Workshop:»Mach Dir keinen Stress«: Praxislösungen für gute Zusammenarbeit in der ambulanten Pflege

Ähnliche Dokumente
Ressourcen stärken in der ambulanten Pflege Ergebnisse des Projekts ZUKUNFT:PFLEGE Dr. Peter Bleses

Ressourcen stärken in der ambulanten Pflege Ergebnisse des Projekts ZUKUNFT:PFLEGE Dr. Peter Bleses

Forum III:»Arbeit durch soziale Innovationen zukunftsfa hig gestalten«

Peter Bleses / Wolfgang Ritter.»Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit in der ambulanten Pflege«Expertenworkshop, Bremen, 26.

Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der ambulanten Pflege: Das Projekt KOLEGE

Zukunft der Pflege im demografischen Wandel. Innovationsfähigkeit durch Organisationslernen und regionale Netzwerkbildung (ZUKUNFT:PFLEGE)

Digitalisierung in der ambulanten Pflege am Beispiel digitaler Tourenbegleiter

PRÄWIN. Prävention in Unternehmen der Wissensökonomie

Ressourcengespräch. Instrument 9. Bedeutung

der Kreisverwaltung Bad Kreuznach

Betriebliche Prävention in der digitalen Arbeitswelt

Deutsch-Französisches Forum Muskel-Skelett-Erkrankungen

Älter werden in der Krankenhauspflege

Gesunde Mitarbeiter/innen

Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit in der ambulanten Pflege

gesund pflegen Arbeitsprogramm Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Pflege Psychische Belastungen eine Herausforderung für Pflegeeinrichtungen

Gute Arbeit in der Pflege am Beispiel des Berliner Arbeitsmarktes

Methoden organisationaler Achtsamkeit Dialogräume und Kommunikationskreisläufe

Unternehmensleitbild und Führungsleitlinien

Demografischer Wandel im Betrieb Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten Dr. Urs Peter Ruf

Strategien einer demografieorientierten Personalpolitik in der Altenpflege

Perspektive Arbeit & Gesundheit

Gesundes Arbeiten in sozialen Berufen Erfahrungen, Impulse und Unterstützungsangebote der BKK Diakonie

VORSTELLUNG AUSGEWÄHLTER ERGEBNISSE DER MITARBEITER- BEFRAGUNG PFLEGE IM LANDKREIS NORDSACHSEN

Entlastung durch neue Formen der Arbeitsorganisation

Einführung: Zum Zusammenhang von Führung und Gesundheit

Herausforderungen begegnen Wege zum Umgang mit dem Demografischen Wandel im Gesundheitswesen

Leitbild. Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund. Grundsätze Leistungen Kompetenzen Organisation Personal Kooperation Führung

GOMEO Gesundheitsoffensive Mülheim Essen - Oberhausen

Personal Brose Gruppe / Mitarbeiter- Brose und Familienbetreuung. Manfred Systemlieferant der internationalen. Claudia Piekert

Konzept Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) an der Fachhochschule Dortmund vom

Betriebliches Gesundheitsmanagement in der DRV Mitteldeutschland

Betriebliches Gesundheitsmanagement. Praxisbeispiel der AWO Bremen AWO in Form Ein Kooperationsprojekt mit der AOK Bremen/Bremerhaven

Wege aus der Fehlzeitenfalle - Von den Gesund(et)en lernen. Torsten Bökenheide

W 5 Gesundheitsförderndes Führen

BESSER GEHT S MIT.BESTIMMT

USZ, Human Resources Management. Nutzung des Arbeitskräftepotenzials 50+ Handlungsfelder im Personalmanagement des USZ

Zusammenarbeit der INQA-TIK

Gesunde Mitarbeiter/innen

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz Definition & Umsetzung

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

gesund pflegen Arbeitsprogramm Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Pflege

Alternsmanagement für MA in Gesundheitseinrichtungen durch ARBEITSBEWÄLTIGUNGS-COACHING. Mag. Brigitta Geißler-Gruber

Kompetenz Gesundheit Arbeit (KoGA) Betriebliches Gesundheitsmanagement im Bundesdienst

Das Haus der Arbeitsfähigkeit beim BEM bauen

Psychische Belastungen und Beanspruchungen in Kindertageseinrichtungen und was man dagegen tun kann. Bad Münstereifel, Dr.

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen

Problemlösung im Team Motivierte und engagierte Mitarbeiter durch Beteiligung. Dr. Sabine Müller- Bagehl, Amt für Arbeitsschutz Hamburg

Betriebliche Gesundheitsförderung aus der Sicht einer Fachkraft für Arbeitssicherheit. Rolf Witte

Betriebliche Gesundheitsförderung

Ein Projekt des Betriebsrates VW Emden

UnternehmensCheck. Inhaltsverzeichnis

Politische Ausgangslage

Fehlzeitenmanagement Krankenstand, Burnout und innere Kündigung

Integration Suchtkranker in die Arbeitswelt (Neue) Herausforderungen für professionelles Handeln

Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)

Betriebliches Gesundheitsmanagement als Überlebenshilfe in Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe

Die Situation der Pflege in Brandenburg

Gute Arbeit Gute Pflege

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in der Parlamentsdirektion. Wien, 28. Jänner 2013 Mag. a Birgit Kriener

Gesundheit im Unternehmen. Veranstaltungsreihe der IHK Erfolgreich unternehmen

Alter(n)sgerechtes Arbeiten im Krankenhaus

Der Sicherheitsbeauftragte im Kontext neuer Präventionsthemen und -konzepte

Unternehmensführung zwischen Baby-Boomern und Generation Internet lebensphasenorientierte Arbeitsgestaltung in der Pflege

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen

(Junge) Mitarbeiter für den Pflegeberuf gewinnen und halten

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen Stand der Handlungsansätze

Checkliste Modul X. Erkenntnisse. Erstellt durch: Datum: Nein. Erstbeurteilung: Arbeitsinhalt Arbeitspensum. Tätigkeiten.

01./ , Erkner, Forum 10

Führungsleitsätze der Verwaltung der Fachhochschule Dortmund

QB 8 Qualitätswerkzeug KQB / Juli 2016 Vorbereitungsbogen für das Mitarbeiterentwicklungsgespräch

Leitfaden für das Mitarbeiterinnen- und Mitarbeitergespräch Spitex Burgdorf-Oberburg

Betriebliche Prävention aus Sicht eines Unfallversicherungsträgers

Gesunde Selbst-Führung als Burnout-Prävention

Workshop. Leistungsverdichtung und Stress in der Arbeitswelt

Stress am Arbeitsplatz und seine Folgen

ZEITDRUCK IN DER PFLEGE REDUZIEREN

Burnout aus der Perspektive von Pflegenden in der Psychiatrie

DGUV Vorschrift 2 & psychische Belastungen am in Köln. Psychische Belastungen im Betrieb: Was tun? Fachtagung

Szenario Gruppe III. Hypothesen zur Qualifizierung und Akademisierung der Pflege in der psychiatrischen Versorgung.

Sebastian Klinke Arbeitsbedingungen und berufliches Selbstverständnis von Pflegekräften im Krankenhaus

Klinikum Hildesheim GmbH Älter werden in der Pflege

Strategien für den Betrieb

Tagesordnung. 10:30 Kaffee und Tee. Prof. Dr. Eva Senghaas- Knobloch, Dr. Claudius Riegler (PT-DLR)

Personalmarketing Personal finden und binden, die Personal-Ressourcen der Zukunft in Unternehmen der Altenhilfe

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen Tag der offenen Tür Hamburg, 29. April 2016

Ansätze zur Prävention psychischer Erkrankungen im Betrieb

Hamburger Strategie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs

IG Metall Köln-Leverkusen. Präventionsmöglichkeiten bei psychischen. Belastungen. Forum 3. Köln : Gute Arbeit im Büro

Leitfaden jährliches Mitarbeitergespräch

NachhaltigeSchulentwicklung

Handlungshilfen für die Pflegepraxis

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege eine individuelle und betriebliche Herausforderung

und Leitbild und Grundsätze für zusammenarbeit und führung

Dienst- und Teambesprechungen

Personet Arbeitskreis Gesundheitsförderung

Ausgezeichnete Arbeitgeber. Das INQA-Audit Zukunftsfähige Unternehmenskultur

Endspurt so liefen die KoGA-Projekte zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Potsdamer Dialog 2012

Gesundes Führen im Demografischen Wandel

Transkript:

Workshop:»Mach Dir keinen Stress«: Praxislösungen für gute Zusammenarbeit in der ambulanten Pflege Dr. Peter Bleses / Kristin Jahns MPH 26./27. Juni 2014 Bremen, Bürgerhaus Weserterrassen

2 Inhalt 1. Ressourcen der Arbeit und Arbeitsorganisation in der ambulanten Pflege 2. Gestaltungsbedarfe in der Arbeitsorganisation 3. Handlungsfelder in den Unternehmen 4. Fazit

3 1. Zentrale Ressourcen in der ambulanten Pflege: Arbeit Selbstverantwortliche Arbeit vor Ort Handlungsspielräume Hohes direktes Anerkennungsniveau durch Patienten/innen Direkt erlebbare Sinnhaftigkeit der Arbeit: Patienten/innen in ihrem Zuhause pflegen Beständige Quelle von Selbstwirksamkeitserfahrungen Arbeit auf (meist) hohem Qualifikationsniveau

4 1. Zentrale Ressourcen in der ambulanten Pflege: Arbeitsorganisation Oft kleinere und mittlere Pflegedienste mit Nähe zwischen Führungs- und Pflegekräften Viele Pflegedienste besitzen eine hohe Qualitätsorientierung Pflegedienste wollen mehr in die Arbeitsorganisation investieren, um Personal zu gewinnen oder zu halten Entwicklung der stationären Pflege lässt Arbeit im ambulanten Bereich zum Teil positiver erscheinen Verbessertes Image der ambulanten Pflege Auf absehbare Zeit ein sicheres Arbeitsfeld!

5 2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege: Arbeit (I) Hohes psychisches und physisches Anforderungsniveau Alleinarbeit vor Ort Ständiges Unterwegssein: ca. 30 % der Arbeitszeit im Auto Hohe Kommunikationsanforderungen und -bedarfe o Unsicherheit bei Patienten/innen wegen Informationsdefiziten o Viel Schnittstellenkommunikation zwischen Pflegezentrale und Pflegekräften in knapper Zeit unter oft hektischen Bedingungen (z.b. persönliche Übergabe nach Frühdienst) o Wenig direkte Kommunikation zwischen den Pflegekräften

6 2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege: Arbeit (II) Beständige Kompetenzentwicklung nötig Schichtarbeit erzeugt Belastungen (insbesondere bei ungünstigen Schichtwechseln) Häufiges Einspringen (tatsächlich oder gefühlt) Abgrenzung zwischen Dienst- und Freizeit oft schwierig: Gefühl, selten tatsächlich frei zu haben Stark belastete Büro- und Führungskräfte in den Pflegezentralen: o Aufgabenvielfalt o Zeitmangel o Reservekräfte bei Ausfall von Pflegekräften

7 2. Gestaltungsbedarfe in der ambulanten Pflege: Arbeitsorganisation Komplexe Organisationsaufgaben mit Reibungsflächen : o Tourenplanung o Dienstplanung o Zwei- oder Drei-Schicht-Planung o Wochenenddienste o Not- und Bereitschaftsdienste o Reservedienste o Wunschdienstplanung o Vermittelte Übergaben: Schichten begegnen sich nicht o Dokumentation oft doppelt (bei Patienten und im Büro) o

8 3. Handlungsansätze in den Unternehmen»Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit«im Zentrum: Eigenschaft von Personen, dauerhaft und über sich wandelnde berufliche oder private Anforderungen hinweg in einem gewählten Berufs- oder Tätigkeitsfeld verbleiben zu können Faktoren: gesellschaftlich / strukturell / persönlich Ziel: Bedingungen schaffen, um gesund, zufrieden und kompetent arbeiten zu können Betriebliche Möglichkeiten: Arbeitsbedingungen, Arbeitsqualität, Arbeitsorganisation, Zusammenarbeit, Kommunikation, Beteiligung, Kompetenzen

9 3. Handlungsfelder in den Unternehmen»Organisation von Kommunikation«o Verlässlichkeit der Orte und Instrumente o Austausch»auf Augenhöhe«ermöglichen o Belastungsreduktion durch geregelte Kommunikation o Belastungen als Thema des Austauschs Belastungen ernst nehmen o Anerkennung in und durch Kommunikation o Unternehmen und Pflegekräfte: wechselseitige Bedarfsermittlung durch Kommunikation (z.b.: Qualifizierung, Arbeitszeiten) o Informationsfluss sichern

10 3. Handlungsfelder in den Unternehmen (Beispiele) Feedback Ausfallplanung tungen Steuerungskreis Dienstbesprechung Tourenplanung Übergaben Dienstplanung Kompetenzen Belas-

11 3. Handlungsfelder in den Unternehmen (Beispiele) Steuerungskreis im Zentrum: o Zentrales Gremium der arbeitsorganisatorischen Steuerung 1. erhebt Handlungsanforderungen, 5 1 2. diskutiert sie, 3. plant Maßnahmen 4 2 4. setzt sie um, 3 5. begleitet und evaluiert Maßnahmenumsetzung o Zentrales Mittel: Dialog

12 3. Handlungsfelder in den Unternehmen (Beispiele) Steuerungskreis im Zentrum (Forts.): o Beteiligung aller betrieblichen Gruppen: Geschäftsführung, Pflegedienstleitung, Bürokräfte, Pflegekräfte, evtl. Hauswirtschaftskräfte, Funktionsträger (z.b. Fachkraft für Arbeitssicherheit), betriebliche Interessenvertretung o Transparentes Gremium öffentliche Tagesordnung, öffentliche Protokolle

13 3. Handlungsfelder in den Unternehmen (Beispiele) Steuerungskreis im Zentrum (Forts.): o Bereitet Themen für andere Gremien vor (z.b. Teamund Dienstbesprechungen) o Kann die Steuerung der betrieblichen Gesundheitsförderung mit übernehmen o Gutes Gremium auch zur Belastungsanalyse o Achtsamkeitsradar im Unternehmen: Anforderungen schnell bemerken und reagieren

14 3. Handlungsfelder in den Unternehmen (Beispiele) Thema: Kommunikation Neugestaltung der Übergabe Input des Bremer Pflegedienst im Anschluss Thema: richtig frei haben / Belastungen reduzieren Neugestaltung der Ausfallplanung Input von vacances im Anschluss

15 3. Handlungsfelder in den Unternehmen (Beispiele) Dienstpläne wunsch- und beteiligungsorientiert gestalten: Zum Beispiel zeitlich flexible Dienste für Eltern Dienstbesprechungen gestalten: Zeitlich und inhaltlich strukturieren, im Dialog kommunizieren, beteiligungsorientiert vor- und nachbereiten Gemeinsame Tourenplanung und analyse: Beteiligungsorientiert und reflexiv Vertrauliche und systematische Belastungsanalyse: Laufende Erfassung von (noch nicht erfassten) Kompetenzanforderungen und Problemen auf den Touren Regelmäßiges Feedback: Mitarbeitergespräche und Feedback im Arbeitsprozess

16 4. Fazit Ambulante Pflege besitzt viele Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten Betriebliche Handlungsfelder, um Herausforderungen zu begegnen: o Kommunikation o Bedingungen der Arbeit und Zusammenarbeit o Beteiligung o Kooperation mit anderen Pflegediensten (siehe Netzwerk ZUKUNFT:PFLEGE) Pflegedienste können selbst viel erreichen, um nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern!

17 Kontakt Vielen Dank! Dr. Peter Bleses / Kristin Jahns MPH artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit Universität Bremen Enrique-Schmidt-Str. 7 (SFG), 28359 Bremen E-Mail: pbleses@uni-bremen.de / kjahns@uni-bremen.de Tel: 0421-218 618-43 / -16 www.zukunft-pflege.uni-bremen.de www.zukunft-pflege.uni-bremen.de/netzwerk www.pflegechancen.de