Patientensicherheit und Pflegepersonal in Krankenhäusern. Information für Patienten- und Personalvertretungen

Ähnliche Dokumente
Prof. Dr. Stefan Greß. Mehr und besser qualifiziertes Personal im Krankenhaus

Prof. Dr. Stefan Greß Prof. Dr. Klaus Stegmüller. Personalbemessung in der Pflege

Erkenntnisse zur Pflegepersonalausstattung in Deutschland wird das KHSG die Wende einleiten?

Pflegepersonaluntergrenzen. Die Sicht der Krankenkassen. Bundesverband Pflegemanagement Berlin, Dr. Wulf-Dietrich Leber GKV-Spitzenverband

Neue fallbezogene Zeitwerte

Tut Controlling der Pflege gut?

Themen. Warum? Warum der Aufstand? Aufstand gegen den Pflegenotstand,

1. Gesundheitsleistungen Akutbereich Langzeitbereich Extramuraler Bereich 18

Patientensicherheitsrelevante Indikatoren - Kosten-Nutzen-Aspekte eines optimierten Pflegepersonalschlüssels. Das Beispiel Intensiv-Pflege

Was Personalbemessung im Krankenhaus mit Antikapitalismus zu tun hat. Oder: Politische Aufgaben für die LINKE

Personalbedarfsplanung. Landeskrankenhauskonferenz, Stuttgart Th. Böhm

Personalbesetzungsstandards für den Pflegedienst der Krankenhäuser

Belegarzthonorar 2010

Entschließung des Bundesrates - Verbesserung der Situation der Pflege in den Krankenhäusern

Frühjahrstagung der BALK am in Heidelberg

Pflegekräfte mehr!

Adäquate Personalbemessung

Ambulant-stationäre Vernetzung eine Lösung des Dilemmas?

STRUKTUREN UND EINRICHTUNGEN IM GESUNDHEITSWESEN 6 ORGANISATION DER VERSORGUNGSBEREICHE DES GESUNDHEITSWESENS 9

Pflegekräfte mehr!

Warum Pflegekräfte mehr?

Spitex Statistik 2016

Spitex Statistik 2015

Pflege Pflege Down Under im DRG Rahmen

Tarifvertrag für Gesundheitsschutz und Demographie (TVG) an der Charité 2016

Zahlen, Daten, Fakten aus dem bayerischen Krankenhauswesen (teilweise um bundesweites Material erweitert) Stand: Juli 2015

Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus

Internationale Perspektive: Arbeitsbedingungen sind für die Pflegequalität zentral

Vorstellung Pflegebedarfsmodell Teil 1 Abbildung der Pflegeleistung in der Krankenhausfinanzierung

Fallkonferenzen Dekubitus

Arbeitsbedingungen, Sicherheitskultur und Patientensicherheit Erste Ergebnisse der WorkSafeMed-Studie

Personalausstattung von IMC

Psychiatrie im Bundesvergleich

1 5. S ü d d e u t s c h e r P f l e g e t a g, M ü n c h e n,

Datengestützte Optimierung LEP und epa-cc-daten zur Stationssteuerung nutzen

DRGs und demenzsensible Konzepte: Ein Widerspruch?

Psychiatrie im Bundesvergleich

Die Herausforderung der Zukunft

PKMS Pflege Kann Man Sehen

DRG und Pflege, eine Bilanz

Patientenbefragung - I. bis III. Quartal

Pflege-Thermometer 2009 Start der bundesweiten Befragung von Pflegekräften zur Situation der Pflege und Patientenversorgung im Krankenhaus

Augsburger Perspektiven 2013:

Gesetzliche Personalvorgaben im Krankenhaus: ausreichend oder zu kurz gedacht?

Praxisorientierte Personalbedarfsermittlung im Arztdienst

PFLEGE VOR DEM KOLLAPS NOTSTAND DER PFLEGE NOTSTAND DER PFLEGENDEN. Tatjana Fuchs * Soziologin * Gesellschaft für Gute Arbeit mbh * München

Anzahl Krankenhäuser 2011 nach Ländern*

Strategisches Personalkostenmanagement anhand der InEK

Die Notaufnahmen der Kliniken Südostbayern AG vor dem Hintergrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen Wie gelingt uns das?

o Co-Autor des Handbuchs Sachkosten im Krankenhaus Medizinischer

Referat: Finanzierung nach DRG; Einfluss auf die kardiovaskuläre und pulmonale Rehabilitation Valens

Forum 8: Aktuelle Entwicklungen Novellierung»Gesetz zur Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung«Ass.jur. Doreen Lindner Rat.

Der Deutsche Pflegerat.

Anzahl Krankenhäuser 2013 nach Ländern*

- Erfahrungen mit PKMS Eine Chance für die Pflege Erlöse zu erzielen? Pflegefachtagung Bremen Andrea Meiners (Diplom-Pflegepädagogin FH)

FAOPI RELOADED 2015 Berlin. OP Management Wer soll es machen? Jörn Puls, OP-Manager

1 Finanzierung der Gesundheitsleistung... 21

Situation und Zukunft der Pflege im Kontext der Ökonomisierung

Zielplanung Marienkrankenhaus 2005

Auswirkungen der DRG-Einführung auf den ambulanten und stationären Langzeitbereich

STELLUNGNAHME DES MENSCHENRECHTSBEIRATS AN DIE VOLKSANWALTSCHAFT

Psychiatrie im Bundesvergleich

Personalbedarfsermittlung auf Basis des MTS

Sehr geehrte Frau Stein, sehr geehrter Herr Prof. Schreyögg, liebe Gäste,

Krankenhausstatistik

Krankenhausstatistik

Zahlen, Daten, Fakten aus dem bayerischen Krankenhauswesen (teilweise um bundesweites Material erweitert)

Personalbedarfsermittlung auf Basis des MTS

Personalausstattung und Qualität der Krankenhausversorgung

Psychiatrie im Bundesvergleich

Schriftliche Kleine Anfrage

VOR- UND NACHTEILE EINER HOLDINGAREA AUS SICHT DER PFLEGE

Gefährliche Versorgungslücken nachts in Krankenhäusern

Lösungsperspektiven der Deutschen Krankenhausgesellschaft

Hygiene-Daten nutzen für Patientenfürsprecher. Düsseldorf 14. November Walter Popp

Faktenblatt. Thema: stationäre Versorgung. Anzahl der Krankenhäuser in Deutschland. *2012: Krankenhäuser mit Betten

Medizinisch notwendige Diäten (keine abgeleiteten Kostformen) werden bei dieser Berechnung mit dem Faktor 1,3 gewichtet.

Psychiatrie im Bundesvergleich

Arbeitsumgebung, Pflegepersonalausstattung, Zufriedenheit und Qualität der Versorgung: Ergebnisse des RN4Cast-Projektes zu Deutschland im Vergleich

Qualitätssicherung Dekubitusprophylaxe

Interprofessionelle digitale Entlassplanung im Krankenhaus: Vorhandenes Wissen situativ präsent machen. APS-Jahrestagung 2017

Petitum zur Volksinitiative gegen den Pflegenotstand für ein Hamburger Gesetz für mehr Personal und gute Versorgung im Krankenhaus

Neue Versorgungsstrukturen im bestehenden System: AVS-Ambulanz/Krisen-TK/Aufsuchende Hilfe

Bundestags- Drucksache 18/10938

Personal, Qualität, Finanzen

Können wir uns die Akademisierung der Pflege leisten?

Risikomanagement Dekubitus und Sturz

Health Care Management Entscheidungsunterstützung im Gesundheitswesen. Aktueller Status aus Sicht eines IT-Dienstleisters. Dr. Ralf Gieseke

Pflege führt. Wir schaffen die Voraussetzungen dafür. Peter Bechtel Vorstandsvorsitzender Bundesverband Pflegemanagement e. V.

Krankenhäuser nachts zum Teil gefährlich unterbesetzt

Identifikation von Zeitwerten für LEP-Pflegeinterventionen. Reto Bürgin, Dieter Baumberger,

Patientensicherheit. Anforderungen aus Sicht des G-BA, der GVG und der Versicherer

Arbeitszeitmodelle aus Skandinavien Teil II Stand der Bearbeitung

Prof. Dr. Stefan Greß Prof. Dr. Klaus Stegmüller. Gesetzliche Personalbemessung in der stationären Altenpflege

Universität Witten/Herdecke Fakultät für Gesundheit

Gute Arbeit im gestressten Krankenhaus

Fallpauschalen. Referat im Themenblock Aktuelles in der Geriatrie. Prof. Dr. Jürgen Wasem Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Personalermittlung im DRG-Zeitalter

Anzahl Krankenhäuser 2012 nach Ländern*

Transkript:

Patientensicherheit und Pflegepersonal in Krankenhäusern Information für Patienten- und Personalvertretungen

Wie gefährlich sind Krankenhäuser für Patienten? Ca. 0,1 % der Krankenhauspatienten sterben durch vermeidbare Fehler. Absolut: ca. 18.000 19.000 Menschen pro Jahr (Verkehrstote: Unter 4.000 pro Jahr) Vermeidbare unerwünschte Ereignisse mit Schädigung: ca. 5% Stephanie Hofschläger / pixelio.de

Auswirkungen der Pflegepersonalausstattung Je mehr und je besser ausgebildete Pflegekräfte es gibt, desto geringer ist das Risiko 1 : Einen Harnwegsinfekt zu erleiden Eine Lungenentzündung zu bekommen Sich wund zu liegen Zu stürzen Innerhalb von 30 Tagen nach Krankenhausaufnahme zu sterben 1 Ruskowsi, S. 9 ff

Pflegekräfte zu Patienten 2 In Norwegen kommen im Durchschnitt 5,4 Patienten auf 1 Pflegekraft In Deutschland sind es 13 Patienten auf 1 Pflegekraft Patienten pro Pflegekraft 14 12 10 0 2 RN4Cast-Studie, zitiert nachruskowski, S. 1, 7 8 6 4 2 Norwegen Deutschland

In Deutschen Krankenhäusern 3 19,5 Fälle (Mio.) 19 18,5 18 17,5 17 16,5 Fälle (Mio.) 16 15,5 15 14,5 14 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 3 Quelle für alle Statistiken: destatis

In Deutschen Krankenhäusern 14,0 Verweildauer (Tage) 12,0 10,0 8,0 6,0 Verweildauer (Tage) 4,0 2,0 0,0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

In Deutschen Krankenhäusern 400.000 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 VK Ärzte VK Pflege 100.000 50.000 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

In Deutschen Krankenhäusern 70,00 Fälle pro Pflegekraft 60,00 50,00 40,00 30,00 Fälle pro Pflegekraft 20,00 10,00 0,00 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

In Deutschen Krankenhäusern 165,00 Fälle pro Arzt/Ärztin 160,00 155,00 150,00 145,00 140,00 Fälle pro Arzt/Ärztin 135,00 130,00 125,00 120,00 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Ermittlung des Personalbedarfs Anhaltszahlen Anhaltszahlen korrigiert mit dem CMI Pflegepersonalregelung von 1992 (und verwandte Systeme)

Personalbedarf: Ermittlung durch Anhaltszahlen Praxis von 1951 bis 1992 in Deutschland Heute in Kalifornien und im Australischen Bundesstaat Victoria (1:5 in Kalifornien auf inneren und chirurgischen Stationen, 1:2 auf Intensivstationen, 1:4 in Victoria auf inneren und chirurgischen Stationen) Festlegung einer Relation von x Pflegekräften (VK) zu y Betten Vorteil: Das einfachste Vorgehen Nachteil: Keine Berücksichtigung des unterschiedlichen Pflegeaufwands

Personalbedarf Korrektur der Anhaltszahlen mit dem CMI Der Case-Mix Index (CMI) ist der Durchschnitt der relativen Fallgewichte der DRGs eines Krankenhauses, einer Abteilung, Er ist ein Maß für den Aufwand, der für die Patienten erforderlich ist. Der Personalkostenanteil der DRGs liegt zwischen 65% und 75%. Der CMI ist ein ungefähres Maß für die Unterschiede im Personalaufwand.

Personalbedarf Korrektur der Anhaltszahlen mit dem CMI Kennzahl: Vollzeitkräfte in Relation zu CMI x Fallzahl Vorteil: Einfach zu erheben (Die Zahlen liegen vor) Nachteil: Ein Vergleich möglich, kein Maß für notwendige Personalausstattung

Prinzip: Personalbedarf: Pflegepersonalregelung von 1992 Vollzeitstellen = Pflegeminuten Arbeitszeit (ebenso LEP u.a.)

Personalbedarf: Pflegepersonalregelung von 1992 Betrachtung über einen bestimmten Zeitraum (Quartal, Jahr ) Bei der Berechnung der Arbeitszeit: Abwesenheiten müssen richtig einkalkuliert werden (z.b.: auch Bildungsurlaub)

Personalbedarf: Pflegepersonalregelung von 1992 Ermittlung der Pflegeminuten: Spezielle Pflege Allgemeine Pflege A1 - Grundleistungen A2 Erweiterte Leistungen A3 Besondere Leistungen S1 Grundleistungen A1 / S1 A2 / S1 A3 / S1 S2 Erweiterte Leistungen A1 / S2 A2 / S2 A3 / S2 S3 Besondere Leistungen A1 / S3 A2 / S3 A3 / S3 Quelle: PPR, 4

Personalbedarf: Pflegepersonalregelung von 1992 A1 / S1 A1 / S2 A1 / S3 A2 / S1 A2 / S2 A2 / S3 A3 / S1 A3 / S2 A3 / S3 Patientengruppe Minutenwert 52 62 88 98 108 134 179 169 215 Dazu kommen: 30 Min. je Patient und Tag ( 6, Abs.1 PPR - Pflegegrundwert) 70 Min. je Patient einmal pro Aufnahme ( 6 Abs. 3 PPR Fallwert) Nicht berechnet darin: Nachtwachen, Leitungskräfte, Intensivstationen ( 6 Abs. 2 PPR)

Personalbedarf: Pflegepersonalregelung von 1992 Kritik an der PPR: Angeblich aufwändig Angeblich ungenau Angeblich nur rückblickend Aus gewerkschaftlicher Sicht: Beim Dienstplanschreiben ergeben sich krumme Schichtbesetzungen => Es kommt zu Unterbesetzungen.

Patientensicherheit und Pflegepersonal in Krankenhäusern Fragen zur Diskussion: Welches Personalbemessungssystem? Politische oder tarifliche Regelung? Durchsetzung?