Übung zu Kapitel 5: Vertikale Verträge und Wettbewerbsbeschränkungen

Ähnliche Dokumente
5. Kapitel Vertikale Verträge und Wettbewerbsbeschränkungen

Gliederung 11. Juni 2002

Preisbindung der zweiten Hand

Übung zu Kapitel 9/10: Mißbrauch marktbeherrschender Stellung

Fallstudie 3: Atlas Elektro-Werkzeuge

Folgende Argumente können aus ökonomischer Sicht kontra Buchpreisbindung vorgebracht

A Agnieszka Podzerek-Knop. Die Reform des polnischen Gesundheitswesens von 1999 und ihre Konsequenzen für den Krankenhaussektor

Skript zur Vorlesung Mikroökonomik II (WS 2009) Teil 3

Gliederung. 4.1 Die Marke Das Produkt Die Distribution

Inhalt 1 Einführung Kontrahierungsmanagement ...

Wettbewerbsdruck und Preisdiskriminierung

Kfz-GVO 1400/2002: Zielsetzung, Umsetzung und erste wettbewerbliche Auswirkungen

Außenhandelstheorie und internationaler Wettbewerb

Einführung in die Wirtschaftswissenschaften für Nicht-ÖkonomInnen. Teil 4: Der Markt

2. Theorien der Unternehmen I

Bundesgericht: Wie das Gaba-Urteil die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen beeinflusst

BGYTW 2015 VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE LF 12/1 KAPITEL 1

Theorie des Außenhandels

Einführung in die Mikroökonomie Marktmacht: Das Monopol

Rechtliche Rahmenbedingungen für elektronische Transaktionen. Ein kurzer Überblick über die rechtlichen Fragen des E-Business

10. Monopol. Literatur: Pindyck und Rubinfeld, Kapitel 10, 12 Varian, Kapitel 24 Frambach, Kapitel 5.2

Session 2: Optimierte Informationen auf Websites

Geprüfte Wirtschaftsfachwirte (IHK) Marketing. Abschnitt 4: Distributionspolitik

Das Mediensystem in Deutschland

Monopol. Entstehung von Monopolen

Wettbewerb, Gewinne und Investitionen

Vertriebsverbote im Internethandel

Beratung im Gesundheitsmarkt 25 Jahre Erfahrung im Marketing von Arzneimitteln, Medizinprodukten, Nahrungsergänzungsmittel

Wie gut ist meine Geschäftsidee? Referentin: Silke Beaucamp, Diplom-Ökonomin

IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte

Monopolistischer Wettbewerb

IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte

DIE ZUKUNFT DES SELEKTIVVERTRIEBS NACH DEM COTY-URTEIL. Dr. Ingo Brinker Brüssel 12. März 2018 Internationales Forum EU-Kartellrecht

Das Fairness-Konzept: Rechtliche Grundlagen und ökonomische Effizienz. Der Wert von Fairness in der ökonomischen Forschung

Marktversagen Lösungsbogen Nr. 1. Betrachten Sie einen Markt für Gebrauchtwagen, welcher durch nachfolgende Tabelle zusammengefasst

Williamson (1993), Transaction Cost Economics and Organization Theory, ICC

11. Vertikale Integration und Restriktionen. Ein Zusammenschluss bzw. eine vertragliche Bindung vorund nachgelagerter Firmen.

1. Preisbildung im Monopol

Marktöffnungsmodelle im Elektrizitätsbereich

Hochwertige Markenmedikamente müssen nicht teuer sein

DLM I Klausur WS12/13 Aufgabe 2 d) & e)

Kapitel 2: Die Entscheidung des Konsumenten

Das Monopol. Prof.Dr.M.Adams Wintersemester 10/11 Wahlschwerpunkt VI : Ökonomische Analyse des Rechts

«Swissness»: Die neuen Regeln für Industrieprodukte und Dienstleistungen

Digitalisierung der Energiewirtschaft 9. Göttinger Tagung zu aktuellen Fragen zur Entwicklung der Energieversorgungsnetze

«Swissness»: Worum es geht und möglicher Handlungsspielraum Industrieprodukte

LOKALE SUCHE Kunden finden ihren regionalen Händler online auf moebel.de

Teilbereiche des Marketings

EXCLUSIVE PARTNER OF PORTA MONDIAL. Der Beratungsprozess der Premier Suisse Estates

Multinationale Unternehmen. Einführung Ein paar Fakten Grundzüge eines Modells Empirische Schätzungen für die USA

Zwangsprivatisierung der Wasserversorgung durch die EU? Univ.-Prof. Dr. Arno Kahl

WAS SIE BEKOMMEN? Gefälschte Medikamente können töten. Gehen Sie auf Nummer sicher. Nutzen Sie das Logo.

Kapitel 5.2: Kollektiventscheidungen 1

SKF Verhaltenskodex. für Lieferanten und Unterlieferanten

KFZ-BEKANNTMACHUNG 2015:

Jens Freytag. Apotheken-Marketing. Kundenbindung durch Beratung als strategischer Erfolgsfaktor

7. EINHEIT: ÖFFENTLICHE UNTERNEHMEN IM UNIONSRECHT

Außenhandelstheorie und internationaler Wettbewerb

Danksagung...5. Abkürzungsverzeichnis Einleitung Integrierte Versorgung in Deutschland...27

Vertikale Beschränkungen aus ökonomischer Sicht:

Stoffgliederung 4.2 Markterschließungsstrategien mit

Lernfeld/Fach: AWL Allgemeine Wirtschaftslehre Thema: Angebot und Nachfrage, Preisbildung

Qualität Eine interdisziplinäre Aufgabe

Preisbildung im Monopol

Außenhandelstheorie und internationaler Wettbewerb

Markt oder Staat: Wann sollte der Staat eingreifen? Prof. Dr. Hanjo Allinger Technische Hochschule Deggendorf

Wie gut ist meine Geschäftsidee? Referentin: Silke Beaucamp, Diplom-Ökonomin

AVWL I, Wirtschaftspolitik, Markt und Wettbewerb, Block C: Wettbewerb, PT 2/ Aufgaben zu je 20 Punkten, Bearbeitungszeit insges. 60 Min.

Vorlesung VWL A bei Prof. Shaked: Übungen zum 3. und 4. Kapitel

Online-Plattformen im Wettbewerb

Wettbewerbszentrale. Rechtsanwältin Christiane Köber. Aktuelle wettbewerbsrechtliche Entscheidungen im Apothekenmarkt. BVDVA-Kongress. 1.

Theorie der Firma. Transaktionskosten, Eigentumsrechte und unvollständige Verträge. Intermediationstheorie und Unternehmen als Intermediäre

Gesundheitsbarometer. Ergebnisse der vierten Welle

LOKALE SUCHE Kunden in Ihrem Einrichtungsgebiet finden Ihr Unternehmen online auf moebel.de

Arzneimittelfälschungen Realitäten zwischen illegalen Machenschaften und hoch regulierter Vertriebskette

FRAGE 140. Unlauterer Wettbewerb - vergleichende Werbung

Umsetzung der neuen Vertikal-GVO in der Vertragspraxis

Bayes sches Updating (I)

Wer seinen Markt kennt, kann ihn erfolgreich bearbeiten. Mit der Marktpotenzialanalyse Chancen und Potenziale im Lokalmarkt erkennen und nutzen.


Versandhandel: Sparen an der Patientensicherheit?

Rat der Europäischen Union Brüssel, den 11. Dezember 2015 (OR. en)

Das Leit-Bild von der Lebenshilfe Solingen

Einfluss von Qualität und Kosten beim Kauf medizinischer Produkte Juli 2016

Eidgenössisches Finanzdepartement EFD Die Verhaltensregeln im neuen Finanzdienstleistungsgesetz

Vorlesung Wettbewerbsrecht Kartellrecht

Ein Model zur Bestimmung der Reife des Softwaremarktes

Mikroökonomie I Kapitel 3 Das Käuferverhalten WS 2004/2005

Multinationale Unternehmen. Einführung Ein paar Fakten Grundzüge eines Modells Empirische Schätzungen für die USA

Kartellrecht und Big Data eine Revolution?

Kapitel 4 Weitere Themen zur Branchen und Wettbewerbsanalyse Robert M. Grant der deutschen Übersetzung Wiley VCH, ISBN

Joachim Seufert. Prokurist und Senior Geschäftskundenberater. Commerzbank Heilbronn Kaiserstraße Heilbronn

Kooperationen von Handelsunternehmen

60 Minuten / verbrauchte Zeit min.

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Der Bioland Markt Möglichkeiten und Potenziale der Vermarktungswege. Bioland-Wintertagung Ost, Seddin, Dr. Jan Niessen, Bioland e.v.

Handelsmarketing und Vertrieb. Transferaufgaben. Copyright by carriere & more, private Akademie,

Nachfrage, Angebot, Gleichgewicht, Effizienz auf perfekt kompetitivem Markt Aber: Marktversagen (Part 3)

Transkript:

Übung zu Kapitel 5: Vertikale Verträge und Wettbewerbsbeschränkungen fi unvollkommene Information (im Gegensatz zum Idealmodell des Marktes mit vollkommener Information (Grenzfall)) Mangelnde Kenntnis über 1. Eigenschaften des Angebots: Qualität Lieferzuverlässigkeit Serviceleistungen (nach dem Kauf) Kompatibilität mit anderen Produkten Folgekosten

2 2. Präferenzbezug: Eigene Präferenzen Eignung des betr. Gutes zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse Wünsche der andern Nutzniesser (sofern von Interesse für den Käufer) 3. Konkurrenzangebote: andere Bezugsquellen Substitute Preise Eigenschaften

4. Veränderungen in der Zukunft: neue Substitute neue Komplementärgüter Entwicklungen der Preise (des betreffenden Gutes, der Substitutionsund Komplementärgüter) 3

Informationsaufwand des Herstellers: Werbung Verkäuferaktivitäten Marketing Aufbau einer Marke 4 Informations-/Suchaufwand des Käufers: Ermittlung der Preise verschiedener Anbieter jeweiligen Qualität (bei heterogenen Gütern) durch Ladenbesuch, Prospekte, Kataloge, Beratungsliteratur, Befragung von Bekannten u. a.

Rationalisierung der Informationsaktivitäten auf Verkäuferseite Käuferseite 5 fi Nutzung von Economies of Scale durch Spezialisierung: (Einzel-) Handel fi Herstellung der lokalen Verfügbarkeit der Produkte fi Vorselektion der Produkte Makler Qualitätsprüfung durch Dritte (Rating) fi Vertrauen fi Vertrauenstransfer ("Vertrauen als transitive Beziehung")

6 Transitivität von Vertrauen, Beispiel: Ein Patient hat Vertrauen in seinen Arzt (in medizinischen Fragen). Der Arzt hat Vertrauen in die Qualität des Medikaments eines bestimmten Pharma-Herstellers. Der Patient kauft das Medikament des Pharma-Herstellers, wenn der Arzt es verschreibt. Der Patient handelt so, als hätte er Vertrauen in den Hersteller des Medikaments. Das spezifische Vertrauen des Arztes in den Pharma-Hersteller überträgt sich also - aufgrund des spez. Vertrauens des Patienten in den Arzt - auf die Beziehung zwischen Patient und Hersteller.

7 Bedeutung der Transitivität Transaktionen finden vorwiegend zwischen Personen (bzw. Unternehmen) statt, zwischen denen Vertrauen existiert. Transitivität erlaubt ein Vertrauens- Netzwerk. Durch dieses Netzwerk steht jedes Wirtschaftssubjekt mit vielen anderen (im Grenzfall mit jedem anderen) in einer Vertrauensbeziehung. Dadurch wird der hohe Grad an Arbeits- und Wissensteilung einer modernen Gesellschaft zu tragbaren Transaktionskosten ermöglicht.

8 Vertikale Verträge fi Gestaltung der Hersteller-Händler- Beziehung fi Unternehmen als Vertragsgeflecht fi Integrationsgrad abhängig von den relativen Transaktionskosten (Sonder-) Formen: 1. Exklusivvertrag mit Gebietsschutz 2. Preisbindung der zweiten Hand

1. Exklusivvertrag mit Gebietsschutz gegen Erfüllen eines Absatzsolls 9 Regionales Monopol des Händlers (für Produkte des betreffenden Herstellers) verbunden mit dem Verbot, außerhalb der Region zu verkaufen Unterbindung des (entsprechenden) Wettbewerbs auf der Händlerebene Ermöglichung von Verkaufsanstrengungen des Händlers Regionale Preisdifferenzierung

10 Verbot des Re-Ex-/Imports innerhalb der EU fi (u. U.) Behinderung des innergemeinschaftlichen Handels Wettbewerbsrechtlich ist Abwägung zwischen Vorteilen (Beratung) und Nachteilen (Wettbewerbsbeschränkung) erforderlich Gesetzlich erlaubt, sofern nicht ungünstige Auswirkungen auf den Wettbewerb oder die Struktur des Handels zu erwarten sind

Graphik: Regionale Preisdifferenzierung 11 p A p B N A E A E B N B GK x A x A * 0 x B * x B

2. Preisbindung der zweiten Hand 12 Händler hat keinen Preissetzungsspielraum (für die Produkte des betr. Herstellers) Unterbindung des (entsprechenden) Preiswettbewerbs auf der Händlerebene Verbleibender Wettbewerbsparameter für den Händler ist Beratung (Verkaufsanstrengungen) fi Anreiz für Verkaufsanstrengungen des Händlers in Deutschland seit 1973 verboten (Ausnahme: Verlagsprodukte)

13 (Vertikale Verträge:) fi Unterbindung des Intra-Brand Competition fi Inter-Brand Competition bleibt (grundsätzlich) bestehen fi Ziel des Herstellers ist die Schaffung von Anreizen für den Händler, Verkaufsanstrengungen zu unternehmen fi Bei Gütern mit Beratungsbedarf: Lösung einer Gefangenen-Dilemma- Situation