) = w 1(i 1) = a. a A 2: da w 2 surjektiv ist, existiert i 2 G n mit w 2(i 2) = a. Also ist (w 1w 2)(m + i 2) = w 2(i 2) = a. Wörter Konkatenation von Wörtern 14/29

Konkatenation von Wörtern: formal definiert: w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 { w 1 (i) i w 2 (i m) falls 0 i < m falls m i < m + n Überprüfung: w 1 (i) für 0 i < m und w 2 (i m) für m i < m + n sind stets definiert. die Funktionswerte stammen aus dem Bereich A 1 A 2 : w 1 (i) A 1 und w 2 (i m) A 2. Die Fallunterscheidung ist widerspruchsfrei. w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 ist surjektiv: Für jedes a A 1 A 2 gilt eine der Möglichkeiten: a A 1: da w 1 surjektiv ist, existiert i 1 G m mit w 1(i 1) = a. Also ist (w 1w 2)(i 1) = w 1(i 1) = a. a A 2: da w 2 surjektiv ist, existiert i 2 G n mit w 2(i 2) = a. Also ist (w 1w 2)(m + i 2) = w 2(i 2) = a. Wörter Konkatenation von Wörtern 14/29

Konkatenation von Wörtern: formal definiert: w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 { w 1 (i) i w 2 (i m) falls 0 i < m falls m i < m + n Überprüfung: w 1 (i) für 0 i < m und w 2 (i m) für m i < m + n sind stets definiert. die Funktionswerte stammen aus dem Bereich A 1 A 2 : w 1 (i) A 1 und w 2 (i m) A 2. Die Fallunterscheidung ist widerspruchsfrei. w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 ist surjektiv: Für jedes a A 1 A 2 gilt eine der Möglichkeiten: a A 1: da w 1 surjektiv ist, existiert i 1 G m mit w 1(i 1) = a. Also ist (w 1w 2)(i 1) = w 1(i 1) = a. a A 2: da w 2 surjektiv ist, existiert i 2 G n mit w 2(i 2) = a. Also ist (w 1w 2)(m + i 2) = w 2(i 2) = a. Wörter Konkatenation von Wörtern 14/29

Konkatenation von Wörtern: formal definiert: w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 { w 1 (i) i w 2 (i m) falls 0 i < m falls m i < m + n Überprüfung: w 1 (i) für 0 i < m und w 2 (i m) für m i < m + n sind stets definiert. die Funktionswerte stammen aus dem Bereich A 1 A 2 : w 1 (i) A 1 und w 2 (i m) A 2. Die Fallunterscheidung ist widerspruchsfrei. w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 ist surjektiv: Für jedes a A 1 A 2 gilt eine der Möglichkeiten: a A 1: da w 1 surjektiv ist, existiert i 1 G m mit w 1(i 1) = a. Also ist (w 1w 2)(i 1) = w 1(i 1) = a. a A 2: da w 2 surjektiv ist, existiert i 2 G n mit w 2(i 2) = a. Also ist (w 1w 2)(m + i 2) = w 2(i 2) = a. Wörter Konkatenation von Wörtern 14/29

Konkatenation von Wörtern: formal definiert: w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 { w 1 (i) i w 2 (i m) falls 0 i < m falls m i < m + n Überprüfung: w 1 (i) für 0 i < m und w 2 (i m) für m i < m + n sind stets definiert. die Funktionswerte stammen aus dem Bereich A 1 A 2 : w 1 (i) A 1 und w 2 (i m) A 2. Die Fallunterscheidung ist widerspruchsfrei. w 1 w 2 : G m+n A 1 A 2 ist surjektiv: Für jedes a A 1 A 2 gilt eine der Möglichkeiten: a A 1: da w 1 surjektiv ist, existiert i 1 G m mit w 1(i 1) = a. Also ist (w 1w 2)(i 1) = w 1(i 1) = a. a A 2: da w 2 surjektiv ist, existiert i 2 G n mit w 2(i 2) = a. Also ist (w 1w 2)(m + i 2) = w 2(i 2) = a. Wörter Konkatenation von Wörtern 14/29

Konkatenation mit dem leeren Wort bei den Zahlen: x N 0 : x + 0 = x 0 + x = x Die Null ist das neutrale Element bezüglich der Addition. Analog bei Wörtern: Lemma. Für jedes Alphabet A gilt: w A : w ε = w ε w = w. Anschaulich klar: Wenn man an ein Wort w hinten der Reihe nach noch alle Symbole des leeren Wortes klebt, also gar keine, dann ändert sich an w nichts. Aber wir können das auch formal beweisen... Wörter Konkatenation von Wörtern 15/29

Das leere Wort ist neutrales Element bezüglich Konkatenation Frage: Wie beweist man das für alle denkbaren Alphabete A? Eine Möglichkeit: Man geht von einem beliebigen Alphabet A aus, über das man keinerlei Annahmen macht. Frage: Wie beweist man die Behauptung für alle w A? Eine Möglichkeit: Man geht von einem beliebigen Wort w aus, über das man keinerlei Annahmen macht. Also: Es sei A ein Alphabet und w A, d. h. eine surjektive Abbildung w : G m B mit B A. Außerdem ist ε : G0 {}. berechne w = w ε anhand der formalen Definition: w ist eine Abbildung w : G m+0 B {}, also w : G m B. Wörter Konkatenation von Wörtern 16/29

Das leere Wort ist neutrales Element bezüglich Konkatenation (2) für i G m gilt { w w 1 (i) falls 0 i < m (i) = w 2 (i m) falls m i < m + n { w(i) falls 0 i < m = ε(i m) falls m i < m + 0 = w(i) Also w und w haben gleichen Definitionsbereich w und w haben gleichen Zielbereich w und w haben für alle Argumente die gleichen Funktionswerte. Also ist w = w. Ganz analog zeigt man: ε w = w. Wörter Konkatenation von Wörtern 17/29

Eigenschaften der Konkatenation schon gesehen: Reihenfolge ist wichtig SCHRANKSCHLÜSSEL SCHLÜSSELSCHRANK Konkatenation ist nicht kommutativ. Bei Zahlen gilt: (x y) z = x (y z) Bei Wörtern analog: Lemma. Für jedes Alphabet A und alle Wörter w 1, w 2 und w 3 aus A gilt: Konkatenation ist assoziativ. Beweis: einfach nachrechnen (w 1 w 2 ) w 3 = w 1 (w 2 w 3 ). Wörter Konkatenation von Wörtern 18/29

Iterierte Konkatenation: Potenzen von Wörtern bei Zahlen: Potenzschreibweise x 3 für x x x usw. Ziel: analog für Wörter so etwas wie w n = w w w }{{} n mal wieder diese Pünktchen... Wie kann man die vermeiden? Was ist mit n = 1? (immerhin stehen da ja drei w auf der rechten Seite) Was soll man sich für n = 0 vorstellen? Möglichkeit: eine induktive Definition für Potenzen von Wörtern geht das so: w 0 = ε n N 0 : w n+1 = w n w Wörter Konkatenation von Wörtern 19/29

Iterierte Konkatenation: Potenzen von Wörtern definiert: w 0 = ε n N 0 : w n+1 = w n w Damit kann man ausrechnen, was w 1 ist: w 1 = w 0+1 = w 0 w = ε w = w Und dann: Und dann: w 2 = w 1+1 = w 1 w = w w Und so weiter. w 3 = w 2+1 = w 2 w = (w w) w Wörter Konkatenation von Wörtern 20/29

Ein einfaches Lemma Lemma. Für jedes Alphabet A, jedes Wort w A und jedes n N 0 gilt: w n = n w. Wie kann man das beweisen? Immer wenn in einer Aussage etwas eine Rolle spielt, das induktiv definiert wurde, sollte man in Erwägung ziehen, für den Beweis vollständige Induktion zu benutzen. Wörter Konkatenation von Wörtern 21/29

Ein einfaches Lemma erst mal ein paar einfache Fälle als Beispiele: n = 0: Das ist einfach: w 0 = ε = 0 = 0 w. n = 1: Man kann ähnlich rechnen wie bei w 1 = w: w 1 = w 0+1 = w 0 w = w 0 + w = 0 w + w siehe Fall n = 0 = 1 w Da die Behauptung für n = 0 richtig war, konnten wir sie auch für n = 1 beweisen. n = 2: Wir gehen analog zu eben vor: w 2 = w 1+1 = w 1 w = w 1 + w = 1 w + w siehe Fall n = 1 = 2 w Da die Behauptung für n = 1 richtig war, konnten wir sie auch für n = 2 beweisen. Wörter Konkatenation von Wörtern 22/29

Vollständige Induktion allgemeines Muster: Weil w n+1 mit Hilfe von w n definiert wurde, folgt aus der Richtigkeit der Behauptung für w n die für w n+1. Also: Wenn wir mit M die Menge aller natürlichen Zahlen n bezeichnen, für die die Behauptung w n = n w gilt, dann wissen wir also: 1. 0 M 2. n N 0 : (n M n + 1 M) Faktum aus der Mathematik: Wenn eine Menge M nur natürliche Zahlen enthält Eigenschaft 1 hat und Eigenschaft 2 hat, dann ist M = N 0. Wörter Konkatenation von Wörtern 23/29

Vollständige Induktion: Beweis des Lemmas Nun im wesentlichen noch einmal das Gleiche wie oben in der für Induktionsbeweise üblichen Form: Induktionsanfang n = 0: Zu zeigen ist: w 0 = 0 w. Das geht so: w 0 = ε nach Defintion von w 0 = 0 = 0 w. Wörter Konkatenation von Wörtern 24/29

Vollständige Induktion: Beweis des Lemmas Nun im wesentlichen noch einmal das Gleiche wie oben in der für Induktionsbeweise üblichen Form: Induktionsanfang n = 0: Zu zeigen ist: w 0 = 0 w. Das geht so: Induktionsschritt n n + 1: w 0 = ε nach Defintion von w 0 = 0 = 0 w. Zu zeigen ist: Für jedes n gilt: wenn w n = n w, dann w n+1 = (n + 1) w. Wie kann man zeigen, dass diese Aussage für alle natürlichen Zahlen n gilt? Möglichkeit: Man gehe von einem beliebigen, aber festen n aus und zeige für dieses n: w n = n w w n+1 = (n + 1) w. Wörter Konkatenation von Wörtern 24/29

Vollständige Induktion: Beweis des Lemmas Induktionsschritt n n + 1: zwei Teile: für ein beliebiges aber festes n trifft man die Induktionsannahme oder Induktionsvoraussetzung: w n = n w. Zu leisten ist nun mit Hilfe dieser Annahme der Nachweis, dass auch w n+1 = (n + 1) w. Das nennt man den Induktionsschluss: In unserem Fall: w n+1 = w n w = w n + w = n w + w nach Induktionsannahme = (n + 1) w Wörter Konkatenation von Wörtern 25/29

Vollständige Induktion: das Prinzip Wenn man für eine Aussage A(n), die von einer Zahl n N 0 abhängt, weiß es gilt A(0) und es gilt n N 0 : (A(n) A(n + 1)) dann gilt auch: n N 0 : A(n). Wörter Vollständige Induktion 26/29

Vollständige Induktion: eine kleine Variante ein kleiner Trick: Es sei B(n) eine Aussage, die von einer Zahl n N 0 abhängt. Wollen beweisen: n N 0 : B(n) Definiere Aussage A(n) als B(n) B(n + 1). Beweise n N 0 : A(n): das reicht! Wörter Vollständige Induktion 27/29

Vollständige Induktion: eine kleine Variante ein kleiner Trick: Es sei B(n) eine Aussage, die von einer Zahl n N 0 abhängt. Wollen beweisen: n N 0 : B(n) Definiere Aussage A(n) als B(n) B(n + 1). Beweise n N 0 : A(n): das reicht! Induktionsbeweis für n N 0 : A(n): Induktionsanfang n = 0: Man muss zeigen: A(0), also B(0) B(1), also B(0) und B(1). Induktionsschritt n n + 1: Induktionsannahme: es gilt A(n), also B(n) B(n + 1), also B(n) und B(n + 1) Induktionsschluss: zu zeigen: es gilt A(n + 1), also B(n + 1) B(n + 2), also B(n + 1) und B(n + 2) B(n + 1): trivial B(n + 2): hier muss man was tun, aber man kann B(n) und B(n + 1) benutzen Wörter Vollständige Induktion 27/29

Binäre Operationen Eine binären Operation auf einer Menge M ist eine Abbildung f : M M M üblich: Infixschreibweise mit Operationssysmbol wie z. B. Pluszeichen oder Multiplikationspunkt Statt +(3, 8) = 11 schreibt man 3 + 8 = 11. Eine binäre Operation : M M M heißt genau dann kommutativ, wenn gilt: x M y M : x y = y x. Eine binäre Operation : M M M heißt genau dann assoziativ, wenn gilt: x M y M z M : (x y) z = x (y z). Wörter Binäre Operationen 28/29

Zusammenfassung Wir haben gesehen was ein Wort ist Der Begriff formale Sprache wirdin der nächsten Einheit folgen. induktive Definitionen erlauben, Pünktchen zu vermeiden... vollständige Induktion gaaaanz wichtiges Beweisprinzip passt z. B. bei induktiven Definitionen Wörter Binäre Operationen 29/29